Pluto hat geschrieben:Damit sagst du, es gibt mehr als eine Wahrheit?
Darf ich mich hier einmischen?
Was ist wahr? Hängt dies nicht auch von unserem persönlichen Standpunkt ab? Denke an die SRT? Was ist gleichzeitig?
Damit will ich nicht sagen, dass alle wahren Aussagen von der Perspektive abhängen, aber ich behaupte, dass dies auf viele "Wahrheiten" zutrifft.
Beim Lesen dieser sehr kontroversen Diskussion, die mir über weite Strecken unnötig aufgeheißt erschien, hatte ich mich gefragt, warum es eigentlich so schwer ist, Weltanschauung von Wissenschaft zu trennen. Dieser Wunsch, es strickt methodisch auseinanderzuhalten, geht von der These aus, dass hier zwei verschieden Dinge auf unzulässige Weise miteinander vermengt würden. Ist dies so korrekt?
Ich meine, die Geschichte spricht eher dafür, dass Wissenschaft und Weltanschauung miteinander verschränkt sind, womit ich allerdings
keinesfalls den Gedanken vermitteln will, dass sie identisch seien.
Wenn wir über
"Zufall und Notwendigkeit" (Jacques Monod) sprechen und Ockhams "Öknomomieprinzip" anwenden, so kann der
methodische Atheismus verbunden mit dem
Naturalismus schnell zum strickten Atheismus führen und ein Widersprechen dieser Weltanschauung als Einmischung in die Naturwissenschaft rezipiert werden.
Ich behaupte: Dem wissenschaftlichen Arbeiten liegen weltanschaulich-philosophische Grundannahmen zugrunde, wie der Glaube an die Harmonie in der Natur, die [zwingende] Voraussetzung von
Logik und [wie mir scheint] sehr häufig die naturalistische Weltanschauung.
Prof. Walter Thirring, einer der meiner Meinung nach bedeutensten theoretischen Physiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, war auf höchst undogmatische weise gläubiger Christ und Naturwissenschaftler. Er sah offenbar kein Widerspruch, keinen Konflikt darin, an einen Schöpfergott zu glauben und gleichzeitig wissenschaftlich zu arbeiten. Wenn Du magst, schaue doch bitte seine
Bemerkungen zu
The God Delusion von R. Dawkins an.
Ich möchte mal aus dem dem ersten Teil des Buches "Baupläne der Schöpfung" ( zitieren:
Zitat von Prof. Walter Thirring:
Nun ist der Kosmos 10^60 Planckzeiten alt - eine Zahl, die sich unserer Vorstellung entzieht. Etwas zu schaffen, dass nach 10^60 natürlichen Zeiteinheiten noch funktionieren soll, ist unvorstellbar. Die Kürze der Planckzeit gibt an, wie schnell beim Urknall die Weichen für die kosmische Evolution gestellt werden.
Wenn die Naturkonstanten extrem fein abgestimmt erscheinen, warum sollte ich dann nicht glauben dürfen, dass sie es sind? Wenn es watschelt, quack und aussieht wie eine Ente, dann glaube ich auch, eine Ente zu sehen und zu hören.
Zitat von Walter Thirring:
"Die Gesetze, die uns die Physik lehrt, sind so wunderbar zusammengefügt, dass wir manchmal wähnen, sie seien der Saum eines Kleides, dahinter stehe eine allmächtige Intelligenz."
Zitatquelle
Abschließend
kannst Du Thirring selbst dazu sehen und hören (auch wenn ich es schon mal verlinkt hatte):
Zitat von
Prof. Walter Thirring:
Das vieles so intelligent zusammenpasst, dass man annehmen muss, da muss irgendeine Intelligenz dahinter sein. Das ist natürlich nicht ein Gottesbeweis, aber ist sozusagen der gesunde Menschenverstand. ...
Seine weiteren Ausführungen zu Zufall und Intelligenz sind meiner Meinung nach sehr hörenswert.
