Die RKK und die Evolutionstheorie

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Pluto
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#81 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Pluto » Mo 7. Sep 2015, 23:01

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Wissenschaft hat meines Wissens noch NIE beansprucht, "die Frage nach dem ZIEL unseres Daseins zu beantworten."
Eben - und deshalb muss man Wissenschaft und geistige Fragestellungen trennen.
Erkläre doch bitte, wie es auf eine solche Frage mehr als eine richtige Antwort geben.

closs hat geschrieben:Das ändert nichts daran, dass man bei geistigen Fragestellungen wissenschaftlich-methodisch arbeiten kann, wenn dadurch nötige Grundlagenarbeit erfüllt werden kann.
Welche Grundlagen müssen bei bei einer geistigen Fragestellung erfüllt sein?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#82 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von closs » Mo 7. Sep 2015, 23:45

Pluto hat geschrieben:Erkläre doch bitte, wie es auf eine solche Frage mehr als eine richtige Antwort geben.
Wissenschaftlich gibt es meines Wissens nur eine, nämlich Deine Antwort. Diese Antwort bezieht sich auf das Dasein.

Geistige Frage schließen jedoch gelegentlich etwas ("Gott") ein, aus dem das Dasein ist (das ist spirituell kultur-übergreifend begründbar, aber nicht beweisbar) . - Insofern kann das Dasein mit seinen eigenen Gesetzen (bspw. ET) auf einer ganz anderen Ebene ganz anders beurteilt werden.

Deshalb sagt SChönborn ja auch so etwas Ähnliches wie "hinter" oder "über" den Gesetzen der ET kann es einen Plan geben, die die ET nicht ergründen KANN, weil sie nicht "hinter" oder "über" sich gucken kann. - Das heisst aber auch, dass die ET unter Daseins-Gesichtspunkten wissenschaftlich unangefochten ist - und das fechtet auch Schönborn nicht an.

Pluto hat geschrieben:Welche Grundlagen müssen bei bei einer geistigen Fragestellung erfüllt sein?
Grundlagen, die bspw. die HKM liefern kann - das ist durchaus eine ganz Menge. - Wenn die Frage lautet "Was ist der Mensch?", schaut man schon mal rüber, was die Neurowissenschaften dazu zu sagen haben - und bei unserem ewig-langen Parusie-Thema sagt Ratzinger ja auch, dass die HKM eine unverzichtbare Grundlage geistiger Interpretation ist.

Pluto
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#83 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Pluto » Di 8. Sep 2015, 00:15

closs hat geschrieben:Geistige Frage schließen jedoch gelegentlich etwas ("Gott") ein, aus dem das Dasein ist (das ist spirituell kultur-übergreifend begründbar, aber nicht beweisbar) . - Insofern kann das Dasein mit seinen eigenen Gesetzen (bspw. ET) auf einer ganz anderen Ebene ganz anders beurteilt werden.
Damit sagst du, es gibt mehr als eine Wahrheit?
Woher wollen wir das wissen?

closs hat geschrieben:Deshalb sagt SChönborn ja auch so etwas Ähnliches wie "hinter" oder "über" den Gesetzen der ET kann es einen Plan geben, die die ET nicht ergründen KANN, weil sie nicht "hinter" oder "über" sich gucken kann.
Wenn er das sagen würde, hätte ich kein Problem mit seiner Aussage.

Aber er sagte genau das Gegenteil aus. Er sagte, einen Plan zu negieren, sei ideologisch.
Da muss er sich die Frage gefallen lassen: Welchen Plan?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#84 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von closs » Di 8. Sep 2015, 00:33

Pluto hat geschrieben:Damit sagst du, es gibt mehr als eine Wahrheit?
Andersrum: Es gibt aus Sicht menschlicher Wahrnehmung lediglich System-Wahrheiten. - Aus Sicht des Seins gibt es nach meiner Überzeugung sehr wohl EINE Wahrheit, aber sie spiegelt sich in verschiedenen Systemen unterschiedlich ab.

Konkret hieße dies:
Auf wissenschaftlicher Ebene ist die ET (mit großer Wahrscheinlichkeit) wahr. - Auf geistiger Ebene ist die Frage nach der Herkunft des Menschen nicht über ET beantwortbar - da ist etwas anderes wahr.

Pluto hat geschrieben:Woher wollen wir das wissen?
Der Mensch weiß als Wahrnehmender NIE absolut.

Pluto hat geschrieben: Er sagte, einen Plan zu negieren, sei ideologisch.
Das verstehe ich schon. - Wenn die Wissenschaft in der ET (zu Recht!) keinen Plan sieht, hat sie nicht das Recht, über dieses wissenschaftliche Wahrnehmungs-System hinaus einen Plan zu negieren - INNERHALB dieses Systems geht das selbstverständlich schon - da hat keiner was dagegen.

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#85 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Halman » Di 8. Sep 2015, 01:31

Pluto hat geschrieben:Damit sagst du, es gibt mehr als eine Wahrheit?
Darf ich mich hier einmischen?

Was ist wahr? Hängt dies nicht auch von unserem persönlichen Standpunkt ab? Denke an die SRT? Was ist gleichzeitig?

Damit will ich nicht sagen, dass alle wahren Aussagen von der Perspektive abhängen, aber ich behaupte, dass dies auf viele "Wahrheiten" zutrifft.


Beim Lesen dieser sehr kontroversen Diskussion, die mir über weite Strecken unnötig aufgeheißt erschien, hatte ich mich gefragt, warum es eigentlich so schwer ist, Weltanschauung von Wissenschaft zu trennen. Dieser Wunsch, es strickt methodisch auseinanderzuhalten, geht von der These aus, dass hier zwei verschieden Dinge auf unzulässige Weise miteinander vermengt würden. Ist dies so korrekt?
Ich meine, die Geschichte spricht eher dafür, dass Wissenschaft und Weltanschauung miteinander verschränkt sind, womit ich allerdings keinesfalls den Gedanken vermitteln will, dass sie identisch seien.
Wenn wir über "Zufall und Notwendigkeit" (Jacques Monod) sprechen und Ockhams "Öknomomieprinzip" anwenden, so kann der methodische Atheismus verbunden mit dem Naturalismus schnell zum strickten Atheismus führen und ein Widersprechen dieser Weltanschauung als Einmischung in die Naturwissenschaft rezipiert werden.
Ich behaupte: Dem wissenschaftlichen Arbeiten liegen weltanschaulich-philosophische Grundannahmen zugrunde, wie der Glaube an die Harmonie in der Natur, die [zwingende] Voraussetzung von Logik und [wie mir scheint] sehr häufig die naturalistische Weltanschauung.
Prof. Walter Thirring, einer der meiner Meinung nach bedeutensten theoretischen Physiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, war auf höchst undogmatische weise gläubiger Christ und Naturwissenschaftler. Er sah offenbar kein Widerspruch, keinen Konflikt darin, an einen Schöpfergott zu glauben und gleichzeitig wissenschaftlich zu arbeiten. Wenn Du magst, schaue doch bitte seine Bemerkungen zu The God Delusion von R. Dawkins an.
Ich möchte mal aus dem dem ersten Teil des Buches "Baupläne der Schöpfung" ( zitieren:
Zitat von Prof. Walter Thirring:
Nun ist der Kosmos 10^60 Planckzeiten alt - eine Zahl, die sich unserer Vorstellung entzieht. Etwas zu schaffen, dass nach 10^60 natürlichen Zeiteinheiten noch funktionieren soll, ist unvorstellbar. Die Kürze der Planckzeit gibt an, wie schnell beim Urknall die Weichen für die kosmische Evolution gestellt werden.
Wenn die Naturkonstanten extrem fein abgestimmt erscheinen, warum sollte ich dann nicht glauben dürfen, dass sie es sind? Wenn es watschelt, quack und aussieht wie eine Ente, dann glaube ich auch, eine Ente zu sehen und zu hören.
Zitat von Walter Thirring:
"Die Gesetze, die uns die Physik lehrt, sind so wunderbar zusammengefügt, dass wir manchmal wähnen, sie seien der Saum eines Kleides, dahinter stehe eine allmächtige Intelligenz."
Zitatquelle

Abschließend kannst Du Thirring selbst dazu sehen und hören (auch wenn ich es schon mal verlinkt hatte):
Zitat von Prof. Walter Thirring:
Das vieles so intelligent zusammenpasst, dass man annehmen muss, da muss irgendeine Intelligenz dahinter sein. Das ist natürlich nicht ein Gottesbeweis, aber ist sozusagen der gesunde Menschenverstand. ...
Seine weiteren Ausführungen zu Zufall und Intelligenz sind meiner Meinung nach sehr hörenswert. :)
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#86 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Münek » Di 8. Sep 2015, 03:17

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Wissenschaft hat meines Wissens noch NIE beansprucht, "die Frage nach dem ZIEL unseres Daseins zu beantworten."
Eben - und deshalb muss man Wissenschaft und geistige Fragestellungen trennen.

Was heißt denn hier "eben".

Die Wissenschaft tut dies nicht. Hat sie nie getan. Wird sie nicht tun. Punkt! Weshalb dann der Erzbischof trotzdem meint,
"prophylaktisch-warnend" den Zeigefinger erheben zu müssen, erschließt sich mir nicht.

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#87 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Münek » Di 8. Sep 2015, 03:45

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Wissenschaft hat meines Wissens noch NIE beansprucht, "die Frage nach dem ZIEL unseres Daseins zu beantworten."
Eben - und deshalb muss man Wissenschaft und geistige Fragestellungen trennen.

Gerade das will RATZINGER ja NICHT...

Er versucht, GLAUBENSprämissen durch die Hintertür in das ehrenwerte Haus der wissenschaftlichen Exegese
"hineinzuschmuggeln" und dort zu etablieren. Leicht durchschaubar, deshalb an den wissenschaftlich forschen-
den Fakultäten nicht durchsetzbar. Dabei nimmt er Anleihen aus der "kanonischen Exegese", die in den 80er
Jahren in den USA speziell GEGEN (!) die historisch-kritische Exegese entwickelt worden ist.

Klingelt es da nichts in Deinen Ohren? 8-)

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#88 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Münek » Di 8. Sep 2015, 04:03

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Er sagte, einen Plan zu negieren, sei ideologisch.
Das verstehe ich schon. - Wenn die Wissenschaft in der ET (zu Recht!) keinen Plan sieht, hat sie nicht das Recht, über dieses wissenschaftliche Wahrnehmungs-System hinaus einen Plan zu negieren - INNERHALB dieses Systems geht das selbstverständlich schon - da hat keiner was dagegen.

Die Wissenschaft negiert NICHT einen "Plan" über ihr wissenschaftliches Wahrnehmungssystem hinaus.

Sie trifft zu religiösen Gottes-Vorstellungen jedweder Art überhaupt keine Aussagen. Das gilt auch für angebliche "GOTTESPLÄNE".

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#89 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Münek » Di 8. Sep 2015, 04:18

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Erkläre doch bitte, wie es auf eine solche Frage mehr als eine richtige Antwort geben.
Wissenschaftlich gibt es meines Wissens nur eine, nämlich Deine Antwort. Diese Antwort bezieht sich auf das Dasein.

Geistige Frage schließen jedoch gelegentlich etwas ("Gott") ein, aus dem das Dasein ist (das ist spirituell kultur-übergreifend begründbar, aber nicht beweisbar) .

Bei dem Wort "begründbar" zucke ich zusammen. Zutreffender wäre "vorstellbar". Womit wir im Reich der Illusionen gelandet wären.

Dem Einwand: "Aber ES könnte doch sein", würde ich begegnen: ALLES könnte sein - sogar das Gegenteil. ;)

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Savonlinna
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#90 Re: Die RKK und die Evolutionstheorie

Beitrag von Savonlinna » Di 8. Sep 2015, 05:53

closs hat geschrieben:In diesem Link steht von Schönborn:
"Die Evolutionsforschung könne nur fragen, wie die Formen des Lebens sich entwickelt haben. Beanspruche die Naturwissenschaft, die Frage nach dem Ziel unseres Daseins zu beantworten, "verlässt sie den Boden ihrer Wissenschaftlichkeit und wird zur Weltanschauung". Hier sauber zu unterschieden, erscheine ihm für die Zukunft wichtig".

Genau so habe ich es von Anfang an verstanden - und genau darum geht es: Die Trennung von Wissenschaft und Weltanschauung. - Und dass Weltanschauungen heute häufig als Ergebnis von Wissenschaft auftauchen, sollte ja nicht entgangen sein. Aber Wissenschaft und Weltanschauung sind und bleiben unterschiedliche Kategorien.
So, wie es hier formuliert ist, unterschreibe ich es vollkommen.
Das ist offenbar sogar momentan eine der wichtigsten Aufgaben: Wissenschaft vom Missbrauch durch Weltanschauung freizuhalten bzw, aufzudecken, wo jemand Wissenschaft benutzt, um Menschen nach seinem Bedürfnis zu lenken.

Bzw. überhaupt erst mal das Bewusstsein dafür zu wecken, dass man da etwas unterscheiden müsse.
Offenbar ist die letzte Beeinflussung größeren Stils - bei der Vermischung von Wissenschaft und Weltanschauung bzw. Ideologie - schon wieder vergessen.

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