Parusieverzögerung III

Themen des Neuen Testaments
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sven23
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#1721 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 6. Sep 2015, 06:54

Andreas hat geschrieben: Das Thema von Kubitzas Dissertation hat mit dem "historischen Jesus" allerdings wenig zu tun:
Geschichte der Evangelischen Studentengemeinde Marburg (Dissertation 1992) :lol:
Das hat doch niemand behauptet. Trotzdem kann er doch einen Überblick über die neutestamentliche Forschung und die Leben Jesu Forschung geben, wo soll da das Problem liegen?
Kubitza soll außerdem mal in der Grundschule seinen Turnbeutel vergessen haben. Tut das der Sache einen Abbruch? :lol:
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sven23
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#1722 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 6. Sep 2015, 07:17

Halman hat geschrieben: Nun, ich ziehe unabhängige Experten vor. Kann ein MItglied der gbs wirklich als unabhängig gelten?
Die Fundamentaltheologen der RKK erfüllen natürlich den Wunsch nach Unabhängikeit. :roll:
Von wem soll die gbs denn abhängig sein?
Nach eigenem Bekunden versteht sich die gbs nicht als atheistisch, sondern als naturalistisch, nicht religionsfeindlich, sondern religionskritisch.
http://www.giordano-bruno-stiftung.de/l ... -antworten

Halman hat geschrieben: Die Webside bibelwissenschaft.de halte ich für seriös.
Ich auch. Sie hat auch einen Beitrag zur Naherwartung:
"Die synoptische Tradition ist sich darin einig, dass im Zentrum der Verkündigung Jesu die "Königsherrschaft Gottes" (βασιλεὶα τοῦ θεοῦ/ basileia tou theou) stand (vgl. auch Joh 3,3.5). Er knüpfte dabei an die in der frühjüdischen Tradition verbreitete Vorstellung an, dass Gott gegenwärtig verborgen als König über die Welt herrscht und diese Herrschaft dereinst am Ende der Zeit offenbar werden wird. Im Gegensatz zur Tradition sah Jesus aber bereits seine Gegenwart durch die in seiner Wirksamkeit hereinbrechende Gottesherrschaft geprägt (Lk 11,20; vgl. 10,18). Die entscheidende Heilswende vollzieht sich bereits. Die endgültige Vollendung der Königsherrschaft Gottes steht mit Gewissheit unmittelbar bevor (vgl. Mk 1,15f.; Mt 5,3f.par)."
Quelle
Zuletzt geändert von sven23 am So 6. Sep 2015, 07:57, insgesamt 1-mal geändert.
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sven23
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#1723 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 6. Sep 2015, 07:30

closs hat geschrieben: Die kanonische Theologie weiss ganz genau, dass sie eine wissenschaftliche und eine weltanschauliche/glaubensmäßige Dimension hat - man kennt also den Unterschied von und Übergang zwischen Wissenschaft und Glauben. - Bei der historisch-kritischen Theologie in der hier dargebotenen Gestalt (!) dagegen werden Wissenschaft und Weltanschauung übel vermischt. - Das halte ich für gefährlich, weil dadurch klammheimlich das an Ideologie und Dogmatik einbricht, was man bei der anderen Seite geißelt (die aber um ihre Dogmatik WEISS!!).
Ist es nicht genau umgekehrt?
Die Fundamentaltheologie "setzt" (hier trifft der closssche Begriff mal wirklich zu ;) ), daß Jesus der Sohn Gottes ist. Da der Sohn Gottes sich nicht irren kann, kann er auch keine Naherwartung gehabt haben, weil diese nicht eintrat. Damit verbaut man sich natürlich alle anderen Möglichkeiten, was die Ergebnisoffenheit betrifft im Gegensatz zur historisch-kritischen Forschung, die offen an diese Frage herangeht.
N. Rodenbach bringt es auf den Punkt:
"Bei Gerhard Lohfink beginnt diese Unredlichkeit wissenschaftlichen Denkens mit dem Satz: "Eine rein historisch orientierte Exegese stößt hier hart und schmerzlich an ihre Grenzen"(35), und frei nach dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, wird die Exegese mit Glaubensverkündigung befrachtet, obwohl die Erklärung, Jesus habe sich geirrt, einleuchtender und naheliegender ist. Exegese ist immer historisch orientiert und der Versuch, sie durch das einschränkende Wörtchen "rein" als beschränkt zu diskreditieren, erweist sich als apologetische Finte, da Gerhard Lohfink nicht möchte, dass man Jesus nachsagen kann, er habe sich geirrt, denn irren gilt nun einmal als sehr menschlich – und da sei Gott vor."
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#1724 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 6. Sep 2015, 07:33

Andreas hat geschrieben: Ich habe tatsächlich viel von euch gelernt, was man daran erkennen kann, dass ich heute anders schreibe als am Anfang dieses Forums - und mein Glaube hat sich enorm gefestigt, weil ich dank eurer Kritik vieles tiefer durchdacht und mich auch von manch fehlerhaften Ansichten getrennt habe. Ich habe mir anscheinend "abweichenden Lehrmeinungen" gegenüber doch noch eine gewisse Offenheit bewahrt.
Na siehste, da soll noch einer sagen, Ungläubige seien zu nichts nütze. :lol:
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#1725 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 6. Sep 2015, 07:38

closs hat geschrieben: Das heisst: In gewisser Weise sind manche Jesus-Jünger in derselben Position wie die Aufklärungs-Jünger: Man möchte den anderen aus seiner Rückständigkeit in die neue Zeit mitnehmen - beide Seiten meinen, weit voraus zu sein. - Ist das nicht eine interessante Konstellation?
In gewisser Weise stimme ich dir zu, die Probleme mit Jesu Naherwartung sind heute wie damals die gleichen. Schon damals mußten sich die "Theologen" gegen kritische Fragen wehren und erfanden die Parusieverzögerung.

So schreibt N. Rodenbach:
"Die Geschichte dieser Anpassungen in bezug auf die Vorstellung, dass Gott noch zu Lebzeiten der Zeitgenossen Jesu etwas Dramatisches vollbringen werde, lässt sich unschwer rekonstruieren"(34), schreibt der englische Theologe Sanders – aber viele Theologen haben eben ihre Probleme damit, verständlicherweise. So ist es nicht verblüffend, dass die ersten christlichen Theologen mit ähnlichen Problemen kämpften wie die modernen heutigen und es auf ähnliche Weise bewältigen: durch Apologetik."
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#1726 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 6. Sep 2015, 07:43

Novalis hat geschrieben: Wer hat von Krieg gesprochen?
Nun, wer ein Kriegshandwerk erlernt, der wird das Erlernte auch irgendwann anwenden wollen oder müssen.

Novalis hat geschrieben: Auch jemand der vollkommen gewaltlos lebt, kann ein wahrer Krieger sein. Kampfkunst/sport lernt man ja auch nicht, um andere zu killen :D
Da verwechselst du Krieg mit Kampfsport.

Novalis hat geschrieben: Welches Vorgehen würdest Du bei IS-Idioten empfehlen, die Unschuldigen die Kehle durchschneiden (und nicht mal vor Kindern halt machen) und ganze Kulturdenkmäler in die Luft jagen?
Leider hilft da auch nur Gewalt. Mit christlicher Feindesliebe wird man da wenig ausrichten können.
Aber man sollte nicht dem Irrtum erliegen, daß man so eine Aufgabe sauber und edel durchführen kann. Und schon gar nicht ohne die berühmten Kollateralschäden.
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#1727 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 6. Sep 2015, 07:48

Novalis hat geschrieben: Nun fasse ich mal deine Sichtweise zusammen: Alle Christen sind 1) abergläubisch und 2) Vollidioten. Wieder was gelernt. :D
Nun übertreibst du wieder.
Kubitza wäre nicht der erste Theologe, der über ein Studium der Theologie seinen Glauben verloren hat. Wie er selbst sagt, ist es schwer bis unmöglich, wieder zur Tagesordnung über zu gehen, wenn man mal einen Blick hinter die Kulissen geworfen hat.
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#1728 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 6. Sep 2015, 08:04

Halman hat geschrieben: Ich bin der Meinung, wenn ich einem Teil oder gar dem Mainstream der Fachwelt widerspreche, dann sollte ich so redlich sein und den Mut aufbringen, dies auch zuzugeben. Dass meine religiösen Ansichten heute nicht unbedingt von der HKM getragen werden, ist mir sehr wohl bewusst. - Aber so ganz ohne Kenntnis vertrete ich meine Auffassungen eigentlich nicht, oder?
Genau das verstehe ich unter intellektueller Redlichkeit. :thumbup:
Wenn man den Glauben als solchen benennt ist das völlig in Ordnung. Man kann sich dann aber nicht das Label "wissenschaftlich nach historisch kritischer Methode" aufkleben, wenn man gleichzeitig die durch die HKM gewonnenen Erkenntnisse durch Glaubensdogmen wieder egalisiert.
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#1729 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 6. Sep 2015, 08:14

Savonlinna hat geschrieben: Halman hingegen hat KEIN dünnes Argument geliefert. Er muss keine unabhängigen Experten nennen, um sagen zu können, dass er unabhängige Experten nicht-unabhängigen Experten vorzieht.
Von welchen Abhängigkeiten reden wir hier denn? Von finanziellen? Die bestehen bei der gbs, die Spenden sammeln muß, mit Sicherheit nicht.
Bei Mitgliedern der RKK dagegen besteht sehr wohl eine finanzielle Abhängigkeit. Wer im System bleiben will, muß sich mit ihm arrangieren.
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#1730 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Zeus » So 6. Sep 2015, 09:12

Andreas hat geschrieben:Ich habe tatsächlich viel von euch gelernt, was man daran erkennen kann, dass ich heute anders schreibe als am Anfang dieses Forums - und mein Glaube hat sich enorm gefestigt[...],
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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