closs hat geschrieben:
Die kanonische Theologie weiss ganz genau, dass sie eine wissenschaftliche und eine weltanschauliche/glaubensmäßige Dimension hat - man kennt also den Unterschied von und Übergang zwischen Wissenschaft und Glauben. - Bei der historisch-kritischen Theologie in der hier dargebotenen Gestalt (!) dagegen werden Wissenschaft und Weltanschauung übel vermischt. - Das halte ich für gefährlich, weil dadurch klammheimlich das an Ideologie und Dogmatik einbricht, was man bei der anderen Seite geißelt (die aber um ihre Dogmatik WEISS!!).
Ist es nicht genau umgekehrt?
Die Fundamentaltheologie "setzt" (hier trifft der closssche Begriff mal wirklich zu

), daß Jesus der Sohn Gottes ist. Da der Sohn Gottes sich nicht irren kann, kann er auch keine Naherwartung gehabt haben, weil diese nicht eintrat. Damit verbaut man sich natürlich alle anderen Möglichkeiten, was die Ergebnisoffenheit betrifft im Gegensatz zur historisch-kritischen Forschung, die offen an diese Frage herangeht.
N. Rodenbach bringt es auf den Punkt:
"Bei Gerhard Lohfink beginnt diese Unredlichkeit wissenschaftlichen Denkens mit dem Satz: "Eine rein historisch orientierte Exegese stößt hier hart und schmerzlich an ihre Grenzen"(35), und frei nach dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, wird die Exegese mit Glaubensverkündigung befrachtet, obwohl die Erklärung, Jesus habe sich geirrt, einleuchtender und naheliegender ist. Exegese ist immer historisch orientiert und der Versuch, sie durch das einschränkende Wörtchen "rein" als beschränkt zu diskreditieren, erweist sich als apologetische Finte, da Gerhard Lohfink nicht möchte, dass man Jesus nachsagen kann, er habe sich geirrt, denn irren gilt nun einmal als sehr menschlich – und da sei Gott vor."