Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#111 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Pluto » Sa 29. Aug 2015, 18:54

Savonlinna hat geschrieben:Hast Du schon mal was von der historisch-kritischen Methode gehört? :D
Die geht nicht mit naivem Lesen an die biblischen Texte.
Ja klar. Aber auch die HKM beginnt mit lesen und verstehen.
Was interpretiert man mit der HKM, wenn in Mt. 10,23 steht: "Wenn sie euch aber in der einen Stadt verfolgen, so flieht in eine andere. Denn wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht fertig sein, bis der Sohn des Menschen kommt", oder in Mk. 13,30 "Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist."
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#112 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von closs » Sa 29. Aug 2015, 19:26

Pluto hat geschrieben:Mk. 13,30 "Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist."
Erstens wollen wahrscheinlich wir hier nicht NOCH eine Diskussion gleichen Namens machen. - Zweitens ist dieses Beispiel gut, weil man daran zeigen kann, dass "Lesen" nicht ausreicht - denn:

Mit "Geschlecht" kann man "Volk" meinen ("das Geschlechte der Habsburger"/"das Geschlecht der Israeliten") - weshalb die jüdische Übersetzung hier mit "Volk" übersetzt.

Das ist ein sehr einfacher Beispiel für Komplikationen, die über das "Lesen" eines Textes hinausgehen - es gibt in der HKM Hunderte.
Zuletzt geändert von closs am Sa 29. Aug 2015, 20:02, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#113 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Savonlinna » Sa 29. Aug 2015, 19:40

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Hast Du schon mal was von der historisch-kritischen Methode gehört? :D
Die geht nicht mit naivem Lesen an die biblischen Texte.
Ja klar. Aber auch die HKM beginnt mit lesen und verstehen.
Natürlich. Aber sie bleibt dabei nicht stehen. Sie versucht die Texte aus ihrer Entstehungszeit und ihrem Entstehungsgrund heraus zu deuten.
Und das kann der naive Leser nicht.
Der naive Leser liest: Gott ist mörderisch, er fordert die Ermordung eines Kindes - Isaak.
Der historisch Rekonstruierende liest: eine Erzählung, in der Kindesopfer verboten werden.

Ist nur ein Beispiel, ich bin nicht auf dem neuesten Stand bei der Rekonstruktion dieser Erzählung.

Benutzeravatar
Halman
Beiträge: 4016
Registriert: Di 25. Feb 2014, 20:51

#114 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Halman » Sa 29. Aug 2015, 19:56

Savonlinna hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Ja, in der Tat. Denn wer über hinreichende Lesekompetenz verfügt, kommt nicht umhin, den Gesamtkontext einzubeziehen und auch die Schriftstellen zu berücksichtigen, die in "Spannung" zu den Schriftstellen stehen, auf die Du dich offenbar berufst. Aber was weist ich schon.

Halman, wer ist hier Du"? Wen sprichst Du an?
Du hast drei Leute zitiert.
Ich sprach Pluto an. :oops:
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#115 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Savonlinna » Sa 29. Aug 2015, 20:02

Halman hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Ja, in der Tat. Denn wer über hinreichende Lesekompetenz verfügt, kommt nicht umhin, den Gesamtkontext einzubeziehen und auch die Schriftstellen zu berücksichtigen, die in "Spannung" zu den Schriftstellen stehen, auf die Du dich offenbar berufst. Aber was weist ich schon.

Halman, wer ist hier Du"? Wen sprichst Du an?
Du hast drei Leute zitiert.
Ich sprach Pluto an. :oops:
Ja, jetzt sehe ich es selbst. Danke.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#116 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Pluto » Sa 29. Aug 2015, 22:05

closs hat geschrieben:Mit "Geschlecht" kann man "Volk" meinen ("das Geschlechte der Habsburger"/"das Geschlecht der Israeliten") - weshalb die jüdische Übersetzung hier mit "Volk" übersetzt.
Es mag ja sein, dass DU es so verstehen willst, aber ich vermute DU interpretierst nach deiner ganz privaten Meinung. Andere Versionen sprechen von einer Generation.

Schauen wir doch mal andere Übersetzungen an....

King James Bible (englisch): Verily I say unto you, that this generation shall not pass, till all these things be done.

Bible du semeur (frazösich): Vraiment, je vous assure que cette génération-ci ne passera pas avant que tout cela ne commence à se réaliser7. 31 Le ciel et la terre passeront, mais mes paroles ne passeront jamais.

La parla è vita (italienisch): Siatene certi: questa generazione non passerà prima che tutte queste cose siano avvenute.

Nueva Versión internatonal (spanisch): Les aseguro que no pasará esta generación hasta que todas estas cosas sucedan.

closs hat geschrieben:Das ist ein sehr einfacher Beispiel für Komplikationen...
Ich vermute die Komplikationen entstehen NUR in deiner privaten Intepreation.

PS: Beim Scachspiel nennt man das ein "Schach matt".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#117 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von closs » Sa 29. Aug 2015, 22:18

Pluto hat geschrieben:Ich vermute die Komplikationen entstehen NUR in deiner privaten Intepreation.
Überhaupt nicht: "Ich sage Euch, dass dieses Volk mit Sicherheit nicht vergehen wird, bevor nicht alle diese Dinge geschehen." ("Das Jüdische NT, D.H.Stern). Im Schachspiel heisst das "Gardez". :) - Auch andere Übersetzungen neigen zu "Geschlecht" oder "Volk".

Nun wollen wir die Parusie in diesem Thread nur insofern bemühen, dass in diesem Zitat Interpretations-Spielräume drin sind, die weltanschaulichen Charakter haben - was ja gar nicht unredlich ist. - Unredlich ist, diesen weltanschaulichen Charakter zu negieren, weil die eine Version wissenschaftlich sei und die andere nicht.

Benutzeravatar
Halman
Beiträge: 4016
Registriert: Di 25. Feb 2014, 20:51

#118 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Halman » Sa 29. Aug 2015, 22:24

Jesu prophetische Aussage der "Generation" betreffend ist Teil von seiner Entzeitrede, die meiner Meinung nach alles andere als leicht zu verstehen ist. Die Begriffe im Grundtext bezeichnen offenbar einen bestimmten Personenkreis, der betroffen ist. Da Jesus in seiner Entzeitrede, insbesondere laut "Lukas", auf den jüdischen Krieg und die Vernichtung Jerusalems und des Tempels durch die Römer bezug nahm, wurde die damalige Generation tatsächlich von einem Teil der jesuanischen Prophezeiungen betroffen.
Zu den alten Begriffen der biblischen Ursprachen verweise ich - bei aller Bescheidenheit - auf diesen Beitrag von mir.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#119 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Pluto » Sa 29. Aug 2015, 22:34

closs hat geschrieben: Im Schachspiel heisst das "Gardez".
"Gardez" bedeutet im Französichen "Achtung!". Auf Deutsch sagt man "schach".
Ich aber meinte ausdrücklich "schach matt". Damit ist das Spiel aus.

closs hat geschrieben:Auch andere Übersetzungen neigen zu "Geschlecht" oder "Volk".
Nun wollen wir die Parusie in diesem Thread nur insofern bemühen,
Mit dem Hinweis auf OT versuchst du lediglich auszuweichen.
Nenne mir einfach eine anderssprachige Übersetzung, wo "Volk" steht.

Zur deiner Info: Selbst die Vulgata schreibt "Generation".
Amen dico vobis, quoniam non transibit generatio hæc, donec omnia ista fiant.


closs hat geschrieben:dass in diesem Zitat Interpretations-Spielräume drin sind, die weltanschaulichen Charakter haben....
Das hat höchstens mit DEINER Weltanschauung zu tun die partout das nicht als "Generation" verstehen will.

Halman hat geschrieben:Zu den alten Begriffen der biblischen Ursprachen verweise ich - bei aller Bescheidenheit - auf diesen Beitrag von mir.
Danke für die Bestätigung.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#120 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Savonlinna » Sa 29. Aug 2015, 22:53

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Mit "Geschlecht" kann man "Volk" meinen ("das Geschlechte der Habsburger"/"das Geschlecht der Israeliten") - weshalb die jüdische Übersetzung hier mit "Volk" übersetzt.
Es mag ja sein, dass DU es so verstehen willst, aber ich vermute DU interpretierst nach deiner ganz privaten Meinung. Andere Versionen sprechen von einer Generation.

Schauen wir doch mal andere Übersetzungen an....
Das spielt doch für die Argumentation überhaupt keine Rolle, Pluto.

Zum Argumentationshergang:
Du hast eine ziemlich verblüffende Behauptung aufgestellt, nämlich dass das
sich Berufen auf die Schrift eo ipso - automatisch - wissenschaftlich sei.

Nicht jeder muss was von Wissenschaft verstehen, klar.
Aber in diesem Forum wurde dermaßen oft erläutert und zitiert, dass das naive Lesen nicht wissenschaftlich sei, dass man das doch irgendwie mitgekriegt haben muss, selbst wenn man nur pro Woche für eine halbe Stunde ins Forum schaut.

Ich und dann closs haben Dir das vermitteln wollen.
closs hat jetzt einfach nur ein Beispiel gebracht, was die HKM untersucht.
Inhaltlich muss man da gar nicht einsteigen, es sei denn, Du wolltest taktieren.

Bist Du denn jetzt immer noch der Meinung, dass es genügt, die Bibel in irgendeiner Übersetzung zu lesen, die Lesefrüchte niederzuschreiben, und dann kann man das Ergebnis mit Recht einem wissenschaftlichen Verlag einreichen?

Antworten