Abtreibungsverbot unethisch?

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Catholic
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#101 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Catholic » Sa 22. Aug 2015, 17:20

jsc hat geschrieben:Ich habe vor kurzem von dieser Geschichte gehört und muss sagen, dass mir die Aussage der Nonne einiges zu denken gab:
Joan Chittister hat geschrieben:...
In fact, I think in many cases, your morality is deeply lacking if all you want is a child born but not a child fed, not a child educated, not a child housed. ...
Quelle: http://www.dailykos.com/story/2015/07/3 ... The-Masses

:thumbup:

closs
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#102 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » Sa 22. Aug 2015, 17:22

Savonlinna hat geschrieben:Rembremerding hat kürzlich geschrieben, dass jeder Mutter klar gemacht wird, dass das "eine schwere Sünde" sei.
In der PRaxis, die ich kenne, ist es anders.

Fundamental-theologisch ist es selbstverständlich eine "Sünde" - aber dieses Wort sollte man nur in den Mund nehmen, wenn man es fundamental-theologisch meint. Die allgemeine Bedeutung und vor allem die Konnotation, die damit verbunden ist, hat wenig damit zu tun - wobei wir wieder beim Thema "Sprache" wären.

jsc hat geschrieben:Ich habe vor kurzem von dieser Geschichte gehört und muss sagen, dass mir die Aussage der Nonne einiges zu denken gab
Guter Text. - Da denkt jemand zu Ende.

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#103 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von jsc » Sa 22. Aug 2015, 17:39

Und genau zu dem Fall der zehnjährigen in Paraguay hatte ich einen Artikel schon vor Wochen gelesen, worin die Zehnjährige selber aussagte, dass sie gar nicht die Abtreibung gewollt hätte. Es sei ihr von anderen "aufgedrängt" worden. Sie wollte das Kind in jedem Fall behalten und "hätte nur mitgemacht", weil man ihr gesagt hätte, was das Kind für sie alles bedeuten würde (keine Aussichten auf eine gute Schulbildung / guten Job / angenehmes Leben etc.) Leider finde ich den Artikel nicht mehr.
Die Frage ist natürlich, ob ein zehnjähriges Mädchen dies so klar überdenken kann, aber der Artikel stand im krassen Widerspruch zur versammelten weltweiten Presse...
Was eine "Nicht-Abtreibung" für viele Mädchen bedeutet, macht es fast schon wieder verständlich, dass sich so viele dann dafür entscheiden...

Catholic
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#104 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von Catholic » Sa 22. Aug 2015, 17:42

jsc hat geschrieben:..
Sie wollte das Kind in jedem Fall behalten und "hätte nur mitgemacht", weil man ihr gesagt hätte, was das Kind für sie alles bedeuten würde (keine Aussichten auf eine gute Schulbildung / guten Job / angenehmes Leben etc.)...

Das hiesse dann auch,dass man ihr nicht die möglichen Alternativen (Adoptionsfreigabe,Pflegeeltern usw.) aufgezeigt hätte,sondern sie letztlich gedrängt hätte,die Abtreibung durchführen zu lassen?

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#105 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von jsc » Sa 22. Aug 2015, 18:06

Das weiß ich leider nicht mehr genau, habe den Artikel vor Monaten gelesen und finde ihn leider nicht mehr. Laut diesem Artikel fühlte das Mädchen sich eher als Opfer der "Abtreibungsbefürworter", die sie als weltweite Kampagne "benutzen". Was jetzt wirklich wahr ist (== ob dieser Artikel oder die ganzen anderen Artikel "Propaganda" sind) kann ich natürlich nicht sagen. Es fiel mir nur wieder ein, als ich diesen Thread sah. Und meine zwei Antworten sind halt:
1. Wir sollen niemals "Pro-Geburt" mit "Pro-Leben" verwechseln - Entweder konsequent für das Leben oder gar nicht erst so tun als ob.
2. Es ist manchmal nicht alles so wie es scheint...

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#106 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von sven23 » Sa 22. Aug 2015, 18:44

Catholic hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Zum Zwingen hat sie zum Glück auch keine rechtliche Handhabe mehr.

Hatte sie die denn mal?
Zumindest hatte sie die Macht über Leben und Tod und hat reichlich Gebrauch davon gemacht.
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#107 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von sven23 » Sa 22. Aug 2015, 18:47

jsc hat geschrieben:Ich habe vor kurzem von dieser Geschichte gehört und muss sagen, dass mir die Aussage der Nonne einiges zu denken gab:
Genau so ist es. Hat man je militante Abtreibungsgegner in den USA sich mit gleicher Vehemenz gegen die Ermordung, Unterdrückung und Ausbeutung von Kindern einsetzen sehen?
Wenn das Leben erst mal da ist, verlieren die Abtreibungsgegner schnell das Interesse.

jsc hat geschrieben: Und genau zu dem Fall der zehnjährigen in Paraguay hatte ich einen Artikel schon vor Wochen gelesen, worin die Zehnjährige selber aussagte, dass sie gar nicht die Abtreibung gewollt hätte. Es sei ihr von anderen "aufgedrängt" worden. Sie wollte das Kind in jedem Fall behalten und "hätte nur mitgemacht", weil man ihr gesagt hätte, was das Kind für sie alles bedeuten würde (keine Aussichten auf eine gute Schulbildung / guten Job / angenehmes Leben etc.) Leider finde ich den Artikel nicht mehr.
Kann auch sein, daß du das mit mit Fall aus Uruguay verwechselst. Der Fall ist aber nicht vergleichbar, weil das Mädchen geistig behindert ist.
http://www.n-tv.de/panorama/Elfjaehrige ... 68456.html
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#108 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von sven23 » Sa 22. Aug 2015, 18:51

Catholic hat geschrieben:
jsc hat geschrieben:..
Sie wollte das Kind in jedem Fall behalten und "hätte nur mitgemacht", weil man ihr gesagt hätte, was das Kind für sie alles bedeuten würde (keine Aussichten auf eine gute Schulbildung / guten Job / angenehmes Leben etc.)...

Das hiesse dann auch,dass man ihr nicht die möglichen Alternativen (Adoptionsfreigabe,Pflegeeltern usw.) aufgezeigt hätte,sondern sie letztlich gedrängt hätte,die Abtreibung durchführen zu lassen?
Wenn du den Artikel gelesen hättest, dann wüßtest du, daß die 10-jährige aus Paraguay das Kind auf richterliche Anordnung austragen mußte. Also genau andersrum.
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#109 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von closs » Sa 22. Aug 2015, 18:58

sven23 hat geschrieben:Hat man je militante Abtreibungsgegner in den USA sich mit gleicher Vehemenz gegen die Ermordung, Unterdrückung und Ausbeutung von Kindern einsetzen sehen?
Nein - deshalb hat die Nonne recht.

Aber sie sagt ja NICHT "Treibt ab, wenn es keinen Plan für danach gibt", sondern "Treibt nicht ab und macht einen Plan für danach".

sven23 hat geschrieben: Der Fall ist aber nicht vergleichbar, weil das Mädchen geistig behindert ist.
Wie auch immer: Es ist sehr schwer, Interessens-Aussagen (so rum oder anders rum) von aufrichtigen Aussagen zum Kindeswohl (der potentiellen Mutter und deren Kind) zu unterscheiden.

Aus meiner Sicht sind in erster Linie medizinische Grenzen zu setzen (medizinische Indikation) - alles andere sollte individuell von verantwortungs- und werte-bewussten Menschen geregelt werden - jenseits von Gesinnungs-Lobbyismus.

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#110 Re: Abtreibungsverbot unethisch?

Beitrag von sven23 » Sa 22. Aug 2015, 19:01

closs hat geschrieben:Wie auch immer: Es ist sehr schwer, Interessens-Aussagen (so rum oder anders rum) von aufrichtigen Aussagen zum Kindeswohl (der potentiellen Mutter und deren Kind) zu unterscheiden.

Aus meiner Sicht sind in erster Linie medizinische Grenzen zu setzen (medizinische Indikation) - alles andere sollte individuell von verantwortungs- und werte-bewussten Menschen geregelt werden - jenseits von Gesinnungs-Lobbyismus.
Bei einem geistig behinderten und vergewaltigten Mädchen kann es nicht nur um medizinische Indikation gehen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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