Ruth hat geschrieben:Jesus hat doch selbst zugegeben, dass er den Zeitpunkt nicht kennt :
Ja, Jesus war ja auch nicht so quasi-allwissend² wie GOTT, sein VATER. Jesus bat ihn sogar darum, wieder von ihm verherrlich zu werden, was ein persönliches Vater-Sohn-Verhältnis beschreibt, welches meiner bescheidenen Meinung nach mit der traditionellen Trinitätslehre schwerlich vereinbar ist.
Zitat aus
Johannes 17, 5 (Elberfelder):
Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der
Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.
Damit spielte Jesus auf die Herrlichkeit an, die er als Lógos in seiner himmlischen Präexsitenz inne hatte, die uns bereits in den einleitenden Versen des Johannesevangeliums offenbart wird.
Das Wort Θεός (
theós) in Joh 1:1 kann als Prädikatsnomen im Sinne der Eigenschaft des Lógos als "göttlichen Wesen" gedeutet werden, welches gem. Joh 1:14 als der Mensch Jesus Christus identifiziert wird.
Dieser Zusammenhang spricht nach meinem Verständnis dafür, dass der Lógos als Geistperson
"göttlichen Wesens" von Anfang an
"gen dem Gott" war.
Schauen wir uns die Bibelstellen an. Der Johannes-Prolog beginnt mit den tiefgründigen Worten:
Zitat aus
Johannes 1, 1 (Menge):
Im Anfang war das Wort, und
das Wort war bei Gott, und Gott (= göttlichen Wesens) war das Wort.
Weiter heißt es:
Zitat aus
Johannes 1, 14 (Menge):
Und das Wort wurde Fleisch (= Mensch) und nahm seine Wohnung unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, eine Herrlichkeit, wie sie dem eingeborenen (= einzigen) Sohne vom Vater verliehen wird; eine mit Gnade und Wahrheit erfüllte.
Hier wird der Lógos mit Jesus Christus identifiziert. Die einleitenden Worte der Overtüre erinnern an Gen 1:1-3 u. die Weisheitstheologie aus Spr. 8:22-36.
Lass uns mal die Textstellen aus dem AT gegenüberstellen:
Zitat aus
1. Mose 1, 1-3 (Menge):
Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde;die Erde war aber eine Wüstenei und Öde, und Finsternis lag über der weiten Flut (= dem Urmeer), und der Geist Gottes schwebte (brütend) über der Wasserfläche.
Da sprach Gott: »Es werde Licht!«, und es ward Licht.
Zitat aus
Sprüche 8, 22 (Menge):
»Der HERR hat mich geschaffen als den Erstling seiner Schöpfertätigkeit, als das früheste seiner Werke in der Urzeit.
Zitat aus
Sprüche 8, 30 (Menge):
da war ich als
Künstlerin² (oder: vertraute Freundin oder: sein Pflegling oder: Liebling) ihm zur Seite und war voller Entzücken (oder: seine Wonne) Tag für Tag, indem ich vor seinen Augen allezeit spielte,
²
Die weibliche Form "Künsterin" kommt daher, dass die Weisheit grammatisch weiblich ist. Wobei das Geschlecht hier keine Rolle spielt.
Dies deckt sich mit folgender Aussage über Jesus im NT:
Zitat aus
Kolosser 1, 15 (Menge):
er ist ja das
Ebenbild des unsichtbaren
Gottes, der Erstgeborene aller (= der ganzen)
Schöpfung;
Daraus folgere ich, dass der Lógos (Jesus) der
"Erstgeborene aller Schöpfung" ist,
gezeugt (geschaffen?) als der Erstling der Schöpfertätigkeit Gottes,
"als das früheste seiner Werke in der Urzeit" und zwar,
»... ehe die Welt war.«. (Joh. 17:5)
Die Deutung von Joh 1:1 ist umstritten, wie auch die unterschiedlichen Übersetzungen in den deutschen Bibelübersetzungen bezeugen.
Im griechischen Grundtext steht:
"Εν á¼€Ïχή ἦν
ὠΛόγος καί
ὠΛόγος ἦν
Ï€Ïός τόν Θεόν καί
Θεός ἦν ὠΛόγος"
„En archÄ“ Ä“n ho Lógos, kai ho Lógos Ä“n pros ton Theón, kai Theós Ä“n ho Lógos.“
„Am Anfang war
der Logos und
der Logos war
bei dem Gott und
Gott war der Logos.“
Alles, was
blau markiert ist, bezieht sich auf den Lógos, alles was
rot markiert ist, auf den allmächtigen GOTT.
In Joh 1:1 bezieht sich das Wort
Θεός (
theós = Gott)° auf den
Lógos. Es handelt sich dabei um ein Prädikatsnomen, welches den Lógos als
göttlich beschreibt.
Die Wendung
Ï€Ïός τόν Θεόν (
pros ton theón = bei dem Gott)³ bezieht sich hingegen auf den himmlischen Vater, dem allmächtigen Gott. Einmal bezieht sich das Wort Gott (...
theón) also auf den Vater und am Ende des Verses bezieht es sich
theós auf den Lógos.
³Die Wendung
„pros ton theón“ bedeutet wtl.
„war auf den Gott zu“ bzw.
„gen dem Gott“.