Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

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Flavius
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#281 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Flavius » Di 18. Aug 2015, 17:46

Gehe ich recht in der Annahme, dass wir hier über die katholische Kirche sprechen? Seit wann verurteilt die Kirche dies? (Das würde mich wirklich interessieren, wie langsam da die Mühlen malten.)

Ich meine auch, dass es eine Entschuldigung von einem der letzten 4-5 Päpste gab. Von welchem kann ich nicht sagen. Von Ratzinger aber (höchstwahrscheinlich) nicht! Dem Heutigen würde man es sehr gut zutrauen, aber es war davor.
Dogmen - aller couleur- sind oft sehr hinderlich. (nach Feuerbach).

Catholic
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#282 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Catholic » Di 18. Aug 2015, 17:51

Gab es eine Entschuldigung der Kirche (was übrigens nicht möglich ist,denn man kann um Entschuldigung bitten,sich aber nicht entschuldigen--leider nutzen viele Deutsche da eine eher schlampige Wortwahl) für die Verbrechen durch Inquisitoren oder gab es eine Aussage wie sie hier erwähnt wird?
Dass die Katholische Kirche die Inquisition ansich verurteilt(e) kann ich mir nicht vorstellen,auch nicht seitens des heutigen Papstes.

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Naqual
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#283 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Naqual » Di 18. Aug 2015, 18:04

Pluto hat geschrieben:Was stimmt ist, dass die Inquisition ein "dunkles" Kapitel in der Geschichte der Kirche bleibt. Ich bin froh, dass diese heute von der Kirche selbst verurteilt wird.

Entschuldigungsschreiben von der Seite muss man mit Vorsicht genießen. Die Kirche ist DIE Vertreterin Gottes auf Erden, da macht man nicht so einfach Fehler, ohne sich unglaubwürdig zu machen. Ich kann mich erinnern, dass ich vor Jahren mal so ein "Entschuldigungschreiben" gelesen habe und da fiel auch ganz massiv auf, wie geschickt es formuliert war. Entschuldigt wurde nicht für die Fehler der Kirche, sondern für die Fehler die Christen in der Kirche gemacht haben.

Das andere ist, dass man Entschuldigen auch sehr grob andeuten kann. Das ist so, als wenn die Bundeskanzlerin sagen würde "Ich habe in meinem langen Berufspolitikerleben auch schon Fehler gemacht." Das sind PR-Formulierungen, sie dienen dazu sich gut dastehen zu lassen. Jemand der sagt, dass er Fehler macht, kommt sympathisch rüber. Auf einem anderen Blatt steht, Fehler, die man gemacht hat KONKRET zu benennen und auch anzugeben worin in dieser Fehler bestand und aus welcher Motivation heraus man diesen gemacht hat. Da ist die kath. Kirche nun sehr vorsichtig und bringt eigentlich wenig Greifbares.
Ich kann die kath. Kirche da gut verstehen, ich bin da sicherlich in meinem Leben nicht viel besser - aber ich beanspruche auch nicht DIE Vertretung Gottes auf Erden zu sein.
Zuletzt geändert von Naqual am Di 18. Aug 2015, 18:08, insgesamt 1-mal geändert.

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Naqual
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#284 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Naqual » Di 18. Aug 2015, 18:06

Flavius hat geschrieben:Ich meine auch, dass es eine Entschuldigung von einem der letzten 4-5 Päpste gab. Von welchem kann ich nicht sagen. Von Ratzinger aber (höchstwahrscheinlich) nicht! Dem Heutigen würde man es sehr gut zutrauen, aber es war davor.

Von Johannes Paul II.

http://www.deutschlandfunk.de/papst-ent ... e_id=59662

Der Artikel von Hans Küng zeigt auch, dass man nicht einfach sagen sollte, eine Entschuldigung liegt vor. Es ist wie immer ein weniger geschickter angelegt das Ganze.

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Halman
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#285 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Halman » Di 18. Aug 2015, 18:29

Danke für den aufschlussreichen Link, lieber Naqual. Darin stellt der Interviewer vom Deutschlandfunk fest:
Heinlein: Aber der Papst, Herr Professor Küng, hat den Opfern der katholischen Kirche die Hand zur Versöhnung gereicht. Das steht ja wohl ohne Zweifel fest. Das ist doch eine bemerkenswerte Geste, betrachtet man das Verhalten seiner Vorgänger über einen Zeitraum von 2000 Jahren.
Daraus entnehme ich, dass die schwammige Entschuldigung am 12.03.2000 von Papst Johannes Paul II erfolgte. Die Mühlen der katholischen Kirche mahlen in Zeitluppe. Vermutlich liegt dies an der "theolgischen Zeitdilatation".
Der Reformtheologe Professor Hans Küng kritisierte insbesondere, dass in der päpstlichen "Entschuldigung" die unbequemen historischen Fakten nicht beim Wort genannt werden.
Aber solange er die Dinge natürlich nicht beim Namen nennt und nicht klar sagt, das ist geschehen und wir wollen es jetzt anders machen, werden diese Fragen immer wieder kommen.
Dies scheint bis zum 13.03.2000 nicht geschehen zu sein. Kennt jemand der aktkuellen Stand?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Catholic
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#286 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Catholic » Di 18. Aug 2015, 18:48

Naqual hat geschrieben:... Entschuldigt wurde nicht für die Fehler der Kirche, sondern für die Fehler die Christen in der Kirche gemacht haben.
...

Das ist keine schwammige Formulierung,wie man meinen könnte,sondern richtig.
Davon mal abgesehen,dass es nicht um eine Entschuldigung seitens der Kirche geht,denn das hiesse richtig verstanden,dass es darum gehen würde die Kirche zu ent-schuldigen,sondern umgekehrt um den Punkt,dass die Kirche ihre Schuld er- und bekennt,ist da noch ein anderer Aspekt:
Es sind nun mal die Menschen in der Kirche und nicht die Kirche,die Schuld auf sich geladen hat.
Ich kann auch nicht sagen:
"Die Länder Europas sollen sich endlich für die Verbrechen der letzten 60 Jahre entschuldigen!"
Nun,sagen kann ich es schon,aber es wäre schlechter Stil!
Korrekter und deutlicher wäre:
"Die Bürger/Staatschefs der europäischen Länder sollten die Menschen,denen gegenüber in den letzten 60 Jahren seitens der Staatsbürger Verbrechen verübt wurden,um Entschuldigung/Vergebung bitten."

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#287 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von closs » Di 18. Aug 2015, 20:39

Halman hat geschrieben:Der Reformtheologe Professor Hans Küng
Was heisst eigentlich "Reform-Theologe"? - Es klingt so, als sei Küng seinem Studienkollegen Ratzinger voraus - ist das wirklich so?

Halman hat geschrieben: dass in der päpstlichen "Entschuldigung" die unbequemen historischen Fakten nicht beim Wort genannt werden
Wie soll das gehen? - Im Fall x war die geistliche Gerichtsbarkeit i.O. - im Fall y nicht --- ?? ---

Nach meinem Verständnis sagt der Papst, dass man um Vergebung für Verfehlungen bittet, wo sie stattgefunden haben. - Wo sie tatsächlich stattgefunden haben, wäre manchmal klar, manchmal unklar, manchmal nicht akzeptiert - schwieriges Geschäft, das alles auseinander zu pfriemeln.

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#288 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Pluto » Di 18. Aug 2015, 20:50

closs hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der Reformtheologe Professor Hans Küng
Was heisst eigentlich "Reform-Theologe"? - Es klingt so, als sei Küng seinem Studienkollegen Ratzinger voraus - ist das wirklich so?
Das hat Halman zwar nicht so gesagt, aber meiner Ansicht nach ist Hans Küng im Denken dem Prof. Ratzinger in der Tat haushoch überlegen.

closs hat geschrieben:Nach meinem Verständnis sagt der Papst, dass man um Vergebung für Verfehlungen bittet, wo sie stattgefunden haben. - Wo sie tatsächlich stattgefunden haben, wäre manchmal klar, manchmal unklar, manchmal nicht akzeptiert - schwieriges Geschäft, das alles auseinander zu pfriemeln.
Nach meinem Verständnis haben Päpste immer nur dann Verfehlungen eingeräumt wenn es partout nicht mehr anders ging.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#289 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von closs » Di 18. Aug 2015, 20:53

Pluto hat geschrieben: meiner Ansicht nach ist Hans Küng im Denken dem Prof. Ratzinger in der Tat haushoch überlegen
Da sind wir diametral anderer Meinung - was nur eines zeigt: Wir haben unterschiedliche Grundlagen.

Pluto hat geschrieben:Nach meinem Verständnis haben Päpste immer nur dann Verfehlungen eingeräumt wenn es partout nicht mehr anders ging.
Klingt einerseits naheliegend - andererseits kann ich nicht erkennen, unter welchem Druck der Papst damals stand, als er seine Worte gesprochen hat.

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#290 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Pluto » Di 18. Aug 2015, 20:56

closs hat geschrieben:andererseits kann ich nicht erkennen, unter welchem Druck der Papst damals stand, als er seine Worte gesprochen hat.
Das hängt vielleicht mit der rosaroten Brille zusammen.
Nur ein paar Stichworte... Galileo, Inquisition, Urknall, Evolutionstheorie, etc.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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