Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

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Münek
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#771 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Mo 3. Aug 2015, 02:29

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ob die Jünger Jesu selbst seine Worte richtig, halbrichtig oder falsch verstanden haben, ist in diesem Zusammenhang völlig uninteressant.
Du Witzbold - das Verständnis ist doch Grundlage der Rezeption, also dessen, was wir an Texten vorliegen haben.

Du hast es immer noch nicht verstanden.

Dass Verständnis Grundlage einer Rezeption ist, ist zwar richtig. Nur: Die Rezeption Dritter spielt bei unserem Thema eben keine Rolle...
Entscheidend ist die Authentizität der Worte Jesu. Ja oder nein, das war die Frage! Und hier hat sich die neutestamentliche Forschung
für ein klares "ja" entschieden.

Sie hätte auch zu dem Ergebnis kommen können, die überlieferten Worte Jesu seien "unecht", "nichtauthentisch", seien ihm von den Urchristen oder den Evangelisten in den Mund gelegt worden, Jesus könne so etwas höchstwahrscheinlich aus diesen oder oder Gründen nicht gesagt haben...

Du glaubst nicht, wie oft die neutestamentlichen Wissenschaftler bei ihren historischen Forschungen zu einem solchen negativen Ergebnis gekommen sind. Öfter als Du denkst. Hier aber nicht. Ich denke, das sollte man einfach zur Kenntnis nehmen - ganz besonders als Laie.

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Halman
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#772 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Halman » Mo 3. Aug 2015, 02:33

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Soweit ich mich bisher in die komplexe "Materie" eingelesen habe, ist Hermeneutik eine notwendige Methodik in der Exegese.
Selbstverständlich sind Theologen auch dieser Meinung.

Aber was bringt uns näher an die Wahrheit? Exegese oder die die HKM?
Sie ist doch die gängige Exegese, mir als historisch-kriticshe Exegese bekannt. Vielleicht sollte ich es auch differnezierter sehen und folgern, dass die Auslegung (Exegese) aus der Methode folgt.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Münek
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#773 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Mo 3. Aug 2015, 02:56

closs hat geschrieben: - Es geht nach wie vor darum, dass bei unterschiedlichen Perspektiven auf diesselbe Sachlage Unterschiedliches rauskommt.

Welche unterschiedlichen Perspektiven meinst Du?

Wenn Du die "Glaubensperspektive " alternativ neben die "wissenschaftliche Perspektive" stellst, wenn Du das meinst,
hast Du zweifelsohne recht. Hier sind unbestrittenermaßen bei der Beurteilung desselben Sachverhaltes unterschiedli-
che Ergebnisse vorprogrammiert. ;)

Aber hilft Dir das weiter? Im dogmatischen Sandkasten willst Du doch auch nicht spielen. Oder?

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Münek
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#774 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Mo 3. Aug 2015, 03:50

closs hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Ich denke eine vom Rationalismus und Positivismus geprägte Hermeneutik. Ein Gott, der in die Welt eingreift, wäre dann ausgeschlossen, woraus logisch folgt, dass Jesu Worte nicht als Worte des "Sohnes Gottes" zu verstehen sind, sondern als Worte eines jüdischen Reformators und somit eine religiös-politische Dimension entfalten. Daraus folgt dann, die Naherwartung der Parusie als kognitiven Irrtum zu interpretieren.
"Innerbetrieblich" folgerichtig, aber nicht universal ergebnis-offen. - Genau so läuft es - aber mit dem Anspruch universaler Ergebnis-Offenheit - es ist zum Mäusemelken.

Beruhige Dich, Kurt!

Worin liegt denn der Unterschied zwischen "innerbetrieblicher Ergebnisoffenheit" und
"universaler Ergebnisoffenheit"?


Und wenn Du den Unterschied erklärt hast, kannst Du uns auch verklickern, was Du an der sog.
"universalen Ergebnisoffenheit" der Bibelwissenschaft "zum Mäusemelken" (Du meinst wahr-
scheinlich "zum Kotzen") findest?

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sven23
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#775 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von sven23 » Mo 3. Aug 2015, 07:12

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Genau so. Das hatte ich closs auch schon hier erklärt
Du hast ein Zitat weitergegeben - spitz jetzt mal Deine Ohren, was das eigentlich konkret bedeutet (daum ging's mir nämlich). - Halman ist da gut eingestiegen - achte mal besonders auf das Verhältnis zwischen HKM und Hermeneutik.
Halmann hat das wiederholt, was ich schon gepostet habe. Wer Augen hat zu lesen, der lese (und verstehe hoffentlich) :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#776 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Mo 3. Aug 2015, 09:51

Münek hat geschrieben: Dorfpfarrer
Die King-James-Übersetzung wird nicht von Dorfpfarrern gemacht.

Münek hat geschrieben:Wir bewegen uns hier auf wissenschaftlichem Terrain.
Eben.

Münek hat geschrieben:Und hier hat sich die neutestamentliche Forschung für ein klares "ja" entschieden.
Das kann man nicht "entscheiden". - Man kann aufgrund einer bestimmten hermeneutischen Perspektive zu diesem Ergebnis kommen.

Münek hat geschrieben:Welche unterschiedlichen Perspektiven meinst Du?
Verschiedene hermeneutische Perspektiven.

Die wissenschaftlichen Grundlagen sind für diese verschiedenen Perspektiven (im Idealfall) diesselben - dann wird hermeneutisch ausgelegt. - Eine positivistische Hermeneutik wird bspw. den Begriff "Wunder" anders auslegen als eine christlische Hermeneutik - bei gleicher wissenschaftlicher Grundlage.


Münek hat geschrieben:Worin liegt denn der Unterschied zwischen "innerbetrieblicher Ergebnisoffenheit" und
"universaler Ergebnisoffenheit"
"Innerbetriebliche Ergebnisoffenheit" ist Ergebnisoffenheit im Sinne des zugrunde liegenden Modells/der zugrunde liegenden Hermeneutik. - "Universale Ergebnisoffenheit" gibt es nicht, weil kein WIssenschaftler ohne Modell arbeitet.

Münek hat geschrieben:kannst Du uns auch verklickern, was Du an der sog. "universalen Ergebnisoffenheit" der Bibelwissenschaft "zum Mäusemelken" (Du meinst wahr-scheinlich "zum Kotzen") findest?
Dass Du meinst, es gäbe sie. - Zum Kotzen ist, dass Du und andere den Eindruck erwecken, die von Dir favorisierte Hermeneutik sei eine objektive im Gegensatz zu anderen Hermeneutik-Ansätzen. - Das ist Ideologie pur und grenzt an Dogmatik.

sven23 hat geschrieben:Halmann hat das wiederholt, was ich schon gepostet habe.
Dann sind wir uns also einig, dass es verschiedene hermeneutische Ansätze/Perspektive auf Basis derselben wissenschaftlicher Daten gibt?

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#777 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Mo 3. Aug 2015, 10:13

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Und hier hat sich die neutestamentliche Forschung für ein klares "ja" entschieden.
Das kann man nicht "entscheiden". - Man kann aufgrund einer bestimmten hermeneutischen Perspektive zu diesem Ergebnis kommen.

Doch, man hat sich nach sorgfältiger Prüfung aller relevanten Umstände "entschieden".

Die Entscheidung ist das das Ergebnis.

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#778 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Mo 3. Aug 2015, 10:18

Münek hat geschrieben:Die Entscheidung ist das das Ergebnis.
... innerhalb der speziellen hermeneutischen Perspektive.

Bei Dir muss man das immer hinzufügen, weil Du meinen könntest, wir sprächen in Bezug auf die Realität von einem alternativlosen Ergebnis.

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#779 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Mo 3. Aug 2015, 10:22

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Welche unterschiedlichen Perspektiven meinst Du?
Verschiedene hermeneutische Perspektiven.

Die wissenschaftlichen Grundlagen sind für diese verschiedenen Perspektiven (im Idealfall) diesselben - dann wird hermeneutisch ausgelegt. - Eine positivistische Hermeneutik wird bspw. den Begriff "Wunder" anders auslegen als eine christlische Hermeneutik - bei gleicher wissenschaftlicher Grundlage.

Nein, die "christliche Hermeneutik" basiert auf dem Gottesglauben, ist also unwissenschaftlich.

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#780 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Mo 3. Aug 2015, 10:26

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Worin liegt denn der Unterschied zwischen "innerbetrieblicher Ergebnisoffenheit" und
"universaler Ergebnisoffenheit"
"Innerbetriebliche Ergebnisoffenheit" ist Ergebnisoffenheit im Sinne des zugrunde liegenden Modells/der zugrunde liegenden Hermeneutik. - "Universale Ergebnisoffenheit" gibt es nicht, weil kein WIssenschaftler ohne Modell arbeitet.

Ja, wenn es sie nicht gibt, ist doch alles paletti. Worüber regst Du Dich dann auf?

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