Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

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Scrypt0n
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#581 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Scrypt0n » Mi 29. Jul 2015, 17:04

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Jesus trinkt zum letzten Mal, bevor er am Mahl im Reich Gottes teilnimmt. Möglicherweise hofft er aber, das Reich Gottes breche so bald herein, dass ihm der Weg durch den Tod erspart bleibt
Möglicherweise hofft er auch, dass er im Lotto gewinnt. - Dein zitierter Satz ist nur dann möglich, wenn man sich komplett von jeglichen geistigen Grundlagen der Bibel entfernt
Bei dutzenden anderen Versen ist das jedoch nicht "nur dann" möglich; brauchst du sie noch einmal? :)

closs
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#582 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Mi 29. Jul 2015, 17:07

Münek hat geschrieben:Was nützt einem das eigene Nachdenken über einen Sachverhalt, dessen Verstehen spezifische Fachkenntnisse voraussetzt? Letztendlich natürlich nichts!
Es ist die Voraussetzung für alles - ist diese Voraussetzung nicht da, nützt es wenig, in Methodenlehre zu versinken.

Münek hat geschrieben:Du kannst als theologischer Laie nicht sachlich-fundiert über Erkenntnisse und Ergebnisse der theologischen Exegesewis-
senschaft urteilen, wenn Du nicht einmal weißt, wie die Theologen im Detail zu ihren jeweiligen Ergebnissen gekom-
men sind.
Die innerbetriebliche Logik dieser oder jener Methode zweifle ich nicht an - mir geht es um die Bibel und ihr Verständnis. - Dies muss geklärt sein, bevor man sich eine Methode der Herangehensweise aussucht.

Münek hat geschrieben:Es ist vorprogrammiert, dass Du hier mit Deinen immer wieder nassforsch präsentierten haltlosen Unterstel-
lungen, Spekulationen und unsubstantiierten Behauptungen
nur kläglich Schiffbruch erleiden kannst.
Das ist der Schiffbruch aller Theologen, die ich kenne. - Und Ratzinger hat da sogar noch einen draufgesetzt.

Im Klartext: Die Unterscheidung zwischen apokalyptischem und präsentischem Reich Gottes/Himmelreich ist so selbstverständlich (inkl. die Lukas-Stelle 17,21 (Luther 1899) "Das Reich Gottes ist inwendig in Euch"), dass gar nicht mehr darüber geredet wird.

Münek hat geschrieben:Du lehnst die Lektüre empfohlener Fachliteratur kategorisch ab
Was nützt es, den innerbetrieblichen Aufbau einer Argumentation zu goutieren, wenn das Problem vorher stattfindet?

Ob Theißen oder Kubitza oder sonstwer: Ich vertraue auch ohne Lektüre darauf, dass die Genannten im Rahmen ihres Ansatzes wissenschaftlich sauber gearbeitet haben - das Problem ist der Ansatz (siehe Analyse Spangenberg).
Zuletzt geändert von closs am Mi 29. Jul 2015, 19:05, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#583 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Mi 29. Jul 2015, 17:12

Pluto hat geschrieben:Wenn man das akzeptiert, ist es wie mit dem HB-Männchen... dann geht alles wie von selbst. :mrgreen:
Ja - aber es kommt Unterschiedliches raus. - Das ist doch gerade das Problem: Sauberes wissenschaftliches Arbeiten in geistigen Bereichen führt nicht zu absolut ergebnisoffenen Ergebnissen, weil das Ergebnis durch die Denke/Weltanschauung des Forschers mehr oder weniger (oft mehr) präjudiziert ist. - Da hilft alle methodische Sauberkeit nichts.

Wenn Theißen/März zitiert wird, Jesus habe beim Abendmahl eventuell darauf gehofft, dass das Gottesreich vor seinem Tod eintreffe, dann ist das untra-schriller Ausdruck von Orientierungslosigkeit - ABER möglich, wenn man die Bibel liest, als sei sie irgendein Text. - Tortzdem werden beide wissenschaftlich sauber gearbeitet haben (das habe ich nicht zu beurteilen - aber es sagt eben auch nichts unhaltlich aus).


Hemul
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#585 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Hemul » Mi 29. Jul 2015, 20:34

Salome23 hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben: Warum bist du nicht fähig deine Behauptungen zu begründen...
Unterstell nicht einem andren user er sei nicht fähig, nur weil er möglicherweise auf dein wiederholtes Gejammere nicht reagieren will?
Ne Frage: Hast du wirklich einen an der Waffel oder tust du nur so? :devil:
Nö, der Dödel kann nix dafür, der wohnt leider dort wo die Zecken ihr Unwesen treiben.. Bild
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#586 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Martinus » Mi 29. Jul 2015, 21:38

Zum Thema hätte ich noch ein Bild.
Bild
http://www.hornoxe.com/wp-content/picdu ... 25_112.jpg
Angelas Zeugen wissen was!

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Münek
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#587 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Mi 29. Jul 2015, 23:40

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Jesus trinkt zum letzten Mal, bevor er am Mahl im Reich Gottes teilnimmt. Möglicherweise hofft er aber, das Reich Gottes breche so bald herein, dass ihm der Weg durch den Tod erspart bleibt
Möglicherweise hofft er auch, dass er im Lotto gewinnt. - Dein zitierter Satz ist nur dann möglich, wenn man sich komplett von jeglichen geistigen Grundlagen der Bibel entfernt - und das im Fach Theologie.

Du missverstehst mal wieder was....

Wenn die beiden Theologen das Wort "möglicherweise" benutzen, weisen sie implizit darauf hin, dass sie sich
völlig im Klaren darüber sind, dass sie lediglich "spekulieren" und vage Vermutungen aussprechen, die völlig
falsch sein können
...

Theißen/Merz stellen hier ganz selbstverständlich nichts als Tatsache hin... Also bitte keine Unterstellungen...

PS

Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier unter den Neutestamentlern ein Konsens besteht... :lol: :lol: :lol:

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#588 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Do 30. Jul 2015, 00:04

Münek hat geschrieben:Theißen/Merz stellen hier ganz selbstverständlich nichts als Tatsache hin
Wer unterstellt das? - Meine Aussage war eine andere.

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#589 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Pluto » Do 30. Jul 2015, 00:13

closs hat geschrieben:Das ist doch gerade das Problem: Sauberes wissenschaftliches Arbeiten in geistigen Bereichen führt nicht zu absolut ergebnisoffenen Ergebnissen, weil das Ergebnis durch die Denke/Weltanschauung des Forschers mehr oder weniger (oft mehr) präjudiziert ist. - Da hilft alle methodische Sauberkeit nichts.
Das ist doch genau was ich meine.
Wenn wirklich methodisch sauber gearbeitet wurde, dann darf keine Weltanschauung einfließen, sonst wäre es nicht wissenschaftlich.

Schwarze Schafe gibt es überall, auch, aber nicht nur, in der Forschung (HKM). Man sollte nicht pauschal einen ganzen Berufszweig wie die HKM-Forschung als weltanschaulich befangen abtun.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#590 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Do 30. Jul 2015, 00:47

Pluto hat geschrieben:Wenn wirklich methodisch sauber gearbeitet wurde, dann darf keine Weltanschauung einfließen, sonst wäre es nicht wissenschaftlich.
Aus der Praxis her sehe ich es anders:

Die methodische Arbeit ist wissenschaftlich sauber, ist aber in Fragestellungen und Schlussfolgerungen weltanschaulich umrahmt. - Insofern geht es hier nie um Kritik an der Wissenschaft als solche, sondern um Kritik an der weltanschaulichen Umrahmung von Wissenschaft.

Nach Deinem strengen Modell könnte es keine HKM als Wissenschaft geben - was schade wäre. - Nochmals: Wir sind hier nicht in der Naturwissenschaft, sondern in der Geisteswissenschaft - letztere kann sich und muss sich zwar wissenschaftlicher Methodik bedienen, ist aber selbst immer beeinflusst von der Weltanschauung des Untersuchenden.

Ein bereits gebrachtes Beispiel: Hätten ein Wessie und ein Ossi exakt dieselben historischen Kenntnisse, könnten deren Interpretationen trotz sauberer wissenschaftlicher Arbeit meinetwegen zum Thema "BRD von 1945 - 1990" vollkommen unterschiedlich sein. - Bei gleicher wissenschaftlicher Meisterschaft und gleicher persönlicher Redlichkeit.

Und das gilt auch für das Parusie-Thema: Ein Agnostiker und ein Christ werden mit einiger Wahrscheinlichkeit bei denselben historischen Kenntnissen bei gleicher wissenschaftlicher Meisterschaft und gleicher persönlicher Redlichkeit zu diametral unterschiedlichen Ergebnissen zur Person Jesu und dessen Aussagen kommen.

Das ist normal. - Geschichtsschreibung ist doch nicht deshalb in jeder Epoche anders, weil immer mehr Wissen dazu kommt, sondern weil die jeweils geschichts-schreibende Epoche anders denkt und deshalb anders interpretiert.

In der Theologie hat es in diesem Sinne eine Epoche gegeben, die radikal historisch-kritisch war - heute sieht man es wieder weitgehend anders. - In 50 Jahren wird es nochmal anders sein - dementsprechend unterschiedlich werden die Schlussfolgerungen aus wissenschaftlichen Beobachtungen sein, die selbst methodisch absolut sauber sind.

Insofern ist der Hinweis auf Bücher, wie jemand methodisch arbeitet, erst dann sinnvoll, wenn die Basis verstanden ist, auf der wissenschaftlich-methodische Arbeit beruht. - Nochmals: Geisteswissenschaft ist etwas anderes als Naturwissenschaft.

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