Hitler- ein gläubiger Christ?

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Queequeg
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#341 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Queequeg » Do 23. Jul 2015, 14:00

Rembremerding hat geschrieben:Vorsicht ist geboten, wenn christliche Werte und christlicher Glaube sprachlich und gedanklich als braun und rechts deklariert werden.

Richtig, denn auch Christen stehen vorrangig und schon aus der Ideologie des Christentums selbst heraus, zu oft in erster Reihe mit den braunen Gespenstern einer unseligen Vergangenheit selbst.

Warum? Weil die Sprachlosigkeit, der immense Moralverlust, der Stimmverlust der Kirchen und damit der Christen dann wohl irgendwie kompensiert werden muss. Was dann, unter Umständen, auch in der Postulierung einer nationaloistischen Neoqinquisition enden kann, oder in einem Ruf nach einem Gottestaat christlicher Provenienz, oder der heldische Ruf nach Kaiser, Gott und Vaterland nimmt dann die kreischenden Formen postmodernen Luthertums an, der neue religiöse Wahn kommt hier in vielen Nuancen daher.

Wir leben in einer freiheitlichen Demokratie, vielen Menschen ist das leider nicht wirklich bewusst wie unendlich wertvoll das ist, sie nutzen die Schwachstellen unseres demokratischen Gefüges aus und wollen zurück in eine Vergangenheit, die wir humanistisch demokratisch gesinnten Menschen um jeden Preis zu verhindern wissen.

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Queequeg
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#342 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Queequeg » Do 23. Jul 2015, 14:11

Novalis hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben:Janina hat da schon recht, Hitler selbst sah sich als Christ, betonte er doch selbst bei jeder Gelegenheit seine Auserwähltheit, seine göttliche Vorsehung.

Klar.... ein Anti-Christ... :(

Antichrist, ein von den Kernchristen und Edelchristen etwas zu inflationär benutzter Begriff.

Denn Antichrist ist grundätzlich jeder, jeder Mensch der am Got des Schlachtes zweifelt, Kritik am Christentum übt, oder gerade seinen Glauben in der jeweils falschen und damit teuflischen, also antichristlichen Konfession ausübt.

Antichrist, eine Wortschöpfung religiöser Wahnversessenheit, die ungezählten und unschuldigen Menschen das Leben kostete.

Martinus
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#343 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Martinus » Do 23. Jul 2015, 14:14

Queequeg hat geschrieben:, die wir humanistisch demokratisch gesinnten Menschen um jeden Preis zu verhindern wissen.

das sind die Leute die mir Angst machen. Die Gutmenschen, die alles besser wissen aber nix besser machen. Einmal an der Macht verfolgen sie ihre Interessen , so wie sie die Andersdenkenden verfolgen.
Zuletzt geändert von Martinus am Do 23. Jul 2015, 14:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Novas
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#344 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Novas » Do 23. Jul 2015, 14:19

Die Wahrheit ist eben, dass die Weltgeschichte ein Schauplatz geistiger Kämpfe ist, bei denen es um alles geht. Sind wir heute bereit für das, was wir lieben, wirklich zu kämpfen, wenn es an der Zeit ist? Bald wissen wir es.



;)

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Halman
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#345 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Halman » Do 23. Jul 2015, 15:22

Janina hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Um es noch einmal klar hervorzuheben: Christentum und Nationalsozialismus sind unvereinbar und dies wurde von kirchlicher Seite klar publiziert und gelebt.
Genau so sehe ich es auch.
Ich sehe das anders. Die Prostitution der Amtskirche für die Macht ist kein "bedauerlicher Einzelfall". Kirche und Nazi-Staat war definitiv NICHT unvereinbar. Bis heute ist die Kirche immer gern mit faschistischen Diktatoren ins Bett gegangen. Das heißt, dass Kirche und Christentum unvereinbar sind, oder zumnidest, dass der Versuch, das Christentum zu organisieren, nicht gelungen ist. Bestenfalls schafft Kirche Freiraum für Menschen, Christ sein zu können, und mehr würde ich auch nicht erwarten.
Ja, zu diesem Fazit kann man durchaus gelangen - wenn es sich nicht sogar aufdrängt.

Doch daraus, das Kirche und Nationalsozialismus (hier historisch durch Queequeg belegt) vereinbart wurden, folgt nicht, dass Christentum und Nationalsozialismus vereinbar währen. Dies wäre ein fataler Fehlschluss. Die jesuanische Ethik ist mit der nationalsozialistischen Ideologie absolut unvereinbar und dies wurde von Leuten wie D. Bonhoeffer auch erkannt.
Darum wies ich ja darauf hin, dass man zwischen institutioneller Religion, persönlicher Relgiösität und der Bibel differenzieren sollte. Das Problem bei dieser "Beweisführung" sind die Schlussfolgerungen, die daraus gezogen werden könnten.
Dies könnte man mit physikalischen Experimenten vergleichen. Die besten Messergebnisse und Belege nützen wenig, wenn sie falsch interpretiert werden.
Dass übrigens das "Ungerechte" inmitten der Nachfolger Jesu zu finden sei würde, hatte er laut dem Matthäusevangelium bereits vorausgesehen. Diesbezüglich verweise auch meinen Absätze unter den letzten Zitatfeld im verlinkten Beitrag.

Es musste wohl so kommen, dass die ursprünglich gute, jesuanische Idee korrumpiert wurde. Man sollte dem "Weizen" aber nicht anlasten, dass sie auf dem selben "Feld" wachsen, wie der giftige "Taumel-Lolch", der leicht mit dem "Weizen" vewechselt werden kann.
Jesus warnte schon in seiner Bergpredigt vor solchen Scheinchristen (Mat 7:15-23) und direkt darauf appellerte er an seine Zuhörer, auf seine Worte zu hören (Mat 7.24-29).

Unter dem Ruf "Deus lo vult" wurden die schlimmsten Greuel in Jerusalem verübt (zu den Kreuzzügen hatte ich mich in diesem Beitrag kurz geäußert), vergeichbar mit der Sacco di Roma (1527) und der schrecklichen Bartholomäusnacht von 1572.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

ThomasM
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#346 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von ThomasM » Do 23. Jul 2015, 15:32

Queequeg hat geschrieben: Richtig, denn auch Christen stehen vorrangig und schon aus der Ideologie des Christentums selbst heraus, zu oft in erster Reihe mit den braunen Gespenstern einer unseligen Vergangenheit selbst.
Diese Aussage ist geradezu lachhaft falsch.
Die Mehrheit der politischen Äußerungen der Kirche heute ist links/grün.

Das zeigt, dass christliches Denken politisch neutral ist, denn zu NS Zeiten waren die meisten Christen tatsächlich "national" gesinnt (wie mir das ein alter Baptist mal erzählte). Wie eben die meisten Deutschen, die meisten Humanisten, die meisten Demokraten, die meisten Kaninchenzüchter usw.
Heute sind sie eben "Naturschutz" gesinnt oder eben "pro-Asyl" oder "gegen Kapitalismus", also Denkweisen der roten Seite.

Queequeg hat geschrieben: ... die wir humanistisch demokratisch gesinnten Menschen um jeden Preis zu verhindern wissen.
Die Äußerungen eines Queequeg sind weder humanistisch, noch demokratisch, sondern Menschenverachtend und Fanatisch.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#347 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von closs » Do 23. Jul 2015, 15:44

Halman hat geschrieben:Doch daraus, das Kirche und Nationalsozialismus (hier historisch durch Queequeg belegt) vereinbart wurden, folgt nicht, dass Christentum und Nationalsozialismus vereinbar währen.
Diese Unterscheidung ist schon mal sehr wichtig.

Davon abgesehen sollte man auch bei der Frage "Kirche und Nationalsozialismus" differenziert vorgehen - es gab Märtyrer der Kirche, es gab klare Abgrenzung durch Bischöfe, es gab sogar eine Abgrenzung des Vatikans - und dann gab es eben das, was Q. zitiert, das ebenfalls wahr ist.

Halman hat geschrieben:Die besten Messergebnisse und Belege nützen wenig, wenn sie falsch interpretiert werden.
Über dieses Thema sprechen wir in anderen Threads seit Hunderten von Seiten.

Halman hat geschrieben:Dass übrigens das "Ungerechte" inmitten der Nachfolger Jesu zu finden sei würde, hatte er laut dem Matthäusevangelium bereits vorausgesehen.
So ist es - das Böse findet sein Futter oft an den Trögen des Guten. - Dadurch wird das Böse nicht gut, aber auch nicht das Gute böse.

Halman hat geschrieben:Unter dem Ruf "Deus lo vult" wurden die schlimmsten Greuel in Jerusalem verübt (zu den Kreuzzügen hatte ich mich in diesem Beitrag kurz geäußert), vergeichbar mit der Sacco di Roma (1527) und der schrecklichen Bartholomäusnacht von 1572.
Absolute Zustimmung - wenn das Böse im Gewand des Guten kommt, entsteht geistige Wirrniss. - Es sollte Aufgabe einer geschichtlichen Betrachtung sein, diese Verwirrnis nicht zu verstärken, sondern zu entwirren. - Dies ist auf diesem Forum nicht einfach.

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#348 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Queequeg » Do 23. Jul 2015, 17:29

ThomasM hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben: Richtig, denn auch Christen stehen vorrangig und schon aus der Ideologie des Christentums selbst heraus, zu oft in erster Reihe mit den braunen Gespenstern einer unseligen Vergangenheit selbst.
Diese Aussage ist geradezu lachhaft falsch.
Die Mehrheit der politischen Äußerungen der Kirche heute ist links/grün.

Das zeigt, dass christliches Denken politisch neutral ist, denn zu NS Zeiten waren die meisten Christen tatsächlich "national" gesinnt (wie mir das ein alter Baptist mal erzählte). Wie eben die meisten Deutschen, die meisten Humanisten, die meisten Demokraten, die meisten Kaninchenzüchter usw.
Heute sind sie eben "Naturschutz" gesinnt oder eben "pro-Asyl" oder "gegen Kapitalismus", also Denkweisen der roten Seite.

Queequeg hat geschrieben: ... die wir humanistisch demokratisch gesinnten Menschen um jeden Preis zu verhindern wissen.
Die Äußerungen eines Queequeg sind weder humanistisch, noch demokratisch, sondern Menschenverachtend und Fanatisch.

Die Lehren aus der Zeit der Weimarer Republik wurden gezogen, auch und gerade in der BRD.
(Natürlich, nichts ist vollkommen.)

Ob nun die - haltet den Dieb Parolen der strammen Antidemokraten, ob nun die wieder mehr und mehr aus ihren Rattenlöchern kriechenden Nationalisten, die braune Morgenluft wittern, oder die edelchristlichen Garden alttestamentlicher Willkürlichkeiten, nebst ihren rückwärtsgewandten Vermischungsgelüsten von Autodafe und völkerfressender Mission, sie alle haben sich der Demokratie unterzuordnen, defintiv.

Und mögen die Symphatisanten rechtslastiger Ungeisterei auch noch so sehr Zeter und Mordio brüllen, mögen die faschistoiden Trommler nationalsozialistischer Todeshymnen auch noch sehr keifen, schnauben und kläffen, sie sind in die Schranken des Möglichen zu weisen.

Ehe die faschistischen Fanatiker, die Dogmatiker, die Ideologen, die Frömmler und Eiferer braunen Gedankengutes wieder das Leben der Deutschen dominieren und terrorisieren, da gilt es zu handeln, in den Schranken der Demokratie, aber auch mit allen Mittleln der Demokratie.

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#349 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von piscator » Do 23. Jul 2015, 17:33

Wir leben in einer freiheitlichen Demokratie, vielen Menschen ist das leider nicht wirklich bewusst wie unendlich wertvoll das ist, sie nutzen die Schwachstellen unseres demokratischen Gefüges aus und wollen zurück in eine Vergangenheit, die wir humanistisch demokratisch gesinnten Menschen um jeden Preis zu verhindern wissen.
Humanismus ist natürlich das Reizwort für Fundichristen aller Art. Es genügt, sich in einem christlichen Forum anzumelden (die meist evangelikal geprägt sind) und zu versuchen, über Gott und die Welt mitzudiskutieren. Man merkt relativ schnell, dass man als Nichtglaubender vom Stellenwert, der Glaubwürdigkeit und Respekt her weit hinter einem muslimischen Terroristen steht, denn man ist ja ungläubig, deswegen verloren und mit dem Terroristen verbindet einen zumindest der Glaube. Ein winziges bisschen sympathisiert man sogar mit dem, denn der hat den Mut, es den Un- oder Andersgläubigen mal so richtig zu geben, was ja Christen aufgrund der Gebote ihres Buches verboten ist.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

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#350 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Queequeg » Do 23. Jul 2015, 17:43

Martinus hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben:, die wir humanistisch demokratisch gesinnten Menschen um jeden Preis zu verhindern wissen.

das sind die Leute die mir Angst machen. Die Gutmenschen, die alles besser wissen aber nix besser machen. Einmal an der Macht verfolgen sie ihre Interessen , so wie sie die Andersdenkenden verfolgen.

Die deutsche Demokratie der Nachkriegszeit hat bis heute, wenn auch mit leider immer unvermeidbaren Fehlern und Fehlschlüssen eindeutig bewiesen, das sie Freiheit, das sie Selbstbestimmung und Unabhängigkeit für alle Menschen bietet, egal welcher Weltanschauung, egal welcher Religion.

Denn diese lange Friedensperiode, wie wir sie jetzt in Deutschland erleben durften, das ist ein Novum in der leidgeschüttelten Geschichte der Deutschen überhaupt. Erwachsen aus unzähligen Opfern.
Und diese demokratischen Errungenschaften lassen wir uns gewiss nicht von den Kräften zerstören, die da meinen, im Lichtschatten unserer freiheitlichen Demokratie ihre braunen Greuelsuppen zu kochen.

Der Weg zu unserer, hier täglich gelebten, freiheitlichen Demokratie war ein opfervoller, ein leidvoller, ein dornenreicher Weg, darum sollte es uns alle angelegen sein, diese, unsere Demokratie auch zu bewahren.

Das, was unsere Eltern, unsere Großeltern, was die Völker Europas und die Völker dieser Welt an unvorstellbaren Leid erlebten, während der Zeit der braunen Barbarei, das soll, das darf sich niemals wiederholen.

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