Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

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Münek
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#411 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Do 23. Jul 2015, 11:21

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Mir ist nicht bekannt, dass an den theologischen Fakultäten noch eine "WEITERE "Forschungsrichtung" (was immer das sein mag) existiert, die sich ebenfalls mit der historisch-wissenschaftlichen Exegese der antiken biblischen Texte befasst, aber zu anderen Ergebnissen kommt...
Ob es eine direkt konkurrierende Gruppe gibt, weiss ich nicht. -

Ach Du weißt es nicht :o

Warum setzt Du dann solche Behauptungen in die Welt? Was soll das?

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#412 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Do 23. Jul 2015, 11:40

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Mir ist nicht bekannt, dass an den theologischen Fakultäten noch eine "WEITERE "Forschungsrichtung" (was immer das sein mag) existiert, die sich ebenfalls mit der historisch-wissenschaftlichen Exegese der antiken biblischen Texte befasst, aber zu anderen Ergebnissen kommt...
Ich weiss lediglich, dass bei allem Anerkenntnis der rein technischen Ergebnisse der HKM deren Schlussfolgerungen daraus als weltanschaulich interpretiert werden.

Es steht jedermann frei, die Ergebnisse der neutestamentlichen Forschung zu interpretieren, wie er es möchte.
Das sollte uns nicht interessieren.

Die einen sagen, die Ergebnisse sind falsch. Die anderen sagen, die Ergebnisse sind korrekt, berühren aber meinen christlichen
Glauben nicht (siehe Lindemann). Oder man zieht aus den Forschungsergebnissen den Schluss, dass Jesu gravierender Irrtum be-
weist, dass er kein Gottessohn ist, sondern ein ganz gewöhnlicher Mensch war. Wiederum andere kommen zu dem Schluss, dass...usw. usw...

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#413 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Do 23. Jul 2015, 11:50

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dass eine Diskussion im theologischen Lager, die tatsächlich nie stattgefunden hat, zum Ergebnis geführt haben soll, dass "aus der Bibel nur bei verkürzter Sichtweise die Aussage möglich ist, Jesus habe selbst eine Naherwartung gehabt", ist eine unbewiesene und falsche Behauptung.
Es ist eine Weitergabe meinerseits auf Basis meiner Theologen-Gespräche und unabhängig davon auf Basis einer gleichlautenden Aussage von Professor Ratzinger.

Deine Behauptungen haben keinen Relevanz, solange Du sie nicht belegen kannst.

Ratzinger ist übrigens Dogmatiker. Eine ergebnisoffene Herangehensweise an neutestamentliche Fragen ist von ihm nicht zu erwarten.

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#414 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Do 23. Jul 2015, 12:03

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die christliche Sichtweise ist eine Glaubens-Sichtweise; also im Bereich der neutestamentlichen wissenschaftlichen Forschung absolut irrelevant.
Die Aussage, Jesus habe eine eigene Naherwartung gehabt, ist EBENFALLS eine Glaubens-Sichtweise. - Beide Glaubens-Sichtweisen lassen sich wissenschaftlich belegen (wenn Du Bibel-Exegese als "WIssenschaft" anerkennst).

Dass Jesus eine Naherwartung hatte, ergibt sich unmittelbar aus den Evangelientexten.

Jesu diesbezügliche Aussagen (seine Botschaft) werden von den neutestamentlichen Forschern einvernehmlich
für authentisch, d.h. mit allergrößter Wahrscheinlichkeit für historisch gehalten. Das ist nach wie vor Stand
der Forschung. An dieser Tatsache kommst Du nicht vorbei; da kannst Du Dich winden wie ein Aal.

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#415 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Do 23. Jul 2015, 12:13

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die HKM versucht mit Ernst, der historischen Realität möglichst nahe zu kommen.
Das glaube ich wirklich auch. - Aber auch sie kommt nicht drum rum, die Lücken des wissenschaftlichen Nichtwissens mit Interpretation zu füllen - und diese Interpretation ist (wie überall - also auch bei christlicher NT-Forschung) unweigerlich weltanschaulich geprägt. - Das ist normal und bei jedem Historikerstreit so.

Einen "Historikerstreit" unter Neutestamentler hat es in der Frage, um die es hier geht, NIE gegeben.

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#416 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Do 23. Jul 2015, 15:36

Martinus hat geschrieben:Zwei Parteien bewerten den selben Sachstand und haben eine völlig andere Sichtweise und Ergebnisse.
So ist es - unter Umständen mit identischen Unterlagen auf dem Schreibtisch. - Wenn nun beide Seiten sagen würden "Wir interpretieren im Sinne unserer Weltanschauung", wäre es ja ok. - Unverschämt ist es, wenn man anderen und am Ende auch noch sich selber glauben macht, die Gegenseite würde unwissenschaftlich argumentieren, man selber aber nicht. - Da ist der Grund-Defekt.

Münek hat geschrieben:Warum setzt Du dann solche Behauptungen in die Welt?
Ich beschreibt die faktische Realität - wenn ich mich jetzt mit Universitäten in Verbindung setzen würde, um diese Realität per Fleißarbeit zu hinterlegen, würde es auch nichts nützen.

Münek hat geschrieben:Es bringt nichts, wenn Du immer wieder Behauptungen in die Welt setzt, die Du auf Nachfrage nicht belegen kannst.
Das Problem liegt woanders: Alle Belege, die gebracht werden, werden nicht anerkannt, wenn sie nicht dem eigenen Weltbild entsprechen. - Bearbeite erst mal Aussagen Ratzinger und Barth sowie das gelieferte Lukas-Zitat (andere Zitate wurden früher gebracht) - ich sage Dir voraus: Bei den hier vorherrschenden ideologischen Bedingungen wird es nichts nützen.

Münek hat geschrieben:Es steht jedermann frei, die Ergebnisse der neutestamentlichen Forschung zu interpretieren, wie er es möchte. Das sollte uns nicht interessieren.
Wieso das? - Natürlich interessiert das - warum sollte es keine anderen Interpretationen geben als die von Dir favorisierten?

Münek hat geschrieben:Eine ergebnisoffene Herangehensweise an neutestamentliche Fragen ist von ihm nicht zu erwarten.
Das ist Dein Dogma. - Merkst Du nicht, dass die hier mit Verweis auf HKM auftretenden Jünger brutal dogmatisch vorgehen?

Münek hat geschrieben:Dass Jesus eine Naherwartung hatte, ergibt sich unmittelbar aus den Evangelientexten.
Nein. - Man kann einige Stellen so deuten - andere Stellen weisen auf das Gegenteil hin.

Münek hat geschrieben:Einen "Historikerstreit" unter Neutestamentler hat es in der Frage, um die es hier geht, NIE gegeben.
Das kann nur dann der Fall sein, wenn man den Begriff "Neutestamentarler" so eng fast, dass nur noch Gleichgeschaltete in Deinem Sinn gemeint sind. - Guck mal unter "Wissenschaftstheorie der Theologie" und Du wirst sehen, welch großes Feld das ist, das (innerhalb des CHristentums) fast immer mit dem NT zu tun hat.

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#417 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Do 23. Jul 2015, 17:35

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es steht jedermann frei, die Ergebnisse der neutestamentlichen Forschung zu interpretieren, wie er es möchte. Das sollte uns nicht interessieren.
Wieso das? - Natürlich interessiert das - warum sollte es keine anderen Interpretationen geben als die von Dir favorisierten

Das habe ich nicht nur nicht behauptet, sondern das Gegenteil geschrieben.

Es besteht bei mir allerdings in der Tat kein Interesse daran, mich vor die Kirche zu stellen und jeden Gottesdienst-
besucher zu befragen, wie er das wissenschaftliche Ergebnis über Jesu Naherwartung und Irrtum "interpretiert".

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#418 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Do 23. Jul 2015, 17:46

Münek hat geschrieben:Das habe ich nicht nur nicht behauptet, sondern das Gegenteil geschrieben.
Münek hat geschrieben:Es steht jedermann frei, die Ergebnisse der neutestamentlichen Forschung zu interpretieren, wie er es möchte. Das sollte uns nicht interessieren.
Ich verstehe diesen Satz nicht - ich interessiere mich doch auch für die Interpretation von Kubitza & Co.

Münek hat geschrieben:wie er das wissenschaftliche Ergebnis über Jesu Naherwartung und Irrtum "interpretiert".
Das ist Dein weitreichender Irrtum: Du scheinst tatsächlich zu meinen, Schlussfolgerungen auf Basis wissenschaftlicher Daten seien keine Interpretationen.

Übrigens - weil ich gerade zufällig gefunden habe (zum Thema "NT-Forschung") hier eine (zufällige) Agenda:


Arbeitsgemeinschaft katholischer Neutestamentlerinnen und Neutestamentler (AKN)

Tagung der AKN 9.-13. Februar 2015 in Würzburg zum Thema "Kontroverse Stimmen im Kanon"

Vorträge:

Gerd Häfner / Stefan Schreiber: Pastoralbriefe und Johannesoffenbarung. Kontroverse Einstellung zu Staat und Gesellschaft
Susanne Plietzsch: Kontroversen in der rabbinischen Literatur
MichaelTheobald / Ulrich Busse: Die johanneische Passionsgeschichte und die synoptischen Versionen. Kontroverse im Text – oder nur in der Forschung?
Erich Garhammer: „Mit Monstranzhieben verwüstet er unsere Literatur“. Kontroversen zu biblischen Texten in der modernen Literatur
Thomas Schmeller: Paulus und seine Gegner im 2. Korintherbrief: Die Inszenierung einer Kontroverse


Christoph Gregor Müller: Auserwählte als Fremde. Theologische Standortbestimmung im Ersten Petrusbrief
Karl Gabriel: Ausstieg aus der Majoritätsgesellschaft. Soziologische Beleuchtung – im Blick auf den Ersten Petrusbrief
Karl Matthias Schmidt: Ein Brief aus Babylon. Die Anpassung der Verfasserfiktion im Ersten Petrusbrief an die Realität der angesprochenen Gemeinde
Gudrun Guttenberger: „Teilhabe am Leiden Christi“. Zur Identitätskonstruktion im Ersten Petrusbrief
Wilfried Eisele: Alles in Ordnung? Strukturen und Ziele der Paraklese in 1 Petr 2,11– 4,11
Christoph Niemand: „Plan A“ und „Plan B“ für ein christliches Leben in feindlicher Umwelt. Werkstattbericht aus einer Seminarlektüre von 1 Petr 2,11–4,11
Markus Schiefer Ferrari: Dem Wort glauben – ohne Wort überzeugen. Suchbewegungen des Autors und der Leser/innen in 1 Petr 2,11– 4,11
Andreas Merkt: Ein „stilles Blümlein“. Patristische Perspektiven auf den Ersten Petrusbrief


Du musst das nicht alles durchlesen - aber meinst Du wirklich, es handelt sich hierbei NICHT um Neutestamentarler?? - Oder um KEINE wissenschaftliche Forschung?

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#419 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Do 23. Jul 2015, 17:47

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Warum setzt Du dann solche Behauptungen in die Welt?
Ich beschreibt die faktische Realität -

Wie soll das gehen, wenn Du doch selbst einräumst, keine Ahnung zu haben ("Ich weiß es nicht.")? :o

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#420 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Do 23. Jul 2015, 17:55

Münek hat geschrieben:Wie soll das gehen, wenn Du doch selbst einräumst, keine Ahnung zu haben ("Ich weiß es nicht.")?
Ich weiss in der Tat nicht, wie sich die einzelnen Disziplinen innerhalb der Theologie zueinander aufstellen.

Mit "Praxis" meine ich bspw. das, was ich gerade eingestellt habe (in grüner Schrift) - da sind sehr wohl historisch-kritische Themen dabei (wohlgemerkt: innerhalb der RKK) - das ist die faktische Realität, der man anmerken würde, wenn sie inner-wissenschaftlich von einer "Wahrheit" ausginge, Jesus habe selbst eine Naherwartung habe.

Interessanterweise habe ich MEIN Thema gefunden: "Die Anpassung der Verfasserfiktion im Ersten Petrusbrief an die Realität der angesprochenen Gemeinde". - Klingt überhaupt nicht nach Einvernehmen zum Thema "Naherwartung Jesus" innerhalb der NT-Forschung.

Lieber Münek: Deine persönliche Überzeugung in allen Ehren - aber darüber hinaus sitzt Du der laut vorgetragenen Interpretation EINER Gruppe innerhalb der NT-Forschung auf.

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