sven23 hat geschrieben:"Der Gebrauch des Alten Testaments durch das Neue Testament ist historisch widerlegt, denn die alttestamentlichen Verfasser hatten an keiner Stelle die Personen und Geschehnisse im Blick, die ihnen die neutestamentlichen Autoren zuschreiben."
Darum geht es doch nicht. - Es geht darum, dass die Zeit um Jesus das AT kannte - Du hast es jetzt exakt auf den Kopf gestellt.
sven23 hat geschrieben: Weder hat es eine Väterzeit noch eine Richterzeit gegeben. Israel tritt erst mit dem Königtum ins Licht der Geschichte
Historisch würde ich dies unbesehen für naheliegend halten - ich kann das, weil ich das AT nicht als primär historische (das AUCH), sondern geistige Schriften-Sammlung halte.
Es ist auch deshalb egal, weil Chiffren Bedeutungsträger sind - nur deshalb gibt es sie. - Und es ist egal, ob eine Chiffre historischer oder metaphorischer Natur ist - es ist also egal, ob König Salomon wirklich gelebt hat, sondern was in der Schilderung eines Geschehens mit Salomon geistig zu bedeuten hat. - Mir ist bewusst, dass es christliche Kreise gibt, die dies anders sehen - da müssen sie durch. - Welchen Raum hat die HKM, wenn die Prämisse eines Textes Chiffren-Natur und nicht historischer Natur ist?
Auch was sogenannte Widersprüche angeht, ist es nicht so einfach - ein Beispiel von Shakespeare, über den mal folgendes Buch erschien: "Hatte MacBeth rote Haare?". - Hintergrund: Es gibt eine Stelle, an der sein Haar als blutrot beschrieben wird - an einer anderen Stelle liegt nahe, dass sie schwarz sind. - Des Rätsels Lösung:
"Blutrot" war eine Chiffre für einen mörderischen Kontext - "schwarz" eine Chiffre für eine düstere Situation. - Beides wurde auf MacBeth übertragen, um dessen Gefühlswelt situativ zu verstärken. - Auch hier: Welchen Raum hat die HKM, wenn die Prämisse eines Textes Chiffren-Natur und nicht historischer Natur ist?
Wenn Du das verstanden hast, verstehst Du vielleicht auch, warum die HKM als technisches Hilfsmittel hohe Wertschätzung genießt - aber eben nur als technisches Hilfsmittel. - Der Grundfehler bei all Deinen Zitaten ist, dass sie unterstellen, wir hätten es uneingeschränkt mit einem historischen und nicht metaphorischen Zusammenhang zu tun. - Natürlich kann Historie AUCH Folie für Metaphorik sein, muss aber nicht.