Münek hat geschrieben:nach Jesu eigener Aussage haben sie es
Du machst immer wieder den selben Fehler (machen übrigens Christen auch oft):
Weil der Schreiber schreibt, die Jünger hätten Jesus verstanden (es gibt übrigens motivisch das Gegenteil mindestens genauso), schließt Du daraus, dass die Jünger Jesus verstanden hätten - das ist ein lupenreiner Zirkelschluss.
Münek hat geschrieben:Es ist exegetisch völlig unerheblich, ob die Jünger die Worte ihres Meisters "rezipiert", d.h. geistig (richtig) erfasst und verarbeitet haben oder nicht
Das hieße, dass es exegetisch vollkommen egal ist, was Jesus WIRKLICH gemeint hat. - Natürlich kann man Einzel-Textbetrachtung machen und somit ein Rendevouz mit dem Wort machen - aber das sagt im Ernstfall nichts über Jesus aus. - Im schlimmsten Fall ist es eine geschlossene Veranstaltung zwischen Exegeten und Schreiber.
Natürlich ist das von Dir Gemeinte der Ausgangspunkt jeder Exegese - aber es gehört mehr dazu. - Und wenn es das Motiv des "Sie verstanden ihn nicht" con variazione seit dem AT gibt, ist dies mit einzubeziehen. Denn dann muss man unweigerlich fragen: Haben Jünger/Schreiber ihn im Kontext der gesamten Bibel verstanden. - Darauf wird es nicht immer eine klare Antwort geben - aber es ist ein exegetisches Muss, diese Frage zu stellen.
Münek hat geschrieben:Die neutestamentliche Forschung geht einvernehmlich davon aus, dass es so ist, dass hier ein "echtes Jesuswort" vorliegt!
Glaube (!) ich persönlich auch - aber ich bin recht sicher, dass mit dem nahen Reich Gottes die Erlösung am Kreuz gemeint ist. - Und immer wieder: Die Theologen, die ich kenne, sehen das genauso - weil es eigentlich folgerichtig ist.
Münek hat geschrieben:on einem nahen "inneren Gottesreich" ist in Jesu Botschaft an seine Landsleute doch überhaupt nicht die Rede.
Wie kommst Du denn darauf? - Seit der "Beschneidung des Herzens" (irgendwo im AT) ist auch dies ein Leitmotiv. - Und eigentlich gilt auch hier, dass dies bei einer umfassenden Exegese miteinbezogen werden muss.
Münek hat geschrieben:sollten kein "inneres" Gottesreich verkünden, sondern nur sagen: "Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen". Punkt.
Was der eine oder andere Jünger darunter verstanden hat, weiss ich nicht. - Aber biblisch schlüssig und leitmotivisch belegt seit dem AT ist das innere Gottesreich (das fängt schon an mit dem "Tempel im Menschen" und der Aussage, dass Jahwe nicht nur im Tempel sei, sondern auch fern der Heimat in der Gefangenschaft bei seinem Volk sei).
Dein Gottesreich-Verständnis ist eines VOR Salomon - es erinnert an David, der in heimischer Erde sterben will, weil er meint, nur da könne er Gott nahe sein (oder so ähnlich). - Das ändert nichts daran, dass zur Zeit Jesu die Leute auch nicht weiter waren - um so mehr, dass es offensichtlich heute noch so verstanden wird. - Heilsgeschichte ist schon eine zähe Veranstaltung.