sven23 hat geschrieben:Das innere war ja schon da.
Wieso das? - Du meinst, vor dem Kreuzestod war das innere Reich schon da?
sven23 hat geschrieben:Wie kann man hinter eine gewonnene Erkenntnis zurückfallen?
Deine Frage beinhaltet eine Unterstellung, wenn Du von "zurückfallen" sprichst. - Lindemann hat anscheinend erkannt, dass die Erkenntnisse der hkM (in den genannten Fällen) auf Basis ihres Selbstverständnisses vertretbar sind, aber keinen absoluten Charakter haben.
Ich verstehe das. - Aus meiner Sicht ist daraus zu schließen, dass die hkM bei ihren Leisten bleiben sollte - im Sinne von historischer Forschung, Quellenforschung, soziologischer Forschung (etwa "Wie war die Gesellschaft zur Zeit Jesu begründet?", "Was war die Alltags-Lebenswirklichkeit zur Zeit Jesu", etc. - Aber nicht im Sinne von theologischen Glaubensaussagen ("Jesus hatte selbst eine Naherwartung").
sven23 hat geschrieben:er ist doch Anhänger der historisch-kritischen Methode
Die er offensichtlich unkritisch betreibt. - Würde er sie kritisch betreiben, müsste er auch die Schreiber selbst unter die Lupe nehmen ("Wie waren sie geprägt, dass sie dieses oder jenes meinen/verstehen konnten?" - "Welche Rolle spielt der Paradigmen-Wechsel von AT auf NT bei den Schreibern?" - etc.). - Nirgends findet man diese Frage thematisiert (in Euren Darstellungen) - wäre es tatsächlich so, wäre dies textkritisch nicht akzeptabel.
sven23 hat geschrieben:Bei dir klingt geistig aktiviert immer so wie unaufgeklärt und naiv.
Das ist möglich. - Aus der Denkweise der materialistischen/existenzialistischen, etc. Aufklärung des 20. und 21. Jh. kann das so rüberkommen, weil diese Dimension vollkommen ausgeblendet ist.
sven23 hat geschrieben:Sag mal Slumbewohnern, sie sollen sich frei machen von äußeren Verbesserungen ihrer Lebensumstände.
Dann drücke ich es anders aus: Das innere Gottesreich ist unabhängig von äußeren Erscheinungen (arm/reich - Slums/Beverly Hills) - das innere Gottesreich macht frei davon, abhängig zu sein von äußerlichen Unterschieden wie arm/reich, mächtig/ohnmächtig, etc.
sven23 hat geschrieben:Laut Lukas merken sie es nicht.
Die Menschen merken nicht, wenn in ihnen das Reich Gottes ist? - Was sagt er denn genau?
sven23 hat geschrieben:sie hat belegt, daß Jesus der Urheber war.
Ungenau gedacht - die hkM kann bestenfalls belegen, dass die Naherwartung eine Rezeption Jesu Aussagen ist, die entweder in Bezug dazu zutreffend ist oder nicht. - Ob diese Rezeption zutreffend ist oder nicht, ist nach heutigem Quellenstand nicht falsifizierbar (und vermutlich für immer nicht falsifizierbar).
Interpretieren (also nach eigenem Weltbild auslegen) kann man daher glaubensmäßig:
* Jesus hat selbst eine Naherwartung gehabt und diese an seine Anhänger und deren Nachfolger weitergereicht, die es genauso niedergeschrieben haben - so würde eine agnostischer/atheistischer Theologe oder innerhalb des Christentums ein heterodoxischer Theologe meinen.
* Jesus hat selbst keine Naherwartung gehabt, wurde aber von seinen Anhängern oder vielen seinen Anhängern in deren AT-Formatierung so verstanden - so würde die christliche Theologie im Großen und Ganzen meinen.
Beide Seiten vertreten damit eine Glaubens-Überzeugung, weil diese Frage wissenschaftlich nicht lösbar ist.
sven23 hat geschrieben:(Mt 10,23): "Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet (mit eurer Mission) mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn kommt."
Und dann kommt das Gegenzitat, wonach erst Anti-Christüsser und dann Kriege und sonstwas kämen - und dies wäre erst der Anfang - und danach würde das Evangelium in alle Ecken der Welt verbreitet sein müssen, bevor Jesus äußerlich wieder käme (also das Gottesreich äußerlich käme - siehe Offb.). - Dieses Zitat (wurde schon mehrfach hier zitiert) sagt exakt das Gegenteil aus.
Und nu? - Nein - so kann man unsere Fragen hier nicht lösen.
sven23 hat geschrieben:Deshalb arbeitet die HKM intersubjektiv.
Innerhalb des schmalen Korridors, für den sie zuständig ist. - Dazu gehören eben Glaubens-Fragen wie "Ich glaube, dass Jesus eine oder keine Naherwartung hatte" NICHT.
sven23 hat geschrieben:da das NT bis zur Kanonisierung von Anfang an Veränderungen und Fälschungen unterlegen hat spricht es doch für die Naherwartung durch Jesus
Jesus hatte doch auch eine "Naherwartung" (ich würde es "Nahwissen" nennen) des unmittelbar bevorstehenden inneren Gottesreichs, das durch die Kreuzigung da war (warum das so ist, wäre eine theologische Frage). - Das ist doch der Kern seiner Botschaft. - Warum sollte man es bei der Kanonisierung wegnehmen?
Der Hammer-Fehler von Kubitza scheint darin zu bestehen, dass er meint, diese Naherwartung Jesu sei eine äußere gewesen. - Er versteht das innere Gottesreich und die Wiederkunft Jesu laut Offenbarung offenbar als ein und dasselbe Ereignis. - Wenn man DAS glaubt, kann man Unsäglichstes daraus schlussfolgern. - Das grenzt dann an Kabarett.