Parusieverzögerung III

Themen des Neuen Testaments
closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#401 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Sa 11. Jul 2015, 16:16

sven23 hat geschrieben:Denke an Antons Spruch: Warum sollte ich mir Bücher besorgen?
Dieser Umweg stört mich in der Tat. - Ich komme noch aus einer Generation, die über Primär-Literatur geprägt wurde. - Erst dann sollte man gucken, was andere gesehen haben, um überhaupt mit eigener Substanz dagegenhalten zu können (und übrigens auch auf entsprechendem Niveau sich korrigieren zu lassen).

Aber das ist außer Mode gekommen - heute zieht man vor, Meinungen des Mainstreams halbgegart vorzuziehen, weil dann nichts passieren kann. - Merke: Die Meinung des Gelehrten, der am meisten A-Journal-Veröffentlichungen hat, ist am sichersten.

Benutzeravatar
Scrypt0n
Beiträge: 4442
Registriert: Do 28. Aug 2014, 11:51

#402 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Scrypt0n » Sa 11. Jul 2015, 16:22

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Das zukünftige Reich ist nicht von dieser Welt - aber in/auf dieser Welt!
Ein merkwürdiger Ansatz - aber als Glaubens-Behauptung akzeptabel.
Das hat nichts mit Glaube zu tun; ich glaube ohnehin an nichts, was in der Märchensammlung steht.

Habe es dir ja innerbiblisch dargelegt; auch wenn du darauf nicht eingehen kannst und willst. ;)
Psalm 37, 29:
Die Gerechten werden das Land erben und für immer darin wohnen.

Jesaja 35, 1:
Die Wüste und Einöde wird sich freuen, und die Steppe wird frohlocken und blühen wie ein Narzissenfeld.

Jesaja 35, 5-6:
Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden; dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch und die Zunge des Stummen lobsingen; denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme in der Einöde. Der glutheiße Boden wird zum Teich und das dürre Land zu Wasserquellen. Wo zuvor die Schakale wohnten und lagerten, wird ein Gehege für Rohr und Schilf sein.

Matthaeus 6, 10:
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden.

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:es ist subjektiv und damit willkürlich und beliebig.
Die Frage ist nicht, ob etwas intersubjektiv oder subjektiv ist, sondern ob es zielführend im Sinne des "Untersuchungs-Gegenstands" Gott ist.
Selbst der Untersuchungsgegenstand "Gott" unterliegt deiner Vorstellung/Fantasie und damit deiner Beliebigkeit und Willkür. Das Problem um eine Position zu verschieben löst es nicht.

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Diese Aussagen stehen jedoch NICHT im Widerspruch zu den Aussagen einer Naherwartung.
Ja - kann man so interpretieren
Da gibt es überhaupt nichts zu interpretieren. Wenn sich zwei Aussagen nicht widersprechen, liegt auch kein Widerspruch vor - und zwar interpretationsfrei.
Was du machst ist, einen Widerspruch in Aussagen hinein zu zaubern der faktisch nicht vorliegt.

Auch wenn ich Krebs im Endstadium hätte, stünde die Aussage dass mein Tod nah ist nicht im Widerspruch dazu, dass ich den Tag und die Stunde meines Todes nicht kenne...
Du verstehen? Oder nix verstehen?

Da jedwede innerbiblische Aussage darüber, dass niemand den exakten Zeitpunkt kennt und jede andere unkonkrete Aussage dazu keinen Widerspruch zu den Naherwartungen bilden, solltest du dich also einfach mal auf die dahingehend wirklich relevanten Stellen eingehen. ^_-

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Nun steht es dir frei, eine Methode (also das planmäßige Vorgehen!) ausführlich darzulegen, wie du "geistig" überprüfen möchtest ob die "Jungfrauengeburt" oder das "übers Wasser wandeln" zutreffend ist.
Das macht keinen Sinn.
Und Stopp!
Du wurschtelst dich jetzt bitte nicht in schwachen Ausreden sonder legst eine Methode - also das planmäßige Vorgehen - dar, wie du das geistig überprüfen möchtest. Schließlich hast du das nun schon seit unzähligen Seiten gegenüber sämtlichen DIskussionsteilnehmern behauptet.

Wenn du das nicht kannst, bist du als Spinner entlarvt.
Du sollst auch nicht die geistige Überprüfung als Ergebnis intersubjektiv vermitteln, wie deine letzte Ausrede, sondern das planmäßige Vorgehen darlegen.
Wirds mal was?
Bis jetzt zeigt sich nur, dass deine Argumentation bei 0 stehen geblieben ist.

closs hat geschrieben:Im gegebenen Fall gibt es aus meiner Sicht gute Gründe anzunehmen, dass sich hkMler überheben, wenn ihre Aussage ist: "Jesus selbst hatte eine Naherwartung".
Genau umgekehrt ist es ja - wie im letzten Beitrag ausgeführt.

Aus deiner Perspektive ist es deshalb umgekehrt, weil andernfalls Teile deines Glaubens nicht mehr für dich zu halten wären. Da du dich aber daran klammerst, MUSS es umgekehrt sein.

Womit du letzten Endes den sonderlichen Standpunkt vertrittst, dass
a) alle, die es anders sehen automatisch falsch liegen und
b) du meinst zu wissen, die Worte Jesu in der Bibel besser verstehen zu können als jene, die diese Worte niedergeschrieben haben und mit ihm lebten.

Solche naiven Anmaßungen kann es nur von fundamental dogmatisch verblendeten wie dir geben. Anders ist das nicht zu erklären.

Da es hier um die Parusieverzögerung geht also nochmal die relevanten Stellen hierzu:
Matthäus 10, 7:
Geht aber hin, verkündigt und sprecht: Das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!
Matthäus 16, 28 (und parallel dazu Lukas 9, 27):
Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie den Sohn des Menschen haben kommen sehen in seinem Reich!

Auch Paulus glaubte, die Wiederkunft stünde kurz bevor - 1.vKorinther 7, 29:
Das aber sage ich euch, liebe Brüder: Die Frist ist nur noch kurz bemessen; künftighin müssen auch die, welche eine Frau haben, sich so verhalten, als hätten sie keine
1. Thessalonicher 4, 15:
Denn das sagen wir euch aufgrund eines Wortes des Herrn: Wir, die wir leben, die wir bis zur Wiederkunft des Herrn übrigbleiben, werden vor den Entschlafenen nichts voraushaben.
Jakobus 5, 8:
So haltet auch ihr geduldig aus und macht eure Herzen fest, denn die Ankunft des Herrn steht nahe bevor.
Hebräer 1, 2:
hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn...
Hebräer 10, 37:
Denn es währt nur noch eine kleine, ganz kurze Zeit, dann wird der kommen, der kommen soll, und nicht auf sich warten lassen.

Und viele, sehr viele weitere Bibelstellen.
Man muss schon sehr ignorant an seinen subjektiven Glaubensträumereien festhalten, um eben dieses aufrecht erhalten zu können..

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#403 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » Sa 11. Jul 2015, 16:37

closs hat geschrieben:Weil sie damit recht haben und damit voll auf der Linie mit der gesamten Theologie stehen - allerdings gibt es hier Diskussionsbedarf zum Thema
* innere/äußere Naherwartung
Nö, es geht natürlich um ein zeitlich nahes, "äußeres" Gottesreich. Das innere war ja schon da. Deshalb kann es hier keine Enttäuschung geben und zeitlich unbestimmtes Warten darauf. Das sieht die NT-Forschung genau so.

closs hat geschrieben: * Zusammenhang der rahnerschen/bultmannschen Äußerungen im Text und im Gesamtwerk. Savollinnas Bemerkung zu Kasper und Rahner waren diesbezüglich für mich nicht überraschend.
Niemand hat gesagt, daß sie deshalb vom Glauben abgefallen sind. Allerdings kann ich die Schizophrenie nicht nachvollziehen. Aber wenn man innerhalb der Kirche Karriere machen will, geht es wohl nicht anders.

closs hat geschrieben: Im übrigen solltest Du Dir nochmal Lindemann anschauen - er sagt in meiner Zusammenfassung folgendes: "hkM-Ergebnisse sind in sich schlüssig und werden als solche von mir vertreten - im Ernstfall haben sie nichts zu bedeuten". ;)
Auch das ist etwas, das ich nicht nachvollziehen kann. Wie kann man hinter eine gewonnene Erkenntnis zurückfallen?
Das können dann nur ideologische Glaubensgründe sein. Rational begründen tut er es ja nicht.

closs hat geschrieben: Wenn hier jemand kritischer werden müsste, ist es Kubitza.
Wieso, er ist doch Anhänger der historisch-kritischen Methode und vertritt die Position der mehrheitlichen NT-Forschung.

closs hat geschrieben: Wer geistig aktiviert ist, geht an das alles ganz anders ran. Eure Diskussion hier befremden solche Leute: "WAS meinen die da? Komisch."
Bei dir klingt geistig aktiviert immer so wie unaufgeklärt und naiv.

closs hat geschrieben: Es ging doch gerade darum, sich über das innere Gottesreich frei von äußeren Verbesserungen der Lebensumstände zu machen - das ist doch gerade der Kern des nahen Gottesreichs.
Das ist imo recht weltfremd. Sag mal Slumbewohnern, sie sollen sich frei machen von äußeren Verbesserungen ihrer Lebensumstände. :roll: Da haben die Benachteiligten sicher viel pragmatischer gedacht.

closs hat geschrieben: Was ist denn DAS? - Natürlich merken die Betroffenen, dass es da ist. - Es wird ja immer schräger.
Und woran merken sie es? Laut Lukas merken sie es nicht.

closs hat geschrieben: Logisch - was bleibt den Naherwartungs-Gläubigen anderes übrig? - Das ist ein klassisches Feld der hkM, so etwas zu belegen - und das macht sie sicherlich gut.
Richtig, und sie hat belegt, daß Jesus der Urheber war.


closs hat geschrieben: Naja - das kann auch heißen: Bringe bis zu Deinem leiblichen Tod so viel in Ordnung, sonst trägst Du einen Ballast mit Dir, den Du später loswerden musst. Denn der eigene Tod kann jederzeit kommen: Mors certa, hora incerta.
Jesu Aussage war aber anders:
(Mt 10,23): "Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet (mit eurer Mission) mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn kommt."

closs hat geschrieben: Wer könnte entscheiden, ob Realität wissenschaftlich oder subjektiv wahrgenommen wird?
Deshalb arbeitet die HKM intersubjektiv.
Nebenbei: da das NT bis zur Kanonisierung von Anfang an Veränderungen und Fälschungen unterlegen hat spricht es doch für die Naherwartung durch Jesus, daß man eben dieses nicht elemeniert hat, denn die Texte entstanden ja, als sich die Naherwartung ja bereits als Irrtum erwiesen hatte.
"Für die Historizität dieser Worte spricht, dass sie sich schon bei Abfassung des ältesten Evangeliums quasi als falsch herausgestellt hatten und überholt waren. Sie hätten schwerlich später erfunden werden können, ihr Niederschlag in den Evangelien ist überhaupt nur zu verstehen, wenn sie die Autorität Jesu haben beanspruchen können."
Dr. Kubitza, der Jesuswahn
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#404 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Sa 11. Jul 2015, 23:33

Scrypt0n hat geschrieben:Habe es dir ja innerbiblisch dargelegt
Deine Zitate sind durchaus diskutabel. - Es wäre hier zu diskutieren:
* Was weist auf ein inneres Gottesreich hin?
* Was weist auf Pfingsten hin?
* Was weist auf die Verklärung hin?
* Was weist auf den Kreuzes-Tode hin?
* Was weist auf den irdischen Tod des Menschen hin?
* Was weist auf ein äußeres Gottesreich auf Erden hin?
* Was davon ist wörtlich seitens der Autoren gemeint?
* Was davon ist wörtlich zu verstehen?
* Was ist als Chiffre/Metapher seitens der Autoren gemeint?
* Was ist als Chiffre zu verstehen?

Glaube mir: Darüber haben sich Generationen von Theologen den Kopf zerbrochen und sind nicht überall zum selben Ergebnis gekommen, weil es einfach zu komplex und oft nicht eindeutig ist. - Mit Mitteln der hkM kann man solche Fragen ganz sicher nicht mehr beantworten als die Theologie vor der hkM. - Und wir können hier auf dem Forum sicherlich nicht mehr erreichen als die Theologie der letzten 2000 Jahre.

Scrypt0n hat geschrieben:Wirds mal was?
Das ist eher meine Frage an Dich: Du wolltest wissen, welche Methoden es gibt, die nicht intersubjektiv (oder nur teilweise intersubjektiv) funktionieren. - Ich habe Dir die Hermeneutik (nach Ast) angeboten - lies Dich ein. Ich werde, soweit es in meinem Vermögen steht, Fragen beantworten, NACHDEM Du Dich schlau gemacht hast.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#405 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » So 12. Jul 2015, 00:02

sven23 hat geschrieben:Das innere war ja schon da.
Wieso das? - Du meinst, vor dem Kreuzestod war das innere Reich schon da?

sven23 hat geschrieben:Wie kann man hinter eine gewonnene Erkenntnis zurückfallen?
Deine Frage beinhaltet eine Unterstellung, wenn Du von "zurückfallen" sprichst. - Lindemann hat anscheinend erkannt, dass die Erkenntnisse der hkM (in den genannten Fällen) auf Basis ihres Selbstverständnisses vertretbar sind, aber keinen absoluten Charakter haben.

Ich verstehe das. - Aus meiner Sicht ist daraus zu schließen, dass die hkM bei ihren Leisten bleiben sollte - im Sinne von historischer Forschung, Quellenforschung, soziologischer Forschung (etwa "Wie war die Gesellschaft zur Zeit Jesu begründet?", "Was war die Alltags-Lebenswirklichkeit zur Zeit Jesu", etc. - Aber nicht im Sinne von theologischen Glaubensaussagen ("Jesus hatte selbst eine Naherwartung").

sven23 hat geschrieben:er ist doch Anhänger der historisch-kritischen Methode
Die er offensichtlich unkritisch betreibt. - Würde er sie kritisch betreiben, müsste er auch die Schreiber selbst unter die Lupe nehmen ("Wie waren sie geprägt, dass sie dieses oder jenes meinen/verstehen konnten?" - "Welche Rolle spielt der Paradigmen-Wechsel von AT auf NT bei den Schreibern?" - etc.). - Nirgends findet man diese Frage thematisiert (in Euren Darstellungen) - wäre es tatsächlich so, wäre dies textkritisch nicht akzeptabel.

sven23 hat geschrieben:Bei dir klingt geistig aktiviert immer so wie unaufgeklärt und naiv.
Das ist möglich. - Aus der Denkweise der materialistischen/existenzialistischen, etc. Aufklärung des 20. und 21. Jh. kann das so rüberkommen, weil diese Dimension vollkommen ausgeblendet ist.

sven23 hat geschrieben:Sag mal Slumbewohnern, sie sollen sich frei machen von äußeren Verbesserungen ihrer Lebensumstände.
Dann drücke ich es anders aus: Das innere Gottesreich ist unabhängig von äußeren Erscheinungen (arm/reich - Slums/Beverly Hills) - das innere Gottesreich macht frei davon, abhängig zu sein von äußerlichen Unterschieden wie arm/reich, mächtig/ohnmächtig, etc.

sven23 hat geschrieben:Laut Lukas merken sie es nicht.
Die Menschen merken nicht, wenn in ihnen das Reich Gottes ist? - Was sagt er denn genau?

sven23 hat geschrieben:sie hat belegt, daß Jesus der Urheber war.
Ungenau gedacht - die hkM kann bestenfalls belegen, dass die Naherwartung eine Rezeption Jesu Aussagen ist, die entweder in Bezug dazu zutreffend ist oder nicht. - Ob diese Rezeption zutreffend ist oder nicht, ist nach heutigem Quellenstand nicht falsifizierbar (und vermutlich für immer nicht falsifizierbar).

Interpretieren (also nach eigenem Weltbild auslegen) kann man daher glaubensmäßig:
* Jesus hat selbst eine Naherwartung gehabt und diese an seine Anhänger und deren Nachfolger weitergereicht, die es genauso niedergeschrieben haben - so würde eine agnostischer/atheistischer Theologe oder innerhalb des Christentums ein heterodoxischer Theologe meinen.
* Jesus hat selbst keine Naherwartung gehabt, wurde aber von seinen Anhängern oder vielen seinen Anhängern in deren AT-Formatierung so verstanden - so würde die christliche Theologie im Großen und Ganzen meinen.

Beide Seiten vertreten damit eine Glaubens-Überzeugung, weil diese Frage wissenschaftlich nicht lösbar ist.

sven23 hat geschrieben:(Mt 10,23): "Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet (mit eurer Mission) mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn kommt."
Und dann kommt das Gegenzitat, wonach erst Anti-Christüsser und dann Kriege und sonstwas kämen - und dies wäre erst der Anfang - und danach würde das Evangelium in alle Ecken der Welt verbreitet sein müssen, bevor Jesus äußerlich wieder käme (also das Gottesreich äußerlich käme - siehe Offb.). - Dieses Zitat (wurde schon mehrfach hier zitiert) sagt exakt das Gegenteil aus.

Und nu? - Nein - so kann man unsere Fragen hier nicht lösen.

sven23 hat geschrieben:Deshalb arbeitet die HKM intersubjektiv.
Innerhalb des schmalen Korridors, für den sie zuständig ist. - Dazu gehören eben Glaubens-Fragen wie "Ich glaube, dass Jesus eine oder keine Naherwartung hatte" NICHT.

sven23 hat geschrieben:da das NT bis zur Kanonisierung von Anfang an Veränderungen und Fälschungen unterlegen hat spricht es doch für die Naherwartung durch Jesus
Jesus hatte doch auch eine "Naherwartung" (ich würde es "Nahwissen" nennen) des unmittelbar bevorstehenden inneren Gottesreichs, das durch die Kreuzigung da war (warum das so ist, wäre eine theologische Frage). - Das ist doch der Kern seiner Botschaft. - Warum sollte man es bei der Kanonisierung wegnehmen?

Der Hammer-Fehler von Kubitza scheint darin zu bestehen, dass er meint, diese Naherwartung Jesu sei eine äußere gewesen. - Er versteht das innere Gottesreich und die Wiederkunft Jesu laut Offenbarung offenbar als ein und dasselbe Ereignis. - Wenn man DAS glaubt, kann man Unsäglichstes daraus schlussfolgern. - Das grenzt dann an Kabarett.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#406 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 12. Jul 2015, 05:51

closs hat geschrieben:Das ist eher meine Frage an Dich: Du wolltest wissen, welche Methoden es gibt, die nicht intersubjektiv (oder nur teilweise intersubjektiv) funktionieren. - Ich habe Dir die Hermeneutik (nach Ast) angeboten - lies Dich ein. Ich werde, soweit es in meinem Vermögen steht, Fragen beantworten, NACHDEM Du Dich schlau gemacht hast.
Bei dir klingt es immer so, als stünde die Hermeneutik im Gegensatz zu HKM. Dabei ist sie doch eine Teildisziplin und ergänzt diese.
"Hermeneutik bezeichnet eine geisteswissenschaftliche Interpretationsmethode, die vor allem in der Theologie
und der Literaturwissenschaft zur Anwendung kommt, aber in ihrem schrittweisen Vorgehen auch bei der
Interpretation historischer Quellen verwendet wird. Sie steht nicht im Gegensatz zur historisch-kritischen
Methode, sondern ergänzt sie vielmehr."
Quelle

Die HKM ist die umfassendere Methode, weil sie Texte unter allen möglichen Aspekten untersucht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#407 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 12. Jul 2015, 06:11

closs hat geschrieben:Wieso das? - Du meinst, vor dem Kreuzestod war das innere Reich schon da?
Höchstens ein Vorgeschmack: wenn 2 in meinem Namen zusammen sind bin ich mitten unter ihnen. Es ist aber nicht das äußere, ereignishafte Gottesreich, das mit Pauken und Trompeten daherkommt.

closs hat geschrieben: - Aber nicht im Sinne von theologischen Glaubensaussagen ("Jesus hatte selbst eine Naherwartung").
Doch, gerade das kann sie leisten. Sie bewertet ja nicht inhaltlich, ob es überhaupt ein Gottesreich gibt. Sie beschränkt sich auf Aussagen, die sich aus den Texten unter Berücksichtigung aller möglichen Aspekte ergeben. Da ist sich die NT-Forschung ziemlich einig. Selbst Rahner, Bultmann und viele andere Gläubige geben dies zu.
Daß sie dann nicht konsequent sind, ist ihr eigenes Problem.

closs hat geschrieben: Die er offensichtlich unkritisch betreibt. - Würde er sie kritisch betreiben, müsste er auch die Schreiber selbst unter die Lupe nehmen ("Wie waren sie geprägt, dass sie dieses oder jenes meinen/verstehen konnten?" - "Welche Rolle spielt der Paradigmen-Wechsel von AT auf NT bei den Schreibern?" - etc.). - Nirgends findet man diese Frage thematisiert (in Euren Darstellungen) - wäre es tatsächlich so, wäre dies textkritisch nicht akzeptabel.
Das zeigt mir, daß du dich noch nie wirklich mit historisch-kritischen Arbeiten beschäftigt hast. Das ist selbstverständlich alles Gegenstand von Untersuchung.


closs hat geschrieben: Dann drücke ich es anders aus: Das innere Gottesreich ist unabhängig von äußeren Erscheinungen (arm/reich - Slums/Beverly Hills) - das innere Gottesreich macht frei davon, abhängig zu sein von äußerlichen Unterschieden wie arm/reich, mächtig/ohnmächtig, etc.
Auch das ist naiv. Sag mal einem Slumbewohner, er sei zu seinem Glück frei von äußerlichen Zwängen, weil er ein inneres Gottesreich habe. Das macht ihn nicht satt.
Der Papst sagte es doch gerade auf seiner Reise durch Südamerika: eine Entwicklung, die nicht die Schwächsten mit einschließt, taugt nichts.

closs hat geschrieben: * Jesus hat selbst eine Naherwartung gehabt und diese an seine Anhänger und deren Nachfolger weitergereicht, die es genauso niedergeschrieben haben -
Genau so sieht es die NT-Forschung und Leute wie Rahner, Bultmann, Lindemann und viele andere folgen dem.

closs hat geschrieben: Und dann kommt das Gegenzitat, wonach erst Anti-Christüsser und dann Kriege und sonstwas kämen - und dies wäre erst der Anfang - und danach würde das Evangelium in alle Ecken der Welt verbreitet sein müssen, bevor Jesus äußerlich wieder käme (also das Gottesreich äußerlich käme - siehe Offb.). - Dieses Zitat (wurde schon mehrfach hier zitiert) sagt exakt das Gegenteil aus.
Das muß man unter Parusieverzögerung subsummieren. Die HKM berücksichtigt natürlich auch die Chronologie des Geschriebenen.

closs hat geschrieben: Und nu? - Nein - so kann man unsere Fragen hier nicht lösen.
Ist schon gelöst, siehe oben

closs hat geschrieben: Jesus hatte doch auch eine "Naherwartung" (ich würde es "Nahwissen" nennen) des unmittelbar bevorstehenden inneren Gottesreichs, das durch die Kreuzigung da war (warum das so ist, wäre eine theologische Frage). - Das ist doch der Kern seiner Botschaft. - Warum sollte man es bei der Kanonisierung wegnehmen?
Und warum sagt z. B. Rahner, daß sich diese Botschaft nicht erfüllt hat?

closs hat geschrieben: Der Hammer-Fehler von Kubitza scheint darin zu bestehen, dass er meint, diese Naherwartung Jesu sei eine äußere gewesen. - Er versteht das innere Gottesreich und die Wiederkunft Jesu laut Offenbarung offenbar als ein und dasselbe Ereignis. - Wenn man DAS glaubt, kann man Unsäglichstes daraus schlussfolgern. - Das grenzt dann an Kabarett.
Kubitza kompiliert doch nur die Ergebnisse der NT-Forschung. Daß es eine äußere Naherwartung war, hat sie doch sauber herausgearbeitet.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
clausadi
Beiträge: 1251
Registriert: Fr 29. Mai 2015, 14:49
Wohnort: Ahnatal bei Kassel

#408 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von clausadi » So 12. Jul 2015, 08:59

Scrypt0n hat geschrieben:Da es hier um die Parusieverzögerung geht also nochmal die relevanten Stellen hierzu:
Matthäus 10, 7:
Geht aber hin, verkündigt und sprecht: Das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!
Matthäus 16, 28 (und parallel dazu Lukas 9, 27):
Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie den Sohn des Menschen haben kommen sehen in seinem Reich!

Auch Paulus glaubte, die Wiederkunft stünde kurz bevor - 1.vKorinther 7, 29:
Das aber sage ich euch, liebe Brüder: Die Frist ist nur noch kurz bemessen; künftighin müssen auch die, welche eine Frau haben, sich so verhalten, als hätten sie keine
1. Thessalonicher 4, 15:
Denn das sagen wir euch aufgrund eines Wortes des Herrn: Wir, die wir leben, die wir bis zur Wiederkunft des Herrn übrigbleiben, werden vor den Entschlafenen nichts voraushaben.
Jakobus 5, 8:
So haltet auch ihr geduldig aus und macht eure Herzen fest, denn die Ankunft des Herrn steht nahe bevor.
Hebräer 1, 2:
hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn...
Hebräer 10, 37:
Denn es währt nur noch eine kleine, ganz kurze Zeit, dann wird der kommen, der kommen soll, und nicht auf sich warten lassen.

Und viele, sehr viele weitere Bibelstellen.
Man muss schon sehr ignorant an seinen subjektiven Glaubensträumereien festhalten, um eben dieses aufrecht erhalten zu können..
Nun, das Königreich der Himmel wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, da das Volk Gottes (Juden) den König der Juden (Jesus von Nazareth) abgelehnt haben.
Christus Jesus befindet sich derzeit noch im Exil im Himmel, von woher wir, die Kinder Gottes, unseren Herrn erwarten.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#409 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 12. Jul 2015, 09:47

clausadi hat geschrieben: Nun, das Königreich der Himmel wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, da das Volk Gottes (Juden) den König der Juden (Jesus von Nazareth) abgelehnt haben.
Christus Jesus befindet sich derzeit noch im Exil im Himmel, von woher wir, die Kinder Gottes, unseren Herrn erwarten.
Nun, dann hat Jesus sich geirrt. Irren ist menschlich, denn er war ja auch nur ein Mensch.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
clausadi
Beiträge: 1251
Registriert: Fr 29. Mai 2015, 14:49
Wohnort: Ahnatal bei Kassel

#410 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von clausadi » So 12. Jul 2015, 11:15

sven23 hat geschrieben:
clausadi hat geschrieben: Nun, das Königreich der Himmel wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, da das Volk Gottes (Juden) den König der Juden (Jesus von Nazareth) abgelehnt haben.
Christus Jesus befindet sich derzeit noch im Exil im Himmel, von woher wir, die Kinder Gottes, unseren Herrn erwarten.
Nun, dann hat Jesus sich geirrt. Irren ist menschlich, denn er war ja auch nur ein Mensch.
Wieso geirrt? Er kommt ja bald, nur dass vorher der Gesetzlose, der Sohn des Verderbens, enthüllt werden wird.

Antworten