sven23 hat geschrieben:
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Unter "Gesamtschau" meinst du aber das nach 2000 Jahren unschwer zu erkennende Problem der nicht eingetroffenen Wiederkehr.

sven23 hat geschrieben:
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Um es noch einmal als abschließendes Fazit mit Bultmann und Rahner zu sagen:
„Es bedarf keines Wortes, daß sich Jesus in der Erwartung des nahen Weltendes getäuscht hat.“
(Rudolf Bultmann, Das Urchristentum, S.22)
"...daß wir.....unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, daß es bei Jesus wirklich eine zeitliche Naherwartung gegeben hat, die so....sich nicht erfüllt hat"
(Karl Rahner, kath. Theologe)
Die apokalyptische und die gnostische Eschatologie ist insofern entmythologisiert, als die Heilszeit für den Glaubenden schon angebrochen, das Zukunftsleben schon Gegenwart geworden ist. Am radikalsten ist diese Konsequenz bei Johannes gezogen, der die apokalyptische Eschatologie überhaupt eliminierte. Das Weltgericht ist nicht ein bevorstehendes kosmisches Ereignis, sondern ist die Tatsache, dass Jesus in die Welt gekommen ist und zum Glauben gerufen hat (Joh. 3,19; 9,39; 12,31). Wer glaubt, der hat schon das Leben, der ist vom Tode zum Leben hinübergeschritten (5,24 f. usw.). Äußerlich ist für den Glaubenden nichts anders geworden, aber sein Weltverhältnis ist ein anderes: die Welt kann ihm nichts mehr anhaben; der Glaube ist der Sieg über die Welt (1. Joh. 5,4). *)
*) Rudolf Bultmann: Neues Testament und Mythologie. München 1985, S. 36.
Hätte Bultmann verinnerlicht, dass Johannes an anderer Stelle sehr wohl von der erwarteten Rückkehr Jesu schrieb, und hätte er darüber hinaus die Aussagen der Johannes-Botschaft mit denen der synoptischen Evangelien verglichen, wäre ihm - vielleicht - die Haltlosigkeit seiner obigen Ausführungen bewusst geworden.
Unbestritten ging Jesu Umgebung von Seiner baldigen Rückkehr und der anschließender Übernahme der politischen Macht zumindest über die Stämme Israels (nicht allein “Judasâ€) aus. Liest man die entsprechenden Texte etwas genauer, wird auch klar, dass Jesus offensichtlich mit Absicht nicht deutlicher geworden ist. Zu schnell wäre das Feuer der Erwartung in der Ur-Gemeinde erloschen. Dazu muss man sich vergegenwärtigen, was nach Überzeugung der Ur-Gemeinde die Weltgemeinschaft erwarte. Ihre Vertreter sahen ihre Aufgabe vorrangig darin, das physische Überleben der Einsichtigen zu sichern. Kann man unter anderem aus folgender Schriftstelle schließen.
1. Petrus 4,17-18 (Luther):
Denn es ist Zeit, dass anfange das Gericht an dem Hause Gottes. So aber zuerst an uns, was will's für ein Ende werden mit denen, die dem Evangelium nicht glauben ?
Und so der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen ?
Mit Rettung ist hier nicht etwa eine “Flucht in den Himmel†gemeint, höchstens von einer nur Tage andauernde Evakuierung, wovon an andere Stelle zu lesen ist.
Wie sich das Feuer der Erwartung auf den Eifer vieler Verbreiter der Botschaft auswirkte, darüber ist in den kirchlichen Aufzeichnungen viel zu wenig zu lesen. Dahinter scheint Absicht zu stecken. Ich halte es für extrem unwahrscheinlich, dass etwa Britannien oder Irland zum ersten Mal von Katholiken über das nah-östliche Geschehen im 1. Jahrhundert hörten.
Vorhergesagt sind übrigens Ereignisse, die erst seit wenigen Jahren, wenn nicht gar erst seit Monaten vorstellbar sind. Die Hauptrolle wird - man kann es kaum glauben - Europa als kommende Weltmacht spielen. Deren mangelnder Einigungswille der Politiker - alles "überzeugte Europäer" - ist bekannt. Die Schrift sagt, dass diese Verweigerer keine Chance haben. Das Europa der Schrift ist jedenfalls anders als das derzeitige. Ich sehe im Griechenland-Debakel eine Art Initialzündung für das weitaus mehr militärisch ausgerichtete Europa.