Christen und Sexualität

Leben in einer christlich geprägten Gesellschaft
Ehe & Familie, Partnerschaft & Sexualität, Abtreibung, Homosexualität
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Naqual
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#151 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Naqual » Di 25. Jun 2013, 10:53

Magdalena61 hat geschrieben: Gedanken und Gefühle sind im AT straffrei (bleiben ohne Konsequenzen)? :shock:
Das mosaische Recht regelt keine strafbaren Gefühle sondern immer Taten. Diese werden dann als (Tat-)Sünden mit Strafen versehen. Natürlich war denen nicht unbekannt, wie das Herz des Menschen (heute: Gefühl und Verstand), also innere Vorgänge diese Taten erst hervorbringen. Das Judentum ist eine Gehorsams-Religion. Ja gerade, dass man seinen inneren Wünschen und Trieben trotzt, gereicht zu Ehren Gottes.


:) Was hat denn dann Hiob hier nur für ein Problem gehabt?:
Hiob 31, 1-5 (Schlachter 2000): Ich hatte einen Bund geschlossen mit meinen Augen, daß ich ja nicht [begehrlich] auf eine Jungfrau blickte.
Das heißt nicht, dass er das innere Begehren als Sünde sah, sondern dass hieraus Handlungen bzw. Verantwortungen entstehen können, die er nicht mehr richtig meistert (in der Tat).


Hiob wußte um den Tun- Ergehens- Zusammenhang in Verbindung mit redlichen oder unredlichen Absichten.
Natürlich. Aber er hielt nicht die Ursache für Sünde, sondern das tätliche Wirken.
Die Juden sehen das übrigens heute noch so. Deswegen schütteln die auch ungläubig den Kopf, dass man das Gesetz nicht einhalten könne. Sie argumentieren, dass Du kein konkretes Gebot nennen kannst, das man nicht einhalten könne. Sie empfinden es auch als abstrus, dass Gott ein Gesetz geben sollte, das man nicht einhalten könne.


Zwar schreibt Paulus "...wo kein Gesetz ist, da ist auch keine Übertretung" Röm. 4,15-- aber warum ahndete Gott dann die Bosheit der Menschen durch die Sintflut?
Die Gegenüberstellung von Gesetz/Werke und Glauben bei Paulus ist gelinde gesagt unglücklich und führt ständig nur zu Missverständnissen. Jakobus hatte sich dann auch gemüßigt gesehen die Sachverhalte klarzustellen unter konkreter Bezugnahme auf Paulus-Aussagen in anderen Briefen (der einzige Vorgang, bei dem eine andere neutestamentliche Schrift als Bezug herhält, soweit ich mich erinnere).
Dass die damals übrigens dachten, dass Gott die Sintflut auf lediglich bloße böse Gedanken und Gefühle schickte, ist recht unwahrscheinlich. Im Gegenteil ihre Bosheit zeigte sich ja in konkreten Werken, z.B. auch bei Sodom und Gomorrah.


Naqual hat geschrieben:Jesus redete hier nur nicht von einem sexuellen Begehren, sondern von dem besitzenwollenden Begehren die Frau des anderen haben zu wollen. Zwar ist das erstere meistens die Voraussetzung für zweiteres, aber als sündhaft beschreibt Jesus die Frau des anderen als eigene Frau für sich selbst haben zu wollen.
Und warum will er sie haben?
Die Formulierung in der Schlachter 2000 sagt:
"Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren"
... also nicht: "Hier sieht jemand rein zufällig eine Ehefrau und der Arme kann ja gar nichts dafür, dass seine Triebe mit ihm durchgehen", sondern: Er taxiert vorsätzlich eine Frau, um sie zu begehren. Dahinter steht eine Absicht.
Nichts mit zufällig. Du uminterpretierst meine Aussage. Betrachte folgenden Sinn: Jesus meint, dass wer die Frau eines anderen ansieht um sie für sich als eigene Frau zu begehren, der hat die Ehe bereits gebrochen.
Der Bezugspunkt des Ehebruchs ist das Begehren der anderen Frau für sich. Das reine Begehren als solches ist nicht gemeint, das ist biologisch gegeben. Natürlich kann das reine Begehren Grundlage sein für den späteren Ehebruch (es gäbe allerdings durchaus andere Gründe auch, z.B. der Reichtum der Frau) .



Naqual hat geschrieben:Sicherlich, nur die alten jüdischen Interpretationen kennen keinen Jesus, geschweige denn kannte ihn Salomo als Autor vom Hohelied.
Irgendwann werden sie den erkennen, den sie durchbohrt haben und werden wissen:
Jesus ist JHWH.
Sach. 12,10-- Joh. 19, 37
Die Bibel bezeichnet Jesus nicht als Jahwe und sie trennt zwischen Gott und Jesus sprachlich (und nicht nur zwischen Vater und Sohn!!). Das behalte ich bei. :-)

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Demian
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#152 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Demian » Di 25. Jun 2013, 11:35

Nicht jeder Orgasmus wird bewusst mystisch erlebt, aber jeder Mystiker lebt orgiastisch. „So war für die Tantriker (und Taoisten) der Coitus reservatus, bei dem der Samen zurückgehalten wird, gängige Praxis während japanische Buddhisten wie Ikkyu spektakuläre Samenergüsse und rückhaltlose Intimität bevorzugten.“ ( John Stevens: Lust und Erleuchtung )

Pluto hat geschrieben: Was das mit einem Orgasmus zu tun hat, entgeht mir gerade. Im Gegenteil, "Orgasmus" ist im Kontext von Gott und Nächstenliebe wohl etwas fehl am Platz.

Da gibt es aber einige Lokalitäten mit schönem Ambiente. Allein der Meeresstrand ist eine Begeisterung - und die Sommernacht ein Bett für sich. Wo kämen wir sonst hin, wenn wir nicht gingen, ausgingen, abhingen: und brandschatzen würden? Ich meine allerdings: der Orgasmus zwischen Mann und Frau ist auch ein Gleichnis. Dazu braucht man gar nicht Gott zu bemühen.

Der Orgasmus gehört imo ins Schlafzimmer. ;)

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Janina
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#153 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Janina » Di 25. Jun 2013, 11:45

Magdalena61 hat geschrieben:Ich habe ansatzweise beschrieben, wie wir in unserer Familie mit diesem Thema umgehen und den fiktiven Affenkäfig mit einbezogen.
Ich sag ja auch nicht dass das nicht stimmt. Ich sag nur, was ich als Kind davon gehalten habe, und gehe davon aus, dass andere Kinder das genauso sehen: Man merkt, dass man Erwachsene schonen muss, und geht mit Fragen, mit denen sie ein Problem haben, lieber anderswo hin.

Magdalena61 hat geschrieben:...einen unglücklichen Eindruck macht der auf mich nicht gerade.
Kann ja sein, dass die Libido bei beiden gleichmäßig zurückgegangen ist. Gut, das hab ich in meiner Generation noch nicht gehört, und zumindest da würde ich es nicht glauben. Und das Phänomen des Mittvierzigers mit jungem Flittchen oder der reiferen Dame mit Toyboy spricht neben meiner auch für die nächste. Bei der Generation meiner Großeltern fehlt mir natürlich der repräsentative Kontakt zu ihrem Liebesleben.

Hemul
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#154 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Hemul » Di 25. Jun 2013, 12:34

Hemul hat geschrieben: Hi Magda!
Aus Johannes 19:34-37 geht aber "unmissverständlich" hervor, dass sich Sacharja 12:10 schon damals erfüllt hat? :roll:

Magdalena hat geschrieben:
Wie begründest du das?
*neues Thema ist*
LG

Hi Magda!
Wie ich das begründe? Steht doch unmissverständlich in der von mir o. angegebenen Bibelpassage. ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Hemul
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#155 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Hemul » Di 25. Jun 2013, 13:55

Naqual hat geschrieben: Die Bibel bezeichnet Jesus nicht als Jahwe und sie trennt zwischen Gott und Jesus sprachlich (und nicht nur zwischen Vater und Sohn!!). Das behalte ich bei. :-)

Hi Naqual!
Na also, geht doch. Endlich sind wir einmal gleicher Meinung! :thumbup:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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Magdalena61
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#156 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Magdalena61 » Di 25. Jun 2013, 14:52

Demian hat geschrieben:Warum das Hohelied begrenzen - es kann beides zugleich beschreiben! ;)
Durch den Menschen wird der Mensch auf Gott/das Sein hin transparent ... und das ist real praktizierte Nächstenliebe.
Selbstverständlich schließt das einen mehrfachen Orgasmus mit ein.
Einige der bibelkritischen Stimmen hier wären sicher mit Begeisterung dabei, wenn man die Tempelprostitution wieder einführen würde ;). Die Korinther wußten diese durchaus zu schätzen... und dann kam Paulus daher und verdarb ihnen die spirituelle Freude....

Der Fehler war: Paulus war nicht modern genug. Als ein excellenter Kenner der alten Schriften war ihm selbstverständlich auch die Episode mit dem goldenen Stier (= ein Symbol für Fruchtbarkeit) bekannt-- sowie deren Folgen, und, wie man nachlesen kann, hielt er es für unerläßlich, [d]den Korinthern den Marsch zu blasen[/d] einige deutliche Worte an die liebeslustigen Korinther zu richten 1. Kor. 6, 15-20.
Demian hat geschrieben:Warum das Hohelied begrenzen - es kann beides zugleich beschreiben! ;)
Einverstanden :) .
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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Magdalena61
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#157 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Magdalena61 » Di 25. Jun 2013, 15:03

Demian hat geschrieben:Was würdest du vorschlagen: Augen ausreißen und Hände abhacken für Masturbation? :mrgreen:
Ich würde nicht versuchen, Ausnahmeregelungen zu konstruieren und Sünde zu relativieren, sondern meine Schwächen/ mein Versagen...(egal, worum es sich handelt) unter das Kreuz bringen.

Konkret auf SB bezogen bedeutet das: Man muß alle Ausreden fallen lassen, warum SB keine Sünde sei, dass man "es" doch brauche, dass man ein "Recht" darauf habe, die eigene Sexualität zu leben, dass "es" nicht schädlich sei und was auch immer da zusammenkonstruiert wird. Und man muß ehrlich werden und zugeben, dass man ein Problem hat... wenigstens vor Gott.
Man kann allerdings auch aufhören, die Bibel wortwörtlich auszulegen, und damit beginnen, sie spirituell zu verstehen ...
Das "Hand abhacken" wird doch nicht wörtlich umgesetzt, jedenfalls ist mir das von Christen nicht bekannt.
Der Satz Jesu steht für die Radikalität, mit der wir Sünde in unserem Leben begegnen sollen anstatt mit ihr fröhliche Gemeinschaft zu feiern, bis sie Wurzeln schlägt.

Wir leben in einer gefallenen Schöpfung, da ist einiges nicht so, wie Gott es eigentlich gedacht hatte. Die Folgen davon sind teilweise frustrierend und schmerzhaft. Und langwierig.

Das ist aber kein Argument, um sich sozusagen auf der Liebe Gottes "auszuruhen" und mit einem fröhlichen Halbwissen immer schön weiter zu machen, auch wenn man dabei ein schlechtes Gewissen hat, weil man innen drinnen weiß, dass man damit gegen die Schöpfungsordnung lebt.
LG
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#158 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Janina » Di 25. Jun 2013, 15:09

Magdalena61 hat geschrieben:Und man muß ehrlich werden und zugeben, dass man ein Problem hat...
Das worin besteht? Dass man Freude hat?

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Naqual
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#159 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von Naqual » Di 25. Jun 2013, 17:03

Magdalena61 hat geschrieben:Konkret auf SB bezogen bedeutet das: Man muß alle Ausreden fallen lassen, warum SB keine Sünde sei, dass man "es" doch brauche, dass man ein "Recht" darauf habe, die eigene Sexualität zu leben, dass "es" nicht schädlich sei und was auch immer da zusammenkonstruiert wird. Und man muß ehrlich werden und zugeben, dass man ein Problem hat... wenigstens vor Gott.
Er erscheint mir offen gesagt, nicht plausibel, wieso Gott ein Problem haben sollte mit der Selbstbefriedigung.
90 Prozent der Männer, 60 Prozent der Frauen tun dies regelmäßig. Gleichwohl gibt es die Selbstbefriedigung überhaupt nicht in der Bibel. Sie kommt nicht vor. Als wenn die Onanie eine Erfindung der Neuzeit wäre. Wahrscheinlicher ist, die hat das damals in keinster Weise gestört und es war ihnen auch nicht wert, davor zu warnen in der Bibel.
Mit der Selbstbefriedigung wird niemand anders geschadet und einem selbst tuts gut. Also wozu auf einmal diese seltsame zölibatartigen Forderungen?
Weil man vielleicht Gedanken dabei haben kann, die nicht so ganz okay sind? Dann soll man die Gedanken lassen, die nicht okay sind. Sonst müsste man auch Krimis verbieten, da könnte man sich mal freuen, wenn einer der Bösen eins aufs Maul gehauen kriegt oder eine andere übeltätige Nervensäge erschossen wird. Wenn man alles vermeidet, bei dem man böse Gedanken haben könnte, dann müsste man auch das Lesen von Krimis, von Harry Potter, von Vampirromanen lassen. Dann sollte man tunlichst Freibäder, Saunen und Strände außen vor lassen. Science Fiction sind auch so ein verführerisches Zeug. Geschweige denn die Reklameeinblendungen! Also gar nicht mehr TV schauen. Beim Autofahren kriege ich auch manchmal meine Gefühle, wenn so ein depperter... Ich fahre trotzdem Auto und versuche mich (innerlich) zu zügeln dabei.
Wenn jemand Schwierigkeiten damit hat, soll er es für sich auf eigene Entscheidung lassen etwas damit zu tun zu haben. Aber ich finde nicht, dass man eine Norm für alle daraus machen sollte. Auch nicht bei der Selbstbefriedigung. Und wenn man es als sündig definiert, tut man dies.

Abgesehen davon scheinen viele Christen sich leider mehr damit zu beschäftigen was sie nicht tun dürfen (und gleichzeitig von der Freiheit eines Christenmenschen zu reden) als sich Gedanken darüber zu machen, über das was sie dürfen: anderen helfen. Wie man seinen Nächsten im Alltag möglichst wirksam liebt ist eine Art verborgene Disziplin für Insider. Da gibt es kaum so ausgefeilte Vorstellungen dazu, wie über das was Tatsünde alles so sein kann.
Das erinnert fatal an einen Raucher, der meint am besten damit aufzuhören, wenn er ständig daran denkt, wie verkehrt das Rauchen ist. Es animiert ihn, seine Gedanken hängen förmlich daran. Die Sünde soll man sicher nicht verharmlosen, man kann aber auch gutgemeint an ihr hängen, sogar fest kleben.

barbara
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#160 Re: Christen und Sexualität

Beitrag von barbara » Di 25. Jun 2013, 18:19

Magdalena61 hat geschrieben: Man muß alle Ausreden fallen lassen, warum SB keine Sünde sei,

Worin besteht eigentlich die Sünde bei Sex mit sich selbst...? :shock:

grüsse, barbara

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