ThomasM hat geschrieben:Sagst du "Gott ist Nächstenliebe", dann wird allein durch diese Voraussetzung klar, dass es Gott in diesem Sinn auch tatsächlich gibt.
Genauso konstruiert Sven seinen Gott eben so, dass er NICHT existiert.
Das scheint mir aber nicht vergleichbar.
Ich sprach von Merkmalen eines Gottesbildes, die nicht konstruiert sind, weil sie im Menschen vorhanden sind.
Für mich ist das erst der Start. Zunächst unterschreibe ich ja auch, dass es da Unterschiede gibt.
Ich taste mich da vorwärts - Ergebnis ist für mich offen.
Auf jeden Fall möchte ich die Merkmale, die einem Gottesbegriff zugeordnet sind, danach sortieren, ob sie wirklich für den gottesgläubigen Menschen erfahrbar sind - oder ob sie logisch zusammengedacht sind.
Erstere benutzen vermutlich den Begriff "glauben" mehr im Sinne von "vertrauen". Letztere benutzen den Begriff "glauben" vermutlich mehr im Sinne von "glauben an". Letzteres ist ein rationaler Vorgang, ersteres eher ein sich Verbunden-Fühlen mit etwas, was mehr ist als das, was man als das eigene Ich auffasst.
Beispiel:
Manche fühlen sich verbunden mit ihrer Familie, auch wenn sie ein Jahr auf See sind oder so was.
Ist diese Verbundenheit beweisbar?
Kann man überhaupt solche Dinge mit naturwissenschaftlichen Methoden erfassen?
Ich denke eher, das gehört in das Gebiet der Geisteswissenschaften. Denn "Verbundenheit" ist ebenfalls ein Abstraktum, also ein sprachliches Phänomen. Aber eins, das von Konkretem abstrahiert:
Heimweh, an die Famlie denken, sich Sorgen machen um sie etc.
Und ob diese Kriterien existent sind, lässt sich feststellen.
Also kann ich die Existenz von "Verbundenheit" nachweisen, falls sie da ist.
Dass sie da ist, wird z.B. durch ihre Wirkungen überprüft.
Und wenn man Verbundenheit zu seiner Familie haben kann, dann kann man sie auch zu seiner Nation haben.
Dass diese auch existiert, ist vielfach nachgewiesen. Bis heute appellieren Politiker an diese nationale Verbundenheit und erreichen oft, was sie damit bezwecken.
Und nun gehe ich noch einen Schritt weiter. Was konkret meint der, der sich "mit Gott verbunden" fühlt?
Ich rede hier nicht von einem Theoretiker, der sich ein philosophisches System erdenkt, sondern von einem tiefgläubigen Menschen, der "sich von Gott getragen" fühlt.
Was ich hier versuche, ist, solche bildhaften Formulierungen in einem gewissen Sinne zu "operationalisieren". Zwar nicht im Sinne von naturwissenschaftlicher Messung, wohl aber im Sinne von Beobachtung und - vor allem - im Feststellen ihrer Wirksamkeit.
Aber ich suche immer das Konkrete in solchen Formulierungen: was geschieht ganz genau, wenn jemand "Gott" vertraut?
Wem vertraut er, was vertraut er? Wie wirkt sich das auf ihn aus?
Wenn es Wirkungen HAT, dann existiert dieses Vertrauen auch. Und das, dem er vertraut, ebenfalls.
Selbst wenn ein Mensch ein Placebo einnimmt, an es glaubt und dadurch positive Wirkungen erzielt, dann wäre zu ergründen, wem genau er vertraut hat, sodass es wirken konnte. Denn da nicht das Placebo die Wirkungen erzielt hat, muss es ein anderer Mechanismus gewesen sein, den es zu ergründen gilt.
Das scheint mir ein wesentlicher Knackpunkt zu sein. Was genau bewirkt das Vertrauen des Menschen und wodurch genau ist dieses Vertrauen begründet.
Der äußere Name spielt keine Rolle. Es scheint aber etwas Größeres zu sein als man selber ist und dieses durch das Vertrauen aktivieren kann, sodass es wirksam wird.