Novalis hat geschrieben:closs hat geschrieben:Queequeg hat geschrieben:Goethes Gesamtwerk ist eher ein Beispiel dafür, wie sich der Mensch aus den Ketten eines konfessionell versklavten Christentums befreit.
Zustimmung - Goethe hätte sich genau wie Kant nie kirchlich einspannen lassen. - Aber: "Prometheus/Ganymed" - oder "Urworte orphisch". - Goethe war kein induktiver Sinnsucher.
In allen vier Evangelien ist der Abglanz einer Hoheit wirksam, welche von der Person Christi ausging und die so göttlicher Art war, wie nur das Göttliche auf Erden erscheinen kann. - Mag die geistige Kultur nur immer fortschreiten, mögen die Naturwissenschaften nur immer an Ausdehnung wachsen und der menschliche Geist sich erweitern wie er will; über die Hoheit und sittliche Kultur des Christentums, wie es in den Evangelien leuchtet, wird er nicht hinauskommen.
J.W.v. Goethe

"Willst du mir zum Gotte machen, solch ein Jammerbild am Holze!"
(Goethe, Venezianische Epigramme)
Und nun?
Jetzt schlagen wir uns Goethe-Zitate um die Ohren bis zum jüngsten Tage?
Goethe war kein bekennender und auch kein praktizierender Christ, das ist ein Faktum, allerdings wohl weniger für so gewisse christliche Seelenfänger, die aus Einstein dann auch mal gerne einen Christen machen wollen.
Eins und alles
Im Grenzenlosen sich zu finden,
Wird gern der einzelne verschwinden,
Da löst sich aller Überdruß;
Statt heißem Wünschen, wildem Wollen,
Statt lästigem Fordern, strengem Sollen
Sich aufzugeben ist Genuß.
Weltseele, komm, uns zu durchdringen!
Dann mit dem Weltgeist selbst zu ringen,
Wird unsrer Kräfte Hochberuf.
Teilnehmend führen gute Geister,
Gelinde leitend höchste Meister
Zu dem, der alles schafft und schuf.
Und umzuschauen das Geschaffne,
Damit sichs nicht zum Starren waffne,
Wirkt ewiges, lebendiges Tun.
Und was nicht war, nun will es werden
Zu reinen Sonnen, farbigen Erden;
In keinem Falle darf es ruhn.
Es soll sich regen, schaffend handeln,
Erst sich gestalten, dann verwandeln;
Nur scheinbar stehts Momente still.
Das Ewige regt sich fort in allen:
Denn alles muß in Nichts zerfallen,
Wenn es im Sein beharren will.