Jesu Irrtümer.

Hemul
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#101 Re: Jesu Irrtümer.

Beitrag von Hemul » Di 19. Mai 2015, 22:00

ThomasM hat geschrieben:In 2. kommt die Tatsache zum Tragen, dass die apokalyptischen Texte (übrigens auch die prophetischen Texte) niemals dazu gedacht waren, irgend etwas vorherzusagen oder auszurechnen. Die Texte (und auch die Prophetien) sollten trösten, (starke) Gefühle leiten und ein Licht in der damals aktuellen Dunkelheit setzen. In diese Richtung werden heutzutage auch gerade die apokalyptischen Texte ausgelegt.
Und warum erzählt Jesus seinen Jüngern dann das Beispiel mit dem Feigenbaum? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

ThomasM
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#102 Re: Jesu Irrtümer.

Beitrag von ThomasM » Di 19. Mai 2015, 22:15

Hemul hat geschrieben: Und warum erzählt Jesus seinen Jüngern dann das Beispiel mit dem Feigenbaum? :roll:
Weil die Jünger verfolgt werden und unter dieser Verfolgung leiden. Es ist der Trost "Ihr leidet nicht vergeblich, Gott wird eingreifen". (Übrigens ein Hauptmotiv aller Prophetien auch und gerade im alten Testament, das andere im AT ist das "ihr lebt verkehrt, kehrt um")
An dem Text (und auch allen anderen enstprechenden Texten im AT und NT) gibt es nichts zu berechnen. Es ist ein allgemeiner Hinweis darauf, dass auch das Leid endlich ist.
Wieso meinst du wohl, dass Jesus hier sagt "diese Generation wird nicht vergehen". Diese Generation ist jetzt bereits seit 2000 Jahren vergangen. Er sprach nicht von irgendwelchen berechenbaren Dingen.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Halman
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#103 Re: Jesu Irrtümer.

Beitrag von Halman » Di 19. Mai 2015, 22:38

ThomasM hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Zu meinen Fragen:
1. Wie siehst Du den Punkt mit der "Herrschaft des Mannes über die Frau"?
2. Wie sieht Du den Punkt mit der "Berechnung von Apokalypse Daten"?
In 1. kommt die Tatsache zum Tragen, dass die Bibel von Menschen geschrieben wurde. Menschen, die ihre politische, gesellschaftliche und Natur-Vorstellungen in diese Texte übertragen haben. Dazu gehört auch die Beziehung Mann-Frau.
Heute ist man an Hand dessen, was Jesus Botschaft im Kern ausmacht, gezwungen zu sagen: In unserer Zeit und in unserer Gesellschaft gibt es keine Herrschaft des Mannes über die Frau, es gibt nur noch die Partnerschaft zwischen beiden in dem Sinn, dass zwei eins werden. Der Rest ist eine Frage der individuellen Begabung und Persönlichkeit.

In 2. kommt die Tatsache zum Tragen, dass die apokalyptischen Texte (übrigens auch die prophetischen Texte) niemals dazu gedacht waren, irgend etwas vorherzusagen oder auszurechnen. Die Texte (und auch die Prophetien) sollten trösten, (starke) Gefühle leiten und ein Licht in der damals aktuellen Dunkelheit setzen. In diese Richtung werden heutzutage auch gerade die apokalyptischen Texte ausgelegt.

Gruß
Thomas
Danke Thomas für Deine aussagekräftigen Antworten. Nun muss ich gestehen, dass ich die Bibel etwas anders rezeptiere, was sicher auch meiner Sozialisation und insbesondere religiösen Biographie geschuldet ist.

Was den ersten Punkt angeht stimme ich Dir von meinem Inneren her zu. Streng genommen befinden sich Gen 2:23 und Gen 3:16 zueinander im Widerspruch, denn Adam begrüßte seine Frau als "Männin", die hebräische Poesie bringt im Grunde Deinen Gedanken zum Ausdruck.
Ganz anders Gen 3:16, indem infolge des Sündenfalls festgestellt wird, dass der Mann über die Frau herrschen wird. Und so ist es ja auch gekommen. Daher bin ich der Überzeugung, dass die Apostel Paulus und Petrus mit unterordnen etwas anders gemeint haben müssen, denn die Folge der Sünde repäsentierte sicher nicht das jesuanische Ideal.
In 1Pe 5:5 appelliert Petrus zur Demut und damit forderte er sich nicht auf, einander zu unterdrücken.

Beim zweiten Punkt glaube ich schon, dass die Bibel auch Prophetien enthält. Sollte Gott etwa nicht durch seine Propheten und Apostel weißsagen können? Sollte Jesus etwa nicht prophezeien können? Aber dies wäre bei Interesse sicher ein eigenständiges Thema, welches ich - wie Punkt 1 - hier nicht vertiefen will.
Ich wollte mich nur auf diesem Wege bei Dir für Deine Antwort bedanken. :)
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Hemul
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#104 Re: Jesu Irrtümer.

Beitrag von Hemul » Di 19. Mai 2015, 22:48

ThomasM hat geschrieben: Wieso meinst du wohl, dass Jesus hier sagt "diese Generation wird nicht vergehen". Diese Generation ist jetzt bereits seit 2000 Jahren vergangen. Er sprach nicht von irgendwelchen berechenbaren Dingen.
Wieso ist die Generation die Jesus damals gemeint hat schon seit 2000 Jahre vergangen? :roll: Jesus kann doch wohl nur die Generation gemeint haben in der sich auch seine Worte aus Matthäus 24:14 erfüllt haben:

14 Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.
In der damaligen Generation vor 2000 Jahren hat sich diese Prophezeiung aber unmöglich erfüllen können-weil die Voraussetzungen dafür noch gar nicht vorhanden waren. Esel alleine konnten den ganzen Erdkreis u. alle Nationen nicht erreichen-meinste nicht auch? :roll:
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Zeus
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#105 Re: Jesu Irrtümer.

Beitrag von Zeus » Di 19. Mai 2015, 22:52

ThomasM hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Zu meinen Fragen:
1. Wie siehst Du den Punkt mit der "Herrschaft des Mannes über die Frau"?
2. Wie sieht Du den Punkt mit der "Berechnung von Apokalypse Daten"?
In 1. kommt die Tatsache zum Tragen, dass die Bibel von Menschen geschrieben wurde. Menschen, die ihre politische, gesellschaftliche und Natur-Vorstellungen in diese Texte übertragen haben. Dazu gehört auch die Beziehung Mann-Frau. Heute ist man an Hand dessen, was Jesus Botschaft im Kern ausmacht gezwungen zu sagen: In unserer Zeit und in unserer Gesellschaft gibt es keine Herrschaft des Mannes über die Frau, es gibt nur noch die Partnerschaft zwischen beiden in dem Sinn, dass zwei eins werden. Der Rest ist eine Frage der individuellen Begabung und Persönlichkeit.
Jesus pflegte einen mehr oder weniger entspannten Umgang mit dem weiblichen Geschlecht und selbst eine Ehebrecherin, bis dahin das verdammungswürdigste Geschöpf unter dem Himmel, verurteilte er nicht. Aber das war wohl kaum der Kern der Botschaft Jesu.
Zumindest haben das die frühen Christen und der große Paulus, auf dessen Briefe sich die lieben Gläubigen hier im Forum gerne berufen, anders gesehen.

Erst die frühen Christen und später die ganze Institution Kirche, angefangen beim Kirchengründer Paulus, drehten das Rad der Emanzipation zurück und vertraten die Überzeugung, dass die (1. Kor 11,9) "Frau um des Mannes willen" geschaffen sei.

Man hielt sie wieder für geistig minderbemittelt und mochte sie am liebsten still und unterwürfig (1. Tim 2,12): "Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, (...) sondern sie sei still."

Der heilige Paulus beurteilte die Frau als minderwertig und verbot ihr bei Versammlungen das Wort (1. Kor 14,33-34): "Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen die Frauen schweigen in der Gemeinde- versammlung; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt."

Er wollte sich nicht einmal dazu herablassen, ihre Fragen zu beantworten (1. Kor 14,35): "Wollen sie aber etwas lernen, so sollen sie daheim ihre Männer fragen. Es steht der Frau schlecht an, in der Gemeinde zu reden."

Seine Wertvorstellungen waren unmissverständlich (1. Kor 11,3): "Ich lasse euch aber wissen, dass Christus das Haupt eines jeden Mannes ist; der Mann aber ist das Haupt der Frau."

(1. Tim 2,11-12): "Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still." Für "Unterordnung" stand übrigens bis vor kurzem "Unterwürfigkeit" in der Bibel.

Es ist mir unverständlich, wie Frauen immer wieder demütig Zugang zu dieser frauenfeindlichen Institution Kirche gesucht haben und heute noch suchen. Was kann ihnen ein männlicher Gott geben, der nur mit Männern spricht und nur für Männer da ist?

Wer verheiratet war, solle seine Angetraute gut behandeln, aber Frauen, Ehe und Sexualität waren für Paulus im besten Fall ein notwendiges Übel (1. Kor 7,1): "Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren." (Siehe auch den Link "Ehe, Sex und Scheidung".)

Seinen Anhängern empfahl er, unverheiratet zu bleiben oder die Gattin einfach links liegen zu lassen, um das göttliche Heil leichter zu erlangen (1. Kor 7,29): "Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine."

Er selber wollte Vorbild für seine Christenkinder sein und hoffte, sie würden es ihm gleichtun (1. Kor 7,7): "Ich wollte zwar lieber, alle Menschen wären, wie ich bin." Am besten war es, sich auf das Abenteuer Frau gar nicht erst einzulassen (1. Kor 7,27): "Bist du nicht gebunden, so suche keine Frau."

Eine emotionale Bindung an eine Frau außerhalb des religiösen Lebens war für Paulus persönlich undenkbar. Seinen Gemeindemitgliedern gestattete er sie höchstens zur Befriedigung körperlicher Begierden (1. Kor 7,2): "Aber um Unzucht zu vermeiden, soll jeder seine eigene Frau haben und jede Frau ihren eigenen Mann."
Quelle
Haben demnach die christlichen Kirchen und der große Paulus den "Kern" von Jesu Botschaft falsch verstanden?
Zuletzt geändert von Zeus am Di 19. Mai 2015, 22:58, insgesamt 1-mal geändert.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#106 Re: Jesu Irrtümer.

Beitrag von ThomasM » Di 19. Mai 2015, 22:54

Hemul hat geschrieben: Wieso ist die Generation die Jesus damals gemeint hat schon seit 2000 Jahre vergangen? :roll: Jesus kann doch wohl nur die Generation gemeint haben in der sich auch seine Worte aus Matthäus 24:14 erfüllt haben:
Du demostrierst sehr schön, wie man sich seine Meinung in die Texte hereininterpretieren kann.
Ist ok. Macht ja jeder. Vor allem die, die behaupten, die Bibel wörtlich zu verstehen.
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#107 Re: Jesu Irrtümer.

Beitrag von Hemul » Di 19. Mai 2015, 23:10

ThomasM hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Wieso ist die Generation die Jesus damals gemeint hat schon seit 2000 Jahre vergangen? :roll: Jesus kann doch wohl nur die Generation gemeint haben in der sich auch seine Worte aus Matthäus 24:14 erfüllt haben:
Du demostrierst sehr schön, wie man sich seine Meinung in die Texte hereininterpretieren kann.
Ist ok. Macht ja jeder. Vor allem die, die behaupten, die Bibel wörtlich zu verstehen.
Ich verstehe aber die Bibel nicht wörtlich? :roll:
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#108 Re: Jesu Irrtümer.

Beitrag von ThomasM » Mi 20. Mai 2015, 09:06

Hemul hat geschrieben: Ich verstehe aber die Bibel nicht wörtlich? :roll:
Das weiß mich doch.
Trotzdem beherrschst du das "ich bestätige meine Meinung durch geeignete Verbiegung der biblischen Texte" ganz hervorragend.
Aber auch das war mir vorher bewusst. Das gehört in deiner Gruppierung zur Grundausbildung.
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#109 Re: Jesu Irrtümer.

Beitrag von Hemul » Mi 20. Mai 2015, 12:49

ThomasM hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Ich verstehe aber die Bibel nicht wörtlich? :roll:
Das weiß mich doch.
Trotzdem beherrschst du das "ich bestätige meine Meinung durch geeignete Verbiegung der biblischen Texte" ganz hervorragend.
Nur Mut zur grade Biegung meiner verbogenen biblischen Texte. Halman, ich u. die anderen User schenken Dir auch schon im voraus dafür einen dicken: :blumenstrauss:
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#110 Re: Jesu Irrtümer.

Beitrag von Hemul » Mi 20. Mai 2015, 12:53

ThomasM hat geschrieben: Das gehört in deiner Gruppierung zur Grundausbildung.
In meiner Grundausbildung habe ich damals zunächst erst einmal richtiges Grüßen gelernt. Das war ein Gaudi. :lol:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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