Parusieverzögerung

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sven23
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#1551 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Sa 16. Mai 2015, 09:41

closs hat geschrieben:Er ist unter historisch-kritischen Gesichtspunkten aufgrund KEINER Quellenlage möglich - eben weil Textkritik sich auf Texte und auf sonst nichts bezieht. - Wenn Wissenschaft, dann bitte konsequent.
Das Projekt, den biografischen Jesus zu entschlüsseln ist aber erst durch Albert Schweitzer begraben worden.


closs hat geschrieben: Das ist doch UNSER Problem und nicht das Problem dessen, den wir überprüfen wollen. - Geht's noch?
Wer hat denn behauptet, daß das Jesu Problem sein soll? :roll:

closs hat geschrieben: Eben. - Also können wir nur Texte kritisch bearbeiten.
Ist doch mein Reden die ganze Zeit. Was meinst du, warum dich Münek ständig ermahnt, die Texte mal zu Kenntnis zu nehmen?

closs hat geschrieben: Weiß hat dies ganz sicher NICHT nachgewiesen, weil das gar nicht geht. - Er könnte (theoretisch) bestenfalls nachgewiesen haben, was Jesus verstanden hat, WENN man Texte über Jesus und Jesus selbst als identisch setzt - genau das ist unwissenschaftlich. - Man kann allenfalls in seinem Vorwort klarstellen, dass man so tut, als sei es so.
Dann mußt du Weiß mal lesen, er hat sehr schlüssig argumentiert und belegt seine Ausführungen mit biblischen Texten.

closs hat geschrieben: Wenn man Jesus selbst verstehen will, kann man nicht den historisch-kritischen Weg gehen, sondern muss den geistigen Weg gehen. - Da aber der geistige Weg kein historisch-kritischer Weg ist (darüber sind wir uns ja einig), darf man beides nicht verwechseln. - Insofern verstehe ich immer noch nicht, warum die historisch-kritische Methode unter dem Begriff "Theologie" firmiert.

Das ist eben der entscheidende Unterschied zu Fundamentaltheologie, die von vorne herein alles ausschließt, was den Glauben gefährden könnte. Das hat aber nichts mit historisch-kritischer oder wissenschaftlicher Methodik zu tun, sondern ist reine Glaubenssache. Das ist o.k. wenn der Unterschied klar gemacht wird.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#1552 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von closs » Sa 16. Mai 2015, 10:05

sven23 hat geschrieben:Ist doch mein Reden die ganze Zeit. Was meinst du, warum dich Münek ständig ermahnt, die Texte mal zu Kenntnis zu nehmen?
Moooooooooooment: Jetzt stellst Du aber etwas um 180° auf den Kopf: Ihr erzählt ständig, dass es als gesichert angesehen werden könne, dass Jesus selbst eine Naherwartung hatte. Genau das ist historisch-kritisch nicht möglich. - Es geht nur über die Gleichschaltung von Text und Person, was aber eben gerade NICHT historisch-kritischen Kriterien entspricht.

sven23 hat geschrieben:Dann mußt du Weiß mal lesen, er hat sehr schlüssig argumentiert und belegt seine Ausführungen mit biblischen Texten.
Man KANN biblische Texte so interpretieren, dass so etwas rauskommt - das ist aber kein "Nachweis". - Man kann dieselben Texte unter anderen Prämissen auch so interpretieren, , dass etwas ganz anderes rauskommt - auch dann ist es kein "Nachweis".

sven23 hat geschrieben:Das hat aber nichts mit historisch-kritischer oder wissenschaftlicher Methodik zu tun, sondern ist reine Glaubenssache.
Das ist erstmal der richtige Argumentationsweg. - Allerdings ist es ebenfalls Glaubenssache, wenn man die historisch-kritische Methode so halbherzig befolgt, dass man Beschreibendes (Text) und Beschriebenes (Jesus) gleichschaltet - merkwürdigerweise scheint dies schwer verständlich zu sein.

2Lena
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#1553 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von 2Lena » Sa 16. Mai 2015, 10:20

@ Münek
Aussage wie die vom Prof. Erich Gräßer in seinem Buch "Die Naherwartung Jesu", S 126:

"Nun gehört es zu den historisch gesicherten Ergebnissen der neutestamentlichen Wissenschaft, dass die Botschaft von der "Zukunft der Welt und dem Kommen des Menschensohnes" bei Jesus die Form der gespannten Naherwartung hatte, und das nicht am Rande, sondern im Zentrum seiner Verkündigung..."
Was er zeigt ist eine Dimension. Wo ist sie als Meinung einzelner, als Mehrheit fixiert und wo liegt ihr Gegenzug. Male ein "Quadrat" darüber!

Die Mehrheit zieht hier: Bibel als Beweis, gehörte Predigtworte. Die Vormeinung lautet: Nach diesen Worten ist nichts passiert, kein Gott, kein Reich Gottes.
Hinter der Ecke jedoch lauern: Ist der Text wie ich ihn lese richtig?
Was sagen die Predigtworte dann (im anderen Sinn) wenn ich sie verstehe.
Welche Gesetze entstehen aus diesem Text.

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#1554 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von 2Lena » Sa 16. Mai 2015, 10:23

@ Sven23

Was sämtliche Kriminalromane spannend macht, ist wenn alle Nebenverdächtigen zu Wort kommen, Tante Erna, die gehört hatte, was Alfons sagte. Dazu Egon, der Lieschen Müller mit Frau Gerngroß beim Gespräch überrascht hat ... Du bringst zahlreiche "Nebenmeinungen..."

"Der Jesus von Nazareth, der als Messias auftrat, die Sittlichkeit des Gottesreiches verkündete, das Himmelreich auf Erden gründete und starb, um seinem Werke die Weihe zu geben, hat nie existiert. Es ist eine Gestalt, die vom Rationalismus entworfen, vom Liberalismus belebt und von der modernen Theologie in ein geschichtliches Gewand gekleidet wurde".
(Albert Schweitzer, dt. Theologe, Mediziner & Philosoph, 1875-1965)
Dieser Satz sagt aus, dass Schweitzer etwas über Jesus schrieb. Sein Wissensstand war, dass er eine Kirche sah, in der von Weihen die Rede war und von Morallehren, und dass er am "Gespräch" seiner Zeit Anteil nahm. Er setzte Kant vorne weg - ohne die Vernunft der Bibellektüre zu kennen, und baute aus dem Ganzen ein "Häuschen".

Wovon er keinen blassen Schimmer hatte, war das Lesen von rabbinischen Schriften, vom Konzept, wie aus den Gleichnissen Jesu unser Grundgesetz entstehen konnte. Die Geschichten von Troja konnte er nicht mit dem Wissen des AT vergleichen, den Buddhismus nicht auf "Abraham" zurückschließen u.v.m. So entstand in allen seinen Schriften (trotz seiner ganzen Gelehrtheit) stets ein "schräges" Bild aus lauter Vorurteilen und mit falschen Vergleichen. Darauf bauten dann wieder andere an, etc.

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sven23
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#1555 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Sa 16. Mai 2015, 10:24

closs hat geschrieben: Moooooooooooment: Jetzt stellst Du aber etwas um 180° auf den Kopf: Ihr erzählt ständig, dass es als gesichert angesehen werden könne, dass Jesus selbst eine Naherwartung hatte. Genau das ist historisch-kritisch nicht möglich. - Es geht nur über die Gleichschaltung von Text und Person, was aber eben gerade NICHT historisch-kritischen Kriterien entspricht.

Zumindest kann man feststellen, daß der in den biblischen Texten beschriebene Jesus eine Naherwartung hatte.
Du postulierst jetzt aus Argumentationsnot, daß der "echte" Jesus sich von dem biblischen unterscheidet.
Jetzt die entscheidendeFrage: auf Grund welcher Quellen kommst du zu dieser Behauptung?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1556 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Hemul » Sa 16. Mai 2015, 10:46

Da hätte ich eine Frage an die Experten. In welcher Reihenfolge sollten sich Jesu damalige Prophezeiungen bezgl. der
Zerstörung Jerusalems u. des Tempels u. seiner zukünftigen Parusie und Aufrichtung des "REICHES-GOTTES" erfüllen? :
:Smiley popcorn:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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Münek
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#1557 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » Sa 16. Mai 2015, 11:04

Hemul hat geschrieben:Da hätte ich eine Frage an die Experten. In welcher Reihenfolge sollten sich Jesu damalige Prophezeiungen bezgl. der
Zerstörung Jerusalems u. des Tempels u. seiner zukünftigen Parusie und Aufrichtung des "REICHES-GOTTES" erfüllen? :
:Smiley popcorn:

Ich denke mal in der Reihenfolge, wie sie die Evangelisten in der Zeit zwischen 70 -100 n. Chr. beschrieben haben. :P
Was denn sonst? Hälst Du die Reihenfolge für falsch? Dann begründe dies bitte.

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#1558 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » Sa 16. Mai 2015, 11:21

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ist doch mein Reden die ganze Zeit. Was meinst du, warum dich Münek ständig ermahnt, die Texte mal zu Kenntnis zu nehmen?
Moooooooooooment: Jetzt stellst Du aber etwas um 180° auf den Kopf: Ihr erzählt ständig, dass es als gesichert angesehen werden könne, dass Jesus selbst eine Naherwartung hatte. Genau das ist historisch-kritisch nicht möglich. -

Aber genauso machen es doch die Neutestamentler. Hast Du meine diesbezüglichen Zitate immer noch
nicht zur Kenntnis genommen? Das wäre allerdings Realitätsverweigerung pur.

Mein Tipp: Schreibe den Herren Theologieprofessoren einen geharnischten Brief und erkläre ihnen, wie man
richtig historisch-kritische Exegese betreibt. Die Jungs werden es sicher dankbar aufnehmen, dass ihnen end-
lich mal jemand eisegetisch die Augen öffnet. :D


Sorry, Kurt, aber diese ironische Anmerkung konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.

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Münek
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#1559 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » Sa 16. Mai 2015, 11:37

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Dann mußt du Weiß mal lesen, er hat sehr schlüssig argumentiert und belegt seine Ausführungen mit biblischen Texten.
Man KANN biblische Texte so interpretieren, dass so etwas rauskommt - das ist aber kein "Nachweis". - Man kann dieselben Texte unter anderen Prämissen auch so interpretieren, , dass etwas ganz anderes rauskommt - auch dann ist es kein "Nachweis".

Gewiss, wenn man sich vor der Exegese seine rosarote Glaubensbrille aufsetzt, kommt mit Sicherheit etwas ganz anderes heraus: nämlich ein Ergebnis, das man vorher schon im Fokus hatte. Das hätte dann aber mit ergebnisoffener Forschung und historischer Wissenschaft nichts mehr zu tun.

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Zeus
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#1560 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Zeus » Sa 16. Mai 2015, 11:46

Savonlinna hat geschrieben:Boshaftigkeit bin ich tatsächlich nicht gewachsen.
Wie man in den Wald ruft...
Savonlinna hat geschrieben:Du hast keine Chance, Zeus, in einer Demokratie.
Das weiß ich. :D
Churchill hat einmal gesagt: "Die Demokratie ist die schlechteste Staatsform, ausgenommen all diese anderen, die man von Zeit zu Zeit ausprobiert hat".
Dem kann man nur zustimmen.
Ich denke, das übliche Wahlsystem, bei dem der Wähler nur eine Stimme hat, ist Verbesserungs-bedürftig. Jeder Wähler sollte auf seinem Stimmzettel eine Anzahl von Fragen (vom Typ multiple choice), beantworten, um so zu zeigen, dass er nicht eine intellektuelle Null ist und auch die Grundzüge der Parteiprogramme kennt.
Dem Wähler wird, wie es in einer herkömmlichen Demokratie üblich ist, EINE Stimme garantiert. Für richtig beantwortete Fragen gibt der Computer Bonusstimmen.

Auf diese Weise könnte man mMn die Chancen verringern, dass Demagogen an die Macht kommen und die Erfolgsaussicht für gute Politiker verbessern.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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