Der Tod: Strafe/Geschenk Gottes, oder Notwendigkeit?

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closs
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#91 Re: Der Tod: Strafe/Geschenk Gottes, oder Notwendigkeit?

Beitrag von closs » Mo 27. Apr 2015, 00:25

Salome23 hat geschrieben:Daher muss man mal zum Ursprung zurück gehn, was mit diesem Tod eigentlich gemeint ist.
Mit "Tod" im biblischen Sinne ist die logische Folge davon gemeint, dass der aus der Über-Zeitlichkeit in die Zeitlichkeit fallende Mensch ("materielles Dasein") nur dann wieder zurück in seine über-zeitliche geistige Existenz kommen kann, wenn dieses materielle Dasein beendet wird - diese Beendigung nennt man "Tod".

Deshalb steht irgendwo in der Bibel, dass der (Daseins-) Tod das ("ewige") Leben sei - das ist nicht rhetorisch als Bonmot gemeint, sondern wörtlich zu verstehen.

Wenn nun der Tod der Sünde Sold ist, ist dies nur dann "Strafe", wenn es keine Rückführung in die geistige Existenz ist - man also mit dem Daseins-Tod "weg" ist. - Der Tod ist das Gegenteil von "Strafe", wenn es zu dieser Rückführung kommt - dann ist der Tod sogar notwendige Bedingung fürs Leben.

Streiten kann man sich, wer für dieses geistige Leben ausersehen ist - die Bandbreite fängt bei 144.000 an und hört bei allen auf - da gibt es also sehr unterschiedliche Meinungen innerhalb der christlichen Denominationen. :lol:

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Savonlinna
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#92 Re: Der Tod: Strafe/Geschenk Gottes, oder Notwendigkeit?

Beitrag von Savonlinna » Mo 27. Apr 2015, 00:27

Salome23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Es gibt den Standpunkt des Paulus.
Ich habe Paulus zitiert:
Ja, das weiß ich doch.
Aber es ist ein anderes Zitat, das sich auf anderes bezieht. Darum schrieb ich, dass man sowohl die Geschichte der Vertreibung aus dem Paradies als auch die Paulus-Rezeption davon erst wieder klarpfriemeln muss.

Salome23 hat geschrieben:Daher muss man mal zum Ursprung zurück gehn, was mit diesem Tod eigentlich gemeint ist.
Müsste man, ja.

Was den Prediger in dem Video angeht:
da hat Pluto das anfangs auch falsch verstanden. Er unterstellte dem Prediger, dass er meinte, die Opfer seien besonders sündig gewesen, darum hätten sie dieses Schicksal ereilt.
Das hat er aber nicht gesagt.
Sondern er hat die hinlänglich bekannte Aussage getätigt, dass jeder Mensch sündig sei und darum also sterben müsse.

Ob das Paulus überhaupt so gemeint hat, wollte ich ja auch klären, über die Herleitung des Begriffes "Sünde".
Sünde ist ein deutsches Wort, kommt im griechischen Text nicht vor und hat da die Bedeutung "Verfehlung".
Möglicherweise in dem Sinne, dass man die Einheit mit Gott "verfehle" und darum sterben müsse.

JackSparrow
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#93 Re: Der Tod: Strafe/Geschenk Gottes, oder Notwendigkeit?

Beitrag von JackSparrow » Mo 27. Apr 2015, 00:28

Savonlinna hat geschrieben:Es gibt den Standpunkt des Paulus. Den kann ich versuchen, zu verstehen, aber sicherlich nicht ohne das griechische Original und ohne zu wissen, welche Interpretationsebene er hat.
ὀψώνια = opsônia = die Solde (Nom Pl)
τῆς ἁμαρτίας = tês amartias = des Verfehlens (Gen Sg)
θάνατος = thanatos = (sind) der Tod (Nom Sg)

Bei ὀψώνιον handelt es sich um den Sold eines Soldaten:
Tut niemand Gewalt, und erpresst niemanden, und begnügt euch mit eurem Sold Lk3:14
Wer tut jemals Kriegsdienste auf eigenen Sold? 1Kor9:7

Bei θάνατος handelt es sich um den Tod:
Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben Mt15:4
die werden den Tod keinesfalls schmecken Mt16:28

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Savonlinna
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#94 Re: Der Tod: Strafe/Geschenk Gottes, oder Notwendigkeit?

Beitrag von Savonlinna » Mo 27. Apr 2015, 00:33

JackSparrow hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Es gibt den Standpunkt des Paulus. Den kann ich versuchen, zu verstehen, aber sicherlich nicht ohne das griechische Original und ohne zu wissen, welche Interpretationsebene er hat.
ὀψώνια = opsônia = die Solde (Nom Pl)
τῆς ἁμαρτίας = tês amartias = des Verfehlens (Gen Sg)
θάνατος = thanatos = (sind) der Tod (Nom Sg)

Bei ὀψώνιον handelt es sich um den Sold eines Soldaten:
Tut niemand Gewalt, und erpresst niemanden, und begnügt euch mit eurem Sold Lk3:14
Wer tut jemals Kriegsdienste auf eigenen Sold? 1Kor9:7

Bei θάνατος handelt es sich um den Tod:
Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben Mt15:4
die werden den Tod keinesfalls schmecken Mt16:28
Danke, Jack.

In Deinem letzten Zitat handelt sich um die Todesstrafe, wenn jemand ein bestimmtes Verbrechen begeht.
In den anderen Zitaten handelt es sich nicht um die Todesstrafe, da ja jeder stirbt.

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sven23
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#95 Re: Der Tod: Strafe/Geschenk Gottes, oder Notwendigkeit?

Beitrag von sven23 » Mo 27. Apr 2015, 07:15

closs hat geschrieben: Wenn nun der Tod der Sünde Sold ist, ist dies nur dann "Strafe", wenn es keine Rückführung in die geistige Existenz ist - man also mit dem Daseins-Tod "weg" ist. - Der Tod ist das Gegenteil von "Strafe", wenn es zu dieser Rückführung kommt - dann ist der Tod sogar notwendige Bedingung fürs Leben.
Also wäre die Rückführung in die "geistige Existenz" dann die Belohnung, obwohl Gläubige immer abstreiten, daß es ihnen um Belohnung geht. Zumindest wäre es die Vermeidung von Bestrafung.
Aber das ist ein uraltes Thema: Bestrafung und Belohnung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Bibel.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#96 Re: Der Tod: Strafe/Geschenk Gottes, oder Notwendigkeit?

Beitrag von closs » Mo 27. Apr 2015, 09:52

sven23 hat geschrieben:Also wäre die Rückführung in die "geistige Existenz" dann die Belohnung
Nicht unbedingt. - Wenn es so ist, ist es ganz einfach ein Faktum - an "Belohnung" denkt man dabei nicht.

sven23 hat geschrieben: Zumindest wäre es die Vermeidung von Bestrafung.
Auch das nicht - Du baust hier einen Bewertungs-Maßstab rein, der menschen-gemacht ist. - Wenn ein Pendel nach rechts schwingt und dann wieder nach links, ist das weder Belohnung noch Bestrafung.

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#97 Re: Der Tod: Strafe/Geschenk Gottes, oder Notwendigkeit?

Beitrag von Rembremerding » Mo 27. Apr 2015, 10:04

closs hat geschrieben:Auch das nicht - Du baust hier einen Bewertungs-Maßstab rein, der menschen-gemacht ist. - Wenn ein Pendel nach rechts schwingt und dann wieder nach links, ist das weder Belohnung noch Bestrafung.
Man kann höchstens davon sprechen, dass die Belohnung ist, die Wonne von Gottes Liebe genießen zu können oder die Bestrafung, sie nicht zu erfahren.
Belohnung ist deshalb das falsche Wort, es ist vielmehr die Rückkehr an den Ort, in den Zustand, zu dem man geschaffen wurde. Man wird ganz Mensch, eben heil.

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Faransil
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#98 Re: Der Tod: Strafe/Geschenk Gottes, oder Notwendigkeit?

Beitrag von Faransil » Mo 27. Apr 2015, 10:09

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Also wäre die Rückführung in die "geistige Existenz" dann die Belohnung
Nicht unbedingt. - Wenn es so ist, ist es ganz einfach ein Faktum
Wunschvorstellungen sind keine Fakten.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Zumindest wäre es die Vermeidung von Bestrafung.
Auch das nicht.
Doch, genau das.

:)

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#99 Re: Der Tod: Strafe/Geschenk Gottes, oder Notwendigkeit?

Beitrag von Pluto » Mo 27. Apr 2015, 10:22

Savonlinna hat geschrieben:In den anderen Zitaten handelt es sich nicht um die Todesstrafe, da ja jeder stirbt.
Der Punkt ist, der normale Fluss des Lebens endet mit dem Tod.
Laut Bibel wird dieser Tod aber als Strafe Gottes dargestellt. 1.Mose 2,17 und 1.Mose 3.19
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#100 Re: Der Tod: Strafe/Geschenk Gottes, oder Notwendigkeit?

Beitrag von closs » Mo 27. Apr 2015, 10:24

Faransil hat geschrieben:Wunschvorstellungen sind keine Fakten.
Richtig - insofern sollte man in der Tat ab und zu daran erinnern, dass KEIN Argument auf Basis welchen Systems auch immer etwas außer Kraft setzen kann, was der Fall ist. - Unsere Diskussionen ändern NICHTS (was im übrigen - zumindest aus meiner Sicht - sehr beruhigend ist).

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