Parusieverzögerung

Themen des Neuen Testaments
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sven23
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#111 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Sa 18. Apr 2015, 12:33

Samantha hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nach eigener Aussage lebte Johannes ja angeblich als Verbannter auf der Insel Patmos, weshalb er im englischen Sprachraum als "John of Patmos" bezeichnet wird.
Ach, und ich dachte, er galt nicht als der wahre Schreiber?? Dann spielt doch die Verbannung keine Rolle bei der Schreibweise, oder? :angel:

Der Schreiber der "Offenbarung" ist vermutlich nicht identisch mit dem Schreiber des Johannesevangeliums. Bedenkt man die Entstehungszeit des Johannesevangeliums um 90-100 n.Chr., dann ist es auch fraglich, ob der Autor mit dem Apostel Johannes überhaupt identisch ist, denn es war damals für unbekannte Autoren durchaus üblich, sich eines bekannten Namens als Pseudonym zu bedienen, um dem Geschriebenen mehr Autorität zu verleihen.
Bei dem Johannes der Offenbarung kann die Verbannung durchaus eine Rolle spielen. In der Einsamkeit der Verbannung kann man schon mal auf komische Gedanken kommen. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

R.F.
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#112 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von R.F. » Sa 18. Apr 2015, 12:53

sven23 hat geschrieben: - - -
Der Evangelist Johannes rückt ja ähnlich wie Paulus mehr und mehr von der Naherwartung ab, bzw. relativiert sie.
- - -
"Es ist das einzige prophetische Buch des Neuen Testaments und zugleich eine Trost- und Hoffnungsschrift für die im Römischen Reich unterdrückten Christen."
Quelle: Wikipedia
Drehen wir den Spieß mal um: Wenn die Großwende von vornherein erst zum Ende des 6. / Anfang 7. Jahrtausends biblischer Zeitrechnung vorgesehen war, wie sollten die heute Lebenden wissen, was auf sie zukommt? Die Aufzeichnungen der neutestamentlichen Schreiber mit Informationen und Erfahrungen der Ur-Gemeinde stünden den heutigen Menschen nicht zur Verfügung. Man muss kein Experte auf militärischen Gebiet zu sein, um sich auszumalen, dass das Fehlen dieser Schriften das Ende jeder Hoffnung, letztlich das Ende der Menschheit bedeuten würde. Auch wenn die derzeitigen Politiker und Militärs die Schrift noch immer ignorieren...

Und noch etwas: Für die kommende politische Ordnung braucht selbst der Souverän Mitarbeiter. Wann aber hätten diese für ihre Ämter vorbereitet werden sollen, wenn nicht in den zweitausend Jahren zuvor?
sven23 hat geschrieben: Ich denke, Trost- und Hoffnungsschrift charakterisiert die Offenbarung ganz gut. Und in der Verbannung muß man sich schließlich auch selbst Mut und Hoffnung machen. ;)
Du solltest nun unbedingt die Schrift mal selbst lesen. Kein ernst zu nehmendes Werk der Weltliteratur spricht von derart furchtbareren Kataklysmen. Das wissen natürlich die Exegeten der Kirchen und christlichen Vereinigungen, gehen darauf nur selten näher ein. Die WTG z.B. verharmlost die Offenbarung in nicht zu verantwortender Weise. Das erlauben sich sonst nur Theologen, für die die Offenbarung nicht mehr als ein von einem religiösen Spinner verfasstes Werk ist...

R.F.
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#113 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von R.F. » Sa 18. Apr 2015, 13:00

sven23 hat geschrieben:
Samantha hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nach eigener Aussage lebte Johannes ja angeblich als Verbannter auf der Insel Patmos, weshalb er im englischen Sprachraum als "John of Patmos" bezeichnet wird.
Ach, und ich dachte, er galt nicht als der wahre Schreiber?? Dann spielt doch die Verbannung keine Rolle bei der Schreibweise, oder? :angel:

Der Schreiber der "Offenbarung" ist vermutlich nicht identisch mit dem Schreiber des Johannesevangeliums. Bedenkt man die Entstehungszeit des Johannesevangeliums um 90-100 n.Chr., dann ist es auch fraglich, ob der Autor mit dem Apostel Johannes überhaupt identisch ist, denn es war damals für unbekannte Autoren durchaus üblich, sich eines bekannten Namens als Pseudonym zu bedienen, um dem Geschriebenen mehr Autorität zu verleihen.
Bei dem Johannes der Offenbarung kann die Verbannung durchaus eine Rolle spielen. In der Einsamkeit der Verbannung kann man schon mal auf komische Gedanken kommen. ;)
Wir hatten das Thema schon einige Male.
Du solltest mal die Schriften des Irenäus und des Eusebius von Cäsarea lesen, dazu die Bücher der Theologen Klaus Berger und John A,T. Robinson. Es gibt gut Gründe für die Annahme, dass der Apostel Johannes (selbstverständlich war er der Verfasser) die Offenbarung um das Jahr 64 erhielt...

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sven23
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#114 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Sa 18. Apr 2015, 13:00

R.F. hat geschrieben: Drehen wir den Spieß mal um: Wenn die Großwende von vornherein erst zum Ende des 6. / Anfang 7. Jahrtausends biblischer Zeitrechnung vorgesehen war, wie sollten die heute Lebenden wissen, was auf sie zukommt?
Jetzt mal ehrlich: wer hätte sich von einem Wanderprediger hinterm Ofen vor locken lassen, wenn man ihm die Verbesserung der Lebensumstände im 6. oder 7. Jahrtausend!!!!!! versprochen hätte?
"I want it all, and I want it now" war die Devise der Menschen und die Wanderprediger und Endzeitpropheten bedienten diese Hoffnung. Was anderes wäre völlig weltfremd.
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sven23
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#115 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Sa 18. Apr 2015, 13:04

R.F. hat geschrieben: Wir hatten das Thema schon einige Male.
Du solltest mal die Schriften des Irenäus und des Eusebius von Cäsarea lesen, dazu die Bücher der Theologen Klaus Berger und John A,T. Robinson. Es gibt gut Gründe für die Annahme, dass der Apostel Johannes (selbstverständlich war er der Verfasser) die Offenbarung um das Jahr 64 erhielt...
Das ist aber alles "old school". Die neutestamentliche Forschung ist da mehrheitlich anderer Meinung, auch auf Grund neuer Erkenntnisse, die den Veteranen nicht zu Verfügung standen oder auf Grund ideologischer Vorprägung wie bei Berger ignoriert werden.
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Savonlinna
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#116 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Savonlinna » Sa 18. Apr 2015, 13:20

sven23 hat geschrieben:oder auf Grund ideologischer Vorprägung wie bei Berger
Ohne zu dem aktuellen Disput hier etwas beitragen zu wollen: die ideologische Vorprägung Klaus Bergers ist mir auch einmal vor längerer Zeit sehr unangenehm aufgefallen.
Darum würde ich ihn seitdem nie bei irgendetwas zu Rate ziehen, ich vertraue ihm nicht mehr.

Ich erwarte eigentlich von theologischen Wissenschaftlern, dass sie die biblischen Texte unvoreingenommen zu analysieren fähig sind und nicht den eigenen Glauben da hineintragen.

Leider hat sich mein durch Klaus Berger entstandenes Misstrauen gegen "gläubige" Analysierende auf andere Textforscher gegen meinen Willen übertragen; ich gucke also seitdem immer als erstes nach, ob der Textforscher Religionswissenschaftler ohne Bindung an eine Religion ist. Erst dann vertraue ich ihm, dass er die biblischen Texte redlich analysieren will. Dabei gibt es sicher jede Menge gläubiger Theologen, die redlich analysieren. Aber Berger hat mich richtig geschockt, blöderweise, und jetzt vertraue ich der ganzen Zunft nicht mehr richtig, was ich mir selber ankreide.

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sven23
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#117 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Sa 18. Apr 2015, 13:40

Savonlinna hat geschrieben: Aber Berger hat mich richtig geschockt, blöderweise, und jetzt vertraue ich der ganzen Zunft nicht mehr richtig, was ich mir selber ankreide.
Das mußt du nicht. Es spricht für dich, wenn du Leute wie Berger durchschaut hast. :thumbup:
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#118 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von R.F. » Sa 18. Apr 2015, 13:44

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Aber Berger hat mich richtig geschockt, blöderweise, und jetzt vertraue ich der ganzen Zunft nicht mehr richtig, was ich mir selber ankreide.
Das mußt du nicht. Es spricht für dich, wenn du Leute wie Berger durchschaut hast. :thumbup:
Wer sich nicht zutraut, selbst mit den Quellen umzugehen zu können, sollte sich meiner Meinung zurückhalten...

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Faransil
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#119 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Faransil » Sa 18. Apr 2015, 13:45

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Aber Berger hat mich richtig geschockt, blöderweise, und jetzt vertraue ich der ganzen Zunft nicht mehr richtig, was ich mir selber ankreide.
Das mußt du nicht. Es spricht für dich, wenn du Leute wie Berger durchschaut hast. :thumbup:
Exakt.
:)

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Savonlinna
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#120 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Savonlinna » Sa 18. Apr 2015, 14:00

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Aber Berger hat mich richtig geschockt, blöderweise, und jetzt vertraue ich der ganzen Zunft nicht mehr richtig, was ich mir selber ankreide.
Das mußt du nicht. Es spricht für dich, wenn du Leute wie Berger durchschaut hast. :thumbup:
Wer sich auf Ideologiekritik spezialisiert hat, sollte das ja wohl auch noch hinkriegen. :)

Aber damit andere gleicher Berufsausbildung unter Generalverdacht stellen, ist schwerlich in Ordnung. Möglicherweise ist es auch nur ein Vorsichtsverhalten. Denn andererseits habe ich viele Bibeltext-Analysen von Theologen gelesen, die sich keinen Hauch von ideologischer Voreingenommenheit erlauben, sondern ehrlich verstehen wollen, was seinerzeit ablief.

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