Aberglaube im 21. Jahrhundert

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closs
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#391 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von closs » Sa 11. Apr 2015, 21:42

sven23 hat geschrieben:Und warum macht sie dann ein Dogma daraus?
Zeus hat geschrieben:Im Konzil von Trient[8] wird die Lehre des IV. Laterankonzils und die Lehre der hochscholastischen Theologie bekräftigt:
„Durch die Konsekration des Brotes und Weines geschieht eine Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn, und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes.
Was auch immer man zu diesem schwierigen Thema zu sagen hat (es ist WIRKLICH schwierig): Man sollte sich nicht erblöden, den Katholiken zu unterstellen, sie wüssten nicht, dass das, was sie empfangen, "naturalistisch" gesehen Brot und Wein sind. - Oder denkst Du, da laufen eine Milliarde Menschen rum und haben nach der Kommunion Schnitzel- und Blut-Geschmack im Mund?

Mit anderen Worten: Was willst Du mit Deinem trientiner Zitat eigentlich sagen?

sven23 hat geschrieben:Die Transsubstantiation steht ja gerade im Widerspruch zu einer symbolischen Auslegung.
Das ist auch ihr Sinn. - Es geht um die Abgrenzung zum "Zu seinem Gedächtnis speisen wir jetzt". - Denn gemeint ist, dass mit der Transsubstantiation das Abendmahl geistig real durchgeführt wird (also nicht nur Erinnerung daran).

Das sind ziemlich interessante fundamental-theologische Sachen, die aber nichts mit Schnitzel- und Blut-Geschmack im Mund zu tun haben.

sven23 hat geschrieben:Und warum macht sie dann ein Dogma daraus?
Weil es eine ganz fundamentale Aussage des Katholizismus ist - hat was mit der realen Wirkkraft des Geistes im Dasein zu tun. - Da steckt ein ganzes Weltbild dahinter.
Zuletzt geändert von closs am Sa 11. Apr 2015, 22:31, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#392 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von closs » Sa 11. Apr 2015, 21:43

Savonlinna hat geschrieben:Ich kann sogar nachvollziehen, dass Benedictus das nicht aufgeben konnte, weil die Vergegenwärtigung mehr ist als eine Symbolbildung. Das scheint mir im Prinzip ein Vorzug der Katholischen Kirche zu sein, dass sie historische Ereignisse möglicherweise in existentielle umzuwandeln und im Geiste ihren Ablauf zu vergegenwärtigen sucht.
Donnerwetter. :thumbup:

Rembremerding
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#393 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Rembremerding » Sa 11. Apr 2015, 22:12

Halman hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben: In Nicäa wurden scließlich die Grundlegeln der christlichen Lehre festgelegt und das Christentum als Staatsreligion erklärt.

Die weitere Ausbreitung des Christentums beruht zum größten Teil auf Eroberung und damit einhergehender Zwangschristianisierung.
Beides ist natürlich historisch völlig falsch
Im Konzil von Nicäa wurde der Katholizismus niemals zur Staatsreligion erklärt. Ein Historiker erklärte mir auf meine Bitte:
Unter Theodosius I. wurde das Christentum dann Ende des 4. Jahrhunderts 380 zur Staatsreligion ..
QUELLE
Danke. :clap:
311 Erlass von Kaiser Galerius: Aufhebung vorangegangener antichristlicher Erlasse und Religionsfreiheit für Christen.
13.06.313: "Mailänder Edikt" von Kaiser Licinius und Konstantin. Gleichberechtigung von Christentum ("religio licita") gegenüber anderer Kulte und Religionen. Angewandt allerdings später nicht im Ostreich unter Licinius, dort weiter Christenverfolgung.
360-363 erneute Christenverfolgung unter Julian (allerdings nur durch Verbot von Christen in öffentlichen Ämtern)
392 Staatsreligion unter Theodosius I.

Servus :wave:
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Münek
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#394 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Münek » Sa 11. Apr 2015, 23:34

closs hat geschrieben: Man sollte sich nicht erblöden, den Katholiken zu unterstellen, sie wüssten nicht, dass das, was sie empfangen, "naturalistisch" gesehen Brot und Wein sind. - Oder denkst Du, da laufen eine Milliarde Menschen rum und haben nach der Kommunion Schnitzel- und Blut-Geschmack im Mund?

Nun hau mal nicht so auf den Putz.

Eine Milliarde Menschen! Was glaubst Du, wieviel von diesen "eine Milliarden Namenschristen" wirklich
gläubig sind? Doch nur ein Bruchteil, eine Minderheit.

Was diese relativ wenigen katholisch-gläubigen Christen tatsächlich glauben, weißt auch Du nicht.


Es kommt immer darauf an, inwieweit die "Schäfchen" weltweit in jungen Jahren von der "Mutter Kirche"
indoktrinärt werden: Ein ganz fieses Spiel!

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Münek
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#395 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Münek » So 12. Apr 2015, 00:34

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und warum macht sie dann ein Dogma daraus?
Weil es eine ganz fundamentale Aussage des Katholizismus ist - hat was mit der realen Wirkkraft des Geistes im Dasein zu tun. - Da steckt ein ganzes Weltbild dahinter.

Ja ja, so kann man rumspinnen... (Wirkkraft, Geist, Dasein, Weltbild)...

Komisch ist, dass sich die "fundamentale Aussage des Katholizismus" bei näherem Hinsehen als "nicht-fundamental" entpuppt.
Freilich gehört zu diesem "Näher-Hinsehen" ein Stück Ehrlichkeit
...

Diese Ehrlichkeit darf sich die katholische Kirche indes auf gar keinem Fall erlauben... Denn dann würde sie sich ihr eigenes Grab
schaufeln, sich selbst das Licht ausknipsen.

Wer macht das schon gerne?! 8-) Die katholische Kirche als machtbewusste Institiution mit Sicherheit nicht - abgehoben, machtgeil,
gottlos...

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Zeus
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#396 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Zeus » So 12. Apr 2015, 01:57

Zeus hat geschrieben: In Nicäa wurden scließlich die Grundlegeln der christlichen Lehre festgelegt
"Die Kanones des Konzils sind die ersten Lehrentscheidungen der christlichen Gesamtkirche.[...]An offiziellen Berichten erhalten sind die zwanzig Kanones, das Bekenntnis von Nicäa und das offizielle Dekret des Konzils"(Wiki)
Zeus hat geschrieben:und das Christentum als Staatsreligion erklärt.
Rem... hat geschrieben:Im Konzil von Nicäa wurde der Katholizismus niemals zur Staatsreligion erklärt.
OK . Eine formelle Erklärung erfolgte später, aber die im Ersten Konzil von Nicäa getroffenen Entscheidungen bedeuteten den ersten Schritt auf dem Weg zur Staatsreligion, weil
Konstantin das Christentum als stabilisierenden Faktor seines Kaisertums zu benutzen gedachte
.
Die Kanones des Konzils sind die ersten Lehrentscheidungen der christlichen Gesamtkirche, die allein durch die gemeinsamen Unterschriften von über 300 Bischöfen aus dem gesamten damaligen Verbreitungsgebiet des Christentums eine weit höhere Bedeutung hatten, als die bisherigen Entscheide einzelner Bischöfe oder lokaler Bischofsversammlungen. Durch die Autorität des Kaisers, der das Konzil einberufen hatte, wurden sie für die gesamte Kirche im Reich verpflichtend.
(Wiki)
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#397 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von 2Lena » So 12. Apr 2015, 06:35

Eine der großten "Aberglauben" ist, die christliche Staatsreligion wäre so was wie ein Kult, wie man es heute meint, wenn von Merkur, Jupiter oder Mythren die Rede ist. Aus dem Grundstock der alten Lehren kamen die Staatsgesetze. Das Verbindungsglied, die Ideale, konnte man nicht "vorschreiben". Die sind nicht fixiert und gehen in die Unendlichkeit ...

Savonlinna hat geschrieben:Eine Lösung also sehe ich nicht darin, dass beide Kirchen gemeinsam das Abendmahl begehen, sondern dass beide auf Assoziationen an Leichnam und Menschenblut konsequent verzichten.
Merkwürdigerweise stellte ich fest, dass auch innerkirchlich diese Empfindlichkeiten mitunter existieren und manche das Gedenken ganz anders gestalten, fernab allen ekligen Kultes.
Sowas kommt leider raus, wenn man die Worte des Abendmahls nicht verstehen kann (in beiden Kirchen kommt das häufig vor) und daraus wurde im "Negativ" regaiert.

Wenn sie es verstehen könnten, wären sie sich längst einig geworden, denn es ist der Stamm des Lebens.

Paß auf, Savonlinna, dass deine Tastatur tastet, deine Maus dir nicht den Zeigefinger annagt!

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sven23
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#398 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von sven23 » So 12. Apr 2015, 06:55

barbara hat geschrieben: Die bessere Frage wäre: warum ist Menschenjagd so schwer auszurotten?
Sicher, aber die Menschenjagd ist ja eine unmittelbare Folge des Aberglaubens, gleich ob es sich um Hexenjagd in Afrika, Jagd auf Albinos oder HIV-Vergewaltigungen handelt.
Ausgangspunkt ist der Aberglaube. War übrigens im Mittelalter in Europa auch nicht viel anders, wobei die europäische Hexenjagd unter dem Dach der Kirche stattfand.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#399 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Rembremerding » So 12. Apr 2015, 09:52

Zeus hat geschrieben:
Rem, Halman... hat geschrieben:Im Konzil von Nicäa wurde der Katholizismus niemals zur Staatsreligion erklärt.
OK . Eine formelle Erklärung erfolgte später, aber die im Ersten Konzil von Nicäa getroffenen Entscheidungen bedeuteten den ersten Schritt auf dem Weg zur Staatsreligion
Eben nicht. :roll: Aber lassen wir das.

Wie gesagt: Die Wahrheit sollte all jene nicht behindern, die ihre Vorurteile bewahren wollen. Also ruhig weiter mit postulieren von Halbwissen, erklären von Nichtverstandenem und lesen in Quellen, die dieses Halbwissen oder Lügen mit einem teilen. Das fördert das Gemeinschaftsgefühl der angeblich Aufgeklärten und Besserwisser.
Geistige Brandstiftung ist feige, sie braucht die Menge, die bestätigt, in der man sich wohl fühlen kann. Und das bezieht sich nicht allein auf religiöse Themen. Dies ist der neue Aberglaube: Vom Glauben sich befreien zu können, indem man die nicht gewollte Wahrheit durch eigene Meinung ersetzt. Im Grunde ist es der Verlust Vertrauen zu können.

Hier übrigens wieder so eine Aussage im Halbwissen und gefangen im Vorurteil:
sven23 hat geschrieben: War übrigens im Mittelalter in Europa auch nicht viel anders, wobei die europäische Hexenjagd unter dem Dach der Kirche stattfand.
Es ist fast schon bedauerlich. :(
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sven23
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#400 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von sven23 » So 12. Apr 2015, 10:04

Rembremerding hat geschrieben: Hier übrigens wieder so eine Aussage im Halbwissen und gefangen im Vorurteil:
sven23 hat geschrieben: War übrigens im Mittelalter in Europa auch nicht viel anders, wobei die europäische Hexenjagd unter dem Dach der Kirche stattfand.
Es ist fast schon bedauerlich. :(

Es wäre aber eine Geschichtsglitterung allererster Güte, wenn man behaupten würde, Kirche und Bibel hätten nichts mit der Hexenverfolgung und Inquisition zu tun.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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