Münek hat geschrieben:Halman hat geschrieben: Hesekiels
Vision von den Totengebeinen (s. auch
Hes 37:10) liefert eine Vorstellung davon, wie so eine Auferweckung geschehen könnte. Zwar wird hier bildhaft die Wiederherstellung Israels beschrieben, doch erlaubt die Vision meiner Meinung nach auch die Deutung,
dass sich so die leibliche Auferstehung der Toten vollzieht (vgl. bitte
Dan 12:1-3).
Dazu passt gut die Schilderung des Evangelisten Matthäus (27, 51 ff.).
Vielen Dank, Münek - hier tritt Deine weit überdurchschnittliche Bibelkenntnis wieder einmal zum Vorschein.

So kniffliche Bibelstellen kennt nicht jeder.
Dies lies sich schon irgendwie seltsam. Lass und den Text mal im Kontext betrachten:
Zitat aus
Mat 27:51-54:
51 Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss in zwei Stücke, von oben bis unten; und die
Erde erbebte, und
die Felsen zerrissen, 52
und die Grüfte öffneten sich, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden
auferweckt, 53 und sie gingen nach seiner Auferweckung aus den Grüften und gingen in die heilige Stadt und erschienen vielen. 54 Als aber der Hauptmann und die, die mit ihm Jesus bewachten, das Erdbeben sahen und das, was geschah, fürchteten sie sich sehr und sprachen: Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn!
Im Kontext wird ein Erdbeben beschrieben, welches sich bei Jesu Tod um ca. 15:00 Uhr Karfreitag ereignete. Dabei zerrissen sogar Felsen.
An dieser Stelle möchte ich den griechischen Text der obigen Übersetzung gegenüberstellen.
Zitat aus
Mat 27:
51 και ιδου το καταπετασμα του ναου εσχισθη εις δυο απο ανωθεν εως κατω και η γη εσεισθη
και αι πετÏαι² εσχισθησαν
52
και³ τα μνημεια ανεωχθησαν
και πολλα σωματα° των κεκοιμημενων αγιων ηγεÏθη²'
53 και εξελθοντες εκ των μνημειων μετα την εγεÏσιν αυτου εισηλθον εις την αγιαν πολιν και ενεφανισθησαν πολλοις
54 ο δε εκατονταÏχος και οι μετ αυτου τηÏουντες τον ιησουν ιδοντες τον σεισμον και τα γενομενα εφοβηθησαν σφοδÏα λεγοντες αληθως θεου υιος ην ουτος
Em Ende von Vers 51 ist von den Felsen die rede:
²πετÏαι (
petrai) (Felsen im plural)
Der 52. Vers beginnt mit einem Bindewort, der einen Bezug zu den Felsen und damit den Erdbeben herstellt.
³και (Bindewort)
Ebenso erscheint das griechische Bindewort, bevor von den Leibern der Heiligen die Rede ist: "... und (και) viele Leiber ...", was einen kausalen Bezug zwischen den Leibern aus den Grüften und dem Erdbeben nahelegt.
°σώματα (
sÅmata), plural von σώμα (
sÅma), Körper/Leib
Das letzte Wort in Vers 52 wurde mit "auferweckt" übersetzt?
²'ἠγÎÏθη (
Ä“gerthÄ“) von εγειÏω (
egéiro) kann auch mit
aufrichten übersetzt werden. Etwa durch das Erdbeben?
Als Jesus starb fand ein Erdbeben statt, der Vorhang im Tempel zerriss, Felsen barsten, die Grüfte wurden geöffnet und die Leiber wurden "auferweckt" oder "aufgerichtet". Wurden sie wirklich von den Toten auferweckt und gingen dann nach Jerusalem?
Da gibt es eine "Ungereimtheit", welche Du treffsicher ansprichst:
Münek hat geschrieben:Er berichtet, dass zu dem Zeitpunkt, als Jesus am Kreuz sein Leben aushauchte u.a. die Erde erbebte, die Felsen zerrissen und sich
anschließend die Gräber auftaten . Aber nicht nur das...
Der Evangelist berichtet weiter, dass viele Leiber der dort schlafenden Heiligen "aufstanden" (Totenauferstehung), in ihren Grüf-
ten zunächst bis zu Jesu Auferstehung verharrten, dann aber ihre Gräber verließen, die Stadt Jerusalem aufsuchten und vielen er-
schienen.
Genau dies macht mich auch stutzig. Wenn die Heiligen aus den Gräbern in Jerusalem sichbar wurden, dann stellt sich die Frage, warum sie, obgleich sie am Freitag aufgerichtet wurden, nicht vor Sonntag gesehen wurden.
Aus der matthäischen Schilderung kann ich leider nicht entnehmen, wie weit die Grüfte, in denen die Heiligen lagen, von Jerusalem entfernt lagen. Es könnte sich vielleicht um ein Felsengrab gehandelt haben, wie das Talpiot-Grab, welches in fünf Kilometer Entfernung südlicher Richtung von der Altstadt Jerusalems lag. Diese Strecke kann man bequem in einer Stunde schaffen.
Noch näher lag das Dorf Bethanien, in dem Lazarus in einer Höhle begraben wurde (2,7 km südöstlich von Jerusalem),
Jesu Grab lag noch näher, dies entnehme ich jedenfalls
Joh 19:41.42.
Wahrscheinlich lagen die Grüfte der Heiligen nahe Jerusalem. Dies würde auch zur theologischen Bedeutung der Hauptstadt passen.
Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass "Matthäus" an dieser Stelle einen achronologischen Einschub in die Erzählung intregiert hat. Um dies deutlicher herauszustellen, verweis ich auf die NWÜ.
Zitat aus
Mat 27:51-54:
52 Und die Gedächtnisgrüfte wurden geöffnet, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden aufgerichtet 53
(und Leute*, die nach seiner Auferweckung von den Gedächtnisgrüften herkamen, gingen in die heilige Stadt), und sie wurden vielen sichtbar.
*
Od.: „sie“, nicht bezogen auf die „Leiber“.
Wie kommen die Übersetzer der NWÜ auf die Fussnote? Nun, der von ihnen in Klammern gesetzte Teil bezieht sich offenbar auf die Zeit "nach seiner [Jesu] Auferweckung", also nach Ostern (der achronoligische Einschub). Der restliche Text bezieht sich auf den Zeitpunkt von Jesu Tod am Karfreitag-Nachmittag. Die Übersetzer folgerten wohl, dass jene, die frühestens ab Ostermontag in Jerusalem von den Grüften kamen nicht identisch mit den Heiligen sind, die am Freitag in den Grüften [vom Erdbeben?] "aufgerichtet" wurden.
Münek hat geschrieben:Tolle Geschichte! Über das weitere Schicksal dieser Auferstandenen ist nichts bekannt...
Auch dies ist seltsam. Überraschend nüchtern ist die Erklärung:
Bei Jesu Tod Grüfte geöffnet. Recht interessant erscheint mir auch die Erläuterung des Users
SK35483.
Sofern dies korrekt ist, erkärt sich auch, warum nichts über die "Auferstandenen Heiligen" berichtet wird: Schlicht und ergeifend, weil sie nicht auferstanden sind, sondern lediglich durch ein Erdbeben aus dem Gräbern befördert wurden. Vielleicht hörte der Evangelist davon, dass nach Jesu Auferstehung Leute in Jerusalem davon erzählten, dass durch das Erdbeben am Karfreitag die Heiligen in einer nahen Gruftanalge aus dem Gräbern hervorkamen. Falls dem so war, deutete Matthäus dies theologisch als ein Zeichen, ein Symbol für die Auferstehung, welche durch Jesus Christus repräsentiert wird und verknüpfte die thematisch mit der Kreuzigung, da Jesu Tod mit dem Erdbeben korrelierte.