Halman hat geschrieben:Verstehe ich Dich recht, dass Du das Gehirn als "Überträger" bezeichnest, also als eine Art "Bindeglied" zwischen Seele und Leib (wie ein Sende-Empfänger-System)?
Zumindest AUCH. - Das Gehirn kann aus meiner Sicht beides sein - mal ein unzureichendes, aber vielleicht erklärender Vergleich:
Ein Landratsamt in Bayern ist sowohl Verwaltungsbehörde (Exekutive) als auch eigene Behörde (Legislative) - es wird dort also sowohl von "oben" Kommendes umgesetzt als auch eigene Gesetz- (Verwaltungs-) Regelungen erlassen. - In diesem Sinne mag man das Gehirn einerseits als "eigene Behörde" verstehen ("Steuerung biologischer Abläufe") als auch "Verwaltungs-Behörde" ("Kommunikation geistiger Dinge").
Halman hat geschrieben:Was ist so schlimm daran, dass wir stoffliche Wesen sind?
Überhaupt nichts - selbstverständlich sind wir stoffliche Wesen. - Aber offensichtlich sind wir vom Wesen her nicht NUR stoffliche Wesen - anders ist Deine Aussage (s.u.) nicht interpretierbar, dass ein materie-freier "Geist-Leib" möglich ist.
Wie da genau Trennlinien und Vermengungen zwischen biologischem Ich und geistigem Ich sind, wissen wir natürlich nicht. - Immerhin werden die Neurowissenschaften immer besser erklären, wo die geistige Existenz betreffende neuronale Anregungen stattfinden (davon abgesehen, dass man materiaterialistischerweise nicht zwischen Biologie und Geist unterscheiden wird).
Halman hat geschrieben:Zwar setzt beides einen Dualismus voraus und interpretiert den Naturalismus als unvollständige Weltsicht, aber ich interpretiere den Menschen nicht dualistisch
Mir ist immer weniger klar, was man mit "dualistisch" meinen kann. - Aus meiner Sicht ist der Mensch NICHT dualistisch, weil die biologische Existenz kein Gegenentwurf zur geistigen Existenz ist, sondern ein besonderer Modus davon. - Wieder ein nicht ganz tragfähiger, aber vielleicht verständiger Vergleich:
Wenn ein Astronaut ("geistige Existenz") im Weltraum spazieren geht, braucht er einen Raumanzug ("Materie"), um überleben zu können. - Keiner würde hier von einem Dualismus von Astronaut und Raumanzug sprechen.
Halman hat geschrieben:Gäbe es keinen Heiligen Geist, der sich unserer "erinnern" würde, indem also die Information, die uns repräsentieren, vollkommen in ihm erhalten bleiben, wären wir verloren
OK - dann ist die Seele des Menschen im HG unsterblich - nix dagegen. - Das scheint mir aber eine reine Verfahrenssache zu sein, WIE man das Nicht-Verloren-Gehen darstellt - da sehe ich keinen Widerspruch zur Version "unsterbliche Seele". - Für mich das eigentlich dasselbe.
Halman hat geschrieben:Natürlich lassen sie Gottesglauben und Seelenglauben auch kombinieren
Ungelöst scheint mir zu sein, wie man erklären soll, dass der Mensch als materielles Wesen geistig empfinden kann. - Wie kann ein Mensch vom HG sprechen (von dessen Existenz Du ja überzeugt bist), wenn nicht etwas Geistiges im Menschen ist, das nicht materiell generiert sein kann. - Wie erklärst Du (Dir) das?
Halman hat geschrieben:doch erlaubt die Vision meiner Meinung nach auch die Deutung, dass sich so die leibliche Auferstehung der Toten vollzieht
Wie sollte das AT anders chiffrieren? - Den Scheol gibt es doch nur deshalb, weil es geistig noch keine Endlagerstätte gibt.
Halman hat geschrieben: Lazarus hatte eine biologisch-leibliche Auferstehnung und soweit ich weiß, glaubten die Juden offenbar an eine solche.
Ja - weil sie im AT lebten. - Allerdings verstehe ich Lazarus im NT-Kontext als "Vorschattung" Jesu Auferstehung - welche (und jetzt wird's schwierig) ja auch "nur" eine Offenbarungs-Größe ist im Sinne von "Ich bin es WIRKLICH, der da auferstanden ist".
Keinesfalls glaube ich, dass damit der Wesens-Modus Jesu im "Himmlischen Bereich" beschrieben werden soll. - Denn wenn Jesus im "Himmlischen Reich" neben Jahwe auf dem Thron sitzen sollte, hätte "Gott = Geist" einen Hintern - das halte ich für sehr ausgeschlossen. - Anders ist es, wenn man nicht Jahwe, sondern den Vater sieht, neben dem Jesus sitzt - diese beiden können in der Tat einen Hintern haben, weil sie Offenbarungs-Größen sind (also Vorstellungs-Größen für das Dasein). - Es ist aus meiner Sicht überraschend, dass man diesen Unterschied oft nicht beachtet.
Halman hat geschrieben:Klingt denn die jesajanische Verheißung in Jes 65:21-23 nicht ausgesprochen irdisch?
Ja - aus meiner Sicht als Vorstellungs-Größe gemeint. - Einem Kind sagt man auch nicht, dass Gott die Aufhebung der Dialektik ist, sondern eher, dass es ein lieber Mann mit langem Bart ist. - Man darf das Transfer-Vermögen des Menschen nicht überstrapazieren (wohl auch heute nicht).
Halman hat geschrieben:Spricht dies nicht für eine messianische Verheißung, welche die Erde betrifft?
Ja - tut es. - Aber auch dann ist nicht geklärt, wie ein Mensch vom HG sprechen kann, wenn nicht etwas Geistiges im Menschen ist, das nicht materiell generiert sein kann. - Die einzige Antwort darauf wäre, dass die Materie SELBST Geist ist - nix dagegen.
Halman hat geschrieben:sollen wir uns nicht darüber wundern, dass die Toten aus den Gräbern hervorkommen werden
Diese Stelle finde ich jetzt nicht so klar wie Off 5,10 - denn bei Joh. 5, 28f kann man auch interpretieren, dass mit "Gräbern" die Anschauung des Scheol verarbeitet ist, aus dem der Mensch irgendwann aufsteigt (also nach "oben" - was auch immer das ist).
Halman hat geschrieben:Für jene, die im Himmel auferweckt werden, ist dies zwingend.
Wenn dem so ist: Mit welcher Begründung wollte man zwischen geist-leiblicher und biologisch-leiblicher Auferstehung unterscheiden? - Dann gäbe es ja beides.
Halman hat geschrieben:was unter Seele verstanden wird und darin, wie die recht komplexe Auferstehungslehre der Bibel im Detail zu verstehen ist.
Fangen wir doch mal vom Ende aus an: Was wäre der Unterschied am Ende, wenn man unterschiedliche Konzepte für Seele und Auferstehung hat?