Homöopathie III

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closs
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#861 Re: Homöopathie III

Beitrag von closs » Mo 30. Mär 2015, 19:41

Anton B. hat geschrieben:Von der Wissenschaft wird doch verlangt, dass sie Aussagen zu "Zuständen" macht, die bisher noch nicht beobachtet wurden. Nur weil sie das sehr erfolgreich kann, gibt es sie doch.
Das soll sie auch weiterhin tun - das sind positive Aussagen auf Basis von Beobachtungen.

Anton B. hat geschrieben: Wie meinst Du das?
Wie mehrmals gesagt. - "Positive Aussage" ist:
a) Wir beobachten, dass in unseren Versuchen der Wirkstoff Ibuprofen wirkt.
b) Wir beobachten, dass in unseren Versuchen der Wirkstoff NICHT HP wirkt.
Das ist Wissenschaft im besten Sinne.

Unwissenschaftlich wäre jedoch aus meiner Sicht die "negative Aussage"
c) Es "ist" keine Wirkung von HP - weil das NIEMAND wissen kann. - Was man kann, ist, den Charakter seiner Versuche als so allgemeingültig zu interpretieren, dass man die Nicht-Wirkung als "Tatsache" behandeln kann, bis halt ein Schwarzer Schwan kommt.

Das hieße im Falle unseres "Kölner Arztes", dass er der Schwarze Schwan sein KÖNNTE. - Vermittelt wird hier im Forum aber gerne, dass der "Kölner Arzt" gar nicht mit HP heilen KONNTE, weil dies ohnehin ausgeschlossen ist. - Diese Verwicklung empfinde ich als unnötig.

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Faransil
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#862 Re: Homöopathie III

Beitrag von Faransil » Mo 30. Mär 2015, 20:27

closs hat geschrieben:a) Wir beobachten, dass in unseren Versuchen der Wirkstoff Ibuprofen wirkt.
b) Wir beobachten, dass in unseren Versuchen der Wirkstoff NICHT HP wirkt.
c) Wir beobachten, dass in jeglichen Versuchen der Überprüfung der Wirkstoff Ibuprofen besser/häufiger wirkt als Nicht-HP wirkt.

closs hat geschrieben:Unwissenschaftlich wäre jedoch aus meiner Sicht die "negative Aussage"
c) Es "ist" keine Wirkung von HP
c) bzw. d) Die Wirkung "von" HP ist gleich Placebo-Wirkung.

closs
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#863 Re: Homöopathie III

Beitrag von closs » Mo 30. Mär 2015, 20:37

Faransil hat geschrieben:c) Wir beobachten, dass in jeglichen Versuchen der Überprüfung der Wirkstoff Ibuprofen besser/häufiger wirkt als Nicht-HP wirkt.
Auch das wird in den zitierten Tests so gewesen sein - keine Widerrede meinerseits.

Faransil hat geschrieben:c) bzw. d) Die Wirkung "von" HP ist gleich Placebo-Wirkung.
Im Rahmen der Tests - keine Widerrede meinerseits.

So - und jetzt kommt der "Kölner Arzt" (der ja nur ein hier eingeführter Statthalter ist) und liefert nach eigenen Aussagen, nach Aussagen von Kollegen, nach Aussagen von Betroffenen, nach Aussagen von Beobachtern sensationelle Erfolge bei der Behandlung von Psychosen. - Diese Aussagen sind nicht wissenschaftlich überprüft, weil sich in den 20 Jahren seitdem keiner drum gekümmert hat. - Trotzdem muss man daraus keine Verschwörungs-Theorie machen, indem man unterstelllt, da hätten sich Leute zusammengerottet zur Irreführung der Öffentlichkeit. :|

Also wird man mal durchdeklinieren, was es bedeuten würde, wenn der "Kölner Arzt" diese Erfolge erwirkt hätte - und würde sie abgleichen mit den bekannten Untersuchungen zu HP. - Was würde ein ergebnisoffener Abgleich aus Deiner Sicht ergeben?

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Faransil
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#864 Re: Homöopathie III

Beitrag von Faransil » Mo 30. Mär 2015, 20:45

closs hat geschrieben:So - und jetzt kommt der "Kölner Arzt"
Ich kenne keinen Kölner-Arzt.
Irgendwelche erfundenen Wunderärzte interessieren mich übrigens nicht.

closs hat geschrieben:Also wird man mal durchdeklinieren, was es bedeuten würde, wenn der "Kölner Arzt" diese Erfolge erwirkt hätte
Hätte würde sollte müsste.
Boing boing boing.

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#865 Re: Homöopathie III

Beitrag von closs » Mo 30. Mär 2015, 21:51

Faransil hat geschrieben:Ich kenne keinen Kölner-Arzt.
Also ist es FÜR DICH irrelevant. - Das ändert aber nichts an der Relevanz, wenn die Aussagen zu diesem Arzt zutreffend sind.

Die Wissenschaft kann alles Mögliche irrelevant finden, wenn es im Sinne ihres Systems ist - aber sie darf damit nicht als Maßstab darüber auftreten, was nicht der Fall ist. - Wenn das verstanden wird, lieber Darki, verstehen wir uns.

Anton B.
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#866 Re: Homöopathie III

Beitrag von Anton B. » Mo 30. Mär 2015, 22:03

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Von der Wissenschaft wird doch verlangt, dass sie Aussagen zu "Zuständen" macht, die bisher noch nicht beobachtet wurden. Nur weil sie das sehr erfolgreich kann, gibt es sie doch.
Das soll sie auch weiterhin tun - das sind positive Aussagen auf Basis von Beobachtungen.
Es sind Vorhersagen aufgrund eines Modelles, für das Falsifikationsversuche bisher zahlreich unternommen wurden, nie aber erfolgreich waren und stattdessen zu einer Ansammlung von Bewährungen führten.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Wie meinst Du das?
Wie mehrmals gesagt. - "Positive Aussage" ist:
a) Wir beobachten, dass in unseren Versuchen der Wirkstoff Ibuprofen wirkt.
b) Wir beobachten, dass in unseren Versuchen der Wirkstoff NICHT HP wirkt.
Das ist Wissenschaft im besten Sinne.

Unwissenschaftlich wäre jedoch aus meiner Sicht die "negative Aussage"
c) Es "ist" keine Wirkung von HP - weil das NIEMAND wissen kann. - Was man kann, ist, den Charakter seiner Versuche als so allgemeingültig zu interpretieren, dass man die Nicht-Wirkung als "Tatsache" behandeln kann, bis halt ein Schwarzer Schwan kommt.

Das hieße im Falle unseres "Kölner Arztes", dass er der Schwarze Schwan sein KÖNNTE. - Vermittelt wird hier im Forum aber gerne, dass der "Kölner Arzt" gar nicht mit HP heilen KONNTE, weil dies ohnehin ausgeschlossen ist. - Diese Verwicklung empfinde ich als unnötig.
Aber genau das ist unter anderem die Folge von Vorhersagen anderer Theorien, die wiederum gut bewährt sind: Die sagen voraus, dass ein Quantum Wasser ohne Wirkstoff, geschüttelt oder nicht, keine Wirkung hat. Da schließt sich der Kreis zu dem, was wir heute Wissen nennen. Es soll nicht heißen, wir würden womöglich nicht morgen was anderes wissen, aber darauf lässt sich jetzt nichts bauen. Es ist nach heutigem Wissensstand in der Tat so, dass der "Kölner HP-Arzt" mit "HP" nicht heilen konnte.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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#867 Re: Homöopathie III

Beitrag von JackSparrow » Mo 30. Mär 2015, 22:23

closs hat geschrieben:Was wir haben, ist, dass dieser Arzt unter Kollegen für seine speziellen Fähigkeiten bekannt war,
Um dem Arzt spezielle Fähigkeiten zu diagnostizieren, reichen die Erfolgszahlen nicht aus. Wir brauchen auch die Misserfolgszahlen.

Man müsste unterstellen, dass sowohl diese Ärzte als auch ich an pathologischen Wahrnehmungs-Störungen leiden
Man müsste unterstellen, dass sich unter seinen Patienten überdurchschnittlich viele Homöopathie-Anhänger befanden, bei denen die Placebos besonders gut wirkten. Sollten die Patienten an einer dringend behandlungsbedürftigen Krankheit gelitten haben, könnte man ihm natürlich auch unethisches Verhalten unterstellen.

Ein beliebter Trick ist auch, dem Patienten einfach beides zu verschreiben. Homöopathie, damit er zufrieden ist, und Antidepressiva, damit er behandelt wird. Der Patient denkt dann, er sei durch die Homöopathie gesund geworden und der Rest sei nur eine unwichtige Beigabe gewesen.

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#868 Re: Homöopathie III

Beitrag von closs » Mo 30. Mär 2015, 22:54

Anton B. hat geschrieben: Es ist nach heutigem Wissensstand in der Tat so, dass der "Kölner HP-Arzt" mit "HP" nicht heilen konnte.
Das ist ok - da würde ich zustimmen. - Wenn jede wissenschaftliche Aussage nach dem Modus verfährt "Nach heutigem Wissensstand", ist das eine faire Formulierung.

JackSparrow hat geschrieben:Sollten die Patienten an einer dringend behandlungsbedürftigen Krankheit gelitten haben, könnte man ihm natürlich auch unethisches Verhalten unterstellen.
Der Weg ist üblicherweise andersrum: Facharzt für Neurologie/Psychiatrie - Überweisung Klinik - einige Jahre Therapie - danach kein Weiterkommen - dann Versuch mit "Wunderheilern". - In diesem Fall war der "Wunderheiler" wenigstens ein Arzt.

JackSparrow hat geschrieben:Um dem Arzt spezielle Fähigkeiten zu diagnostizieren, reichen die Erfolgszahlen nicht aus. Wir brauchen auch die Misserfolgszahlen.
Ich habe sie nicht, sondern kann nur die damalige (Insider-)Ärzteschaft zitieren, die ihn dringend empfohlen hat - das hätte man sicherlich nicht gemacht, wenn von 10 Mal einmal was rausgekommen wäre.

JackSparrow hat geschrieben:in beliebter Trick ist auch, dem Patienten einfach beides zu verschreiben.
Hier nicht - dieser Arzt hat keine Psychopharmaka verschrieben (allein deshalb, weil er kein Facharzt für Psychiatrie war).

JackSparrow hat geschrieben:Man müsste unterstellen, dass sich unter seinen Patienten überdurchschnittlich viele Homöopathie-Anhänger befanden, bei denen die Placebos besonders gut wirkten.
Kann sein. - Dann aber nur um den Preis, dass Placebo-Effekte höher sein können als Behandlung mit dem pharmakologischen "Mittel der Wahl" - dies wird hier aber hier auf dem Forum gelegentlich bestritten.

Es KANN sein, dass die Sicherheit des Arztes ("In zwei Wochen passiert "das", in ca. 6 Wochen passiert "das", dann wird ein halbes bis ein ganzes Jahr "das" passieren und dann bist Du ganz sicher gesund") mehr bewirken kann als Pharmazeutika - die Sicherheit darf allerdings nicht gespielt sein. - Aber eben weil das so spannend ist, wäre es schön, wenn sich jemand um die Patienten-Datei dieses Kölner Arztes kümmern würde.

Wir hatten ja Gelegenheit, damals mit ihm zu sprechen, während die Patientin schriftliche Tests gemacht hat - er war (wie alle HP-Ärzte, die ich gekannt habe) vollkommen un-"esoterisch" und hat seinen Erfolg auf zweierlei Dinge geschoben:
a) Verständnis des Körpers und der Seele des Menschen im Kontext von HP, und
b) akribische Arbeit über Jahrzehnte.

Pluto
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#869 Re: Homöopathie III

Beitrag von Pluto » Mo 30. Mär 2015, 23:12

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Um dem Arzt spezielle Fähigkeiten zu diagnostizieren, reichen die Erfolgszahlen nicht aus. Wir brauchen auch die Misserfolgszahlen.
Ich habe sie nicht, sondern kann nur die damalige (Insider-)Ärzteschaft zitieren, die ihn dringend empfohlen hat - das hätte man sicherlich nicht gemacht, wenn von 10 Mal einmal was rausgekommen wäre.
Fakt ist, wir haben die Erfolg/Misserfolgsquote nicht. Also wieder mal ein Fall von mangelhaften Informationen.
Dieser allein genügt eigentlich schon, um solche Erfolgs-Behauptungen zu disqualifizieren.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#870 Re: Homöopathie III

Beitrag von closs » Mo 30. Mär 2015, 23:21

Pluto hat geschrieben:Dieser allein genügt eigentlich schon, um solche Erfolgs-Behauptungen zu disqualifizieren.
Methodisch eventuell ja (da weisst Du besser Bescheid) - inhaltlich natürlich nicht. - Inhaltlich würde man davon sprechen, dass man aufgrund mangelnder Infromationen kein Urteil fällen könne. - Der Inhalt ist damit nicht disqualifiziert, sondern unqualifiziert.

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