Dazu zweierlei:Münek hat geschrieben:Du glaubst doch nicht im Ernst, dass alle Menschen boshaft waren.
1) Kinder sind subjektiv selbstverständlich nicht 'boshaft'. - Siehe dazu, was Daseins-Tod aus göttlicher Sicht überhaupt ist.
2) "Böse" im biblischen Sinne ist etwas anderes als "boshaft" in unserem Sprachverständnis. - "Böse" ist das OBJEKTIVE Attribut des Abgewendet-Seins von Gott, das IMMER dann ist, wenn der Mensch sein Ich bewusst erkennt, weil er dann einen zweiten Orientierungs-Punkt neben Gott hat - nämlich sein Ich. - Deshalb besteht doch das "Gute" bei Adam VOR dem Fall darin, dass er sein Ich noch nicht erkannt hatte. - Also erst Erkenntnis führt zur Polarisierung von gut und böse und DAMIT zum sogenannten "Sündenfall". - Wer bewusst "Ich" sagen kann, ist somit OBJEKTIV "böse" (ein scheiss Wort, weil wir es heute ganz anders inhaltlich besetzen).
Das "Gute" des abgefallenen Menschen wäre somit, mit seinem Ich zu erkennen, dass das Ich nicht die entscheidende Orientierungs-Größe ist (eine Erkenntnis, die unter "aufgeklärten" Gesichtspunkten des 21. Jh. vollkommen undenkbar ist). - Wenn also die Menschen "böse" waren, hieß dies nichts anderes, als dass sie gott-vergessen waren. - Bei Babel wird es deutlich ausgedrückt:
Gen. 11,4 "Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen"
Mit anderen Worten: Lass uns zum Mittelpunkt unserer Erkenntnis werden - übrigens exakt das Credo des "aufgeklärten" Agnostizismus. Unser Jahrhundert lebt in einer lupenreinen Babel-Situation.