Gott agiert nicht ohne Grund

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
closs
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#51 Re: Ist Jesus auferstanden?

Beitrag von closs » Do 26. Mär 2015, 01:14

Münek hat geschrieben:Du glaubst doch nicht im Ernst, dass alle Menschen boshaft waren.
Dazu zweierlei:

1) Kinder sind subjektiv selbstverständlich nicht 'boshaft'. - Siehe dazu, was Daseins-Tod aus göttlicher Sicht überhaupt ist.

2) "Böse" im biblischen Sinne ist etwas anderes als "boshaft" in unserem Sprachverständnis. - "Böse" ist das OBJEKTIVE Attribut des Abgewendet-Seins von Gott, das IMMER dann ist, wenn der Mensch sein Ich bewusst erkennt, weil er dann einen zweiten Orientierungs-Punkt neben Gott hat - nämlich sein Ich. - Deshalb besteht doch das "Gute" bei Adam VOR dem Fall darin, dass er sein Ich noch nicht erkannt hatte. - Also erst Erkenntnis führt zur Polarisierung von gut und böse und DAMIT zum sogenannten "Sündenfall". - Wer bewusst "Ich" sagen kann, ist somit OBJEKTIV "böse" (ein scheiss Wort, weil wir es heute ganz anders inhaltlich besetzen).

Das "Gute" des abgefallenen Menschen wäre somit, mit seinem Ich zu erkennen, dass das Ich nicht die entscheidende Orientierungs-Größe ist (eine Erkenntnis, die unter "aufgeklärten" Gesichtspunkten des 21. Jh. vollkommen undenkbar ist). - Wenn also die Menschen "böse" waren, hieß dies nichts anderes, als dass sie gott-vergessen waren. - Bei Babel wird es deutlich ausgedrückt:

Gen. 11,4 "Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen"

Mit anderen Worten: Lass uns zum Mittelpunkt unserer Erkenntnis werden - übrigens exakt das Credo des "aufgeklärten" Agnostizismus. Unser Jahrhundert lebt in einer lupenreinen Babel-Situation.

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Münek
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#52 Re: Ist Jesus auferstanden?

Beitrag von Münek » Do 26. Mär 2015, 01:26

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:die "Abtreibung" holt Gott doch gewissermaßen nach
Verstehe Deinen Gedanken - aber das hätte Gott von vorne herein machen müssen, indem er erst gar nicht Schöpfung betreibt. Gewusst hat er ja, was auf ihn zukommt. - So aber lässt er sich wissend auf "Leid" und "Gram" ein.

Soso, Gott ist ein Masochist, :o :o

er erschuf die Menschen - wohl wissend, dass sie ihm Kummer und Leid bescheren würden, um sie dann
irgendwann auszurotten. Das glaubst Du doch selbst nicht.

Nee nee, als er den Menschen nach seinem Bilde schuf, hätte er es als allmächtiger Schöpfer locker aus-
schließen können, dass sich die Bosheit in die Herzen des Menschen festsetzen kann. Das wäre doch eine
seiner leichtesten Übungen gewesen, das hinzukriegen.

Es spricht alles dafür, dass Gott es nicht wusste ("als Gott sah, dass..."). Du darfst nicht vergessen, dass
ihm das Attribut der "Allwissenheit" von Menschen zugeschrieben worden ist. Der Blick in die Zukunft kann
auch Göttern versagt sein.

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#53 Re: Ist Jesus auferstanden?

Beitrag von closs » Do 26. Mär 2015, 07:56

Münek hat geschrieben: Das glaubst Du doch selbst nicht.
Selbstverständlich ist das so. - Oder hängst Du etwa der Meinung nach, dass Gott vom Sündenfall und dessen Folgen selber überrascht war?

Münek hat geschrieben: Das wäre doch eine seiner leichtesten Übungen gewesen, das hinzukriegen.
Eben NICHT. - Denn ohne Leid (als Ausdruck der Differenz zwischen Gott und Menschen) Ist Eigen-Bewusstsein des Menschen nicht möglich, da dieses ja Ich-Erkenntnis bedingt, welche wiederum Trennung von der Gott-Orientierung bedeutet. - Gott hätte als entweder bewusstseins-lose Paradiesler (*joint* *schmacht*) ohne Leid haben können oder bewusstseins-fähige Daseinler (*reflect* *ächz*) MIT Leid. - Geistig bewusste Selbst-Entwicklung des Menschen ohne Leid ist ein Nicht-Sein, weil es nicht möglich ist.

Münek hat geschrieben: Der Blick in die Zukunft kann auch Göttern versagt sein.
Aber nicht dem einen universalen Gott (egal wie er in den Kulturen genannt wird). - Götter, die nicht über der Zeit stehen, sind Götzen. - Extrem unbedeutend.

Samantha

#54 Re: Ist Jesus auferstanden?

Beitrag von Samantha » Do 26. Mär 2015, 08:35

Münek hat geschrieben:Du glaubst doch nicht im Ernst, dass alle Menschen boshaft waren. Denke doch mal
an die Säuglinge und Kinder. Auch diese unschuldigen Kleinen ertranken jämmerlich.
Nein, ich denke mal, wenn man sich an dieser Geschichte weiter orientieren will, sind entweder die Erbfaktoren so negativ gewesen, dass diese Kinder später auch nicht anders geworden wären, dann auch noch bei solchen Eltern, so dass sie auch genauso bösartig geworden wären. Es war abzusehen. Und wenn tatsächlich gute Menschen drunter waren, können sie doch auch auferstehen. Damit wären wir fast wieder beim Thema. ;)

Übrigens sind die heutigen Menschen auch nicht anders: sie töten Menschen im Krieg und denken da weder an Zivilisten noch an Kinder. Gott könnte etwas gut machen durch die Auferstehung, wir Menschen aber nicht.
Zuletzt geändert von Samantha am Do 26. Mär 2015, 08:36, insgesamt 1-mal geändert.

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#55 Re: Ist Jesus auferstanden?

Beitrag von Münek » Do 26. Mär 2015, 08:35

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Der Blick in die Zukunft kann auch Göttern versagt sein.
Aber nicht dem einen universalen Gott (egal wie er in den Kulturen genannt wird). - Götter, die nicht über der Zeit stehen, sind Götzen.

Das ist nur eine Behauptung, eine idealistische Wunschvorstellung, die durch nichts gerechtfertigt ist.
Zwingend ist das "Stehen über der Zeit" für die Annahme von Göttlichkeit keinesfalls.

Interessant finde ich Deine Replik insofern, als diese sehr schön offenbart, wie sich Menschen "ihren"
Gott "zurechtbasteln" (mit bestimmtem Eigenschaften ausstatten). Aber diesbezüglich wird wohl je-
der Gläubige seine eigenen persönlichen Vorlieben pflegen.

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#56 Re: Ist Jesus auferstanden?

Beitrag von closs » Do 26. Mär 2015, 08:41

Pingu hat geschrieben:Doch wie zutreffend mag das wirklich sein?
Geistige Aussagen sind wahr oder unwahr - verifizieren kann man dies im Dasein nicht.

Pingu hat geschrieben:Man könnte meinen, dass jegliche Götter gleich Götzen sind. Nämlich extrem unbedeutend.
Aus materialistischer Sicht ist dies ganz sicher zutreffend.

Pingu hat geschrieben:Des Weiteren fühle und spüre ich keine Last. Ich habe auch keine Last.
Das mag subjektiv so sein. Es muss aber nicht immer so sein.

Wenn ich morgen Zahnschmerzen oder Liebenskummer habe, würde ich dieses Leiden/diese Last auch nicht kommentieren mit: "Aha - das liegt an meiner Ich-Bezogenheit". - Man sollte lieber zum Zahnarzt gehen oder sich eine neue Freundin suchen. - So weltfremd ist es nicht gemeint. - Trotzdem kann einem bewusst sein, dass es in einem Sein, in dem Gott-Orientierung und Ich-Orientierung in Eines zusammenfallen, weder Zahnschmerzen noch Liebeskummer gäbe. - Dies ist jedoch im Dasein nie möglich.

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#57 Re: Ist Jesus auferstanden?

Beitrag von closs » Do 26. Mär 2015, 08:46

Münek hat geschrieben:Zwingend ist das "Stehen über der Zeit" für die Annahme von Göttlichkeit keinesfalls.
Zu Ende gedacht wohl doch.

Münek hat geschrieben:Interessant finde ich Deine Replik insofern, als diese sehr schön offenbart, wie sich Menschen "ihren" Gott "zurechtbasteln" (mit bestimmtem Eigenschaften ausstatten).
Prinzipiell nicht mal falsch - allerdings ist die Richtung eher andersrum:

Der Mensch spürt etwas Geistiges in sich, für das er eine Modellierung durch Sprache und Begrifflichkeit sucht - man bastelt also nicht Gott zurecht, sondern bastelt für eigene geistige Wahrnehmung Begriffe und Worte zurecht. - Dass dies bei verschiedenen Gläubigen unterschichtlich ist, hängt mit den unterschiedlichen heilsgeschichtlichen Phasen zusammen, in denen jeder sein kann. - Etwas praktischer: Bei einem Eskimo klingt Gott anders als bei einem amazonischen Ureinwohner - eben weil beiden unterschiedliche sprachliche Chiffren zur Verfügung stehen, mit denen man geistige Erkenntnis sprachlich wahrnehmbar machen kann.

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#58 Re: Ist Jesus auferstanden?

Beitrag von Pingu » Do 26. Mär 2015, 08:47

closs hat geschrieben:
Pingu hat geschrieben:Doch wie zutreffend mag das wirklich sein?
Geistige Aussagen sind wahr oder unwahr
Somit sind auch geistige Aussagen 'extrem unbedeutend', da jede geistige Aussage gleich wahrscheinlich als auch unwahrscheinlich sein kann - verifizieren kann man dies im Dasein nicht.

closs hat geschrieben:
Pingu hat geschrieben:Man könnte meinen, dass jegliche Götter gleich Götzen sind. Nämlich extrem unbedeutend.
Aus materialistischer Sicht ist dies ganz sicher zutreffend.
Welche Sicht vertrittst du? Eine extrem unbedeutende?

closs hat geschrieben:
Pingu hat geschrieben:Des Weiteren fühle und spüre ich keine Last. Ich habe auch keine Last.
Das mag subjektiv so sein. Es muss aber nicht immer so sein.
Woher willst du das denn nun wissen?

closs hat geschrieben:Trotzdem kann einem bewusst sein, dass es in einem Sein, in dem Gott-Orientierung und Ich-Orientierung in Eines zusammenfallen, weder Zahnschmerzen noch Liebeskummer gäbe.
Es kann einem auch bewusst sein, wie extrem unbedeutend solche Glaubensvorstellungen sind.

closs hat geschrieben:Dies ist jedoch im Dasein nie möglich.
Wir befinden uns aber im Dasein und nirgendwo sonst.

Pingu
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#59 Re: Ist Jesus auferstanden?

Beitrag von Pingu » Do 26. Mär 2015, 08:48

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Zwingend ist das "Stehen über der Zeit" für die Annahme von Göttlichkeit keinesfalls.
Zu Ende gedacht wohl doch.
Sehe ich nicht so.
Dann habe ich wohl noch weiter gedacht.

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#60 Re: Ist Jesus auferstanden?

Beitrag von closs » Do 26. Mär 2015, 08:49

Pingu hat geschrieben:Dann habe ich wohl noch weiter gedacht.
Wohin denn?

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