Naqual hat geschrieben:
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Die Urgemeinde (zumindest soweit vertreten von Aposteln und Paulus) standen auf dem Standpunkt, dass das Gesetz FÜR JUDEN weitergilt. Christen, die nicht von Abraham abstammen, brauchen sich dieses "Joch" nicht auferlegen.
Natürlich ist mir die weit verbreite Auffassung, wonach der Christ an das “mosaische Gesetz†nicht mehr “gebunden†sei, wohlbekannt. Sie widerspricht der Schrift.
Lies z.B. den Jakobusbrief. Es unmöglich davon abzuleiten, die zehn Gebote seien für Nicht-Juden nicht verbindlich. Im Gegenteil: Diese Gebote sind von allen Menschen zu beachten, ob Muslime, Buddhisten oder Christen. Und nicht vergessen: auch von Naturalisten...
Naqual hat geschrieben:
Damit ist aber das mosaische Gesetz nicht weiter hilfreich für das, was Sünde nun im allgemeinen sein soll.
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Und die Juden selbst kamen mit dem puren Gesetz auch nicht klar. Deswegen auch die mündliche Auslegungstradition, die schließlich fixiert wurde. Und die Betroffenen selbst konstatieren, dass man das pure Gesetz, wie es im Pentateuch steht, gar nicht verstehen könne, sondern dafür den Talmud bräuchte.
Klarheit, was Sünde ist, schaut anders aus.
Dass die Ge- und Verbote der Auslegung bedürfen, war von vornherein klar...Ob die Schriften des Talmuds der Erhabenheit der alttestamentlichen Gesetzgebung gerecht werden, ist eine andere Frage. Jesus selbst war es, der in Seiner “Bergpredigt†den richtigen Auslegungs-Modus vorgab.
Naqual hat geschrieben:
Ich habe kein Problem damit Johannes sehr ernst zu nehmen. Du müsstest mir nur mitteilen, wie er bei der Fragestellung, was den nun Sünde allgemein sei, hilfreich ist. Das dürfte schwer sein, denn er verwendet den Begriff "Gesetz" abstrakt ohne nähere Präzisierung. - Auf Grund welcher Gesetze unterscheidest Du nun Sünde von Nichtsünde?
Nehmen wir dazu 1. Johannes 1,8-9 (Lutherübersetzung):
8 Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.
9 Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.
Johannes definiert an dieser Stelle “Sünde†nicht, aber zeigt, dass sie als falsche Handlung oder Unterlassung eindeutig beschrieben werden kann. Denn was soll ich bereuen, was ich nicht eindeutig als Fehler erkenne? Das Gefühl, Unrecht getan zu haben, muss auf einer realen Gegebenheiten beruhen. Selbst unsere Dackeldame Susi verdrückte sich so unbemerkt wie möglich in ihr Körbchen, wenn sie wieder einmal von der Schokolade meiner Frau oder unserer beiden Töchter genascht hatte.
Wenn Du den ganzen 1. Johannesbrief aufmerksam liest, wird Dir die Mehrdeutigkeit einiger Sätze auffallen, aber auch wieder Verhaltensregeln, die sich mit dem alttestamentlichen Gesetz decken.
Naqual hat geschrieben:
Wenn ich Dir typische Problemstellungen aus dem Alltagsleben von Christen nehme, kannst Du dann klar entscheiden aufgrund einer substanziell fassbaren Formulierung, ob etwas Sünde ist oder nicht?
Die meisten Menschen sind von Staats wegen mit Definitionen von Falsch und Richtig recht gut versorgt. Wirf einfach mal einen Blick in unser StGB...Das Jesus zufolge Wichtigste im Gesetz, die Barmherzigkeit, lässt sich nicht für jeden Einzelfall codifizieren. Aber schon die Bedeutung des alttestamentlichen Gesetzes ist weit umfassender als der Wortlaut prima vista erkennen lässt. Jesus hat dies beispielhaft in Seiner so genannten Bergpredigt gezeigt - der Geist des Gesetzes, der sich in der Liebe zu Gott und gegenüber dem Nächsten widerspiegelt...
Ich muss in diesem Zusammenhang wie schon oft auf die gegenwärtige Weltwirtschafts- und Finanzkrise zu sprechen kommen, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in ein Weltendrama münden wird. Die Akteure, die die Welt in diese Lage brachten, haben in der Regel formal nicht gegen nationales oder supranationales Recht verstoßen. Aber gegen die Bestimmungen des Weltgesetzes - die zehn Gebote - und zwar in der von Jesus in Seiner “Bergpredigt†erweiterten Fassung, sehr wohl.