Stille Agnostiker

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Pluto
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#21 Re: Stille Agnostiker

Beitrag von Pluto » Di 17. Mär 2015, 16:25

Salome23 hat geschrieben:Ein Agnostiker glaubt nicht...
Der Atheist glaubt schon, nämlich an die Nichtexistenz Gottes.
Ich würde es eher anders sehen. Der Atheist glaubt nicht.

Der Agnostiker lässt das offen-es könnte sein, dass Gott existiert, aber auch das Gegenteil der Fall sein...
Ich bin Agnostiker ;)
Ich auch. :)

Was uns als Agnostiker auszeichnet, ist, dass wir uns nicht entscheiden können. Das haben sowohl Gläubige wie Atheisten uns voraus: sie haben sich entschieden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Scrypt0n
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#22 Re: Stille Agnostiker

Beitrag von Scrypt0n » Di 17. Mär 2015, 16:36

Pluto hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Ein Agnostiker glaubt nicht...
Der Atheist glaubt schon, nämlich an die Nichtexistenz Gottes.
Ich würde es eher anders sehen. Der Atheist glaubt nicht.
Richtig - wie der Agnostiker, so glaubt auch der Atheist nicht an die Existenz Gottes.
Es hält, anders als beim Agnostiker, es jedoch für wahrscheinlicher, dass er nicht existiert. Darum Agnostiker mit Hang zum Atheismus.

Das trifft auch auf mich zu; wobei mein Hang wohl etwas ausgeprägter ist.
Aber wissen kann ichs nicht.

Salome23
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#23 Re: Stille Agnostiker

Beitrag von Salome23 » Di 17. Mär 2015, 16:41

Pluto hat geschrieben:
Ich bin Agnostiker ;)
Ich auch. :)
Nur mit dem Unterschied, dass ich hingebungsvoller und mit vollem "Herzen" Christ war...
Heute frage ich mich, wem oder was ich mich da eigentlich hingab und woran ich festhielt...
Meiner suggestierten Vorstellung und damaligen Überzeugung.... :?

Salome23
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#24 Re: Stille Agnostiker

Beitrag von Salome23 » Di 17. Mär 2015, 16:44

Scrypt0n hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Ein Agnostiker glaubt nicht...
Der Atheist glaubt schon, nämlich an die Nichtexistenz Gottes.
Ich würde es eher anders sehen. Der Atheist glaubt nicht.
Richtig - wie der Agnostiker..
Nein weil der Atheit daran festhält: Es gibt keinen Gott
Das tut der Agnostiker eben nicht, er lässt offen

Pluto
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#25 Re: Stille Agnostiker

Beitrag von Pluto » Di 17. Mär 2015, 16:48

Scrypt0n hat geschrieben:Das trifft auch auf mich zu; wobei mein Hang wohl etwas ausgeprägter ist.
Aber wissen kann ichs nicht.
Das was du sagst/schreibst kommt schon sehr atheistisch rüber, so als wärst du Atheist im Agnostiker-Pelz. :)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#26 Re: Stille Agnostiker

Beitrag von closs » Di 17. Mär 2015, 18:37

Janina hat geschrieben:So ist es. Ich muss das nur nicht jedem auf die Nase binden.
Man merkst es aber, wenn man genau hinhört - da reicht irgendwann ein Halbsatz, den man nur formulieren kann, wenn man gläubig ist. ;)

Pluto hat geschrieben:Was uns als Agnostiker auszeichnet, ist, dass wir uns nicht entscheiden können.
Das ist Kategorie 1: Die Nachdenker, die sich nicht entscheiden können (besser: nicht ausreichendes Erkenntnis-Polster haben).
Kategorie 2 sind die Indifferenten ("kann sein - kann nicht sein - ist wurscht"). - Großer Unterschied.

Salome23 hat geschrieben:Heute frage ich mich, wem oder was ich mich da eigentlich hingab und woran ich festhielt...
Was nicht umsonst. - Du bist ein Sucher und somit zwangsläufig eine Zweifler (= Hiob) - das ist aus meiner Sicht besser, als die oberflächlich Super-Sicheren (= Hiobs Freunde).

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#27 Re: Stille Agnostiker

Beitrag von Novas » Di 17. Mär 2015, 18:50

Janina hat geschrieben:Hier missinterpretierst du meine beruflich geübte religiöse Zurückhaltung bei Äußerungen über weltliche, vernünftig begründbare Belange.

Es ist eine besondere Aufgabe zwischen den Bereichen hin und her zu switchen, aber auch viel interessanter. Ich habe lange Zeit gar nicht mehr von Gott gesprochen, weil es, wie Martin Buber sagte, das "beladenste aller Menschenworte" ist. Er fügte aber auch bei...

*Keins ist so besudelt, so zerfetzt worden. Gerade deshalb darf ich darauf nicht verzichten. Die Geschlechter der Menschen haben die Last ihres geängstigten Lebens auf dieses Wort gewälzt und es zu Boden gedrückt; es liegt im Staub und trägt ihrer aller Last ... Wo fände ich ein Wort, das ihm gliche, um das Höchste zu bezeichnen! Nähme ich den reinsten, funkelndsten Begriff aus der innersten Schatzkammer der Philosophie, ich könnte darin doch nur ein unverbindliches Gedankenbild einfangen, nicht aber die Gegenwart dessen*
http://buber.de/de/philtheol

Inzwischen verwende ich dieses Wort wieder sehr gerne und offenherzig - aus einem guten Grund: warum sollten wir es denen über lassen, die es durch den Dreck ziehen?

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Münek
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#28 Re: Stille Agnostiker

Beitrag von Münek » Di 17. Mär 2015, 19:18

Meine kluge Tante Wiki betont u.a.:

"In der Praxis stehen jedoch viele Agnostiker dem Glauben an (konkrete) Gottheiten kritisch gegenüber. Die Gottesbeweise des Theismus
(z.b. im Judentum, Christentum oder Islam), das Offenbarungswissen und die in Religionen überlieferten Wunder und sonstigen angeführten
Argumente für die Existenz höherer Wesen halten nach dem Urteil von Agnostikern einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand. Eine Got-
testheorie
, die nicht falsifizierbar ist, gilt in den Augen vieler Agnostiker aufgrund der fehlenden Falsifizierbarkeit als unwissenschaftlich, wie
in der Analogie " Russells Teekanne" verdeutlicht wird. Dies sagt zunächst nichts über ihre Wahrheit. Sie sollte jedoch nach der als "Ockhams
Rasiermesser
" bekannten Denkregel vermieden werden. Viele Agnostiker lehnen insbesondere "ANTHROPOMORPHE GOTTESVORSTELLUNGEN"
ab, da ihnen diese zu stark an die menschliche Natur und Vorstellungswelt gebunden scheinen."

Insbesondere den letzten Satz machen ich mir zu eigen. In Bezug auf Jahwe und Allah und Göttertriade und ...
bin ich Atheist. Der "Projektionsverdacht" (Feuerbach) ist zu übermächtig. An die mögliche Existenz anderer
nicht-anthropomorpher überirdischer mächtiger universaler Geistwesen verschwende ich mangels Anhalts-
punkte keinen Gedanken.

Hier stehe ich - und kann nicht anders. Und ein ewiger Tod besitzt für mich eh keinen Schrecken...

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#29 Re: Stille Agnostiker

Beitrag von closs » Di 17. Mär 2015, 19:39

Münek hat geschrieben:Insbesondere den letzten Satz machen ich mir zu eigen. In Bezug auf Jahwe und Allah und Göttertriade und ... bin ich Atheist. Der "Projektionsverdacht" (Feuerbach) ist zu übermächtig.
Das ist sehr verständlich - Kant und Goethe (und viele andere großen Geister) dachten ähnlich. - Heilbar ist dies nur damit, dass man zwischen Gott-Wesen und Gott-Offenbarung unterscheidet.

Insofern gibt es auch aus meiner Sicht KEINE "Thron" (das ist ein Stuhl!), auf dem Gott sitzt - ein Geist hat keinen Hintern. - Bei menschlichen Vorstellungen bzw. (von der anderen Seite her:) göttliche Selbst-Offenbarungen ("Vater", "Sohn") ist das anders.

Die "Projektion" ist ja nicht das Problem - JEDE Wahrnehmung ist Projektion. - Der entscheidende Punkt ist, ob eine Projektion ins Leere läuft oder authentisch ist in Bezug auf ein geistiges Sein.

Münek hat geschrieben:An die mögliche Existenz anderer nicht-anthropomorpher überirdischer mächtiger universaler Geistwesen verschwende ich mangels Anhaltspunkte keinen Gedanken.
Naturalistische Anhaltspunkte gibt es dafür auch nicht - entweder man spürt es oder nicht. - Manche spüren es sogar, ohne es bewusst als das wahrzunehmen, was es ist. - Insofern steht aus meiner Sicht einer der wichtigen Sätze bei Röm. 2:
14 Wenn nämlich Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur aus tun, was das Gesetz verlangt, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz,
15 da sie ja beweisen, daß das Werk des Gesetzes in ihre Herzen geschrieben ist, was auch ihr Gewissen bezeugt


Oder eben 1.Kor. 13:
12 Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels wie im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.

Münek hat geschrieben: Und ein ewiger Tod besitzt für mich eh keinen Schrecken...
Das sollte es auch nicht - da kommt von Christen manchmal etwas falsch rüber. - Der Beweggrund ist NICHT, *hechel-hechel* sich "ewiges Leben" zu verdienen, sondern erkennen ("jadah") zu wollen - der Rest ergibt sich von selbst.

Novas
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#30 Re: Stille Agnostiker

Beitrag von Novas » Di 17. Mär 2015, 19:40

closs hat geschrieben:Was nicht umsonst. - Du bist ein Sucher und somit zwangsläufig eine Zweifler (= Hiob) - das ist aus meiner Sicht besser, als die oberflächlich Super-Sicheren (= Hiobs Freunde).

Manchmal braucht es einen umwälzenden Zweifel oder sogar eine existenzielle Krise, um mehr zu erkennen. Entweder führt das dazu, dass Menschen über diese Themen zum ersten mal richtig nachdenken und bewusst einen Weg gehen oder sie befreien sich von einem verstaubten Glauben, der irgendwie keinen Sinn mehr ergibt . Gerade das kann den Weg freilegen für ein höheres Bewusstsein.

Dann können wir vielleicht, frei nach Shakespeare, Predigten in Steinen, Zungen in Bäumen, Lieder in Bächen und Gott in allem wahrnehmen. Das ist, glaube ich, mit dem Satz "Suche, so wirst Du finden" gemeint. Der Verstand, der sich gerne alle möglichen Vorstellungen zurecht legt, sucht nicht wirklich.

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