Macht Religion blind?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Samantha

#11 Re: Macht Religion blind?

Beitrag von Samantha » Mi 11. Mär 2015, 11:17

ThomasM hat geschrieben:Denn ohne Hoffnung ist das Leben nicht lebenswert, Hoffnungslosigkeit zerstört Leben.
Solange sich die Hoffnung auf das Diesseits beschränkt (mir geht es irgendwann einmal besser) können auch andere Weltanschauungen diese Hoffnung geben (mit denselben auch negativen Effekten wie bei Religion).
Aber der Tod ist die eine Grenze, hinter der letztlich nur die Religion Kraft und Hoffnung schenken kann.
Stimmt. Dagegen sage ich auch nichts, wobei ich das Wort Religion mit Gott ersetze.


Wenn Religion ihre eigentliche Aufgabe erfüllt, dient sie als Mittel, um gegen Ungerechtigkeit und Ausbeutung zu kämpfen.
Das, wovon du sprichst, passiert nur, wenn die Herscher Kontrolle über die Religion bekommen. Es gibt genügend Beispiele, in denen Religion sich gegen die Herrscher wenden.
Erfüllt die Religion ihre "eigentliche" Aufgabe? Und haben Herrscher nicht immer Kontrolle? Die Kirche wird doch finanziert, und die Parteien spielen doch auch teilweise mit dem großen "C". Natürlich gibt es da eine Zusammenarbeit und Abhängigkeit.


Gerade die gebildeten Menschen fühlen die innere Leere, wenn sie sich nur auf das Diesseits konzentrieren.
Dann sind sie entweder verbildet oder ohne Perspektive.


Bildung hat weder etwas mit Religiosität noch mit der Ausnutzung der Menschen durch Religion zu tun.
Doch, der gebildete Mensch kann besser Vergleiche anstellen, wird nicht alles einfach so glauben.

Samantha

#12 Re: Macht Religion blind?

Beitrag von Samantha » Mi 11. Mär 2015, 11:22

Salome23 hat geschrieben:Versteh ich jetzt nicht so ganz mit dem "anstrengen" in Bezug auf Galube und Liebe.
Gott oder einen nahestehenden Menschen liebt man doch um seiner selbst und nicht für das, was er tut oder nicht tut...
Oder man liebt, wenn man selber geliebt wird....oder liebt auch, wenn ein anderes Wesen einem nicht liebt....
Der Mensch braucht Ziele oder eine Richtung, und wenn keine Belohnung oder ewiges Leben in Sicht ist, ist es Strafe oder ewiger Tod. Sicherlich liebt man nicht wegen der Belohnung, sondern weil man weiß, es ist richtig.

Salome23
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#13 Re: Macht Religion blind?

Beitrag von Salome23 » Mi 11. Mär 2015, 11:26

ThomasM hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben: Ich meine damit in etwa, (einen)Gott und seine Nächsten einfach nur "lieben" und auch all das Religiöse dabei weg lassen ...
Seinen Lebenspartner(Eltern, Kinder) liebt man ja grundsätzlich auch einfach nur so, ohne ihn zu verehren und anzubeten etc. oder nur weil(wenn) er besondere Qualitäten aufweist...
Das, was du als "das Religiöse" siehst, bedeutet einfach, eine Beziehung haben.
Eine Beziehung haben, heißt miteinander reden, aufeinander achten, etwas miteinander tun, usw.
Das ist bei Gott genauso, wie bei einem Partner.
Miteinander reden ist nicht das, was man im AT nachlesen kann, also Altäre bauen , formale Gebete beten, vorgegebene Lieder singen und "verehren"(glorifizieren) und anzubeten -also einen Götzen aus Gott (oder einen Menschen) zu machen....denn das ist Religion

ThomasM
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#14 Re: Macht Religion blind?

Beitrag von ThomasM » Mi 11. Mär 2015, 12:32

Salome23 hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben: Ich meine damit in etwa, (einen)Gott und seine Nächsten einfach nur "lieben" und auch all das Religiöse dabei weg lassen ...
Seinen Lebenspartner(Eltern, Kinder) liebt man ja grundsätzlich auch einfach nur so, ohne ihn zu verehren und anzubeten etc. oder nur weil(wenn) er besondere Qualitäten aufweist...
Das, was du als "das Religiöse" siehst, bedeutet einfach, eine Beziehung haben.
Eine Beziehung haben, heißt miteinander reden, aufeinander achten, etwas miteinander tun, usw.
Das ist bei Gott genauso, wie bei einem Partner.
Miteinander reden ist nicht das, was man im AT nachlesen kann, also Altäre bauen , formale Gebete beten, vorgegebene Lieder singen und "verehren"(glorifizieren) und anzubeten -also einen Götzen aus Gott (oder einen Menschen) zu machen....denn das ist Religion
Oh, im AT kommt viel vor, schau dir mal an, wie Abraham, Mose oder David mit Gott geredet haben.

Das, was du meinst ist die Vergesellschaftlichung der Religion, wenn Religion zum Kulturgut wird.
Das gab es im alten Israel, als die Rituale der Opfer und das Priestertum zu staatstragenden Rollen aufgestiegen sind und die Leute begonnen haben, die Rituale pro Forma auszuführen. Die Propheten sind dagegen richtig Sturm gelaufen.

Das ist auch bei uns geschehen, wenn Konfirmation oder Gottesdienst zu Ostern und Weihnachten oder Spenden für irgendwas usw. zur kulturellen Gewohnheit wird und ihres inneren Sinnes beraubt wird. Dazu gehört auch Gebete beten, ohne zu beten.
Das liegt eben daran, dass Menschen Rituale brauchen, symbolische Handlungen benötigen. Man muss aber verhindern, dass diese sich verselbständigen. Tun sie das, hört die Religion auf und wird zu Kultur (komisch, dass Religion von so vielen negativ und Kultur positiv gesehen wird).

Ein Weg dagegen ist ständige Erneuerung. Finde neue, moderne Symbole, Rituale. Werfe die alten weg. Das ist natürlich Aufgabe der Jungen, aber manchmal ist der Druck der Alten größer, die an ihrem Gewohnten hängenbleiben.
Ein anderer Weg ist die Rückbesinnung auf den Inhalt. Also Gebet als Reden mit Gott, Singen als Ausdruck der Freude bzw. allgemein der Gefühle, Anbetung als das Zeichen des Willens, Gott zu folgen usw. Auch das passiert in vielen Kirchen.

Das hier beschriebene Problem ist aber nicht nur eines der Religion. Das gibt es auch in anderen Zusammenhängen

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

ThomasM
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#15 Re: Macht Religion blind?

Beitrag von ThomasM » Mi 11. Mär 2015, 12:39

Samantha hat geschrieben:
Gerade die gebildeten Menschen fühlen die innere Leere, wenn sie sich nur auf das Diesseits konzentrieren.
Dann sind sie entweder verbildet oder ohne Perspektive.
Oha!
Willst du etwa sagen "Wer mit Bildung nicht so umgeht wie ich und andere Schlüsse zieht, ist verbildet"?
Du machst dich zum Angelpunkt der gesellschaftlichen Interpretation, ohne zu begründen, warum deine Reaktion die maßgebende ist. Du bist doch nicht etwa verbildet?

Spaß beiseite. Bildung ist doch zunächst einmal der Erwerb von Wissen. Das kann es in vielen Zusammenhängen geben.
Wer mehr Wissen hat, hat vielleicht die Chance, Fragen zu stellen, auf die jemand ohne Wissen nicht kommen würde. Aber ob er die Chance nutzt, liegt doch an vollkommen anderen Kriterien. Und wie die Antwortet dann lautet, ist wieder eine andere Schiene. Vielleicht ist deine Bildung ja nicht tief genug, um zu erkennen, dass am Ende Gott steht?

Du kannst auch hier im Forum einige Leute beobachten, die sehr gebildet sind, sich aber trotzdem einer Religion oder Weltanschauung verschrieben haben.
Ich habe das auch getan. Bin ich deshalb "verbildet"? Und das, wo ich das Gefühl habe, dass ich auf einigen Gebieten erheblich mehr Bildung besitze als du?

Gruß
Thomas
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Samantha

#16 Re: Macht Religion blind?

Beitrag von Samantha » Mi 11. Mär 2015, 13:08

ThomasM hat geschrieben:Spaß beiseite. Bildung ist doch zunächst einmal der Erwerb von Wissen.
Also, wenn ich viel weiß, bin ich klug? Die kognitiven Fähigkeiten ergeben sich nicht aus dem Wissen, es ist dennoch Grundlage. Ein PC ist doch auch nur ein PC und kein Wesen, weil es viel "weiß".

Vielleicht ist deine Bildung ja nicht tief genug, um zu erkennen, dass am Ende Gott steht?
Fehl gedeutet, denn ich glaube an Gott. :mrgreen:

Du kannst auch hier im Forum einige Leute beobachten, die sehr gebildet sind, sich aber trotzdem einer Religion oder Weltanschauung verschrieben haben.
Ja, und? Glaubst Du denn alles, was eine Religion Dir vorschreibt oder kannst Du selber denken? Erst dann bist Du intelligent oder nicht verbildet.

Bin ich deshalb "verbildet"? Und das, wo ich das Gefühl habe, dass ich auf einigen Gebieten erheblich mehr Bildung besitze als du?
Du weißt auf einigen Gebieten sicherlich mehr als ich. Ist das aber Bildung oder vielleicht schon leichte Arroganz? Je mehr Du weißt, desto mehr musst Du vergleichen "können", und genau da kommt die Intelligenz ins Spiel.

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#17 Re: Macht Religion blind?

Beitrag von Salome23 » Mi 11. Mär 2015, 13:17

Samantha hat geschrieben: Ist das aber Bildung oder vielleicht schon leichte Arroganz?
Oder aber auch nur eine "Feststellung"?
Ich stelle fest, dass meine Vorgesetzte auf Grund langer Erfahrung in ihrer beruflichen Laufbahn und Zusatzausbildungen auf dem Gebiet der Kranken-und Altenpflege viel mehr weiss als ich oder einiger meiner Kollegen...
Wenn sie das dem Personal mitteilt, ist das dann eine arrogante Handlung?

Samantha

#18 Re: Macht Religion blind?

Beitrag von Samantha » Mi 11. Mär 2015, 13:49

Salome23 hat geschrieben:Ich stelle fest, dass meine Vorgesetzte auf Grund langer Erfahrung in ihrer beruflichen Laufbahn und Zusatzausbildungen auf dem Gebiet der Kranken-und Altenpflege viel mehr weiss als ich oder einiger meiner Kollegen...
Wenn sie das dem Personal mitteilt, ist das dann eine arrogante Handlung?
Nein, solange es ersichtlich ist, dass sie mehr weiß und dies sachlich vermittelt, nicht.

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#19 Re: Macht Religion blind?

Beitrag von Salome23 » Mi 11. Mär 2015, 13:57

Samantha hat geschrieben:Nein, solange es ersichtlich ist, dass sie mehr weiß und dies sachlich vermittelt, nicht.
Seh ich auch so....
Aber was, wenn uns jetzt jemand seine Glaubensweisheiten(ich meine jetzt allgemeine, nicht nur christliche) vermitteln möchte, die durch "Erfahrung" oder "Bildung" (lesen von Lektüren, hören von Predigten) zustande kamen?
Sollte man da einfach (blind) annehmen, was man uns mitteilen will oder lieber selber den Weg gehn und selber lernen, prüfen und Erfahrungen sammeln-Wissen aneignen?

ThomasM
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#20 Re: Macht Religion blind?

Beitrag von ThomasM » Mi 11. Mär 2015, 14:07

Salome23 hat geschrieben: Aber was, wenn uns jetzt jemand seine Glaubensweisheiten(ich meine jetzt allgemeine, nicht nur christliche) vermitteln möchte, die durch "Erfahrung" oder "Bildung" (lesen von Lektüren, hören von Predigten) zustande kamen?
Sollte man da einfach (blind) annehmen, was man uns mitteilen will oder lieber selber den Weg gehn und selber lernen, prüfen und Erfahrungen sammeln-Wissen aneignen?
Prüfet alles und behaltet das Gute.
Ein Problem ist es nur, wenn man seine eigenen Erkenntnisse für allgemeingültig hält und die Erkenntnisse des anderen abwertet.
Die Meinung meines Gegenübers zu respektieren, heißt ja nicht, dass man sie teilen muss.

Es gibt natürlich Graubereiche.
Wenn Samatha meint, ein gebildeter Mensch müsse unbedingt alles "Religiöse" ablehnen, dann ist das ja durchaus zweifelhaft, muss also sachlich begründet werden und kann auch falsch sein.

Gruß
Thomas
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