Der Schleier der Illusion

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Novas
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#291 Re: Der Schleier der Illusion

Beitrag von Novas » Fr 20. Feb 2015, 21:47

JackSparrow hat geschrieben:Ja, man wollte zum erlesenen Kreis gehören und seinem Nachbarn was voraus haben.

Es gibt Menschen, die einer Glaubensgemeinschaft angehören oder sogar nach Erleuchtung streben, um „besser“ zu sein. Das ergibt aber, wenn man die spirituelle Lehre wirklich versteht, keinen rechten Sinn. Denn alle diese Lehren lehren die Auflösung des Ego.

Das „weltliche“ Denken fördert und das „spirituelle“ Denken löst das Ego auf. Deswegen wollen viele Menschen kein wirklich christliches oder buddhistisches Leben führen, da ein Weg der Liebe, des altruistischen Handelns und der Weisheit, den ganzen Menschen braucht, die ganze Hingabe fordert, entweder bist Du ganz und gar Christ, mit Herz und Seele, Fleisch und Blut und lebst und stirbst für deine Überzeugungen; oder gar nicht. Bonhoeffer zeigte seinen Christus-Geist dadurch, dass er den aufrechten Gang wagte und dafür gestorben ist. Darum ist es glaubwürdig, wenn er sagt: "Gott wird nicht auf Orden, Medaillen oder Titel sehen, sondern auf Narben."


Ein Taufschein-Christ ist kein Christ. Das ist nur ein Fetzen Papier und bedeutet nichts. Der wahre Christ beweist sich durch die Tat. Das ist die wahre Taufe, die Taufe durch den Heiligen Geist, denn der Geist ist das, was Du BIST. Goethe sagte: "Am Anfang war die Tat" - darum geht es. Es gibt drei Aspekte eines geistlichen Weges: STILLE(MEDITATIO - innere Einkehr) - DAS WORT (Streben nach Wissen und Erkenntnis) - und der Weg der TAT (die Verkörperung des Glaubens - das "WORT" wird Fleisch - der Garten spiegelt den Geist des Gärtners, die Pinselführung den Maler :) ).

Novas
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#292 Re: Der Schleier der Illusion

Beitrag von Novas » Fr 20. Feb 2015, 22:45

JackSparrow hat geschrieben:Fragt sich woher die Panpsychisten das wissen. Wo sie doch ohne Hilfe der Physik noch nie was über Atome und ohne Hilfe der Biologie noch wie was über Bakterien gehört hätten.

Der Mensch weiß erst mal gar nichts. Philosophie beginnt mit dem Satz von Sokrates: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“. Der Verstand und das Ego glauben, zu wissen, aber das entpuppt sich oft als mangelnde Einsicht; denn wirkliches Verstehen, was ist das…. das ist doch Bewusstheit… und Bewusstheit ist wahrnehmen, fühlen und verstehen ohne Beurteilung, ohne Ressentiment, ohne fertige Brille.

Die besten Schriftsteller, die besten Romane und Gedichte zeichnen sich nicht durch ideologische Interpretationen aus, sondern durch klares und offenes Sehen ... GEWAHRSEIN ... wenn ein Autor vom Kaliber eines Hermann Hesse oder Thomas Mann etwas beschreibt, dann hat das eine Note von Kühlheit, selbst wenn es sehr berührend und mitfühlend ist, denn er schreibt ohne Urteil, er macht etwas sichtbar, das ist alles, er beschreibt die Blume, aber er reißt sie nicht aus, er ist der Zeuge und Beobachter; der wahre Künstler verehrt und würdigt, aber er zerstört nicht das, was er liebt und wertschätzt. Er ist der unschuldige Zeuge.

Ein Kind hat keine Bildung, aber es ist vollkommen lebendig und gegenwärtig. Das ist ein wesentlicher Grund, warum es so sensibel und empfänglich ist. Darum ist das „Kind“ ein Ideal der Weisheit. Ein Kind ist absolut Nicht-Wissend, aber auch absolut im Leben, absolut empfänglich, absolut beteiligt. Das ist für mich wirkliches Da-Sein, Bewusst-Sein. Ein spiritueller Weg beginnt, wenn Du sagen kannst: ich weiß nichts - ich fange bei Null an – oder wie Jesus es sagt: „in deine Hände, Vater, übergebe ich meinen Geist“

;)

Pluto
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#293 Re: Der Schleier der Illusion

Beitrag von Pluto » Fr 20. Feb 2015, 23:35

Novalis hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Fragt sich woher die Panpsychisten das wissen. Wo sie doch ohne Hilfe der Physik noch nie was über Atome und ohne Hilfe der Biologie noch wie was über Bakterien gehört hätten.
Der Mensch weiß erst mal gar nichts.
E-ben.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#294 Re: Der Schleier der Illusion

Beitrag von Novas » Fr 20. Feb 2015, 23:48

Pluto hat geschrieben: Du drückst dich sehr gut aus. Gegen diesen Glauben ist wirklich nichts einzuwänden.

Vielen lieben Dank … :) Aber ich bin, wie Du sicher festgestellt hast, kein großer Systematiker … das ist nicht meine Funktion... aus zweierlei Gründen: das Leben lehrt das beste System, es ist stets neu und frisch … daran orientiere ich mich und praktiziere den „Anfänger-Geist“, wie es im Zen heißt.

Der andere Grund ist, dass ich kein in sich geschlossenes Weltbild und nicht die geringste Ambition habe mein Weltbild „zu verkaufen“ oder Zustimmung zu erhalten. Mein wirkliches Interesse ist sehr einfach... ich verweise auf das zeitlose JETZT... auf das Mysterium... und das natürliche Gewahrsein, in dem das alles erscheint...

Unsre Gedanken gleichen Wolken, die über den Himmel ziehen und sie können wunderbare Figuren ergeben... aber sie werden und müssen zerfallen, um Regen zu bringen... das Sein ist mehr der Himmel, der sich gleich bleibt, das HIER und JETZT, in dem die Wolken ihr Spiele treiben... fließen… sich wandeln… vergehen...

Doch der Himmel ist einfach. Meine Philosophie ist der Himmel, der einfach ist, der in sich ruht, in dem alles kommen und gehen darf. Reines Bewusstsein ... grenzenlos ... frei ... empfindsam. Die Wolken, unsre Gedanken und Überlegungen, sind eine schöne Illusion, die in der Realität des Himmels erscheinen dürfen, wie die Welt im Bewusstsein erscheint.
Zuletzt geändert von Novas am Sa 21. Feb 2015, 03:28, insgesamt 1-mal geändert.

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#295 Re: Der Schleier der Illusion

Beitrag von Pluto » Sa 21. Feb 2015, 00:13

Novalis hat geschrieben:Der andere Grund ist, dass ich kein in sich geschlossenes Weltbild und nicht die geringste Ambition habe mein Weltbild „zu verkaufen“ oder Zustimmung zu erhalten. Mein wirkliches Interesse ist sehr einfach... ich verweise auf das zeitlose JETZT... auf das Mysterium... und das natürliche Gewahrsein, in dem das alles erscheint...
Möchtest du nie das Mysterium lüften?
Bist du denn gar nicht neugierig wie die Welt funktioniert?

Unsre Gedanken gleichen Wolken, die über den Himmel ziehen und sie können wunderbare Figuren ergeben... aber sie werden und müssen zerfallen, um Regen zu bringen...
Nichts zerfällt in den Wolken.
Wolken sind winzige Tropfen, die sich zu Größeren zusammentun, bis sie herunterfallen.

Doch der Himmel ist einfach.
Wirklich?
Warum ist der Himmel blau?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.


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#297 Re: Der Schleier der Illusion

Beitrag von Novas » Sa 21. Feb 2015, 04:47

Pluto hat geschrieben:Möchtest du nie das Mysterium lüften?

Es ist ein Mysterium, eine Entdeckungsreise und ein Abenteuer, dem wir beiwohnen dürfen. Jeder Augenblick ist ein vollkommen neues Ereignis in meinem Bewusstsein und ich habe nicht die geringste Ahnung, was ich die nächsten Stunden erleben werde.

Die Evolution hat viele phantastische Lebewesen hervor gebracht – allein das Nilpferd und das Kappuzineräffchen sind sehr amüsante Zeitgenossen – und an majestätischen und ehrfurchtgebietenden Naturschauspielen, wie Supernovae oder Polarlichter mangelt es nicht; und dann ist da diese schöne und bewundernswürdige Frau an meiner Seite, die ich liebe und verehre, das ist dann mein ganz persönlicher Gottesbeweis.

Und obwohl ich sie inzwischen sehr gut kenne, ist sie mir ein absolutes Rätsel. Bild
Max Frisch sagte ganz passend: "Die Frau ist ein Mensch, bevor man sie liebt, manchmal auch nachher; sobald man sie liebt, ist sie ein Wunder..."

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#298 Re: Der Schleier der Illusion

Beitrag von Novas » Sa 21. Feb 2015, 05:04

Pluto hat geschrieben:
Doch der Himmel ist einfach.
Wirklich?

Der Himmel ist ein perfektes Gleichnis für ein reines, stilles, sich gleich bleibendes und grenzenloses Gewahrsein, in dem alle Erfahrungen, wie flüchtige Erscheinungen von Wolken vorüber ziehen... die ganze Welt, kann man sagen.... ist nichts anderes, als eine herrliche Illusion ... ein Meer von vorüberziehenden Wolken.
Zuletzt geändert von Novas am Sa 21. Feb 2015, 06:47, insgesamt 2-mal geändert.

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#299 Re: Der Schleier der Illusion

Beitrag von Scrypt0n » Sa 21. Feb 2015, 06:11

Novalis hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Welcher der tausende von mythologischen Schöpfungsplänen meinst du denn?
Es gibt einen oder gar keinen... und ich glaube zu wissen, dass es einen geben muss... aus dem Nichts wurde „Etwas“ und aus diesem „Samenkorn von Etwas“ entwickelte sich das Universum....
Aus Nichts kann nichts werden; auch kein Etwas!
Wie kommst du darauf, dass es jemals "nichts" gegeben hat?

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#300 Re: Der Schleier der Illusion

Beitrag von Novas » Sa 21. Feb 2015, 07:52

Im Christentum heißt es, dass die Schöpfung aus der überfließenden Fülle der göttlichen Liebe – „Bonum est diffusivum sui. — Das Gute breitet sich aus.“, wie Bonaventura sagt – geboren sei, die Welt kommt ins Sein, weil die Liebe sich mitteilen möchte.

Der wahren Natur nach ist Bewusstsein sehr einfach und ungeteilt. Die Bewusstseinsspaltung hingegen, ist eine anerkannte Krankheit; Schizophrenie (von griechisch σχίζειν s’chizein „abspalten“ und φρήν phrÄ“n „Geist, Seele, Gemüt“). Ein gespaltenes Bewusstsein kann die allem zugrunde liegende Einheit nicht erkennen.

Da der menschliche Geist offenbar die Neigung hat mit sich und der Welt uneins zu sein (als das „Ego“) geht es in allen spirituellen Lehren um die Wiederherstellung einer ursprünglichen Einheit.

Das hinduistische Konzept sagt mir sehr zu: das eher männlich gedachte Prinzip „Shiva“ wird als reines Bewusstsein und vollkommene Stille gesehen, während alle Energie und Aktivität der Natur „Kali“ dem weiblichen Prinzip zugeordnet wird. Die Buddhisten sagen es extrem verdichtet: „Leere (Reines Bewusstsein) und Form (die sich aus Energie und Aktivität manifestierende Welt) sind eins“.

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