Frigida oder der Marsch der Blöden?

Politik und Weltgeschehen
barbara
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#321 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von barbara » So 1. Feb 2015, 22:19

sven23 hat geschrieben: Ja, wer kennt das nicht: man läuft irgendwo so rum und hat dann plötzlich eine ganze Horde von Nazis hinter sich herlaufen. :lol:

in Demos? ja klar. Oder sonst die Antifa bzw generll die linken Hooligans jeglicher Couleur und Nuance, aber die sind ja auch kein Stück besser.

gruss, barbara

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#322 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von barbara » So 1. Feb 2015, 22:23

sven23 hat geschrieben: Das klingt ja so, als sei der Nazivorwurf völlig aus der Luft gegriffen.

ist er sicher nicht - Nazis profitieren auch gern von Ereignissen, die öffentliches Interesse anziehen, wer will schon auf gratis PR verzichten - aber wenn alle so handeln, wie du vorschlägst, so kann man jede politische Bewegung sofort auflösen, wenn man nur ein paar Leute dafür bezahlt, glatzköpfig mitzumarschieren.

Man muß sich nur manche Teilnehmer anschauen (Hooligans gegen Salafisten), da soll der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben werden.

Pegida ist nicht Hogesa. Auch wenn beide unter dem Abkürzungsfimmel leiden, sind es nicht dieselben Veranstaltungen.

gruss, barbara

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#323 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von barbara » So 1. Feb 2015, 22:26

closs hat geschrieben: Ich verteidige ja nicht Pegidas Forderungen - ich bin für eine Öffnung der Grenzen und habe keine Problem damit, wenn 100.000 syrische Familien und nochmal 100.000 iranische Familien bei uns wohnen - solange sie sich an die Gesetze unseres Landes halten wollen.

Wollen ist gut und recht, aber sie müssen's dann auch tatsächlich tun.

Ich will ja auch schon längst einen Rolls Royce mit Chauffeur. Das Wollen allein hat bisher leider nichts genützt.



Pegida verteidige ich aus demokratischen Gründen und weil ich mich in die Gedankenwelt von Minderheiten hineinzuversetzen versuche - und weil mir dumpfer Mainstream zuwider ist.

:thumbup:


gruss, barbara

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sven23
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#324 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von sven23 » Mo 2. Feb 2015, 07:36

closs hat geschrieben:Insofern, dass diese Diskussion im wesentlichen nichts mit der Lebenswirklichkeit in Deutschland zu tun hat -

Wozu also dann der ganze Hype um die "Islamisierung des Abendlandes"?
Ist es lediglich der Aufhänger für ein allgemeines, diffuses Unbehagen gegen eine liberale, demokratische Gesellschaft?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#325 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von barbara » Mo 2. Feb 2015, 08:25

sven23 hat geschrieben:
Wozu also dann der ganze Hype um die "Islamisierung des Abendlandes"?
Ist es lediglich der Aufhänger für ein allgemeines, diffuses Unbehagen gegen eine liberale, demokratische Gesellschaft?

Diffus ist das Unbehagen ja nicht - Stichwort Altersarmut. Stichwort bürgerfremde Politik. Stichwort verlotterte Schulhäuser.

Und wenn's ein Unbehagen ist, dann nicht gegen die demokratische Gesellschaft, sondern gegen die oligokratischen Eliten, die die Demokratie klein halten.

"Liberal" hiess in den letzten Jahren eigentlich immer "neoliberal", also unbegrenzte Freiheit für Unternehmen, besonders Grossunternehmen (inklusive Zückerchen wie indirekte staatliche Subventionierung über die "kleinen" sozialversicherungsfreien ARbeitsverträge, Aufstocker Hartz4), aber keine Freiheit für Menschen.

Das ist nicht diffus, das ist konkret und begründet.

und überhaupt ärgert es mich, dass die Medien in den letzten Jahren die Tendenz haben, bei jeder Angst ein "diffus" vorne dran zu kleben und schon gar nicht erst zu untersuchen, ob die Angst berechtigt ist. So quasi, da wird einer von einer Meute hungriger Löwen umringt, und der hat dann eine diffuse Angst vor dem Sterben. Aber sowas aber auch. :(

Dass "Islamisierung" als Projektionsfläche dient, die eine Menge Sorgen fokussiert und Leute organisiert, aber sachlich nicht immer überzeugt, bestreite ich gar nicht. Was aber kein Grund sein soll, die echten (!) und vorhandenen (!) Ängste und Sorgen politisch endlich ernst zu nehmen und Lösungen zu entwickeln.

gruss, barbara

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#326 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von closs » Mo 2. Feb 2015, 09:15

barbara hat geschrieben: So quasi, da wird einer von einer Meute hungriger Löwen umringt, und der hat dann eine diffuse Angst vor dem Sterben. Aber sowas aber auch.
:thumbup: :lol:

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sven23
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#327 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von sven23 » Mo 2. Feb 2015, 12:09

barbara hat geschrieben: Diffus ist das Unbehagen ja nicht - Stichwort Altersarmut. Stichwort bürgerfremde Politik. Stichwort verlotterte Schulhäuser.

Einverstanden, das sind alles relevante und reale Themen, die aber nicht das geringste mit dem 19 Punkte Programm der Pegida und der Islamisierung des Abendlandes zu tun haben. Diese Verquickung von Themenbereichen ist unsauber, letztlich bleibt dann in der öffentlichen Wahrnehmung nur eine diffuse Ausländerfeindlichkeit übrig, die das Bild prägt. Darüber müssen sich die Mitläufer im Klaren sein.
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#328 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von barbara » Mo 2. Feb 2015, 12:19

sven23 hat geschrieben: Einverstanden, das sind alles relevante und reale Themen, die aber nicht das geringste mit dem 19 Punkte Programm der Pegida und der Islamisierung des Abendlandes zu tun haben. Diese Verquickung von Themenbereichen ist unsauber, letztlich bleibt dann in der öffentlichen Wahrnehmung nur eine diffuse Ausländerfeindlichkeit übrig, die das Bild prägt. Darüber müssen sich die Mitläufer im Klaren sein.

Der Punkt "mehr direkte Demokratie" hat sehr wohl mit all dem zu tun.

Ich hab zB grösste Zweifel, dass Hartz4 in einer Volksabstimmung durchgekommen wäre. Aber es gab ja keine.

Und generell ist ja die Melodie der letzten Jahre gewesen, dass es von den Politikern immer hiess, liebes Volk, habt Verständnis für dies und Verständnis für das, aber ihr, ihr müsst die Gürtel enger schnallen! Ihr müsst verzichten! - irgendwann reicht's eben. Und ob es eine sinnvolle Strategie ist, wenn Politiker und Medien sich auf kritikwürdige Details stürzen, aber den Tenor dahinter nicht mitkriegen oder auch nicht mitkriegen wollen, ist fraglich.

gruss, barbara

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#329 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von Novas » Mo 2. Feb 2015, 13:51

sven23 hat geschrieben:Wozu also dann der ganze Hype um die "Islamisierung des Abendlandes"?
Weil sie stattfindet.

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#330 Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von Novas » Mo 2. Feb 2015, 15:16

"Bei den jüngsten Protesten wächst auseinander, was nicht zusammengehört: auf der einen Seite die Politik, die verordnet, was man hierzulande meinen darf – auf der anderen das angeblich "dumme" Volk.

[...]

"Was wir seit einigen Monaten in Deutschland erleben, ist ein Festival des Wahnsinns, dessen Protagonisten keine wildgewordenen Kleinbürger, keine Nationalisten und keine Rassisten sind, schon gar nicht Nazis in Nadelstreifen, sondern seriöse und staatstragende Politiker, die sich wie Feudalfürsten am Ende des 18. Jahrhunderts benehmen, Regenten, die ihre Macht und ihre Privilegien mit niemandem teilen wollen.

Nicht dümmer als Augstein oder Todenhöfer

Das Demokratieverständnis, das sie an den Tag legen, ist nicht dynamisch, sondern statisch. Demokratie nicht als "work in progress", sondern als ein finaler Zustand, der bewahrt werden muss. Keine Werkstatt, in der gearbeitet wird, in der die Funken fliegen, in der gehämmert und geschweißt wird, sondern eine niedliche Boutique, in der die Waren schön sortiert in den Regalen liegen. Mit einem Schild an der Tür: "Hier nur Festpreise. Wenn Sie feilschen wollen, versuchen Sie es woanders."

So viel Paternalismus war lange nicht mehr. Nicht nur, dass immer mehr Projekte für "alternativlos" erklärt werden – der Euro, die Energiewende, das Klima –, die Politiker wetteifern miteinander, "die Menschen dort abzuholen, wo sie sind", als wären diese Invaliden oder Rekonvaleszenten, die nicht aus eigener Kraft gehen können oder zu blöd sind, eine Fahrkarte an einem Automaten zu ziehen. Wenn sich aber diese Menschen von allein auf den Weg machen und demonstrieren, dann sind es "Angstbürger", "Nationalisten", "Rassisten" und "Nazis in Nadelstreifen".

Es kommt nicht darauf an, wofür oder wogegen sie auf die Straße gehen, ob die Ängste real oder eingebildet sind; das Einzige, worauf es ankommt, ist, dass sie von ihrem Recht Gebrauch machen, "sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln", wie es das Grundgesetz garantiert. Die Parolen, die von den "Angstbürgern" mitgeführt werden, erfüllen auch keinen Straftatbestand, bis jetzt ist noch kein Verfahren wegen Volksverhetzung bekannt worden.

Man kann die Ansichten der Demonstranten für albern, dumm und maßlos halten. Aber sie sind nicht alberner, dümmer und maßloser als die Ansichten, die Jakob Augstein oder Jürgen Todenhöfer bei Illner und Plasberg von sich geben. Oder die Anhänger der Friedensbewegung bei ihren Umzügen. Wenn nur maßvolle, vernünftige und richtige Meinungen erlaubt wären, wäre dies das Ende der Meinungsfreiheit."



Die Menschen wollen nicht als „Rassisten“ bezeichnet werden, während ein Gewalt verherrlichender Berliner Rapper für seine Verdienste um die Integration mit einem Preis geehrt wird

:lol:
Quelle: http://www.welt.de/debatte/henryk-m-bro ... sinns.html

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