"Je suis Charlie"

Politik und Weltgeschehen
Pluto
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#261 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Pluto » So 1. Feb 2015, 22:01

closs hat geschrieben:Man darf den Muslims nicht irgendeine selbst-erkundete (möglichst extreme :devil: ) Islam-Ausdeutung unterstellen - und vor allem: Sie sind doch unter uns - da kann man sie doch selber fragen.
Gegen die Muslime in Deutschland habe ich nichts; die Meisten sind bestimmt friedfertige Leute.
Aber ich habe sehr wohl was gegen Islamisten die Terroranschläge verüben und Menschen in Syrien und Iraq umbringen.
Und wenn die ganze islamische Welt wegschaut, und dazu noch für die Einführung der Sharia ist, dann ist in der Welt was nicht in Ordnung.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#262 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » So 1. Feb 2015, 22:48

Pluto hat geschrieben: wenn die ganze islamische Welt wegschaut, und dazu noch für die Einführung der Sharia ist, dann ist in der Welt was nicht in Ordnung.
Wo schaut die islamische Welt weg? - Klar - es mag Länder geben, die einen derartigen Prass auf den Westen haben, dass sie offene oder klammheimliche Sympathie haben. - Aber wo?

Es gibt nicht DIE Scharia, sondern nur Auslegungen der Scharia. - Man müsste also konkret nachfragen - etwa: "Seid Ihr für die Tötung von Andersgläubigen?" - Was glaubst Du, wie schnell die 65% (?) in Deutschland auf nahe Null ginge. - Man darf nicht nach DER Scharia fragen, sondern muss nach der jeweiligen Auslegung der SCharia fragen.

Pluto
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#263 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Pluto » So 1. Feb 2015, 23:13

closs hat geschrieben:Wo schaut die islamische Welt weg?
Die Frage ist, wo schaut sie kritisch hin?
Es gibt weltweit keine aus dem Islam kommenden Proteste gegen den Extremismus in den eigenen Reihen.

closs hat geschrieben:Es gibt nicht DIE Scharia, sondern nur Auslegungen der Scharia.
Genau! Wikipedia schreibt dazu:
Der Begriff Scharia bezeichnet das islamische Recht; es enthält die Gesamtheit der Gesetze, die in einer islamischen Gesellschaft zu beachten und erfüllen sind. Die Scharia basiert auf dem Koran und auf der sich ab der Mitte des 7. Jahrhunderts herausbildenden Überlieferung vom normsetzenden Reden und Handeln Mohammeds. Dabei ist die Scharia keine fixierte Gesetzessammlung (wie etwa deutsche Gesetzestexte im Bürgerlichen Gesetzbuch oder im Strafgesetzbuch), sondern eine Methode und Methodologie der Rechtsschöpfung.

Als unfehlbare Pflichtenlehre umfasst die Scharia das gesamte religiöse, politische, soziale, häusliche und individuelle Leben sowohl der Muslime als auch das Leben der im islamischen Staat geduldeten Andersgläubigen (Dhimma) insofern, als ihre öffentliche Lebensführung dem Islam und den Muslimen in keiner Weise hinderlich sein darf. Die Einheit zwischen Religion und Recht bringt in einem theokratischen Staatswesen auch die Einheit zwischen Religion und Staat mit sich, die sich in den arabisch-islamischen Staaten der Gegenwart (deren Staatsreligion der Islam ist) unterschiedlich bemerkbar macht.
Fazit: die Scharia leitet sich unmittelbar aus dem Koran ab, und ist allen anderen Gesetzen übergeordnet.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#264 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » So 1. Feb 2015, 23:49

Pluto hat geschrieben: die Scharia leitet sich unmittelbar aus dem Koran ab, und ist allen anderen Gesetzen übergeordnet.
Dann müsste man mal Islam-Gelehrte fragen, warum die unterschiedlichen Strömungen des Islam die Scharia unterschiedlich interpretieren.

Wie soll eine muslimische Gemeinschaft, die ihre traditionelle Islam-/Scharia-Auslegung hat, damit umgehen, wenn ihr jetzt Vertreter des westlichen Säkularismus erzählen wollen, dass sie eine falsche Auslegung haben? :o - Der Westen hat Anspruch auf westliche Rechtsstaatlichkeit, sobald man auf ihrem Terrain ist - aber doch nicht auf westliche Auslegung des Islam ?!? - Das ist alle so absurd.

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#265 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Pluto » So 1. Feb 2015, 23:59

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: die Scharia leitet sich unmittelbar aus dem Koran ab, und ist allen anderen Gesetzen übergeordnet.
Dann müsste man mal Islam-Gelehrte fragen, warum die unterschiedlichen Strömungen des Islam die Scharia unterschiedlich interpretieren.
Glaubst du wirklich, Wikipedia veröffentlicht so was wenn es nicht mit ebendiesen Gelehrten abgestimmt war?

closs hat geschrieben:Wie soll eine muslimische Gemeinschaft, die ihre traditionelle Islam-/Scharia-Auslegung hat, damit umgehen, wenn ihr jetzt Vertreter des westlichen Säkularismus erzählen wollen, dass sie eine falsche Auslegung haben? :o - Der Westen hat Anspruch auf westliche Rechtsstaatlichkeit, sobald man auf ihrem Terrain ist - aber doch nicht auf westliche Auslegung des Islam ?!? - Das ist alle so absurd.
Für uns "Wessies" ist es absurd, dass es weltweit keine ismalmisch mitivierten Proteste gegen den Islamismus gibt.
Verständlich wird es nur, wenn man erkennt, dass die Sharia das Leben eines gläubigen Moslems komplett bestimmt.

Vielleicht kann man es so erklären:
Wir sind es gewohnt, Religion als etwas privates anzusehen. Dann wundern wir uns darüber, weil der Islam alle Belange des Lebens, privat sowie auch öfftenlich bestimmt.
Das übersteigt unser Verständnis.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#266 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von sven23 » Mo 2. Feb 2015, 07:53

closs hat geschrieben:Wie soll eine muslimische Gemeinschaft, die ihre traditionelle Islam-/Scharia-Auslegung hat, damit umgehen, wenn ihr jetzt Vertreter des westlichen Säkularismus erzählen wollen, dass sie eine falsche Auslegung haben? :o - Der Westen hat Anspruch auf westliche Rechtsstaatlichkeit, sobald man auf ihrem Terrain ist - aber doch nicht auf westliche Auslegung des Islam ?!? - Das ist alle so absurd.

Auf unserem Territorium gelten per se unsere Gesetzte. Aber auch in anderen Ländern sollten Menschenrechte geachtet werden. Mittelalterliche Bestrafungsrituale passen nicht mehr in eine globalisierte Welt im 21 Jahrhundert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#267 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » Mo 2. Feb 2015, 09:09

Pluto hat geschrieben:Glaubst du wirklich, Wikipedia veröffentlicht so was wenn es nicht mit ebendiesen Gelehrten abgestimmt war?
Der wiki-Satz ist ja nicht falsch. - Aber er beantwortet die Frage nicht, warum die unterschiedlichen Strömungen des Islam die Scharia unterschiedlich interpretieren.

Pluto hat geschrieben:Für uns "Wessies" ist es absurd, dass es weltweit keine ismalmisch mitivierten Proteste gegen den Islamismus gibt.
Ich wiederhole mich: Genau aus dem selben Grund, weshalb in Dresden nicht gegen den KukluxKlan oder die Tea Party oder den Demokratie-Entwurf Nordkoreas demonstriert wird - zu weit weg von der eigenen Lebensrealität.

Im übrigen: Habe gerade in der ZEIT einen langen Artikel eines Freundes der "Charlie"-Readakteure gelesen - er sagt unterm Strich: Islam ist ein Ventil für soziale Verwerfungen und Diskriminierungen von Ausländern in Frankreich. - Gäbe es das nicht, gäbe es keinen Islamismus in Frankreich. - Das deckt sich übrigens mit einer großen Studie, die ich gestern im Netz bezüglich Deutschland gelesen habe.

Pluto hat geschrieben:Verständlich wird es nur, wenn man erkennt, dass die Sharia das Leben eines gläubigen Moslems komplett bestimmt.
Das sind West-Phantasien und somit Apologien.

Pluto hat geschrieben:Wir sind es gewohnt, Religion als etwas privates anzusehen. Dann wundern wir uns darüber, weil der Islam alle Belange des Lebens, privat sowie auch öfftenlich bestimmt.
In Saudi-Arabien ja - in Europa ist es schon anders. - Bei der erwähnten Studie gab es eine starke Tendenz zu:
a) Wir haben keinerlei Probleme, uns den Gesetzen eines Landes unterzuordnen.
b) Wir wollen auch assimilieren.
c) Den Glauben aufgeben werden wir deshalb nicht (ca. 90% auch junger Türken - bei Arabern wird es ähnlich sein - sind streng gläubig)

Streng-gläubig heisst aber NICHT, dass sie die Scharia so verstehen, wie es Westler schlaumeierisch unterstellen, sondern wie sie traditionell mit der SCharia umgehen.

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#268 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » Mo 2. Feb 2015, 09:13

sven23 hat geschrieben:Auf unserem Territorium gelten per se unsere Gesetzte. Aber auch in anderen Ländern sollten Menschenrechte geachtet werden.
Das sind aber zwei ganz unterschiedliche Themen, die man nicht vermischen darf. - Es ist unglaubwürdig, wenn plötzlich der Mainstream sein Interesse an Menschenrechten entdeckt - damit werden nur Ressentiments gegen Moslems getarnt.

Im übrigen gilt das mit den Menschenrechten auch bei uns (siehe: Schlachter aus Rumänien, die im Wald leben/Kopftuchträgerinnen, die gemobbt werden/etc.).

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sven23
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#269 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von sven23 » Mo 2. Feb 2015, 12:11

closs hat geschrieben:- Es ist unglaubwürdig, wenn plötzlich der Mainstream sein Interesse an Menschenrechten entdeckt -

Wieso soll der Einsatz für Menschenrechte einer kleinen elitären Minderheit vorbehalten sein?
Wenn Menschenrechte mainstreamfähig sind, ist das doch eine positive Entwicklung.
Allerdings muß man auch einräumen, daß die Amerikaner, und damit auch der Westen, durch die Foltervorwürfe an Glaubwürdigkeit eingebüßt haben. Das wird noch lange nachwirken.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#270 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Janina » Mo 2. Feb 2015, 15:56

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: die Scharia leitet sich unmittelbar aus dem Koran ab, und ist allen anderen Gesetzen übergeordnet.
Dann müsste man mal Islam-Gelehrte fragen, warum die unterschiedlichen Strömungen des Islam die Scharia unterschiedlich interpretieren.
Ganz bestimmt NICHT! Denn der erste Satz ist falsch. Die Scharia ist KEINEM deutschen Gesetz übergeordnet. Deshalb ist kein Islamgelehrter für die Interpretation der Scharia zuständig, sondern die Polizei und der Verfassungsschutz.
Der Ruf nach der Scharia muss juristisch genauso behandelt werden wie das Heben des rechten Arms oder das Zeigen des Hakenkreuzes!

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