Was hat die Schlange im Paradies zu suchen?

Themen des alten Testaments
Pluto
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#1021 Re: Was hat die Schlange im Paradies zu suchen?

Beitrag von Pluto » Mi 28. Jan 2015, 09:36

2Lena hat geschrieben:Heute kann ich dich beruhigen. Die "Schuld" der Menschheit ist übergroß. Es ist ihr nicht gelungen bescheiden auf der Erde zu leben. Sie hat das nicht geschafft: Einheit. Sie zollt dem Nächsten keine Freundschaft. Jeder sorgt nur für sich, geschweige für andere, die Familie, die Gemeinde, die Natur. Die Chance ist gering, so ins Paradies zu kommen.
Ja. Ist das nicht ein Zeichen für das Animalischen in uns? Zeugt das nicht von unserer Herkunft in der Tierwelt? Wir sind Tiere, liebe 2Lena... Tiere, bezogen von einem hauchdünnen Anstrich an Kultur.

Ist das aber nicht ein allzu düsteres Bild des Menschen?
Auf dem oft blutigen Weg aus den Bäumen und Savannen Afrikas haben wir einiges mitbekommen, was uns ganz erheblich vom Rest der Tierwelt abzeichnet. Nützliche Dinge wie die Perfektion der Symbolik; die Umwelt an unsere Bedürfnisse und Vorlieben anzupassen; unser Leben dreht sich gleichzeitig um die Familie und um die kleine Gruppe an Freunden und Nachbarn, zu der wir ein mehr als friedvolles Verhältnis anstreben.
Nichts erscheint uns wertvoller als das Wohlsein der eigenen Gruppe, denn wir haben gelernt, gehts "Bruder" und "Schwester" gut, geht es uns auch gut. Wehe aber, es kommt uns ein Außenseiter zu nahe: dann zeigen wir wieder die rotbeschmierten Klauen und Zähne des Raubtiers.
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Münek
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#1022 Re: Was hat die Schlange im Paradies zu suchen?

Beitrag von Münek » Mi 28. Jan 2015, 10:20

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Eisegese ist UNSERIÖSE Textauslegung
Kann sein, muss nicht sein. - Exegese ist zunächst nichts anderes als eine halbwegs anerkannte Interpretation - das sagt erst mal gar nichts. - Das, was Du "Eisegese" nennst, ist zunächst nichts anderes als eine offiziell nicht anerkannte Interpretation - das sagt ebenfalls erst mal gar nichts.

"EISEGESE" bezeichnet eine Textauslegung, bei der in den Text etwas hineininterpretiert wird,
das nicht darin steht oder gemeint war. In der Praxis wird der Ausdruck "Eisegese" meist für ei-
ne misslungene Auslegung eines Bibeltextes verwendet. "Eisegetisches" Verhalten steht in Wi-
derspruch zu seriöser Hermeneutik
(Wissenschaft der Textauslegung bzw. Textinterpretation).
Da eine Eisegese immer eine Fehlinterpretation darstellt und weitergehende Schlussfolgerun-
gen aufgrund der Eisegese unhaltbar sind, wird der Begriff durchweg abwertend gebraucht.

(Quelle: Wiki)

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#1023 Re: Was hat die Schlange im Paradies zu suchen?

Beitrag von closs » Mi 28. Jan 2015, 10:39

Münek hat geschrieben:Da eine Eisegese immer eine Fehlinterpretation darstellt und weitergehende Schlussfolgerungen aufgrund der Eisegese unhaltbar sind, wird der Begriff durchweg abwertend gebraucht.
Wer aber entscheidet, ob eine Fehlinterpretation vorliegt? - Etwa die historisch-kritische Methode? :devil:

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Münek
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#1024 Re: Was hat die Schlange im Paradies zu suchen?

Beitrag von Münek » Mi 28. Jan 2015, 10:47

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dieses vielfach in der Bibel bezeugte Handeln Gottes ist mit Sicherheit kein Wahrnehmungs-Gleichnis
Doch. - "Alles Vergängliche ist nur ein GLeichnis", schreibt Goethe (meines Erachtens zu Recht). - Gott macht sich gleichnishaft in seinen (vom Menschen so interpretierten) Taten erkennbar (OFfenbarung).

Widerspruch,

meines Wissens ist der ewige Gott nicht vergänglich.

In seinen in der Bibel beschriebenen Taten machte sich Gott nicht gleich-
nishaft
, sondern real - in welcher Form auch immer - erkennbar.

Der Glaubende richtet sein Gebet an Gott als den Lebendigen, nicht an ein
Gottesbild oder Gleichnis. Adressat des Gebets ist eine Person, nämlich Gott
selbst.

Pluto
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#1025 Re: Was hat die Schlange im Paradies zu suchen?

Beitrag von Pluto » Mi 28. Jan 2015, 10:47

closs hat geschrieben:Wer aber entscheidet, ob eine Fehlinterpretation vorliegt?
Die Vernunft (Ratio).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Halman
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#1026 Re: Was hat die Schlange im Paradies zu suchen?

Beitrag von Halman » Mi 28. Jan 2015, 14:35

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Wer aber entscheidet, ob eine Fehlinterpretation vorliegt?
Die Vernunft (Ratio).
Dabei sollte man aber bedenken, dass die Bibel nicht wie ein modernes Sachbuch des 20.-/21. Jh.s zu lesen ist, da sie von Menschen des Altertums und der Antike geschrieben wurde, deren Vorstellungswelten aufgrund ihrers soziokulturrellen Hintergrundes sehr verschieden von unserem Kulturkreis waren. Dies führt auch zu einem anderen Gebrauch der Sprache: Symbolsprache und historische Erzählung sind in der Bibel untrennbar miteinander verwoben, dies erschwert die rationale Interpretation. Wunder und GOTT gehen über die Ratio hinaus, gehören aber ganz selbstverständlich zu biblischen Schilderungen.

Um rational redlich vorzugegen, sollte man die verschiedenen Textgattungen der Bibel nicht außer Acht lassen - hier passieren leicht Fehler. Ein weiterer Fehler, der schnell passiert, ist sich zu sehr an Verse zu klammern.
Hierbei sollte man wissen, dass die Bibel erst im im Jahre 1553 von Robert Estienne (Robertus Stephanus) vollständig in Verse eingeteilt wurde (also kurz nach Luther).

Die Kapiteleinteilung verdanken wir Erzbischof Stephen Langton (1206 n. Chr.)

In Einleitung zur Bibelkunde des Alten Testaments steht hierzu:
Kapitel- und Verseinteilung

Die heutige Kapiteleinteilung stammt nicht von den biblischen Autoren, sondern war im 13. Jh. eine Schöpfung des Kardinals und Erzbischofs von Canterbury, Stephan Langton. Die Verseinteilung wurde von dem Drucker Robert Estienne in den Jahren 1551-53 vorgenommen. Diese Einteilungen wurden auch vom Judentum akzeptiert, doch gibt es teilweise gewisse Verschiebungen. Bereits die in Qumran gefundenen biblischen Texte zeigen, dass es auch im antiken Judentum Abtrennungen von Kapiteln und Versen gab, die ursprünglich wohl vor allem liturgischen Zwecken dienten. Eine Standardisierung zu so früher Zeit ist jedoch nicht erkennbar. Erst in rabbinischer Zeit legte man Sinnabschnitte, Paraschen, und Leseabschnitte für die Gottesdienste, Sedarim, fest.
Dessen sollten wir uns bewusst sein, wenn wir Bibelverse verstehen wollen. Sie sind einem Kontext entnommen, indem es ursprünglich gar keine Verseinteilung gab.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Mia
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#1027 Re: Was hat die Schlange im Paradies zu suchen?

Beitrag von Mia » Mi 28. Jan 2015, 14:51

Closs hat geschrieben:Der Nikolaus (von Myra) wäre in diesem Sinne im besten Fall ein Heiliger, der für etwas steht (Schutzpatronate) - also ein Gleichnis vor historischem Hintergrund. - Aus meiner persönlichen Sicht steht er heute für einen säkular-volkskirchlichen Brauch - also (bspw.) ein Gleichnis für ein säkularisiertes Christentum.

Hat alles mit Fliegenpilzen nichts zu tun.

Wenn Du die Nikoläuse im Supermarkt anschaust oder unzähligen Kindersendungen wo ein Nikolaus vorkommt, hat das nicht annähernd was mit einem Bischoff von Myra zu tuen.

Heute nimmt man an, er stammt von der Coca Cola Werbung aber der Mann im roten Mantel der im hohen Norden lebt mit Rentieren (Rentiere fressen auch Fliegenpilze) fliegt und einmal im Jahr die Kinder beschenkt, den gibt es schon viel länger als Coca Cola.

Warum denken wir heute der Fliegenpilz sein tödlich giftig und gleichzeitig wird er überall als Glückssymbol eingesetzt?

Der Fliegenpilz hat eine beglückende Wirkung, er schenkte den Schamanen göttlichen Rat, Weisheit und weckte verborgene Erinnerungen.
Der Fliegenpilz wurde wie viele heidnische Bräuche verteufelt und als tödliches Gift denunziert.
Früher galt der Fliegenpilz als Tor in die Märchenwelt oder Anderswelt. Er wurde als Augenöffner Rituell verspeist. (Was heute nicht ratsam ist, weil man sich mit der Dosis und Wirkung auskennen muss!)
Die Zeit der Weihnachtsfeiertage und die Vorweihnachtszeit bis zum 6.Januar galt in der vorchristlichen Zeit als Hauptgeisterzeit oder auch Raunächte, wo Wotan eine wilde Jagt über den Wolken tobte, konnten die Menschen Kontakt zu den Göttern und Verstorbenen aufnehmen.
Daher stammt auch unser Weihnachtsbaum zu schmücken, das Lebkuchenhexenhaus und überall taucht auch der Fliegenpils auf.
Der Weihnachtsmann gehört nicht zu einer Religion, er verlangt keine religiöse Riten und Liturgie. Er gehört in die Geisterwelt von Kindern ausschließlich um sie glücklich zu machen.
Glück zu erleben ist die höchste Form heidnischer Spiritualität. Denn es ist unser Geist, der Glück erzeugt, das heißt von allem Religiösen befreiten Spiritualität drückt sich in Lebensfreude und in Liebe aus.
Erstaunlich, dass heute noch so viel übrig geblieben ist, von den alten Bräuchen, aber es wirkt wohl noch in uns, wenn es auch mit einer anderen Religion ausgelegt wird.

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#1028 Re: Was hat die Schlange im Paradies zu suchen?

Beitrag von Mia » Mi 28. Jan 2015, 15:00

2Lena hat geschrieben: Verstehen kann ich das schon. Man braucht nur an verschiedenen Orten den Gottesdienst besuchen und hören, was dort gepredigt wird. Man braucht nur "intellektuell" zu sein, die Bücher zu lesen, die von Prof. aller Richtungen vorliegen ... um spätestens da seinen Verstand zu verlieren, der pausenlos gekitzelt wird. Mia, das ist wie vom Regen in die Traufe kommen, die mittlerweile durch die Abgüsse so vieler Regen ziemlich wie Gülle ist. Es ist auch keiner da der zugibt:
Auf Grund der vorliegenden Informationen xx + xy + yy komme ich zu dem logischen Schluss, dass ... Nein, die Wissensvermittlung geht über das "Zambaloverfahren". Ich, der soundso, rede: Punkt!

Der Schöpfer, der für alles den Plan hat, der darf so reden.
Die anderen nicht ...

In der Katholischen Kirche, besonders in Orten, die aus den 500 Jahren Nordrom noch die Bräuche haben, gab es deine Vorstellungen nicht. Sie kamen da erst langsam, in den letzten 50 Jahren, als in der Messe erstmals die Bibel gelesen wurde. Zuvor war eine lateinische Liturgie, die sich auf die Sakramente beschränkte. Es gab den Pfarrer, der zu aktuellen Ereignissen im Ort den Schäfchen die "Leviten" las und so für Moral sorgte. Das tat er auch bei der Beichte. Zugegeben, auch hier war einiges verkorkst, aber das Grundprinzip vom Christsein stand wenigstens auf einer Schmalspurbahn, zumal dann, wenn ein recht gesinnter Pfarrer für Ruhe und Ordnung und würdevolle Messen sorgte.

Heute kann ich dich beruhigen. Die "Schuld" der Menschheit ist übergroß. Es ist ihr nicht gelungen bescheiden auf der Erde zu leben. Sie hat das nicht geschafft: Einheit. Sie zollt dem Nächsten keine Freundschaft. Jeder sorgt nur für sich, geschweige für andere, die Familie, die Gemeinde, die Natur. Die Chance ist gering, so ins Paradies zu kommen.

Zugegeben, die Bibel ist falsch aufgefasst worden. Keiner hat sich darum gekümmert, dass sie richtig gelesen werden konnte. Die Fragen daraus wurden Jahrhunderte nicht beantwortet. Es wurde beschwichtigt, zum Glauben aufgerufen, selbst nicht geglaubt ... und dergleichen mehr. Die Grundlagen für den Gottesglauben wurden demontiert. Man kam durch den Sumpf zu irrlichtigen Vorstellungen und leugnet schließlich, dass es trockenes Land gibt. Verständlich ist das alles zwar irgendwie verständlich, eine verkehrte Ansicht ist es trotzdem. Nicht wenige Rechenaufgaben fehlen in dem selbst geschaffenen Weltbild ... in dem dann schließlich nichts aufgeht, weil der Zusammenhang fehlt.

Hast Du schon mal was von dem Trick der Umkehrung gehört? Das Gegenteil ist wahr?

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Mia
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#1029 Re: Was hat die Schlange im Paradies zu suchen?

Beitrag von Mia » Mi 28. Jan 2015, 15:12

Closs hat geschrieben:Die Israeliten verehren Gott, indem sie sich eine Vorstellung davon machen. - Und damit nicht das passiert, was Du zurecht dementierst (Bild-Anbetung statt Gott-Anbetung), heisst es ja "Du sollst Dir keine Bilder machen" (wörtlich sogar "schnitzen"). - Aber auch dann macht sich der Mensch eine abstrakte oder konkret-persönliche Vorstellung (also ein Bild), die für Gott steht, aber nicht GOtt "ist"

In der Griechischen Mythologie findet man den Grund warum man sich kein Bild von Gott machen soll, oder auch warum es Kronen gibt.

2Lena
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#1030 Re: Was hat die Schlange im Paradies zu suchen?

Beitrag von 2Lena » Mi 28. Jan 2015, 17:35

Halman hat geschrieben:Die Kapiteleinteilung verdanken wir Erzbischof Stephen Langton (1206 n. Chr.)
Liebe Halman,
gut, dass due es zur Sprache bringst.
Man glaubt, dass es so war.
In dem Ausschnitt aus dem Link Bibelkunde steht dann:

Bereits die in Qumran gefundenen biblischen Texte zeigen, dass es auch im antiken Judentum Abtrennungen von Kapiteln und Versen gab, ...
Beißt sich das nicht?
Die Verszählungen im hebräischen Text waren leicht anders, denn sie sind ein Ordnungssystem ähnlich Ordnern und Registern. Sie dienen der Auslegung, der Orientierung und nicht der Satzzählung, wie man meinte. Wie die Gottesdienstordnung zeigen sie ein Protokoll und sind wichtig für den Aufbau der Dichtung.

Es wäre ein wichtiger Hinweis, dem nachzugehen. Die Unterschiede zeigen, dass die *Auslegung nicht mehr aufgeht, dass Texte nicht mehr verstanden wurden und Vieles mehr.

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