Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

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closs
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#101 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von closs » Mi 21. Jan 2015, 19:07

Scrypt0n hat geschrieben:Von welchen Spielräumen redest du?
closs hat geschrieben:diese Spielräume sind erheblich (Jahres-Abgrenzung, Einzelwert-Berichtigungen und vieles andere mehr). - Allein bei Einzelwert-Berichtigungen hatten wir eine Reserve von ca. 1 Mio Euro, die wir bei Bedarf anknappern konnten - und im nächsten Jahr gegebenenfalls wieder zurückführen konnten.

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Scrypt0n
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#102 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von Scrypt0n » Mi 21. Jan 2015, 19:10

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Von welchen Spielräumen redest du?
closs hat geschrieben:diese Spielräume sind erheblich (Jahres-Abgrenzung, Einzelwert-Berichtigungen und vieles andere mehr).
Es gibt keine Einzelwert-Berichtigungen; außer, die Buchführung ist Fehlerhaft. Dann hat das aber auch nur seine Richtigkeit und hat nichts mit "basteln" der Bilanz zu tun.
Es gibt auch keine Jahres-Abgrenzung. In der Buchhaltung existiert der Begriff der Rechnungsabgrenzung, doch das ist wieder etwas völlig anderes und bezieht sich auf voraus bezahlte Aufwände usw...

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben: Was siehst du da
Ich sehe da nicht viel
Weil du offensichtlich keine Ahnung davon hast... ;)
Es war abzusehen, dass du deine völlig unsinnigen Behauptungen wieder mit nichts untermauern kannst.

Pluto
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#103 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von Pluto » Mi 21. Jan 2015, 19:15

closs hat geschrieben:WIE das dann genau buchhalterisch umgesetzt wird, war nie mein Bier - ich war auf der Seite derer, die zu wissen hatten, in welche Richtung Spielräume zu nutzen waren (und natürlich hatten wir dazu auch unsere Berater). - Am Ende kommt eine Bilanz raus, der man nichts ansieht. - Dazu sind auch Steuerberater da, die einem sagen, was geht, was gerade noch geht und was gar nicht geht (und das sagen sie sehr deutlich, weil sie ansonsten ganz arge Probleme bekommen können).
Ich kenne die Art und Weise wie Buchhalter arbeiten. Ich stand ihnen beruflich sogar sehr nahe.

Die Buchhalter erklären die Regeln, und halten sich auch daran. Es ist ihr Job, dafür zu sorgen, dass klare, übersichtliche Bilanzen entstehen. Dafür sind sie auch den unabhägigen Instanzen Rechenschaft schuldig. Ich kann dir versichern, dass NICHTS in den Büchern verschleiert wurde.

closs hat geschrieben:Unser Piscator ist Steuerberater - er wird es Dir genau sagen können, wenn er (was ich annehme) mittelständische Betriebe als Kunden hat.
Auch er wird dir nichts anderes sagen, selbst wenn er von Berufswegen legale Schlupflöcher für seine Kunden sucht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#104 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von closs » Mi 21. Jan 2015, 22:57

Pluto hat geschrieben: Es ist ihr Job, dafür zu sorgen, dass klare, übersichtliche Bilanzen entstehen.
Das sind sie am Ende doch auch. - Der Buchhalter wird auch nicht angehalten, Illegales zu tun - er ist bei Hintergrundsgesprächen meistens gar nicht dabei.

Pluto hat geschrieben:Auch er wird dir nichts anderes sagen, selbst wenn er von Berufswegen legale Schlupflöcher für seine Kunden sucht.
Ein Steuerberater empfiehlt NIE illegale Wege - denn er würde beim Auffliegen einer illegalen Sache ungleich härter bestraft werden als ein Unternehmer, da der Steuerberater eine hammerharte diesbezügliche Erklärung gegenüber dem Staat abgeben muss - da sind wir uns einig. - Das Äußerste, was ich diesbezüglich mehrfach vom Steuerberater gehört habe, ist, dass er Dinge aufzählt, die nicht nachweisbar sind, von dener er aber in seiner Eigenschaft als Steuerberater aus rechtlichen Gründen dringend abraten muss. :devil: ;) - Solche Gespräche finden NICHT zwischen Steuerberater und Buchhalter statt.

Es läuft anders - man schaut sich die laufenden Buchungen des Jahres an und guckt, wie man daraus im Rahmen des Möglichen einen passenden Abschluss gestaltet - und da gibt es in der Tat Spielräume, die durchaus legaler Natur sind - Jahres-Abgrenzungen, Einzelwert-Berichtigungen, etc. - Ein Geschäftsführer nach meiner Zeit hat beispielsweise alle ihm wacklig erscheinenden Forderungen als nicht eintreibbar ausbuchen lassen und sie im nächsten Jahr (also seinem ersten Bemessungsjahr) neu gestellt - somit hat er das Vorjahr geschwächt und "sein" erstes Jahr gestärkt. - Wenn die Geschäftsführung das sagt, muss der Buchhalter das machen, da dieser nicht entscheiden kann, was werthaltig ist und was nicht - das ist Sache der Geschäftsführung. - Und wenn ich lange nachdenke, fallen mir bestimmt noch andere Sachen ein. - Die Buchhaltung ist dadurch nicht verschleiert - so etwas Primitives macht kein Profi.

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#105 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von closs » Mi 21. Jan 2015, 23:05

Scrypt0n hat geschrieben:Es gibt keine Einzelwert-Berichtigungen; außer, die Buchführung ist Fehlerhaft.
Quatsch - die Werthaltigkeit einer Forderung gehört bspw. dahin - diese kann man nach BEdarf unterschiedlich einschätzen - das ist Sache der GEschäftsführung. - Und da redet einem auch das Finanzamt nicht rein.

Scrypt0n hat geschrieben:Es gibt auch keine Jahres-Abgrenzung.
Es gibt am Ende des Jahres Spielräume, ob man etwas ins alte oder neue Jahr bucht. - Das macht nicht soo viel aus - aber Kleinvieh macht auch Mist.

Scrypt0n hat geschrieben:Es war abzusehen, dass du deine völlig unsinnigen Behauptungen wieder mit nichts untermauern kannst.
Wahrscheinlich würdest Du Michael Phelps sogar absprechen, schwimmen zu können . - Hör mal: Ich spreche hier von praktischer Erfahrung in drei Firmen über mehr als 20 Jahre - vom "Innenleben" einer Buchhaltung verstehe ich wirklich wenig, aber vom Zusammenspiel zwischen Geschäftsführung, Steuerberater und Buchhaltung schon was. - Denn es waren wir, die wissen mussten, mit welcher Bilanz man bei den Banken antanzen konnte.

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#106 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von Pluto » Mi 21. Jan 2015, 23:17

closs hat geschrieben:Ein Geschäftsführer nach meiner Zeit hat beispielsweise alle ihm wacklig erscheinenden Forderungen als nicht eintreibbar ausbuchen lassen und sie im nächsten Jahr (also seinem ersten Bemessungsjahr) neu gestellt - somit hat er das Vorjahr geschwächt und "sein" erstes Jahr gestärkt. - Wenn die Geschäftsführung das sagt, muss der Buchhalter das machen, da dieser nicht entscheiden kann, was werthaltig ist und was nicht - das ist Sache der Geschäftsführung. - Und wenn ich lange nachdenke, fallen mir bestimmt noch andere Sachen ein. - Die Buchhaltung ist dadurch nicht verschleiert - so etwas Primitives macht kein Profi.
Das ist natürlich der Gipfel der Bigoterie.
Nach meinen Erfahrungen MUSS ein Buchalter unabhängiger Entscheidungsträger sein, und er ist es nach meinem Verständnis in einem modernen Unternehmen auch. Alles ander wäre Obskurantismus oder Augenwischerei, unter der am Ende das Unternehmen leidet oder gar scheitert.

Fazit: Solche "Top-Down" Entscheide wie du schilderst, gibt es so gut wie gar nicht mehr im Geschäftsleben — sie gehören der Vergangenheit an.

Kleines Beispiel eines Entscheidungsprozesses:
Meine Tochter war gestern als Teil eines Beraterteams bei einem potentiellen Kunden. Es ging um große Summen, und sie kam voller Freude nach Hause, weil sie glaubte, ihr Team hätte den Kunden überzeugt.
Ich fragte sie, "Wer entscheidet, ob ihr den Auftrag kriegt?" Sie antwortete, "Das wird im Team entschieden, und da hat der Projektleiter das entscheidende Wort". Der Projektleiter ist in diesem Fall der rangniedrigste Mitarbeiter des Kunden, aber auf ihm lastet die Verantwortung für Erfolg oder Misserfolg, und das wird von der Geschäftsleitung anerkannt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#107 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von closs » Mi 21. Jan 2015, 23:23

Pluto hat geschrieben:Nach meinen Erfahrungen MUSS ein Buchalter unabhängiger Entscheidungsträger sein
Ist er auch - er ist sogar mehr dem Gesetz verpflichtet als dem Unternehmen. - Aber darum geht es hier nicht - hier geht es darum, dass ein Buchhalter sachliche Unternehmens-Entscheidungen umsetzen muss (wenn sie nicht gegen das Gesetz gehen). - Im gegebenen Fall musste der neue Geschäftsführer nur zum Ergebnis kommen, dass er Rechungen, die (meinetwegen) länger als 6 Monate fällig waren, ausbuchen lässt - dass der Geschäftsführer insgeheim weiss, dass er das Geld nächstes Jahr wieder reinkriegt, hat die Buchhaltung nicht zu interessieren.

Pluto hat geschrieben:Der Projektleiter ist in diesem Fall der rangniedrigste Mitarbeiter des Kunden, aber auf ihm lastet die Verantwortung für Erfolg oder Misserfolg, und das wird von der Geschäftsleitung anerkannt.
Ja - da ist einiges anderes geworden.

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#108 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von Pluto » Mi 21. Jan 2015, 23:28

closs hat geschrieben:Im gegebenen Fall musste der neue Geschäftsführer nur zum Ergebnis kommen, dass er Rechungen, die (meinetwegen) länger als 6 Monate fällig waren, ausbuchen lässt - dass der Geschäftsführer insgeheim weiss, dass er das Geld nächstes Jahr wieder reinkriegt, hat die Buchhaltung nicht zu interessieren.
Unsere Buchhalter waren da beinhart: Nichts wurde jemals ausgebucht. Manchmal gab es in der doppelten Buchführung Rundungsfehler im Cent-Bereich, aber selbst solche Beträge wurden in der Bilanz vermerkt.

closs hat geschrieben:Ja - da ist einiges anderes geworden.
Mein ich doch. Warum sollte es in der Buchhaltung anders sein?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#109 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von closs » Mi 21. Jan 2015, 23:57

Pluto hat geschrieben: Nichts wurde jemals ausgebucht.
Vielleicht hätte ich "storniert" sagen sollen - natürlich bleibt in der Buchhaltung ersichtlich, dass da mal eine Rechnung war. - Das gibt es sicherlich auch heute noch.

Pluto hat geschrieben:Unsere Buchhalter waren da beinhart
Du warst in einem Konzern, ich war in mittelständischen Betrieben. - In einem Konzern untersteht die Buchhaltung einem ganz anderen Vorstand als etwa der Vertrieb.

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#110 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von Pluto » Do 22. Jan 2015, 00:17

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Nichts wurde jemals ausgebucht.
Vielleicht hätte ich "storniert" sagen sollen - natürlich bleibt in der Buchhaltung ersichtlich, dass da mal eine Rechnung war. - Das gibt es sicherlich auch heute noch.
Eben das ist aber für die Revisoren sichtbar. So erhält die veröffentlichte Bilanz eine Fußnote verpasst. Wenn die Geschäftsleitung solche Fußnoten der Revisoren löscht, macht sie sich (in jedem westlichen Land) strafbar.

closs hat geschrieben:Du warst in einem Konzern, ich war in mittelständischen Betrieben. - In einem Konzern untersteht die Buchhaltung einem ganz anderen Vorstand als etwa der Vertrieb.
Warum sollten da andere Regeln gelten als in kleinere AG oder GmbH Firmen?
Außerdem hattest du die kapitalistischen Großkonzerne angeprangert.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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