Gott hat hohe Nebenkosten

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sven23
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#21 Re: Gott hat hohe Nebenkosten

Beitrag von sven23 » Sa 17. Jan 2015, 12:39

closs hat geschrieben:Als Vereinsmitglieder dürfen die das auch.

Trotzdem werden sie nicht gehört.
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closs
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#22 Re: Gott hat hohe Nebenkosten

Beitrag von closs » Sa 17. Jan 2015, 12:54

sven23 hat geschrieben:Trotzdem werden sie nicht gehört.
Weiss ich nicht. - Die Gehälter von Amtsträgern sollten sie schon kennen dürfen - ob es Sinn macht und ein Anspruch ist, ihnen Finanz-Verflechtungen zwischen Heiligem Stuhl, Bischöflichem Stuhl, Stiftungen, Anlagen, etc. zu erklären, ist eine andere Frage. - Auf jedem Fall haben sie das Recht zu wissen, was mit ihren Mitgliedsbeiträgen geschieht

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sven23
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#23 Re: Gott hat hohe Nebenkosten

Beitrag von sven23 » Sa 17. Jan 2015, 13:08

closs hat geschrieben:Weiss ich nicht. - Die Gehälter von Amtsträgern sollten sie schon kennen dürfen - ob es Sinn macht und ein Anspruch ist, ihnen Finanz-Verflechtungen zwischen Heiligem Stuhl, Bischöflichem Stuhl, Stiftungen, Anlagen, etc. zu erklären, ist eine andere Frage. - Auf jedem Fall haben sie das Recht zu wissen, was mit ihren Mitgliedsbeiträgen geschieht

Es geht nicht um die Gehälter, die ja kein Geheimnis sind und vom Steuerzahler bezahlt werden.
Das geht auch aus dem Filmbeitrag hervor.

Eines ist aber klar: Wenn es nach der Kirche geht, laufen die Zahlungen weiter bis zum jüngsten Gericht, und das kommt wahrscheinlich nie.

Die Begründungen, warum die Zahlungen weiter fließen sollen, sind schon sehr abstrus, bei beiden Kirchen.

http://www.stop-kirchensubventionen.de/ ... ender.html

Zitat:
"Bei der evangelischen Kirche, die gar keine Fürstbischöfe stellte, "rechtfertigt" man die heutigen Zahlungen teilweise mit abstrusen Begründungen. So wird die evangelische (!) Kirche beispielsweise für die Auflösung von katholischen (!) Klöstern in evangelischen Gebieten während der Reformationszeit bis heute Jahr für Jahr "entschädigt", nicht etwa die katholische. Diese wird dann natürlich mithilfe anderer Gedankenkonstruktionen ebenfalls "entschädigt"! Warum also gerade die evangelische Kirche heute immer noch angeblich aufgrund "alter Verträge" Geld vom Staat bekommt, ist eines der gut gehüteten "Geheimnisse" der staatlichen Kirchenfinanzierung."
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#24 Re: Gott hat hohe Nebenkosten

Beitrag von closs » Sa 17. Jan 2015, 15:34

sven23 hat geschrieben:Es geht nicht um die Gehälter, die ja kein Geheimnis sind und vom Steuerzahler bezahlt werden.
Irreführend. - Die Gemeinde-Priester werden von der Krichensteuer bezahlt - höhere Amtsträger vom Staat, wobei dies keine Schenkung des Staats ist, sondern (geringe) Ersatzleistung für den fehlenden Schuldendienst.

Es wird immer wieder versucht, so zu formulieren, als würde der Staat die Kirche gleichsam sponsern - das stimmt nicht.

Ein klassisches Beispiel der Irreführung - es wird so getan, als würde der Staat die Kirche(n) subventionieren. - Die sogenannten "Dotationen" sind betriebswirtschaftlich gesagt nichts anderes als Zins-Ersatzleistungen, die niedriger als zu erwartende Zinsen sind. - Die Laufzeit kann nur dann verringert werden, wenn man auch tilgt - aber das scheinen beide Seiten nicht zu wollen, weil beide Seiten Vorteile davon haben.

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sven23
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#25 Re: Gott hat hohe Nebenkosten

Beitrag von sven23 » Sa 17. Jan 2015, 15:42

closs hat geschrieben:Ein klassisches Beispiel der Irreführung - es wird so getan, als würde der Staat die Kirche(n) subventionieren. - Die sogenannten "Dotationen" sind betriebswirtschaftlich gesagt nichts anderes als Zins-Ersatzleistungen, die niedriger als zu erwartende Zinsen sind. - Die Laufzeit kann nur dann verringert werden, wenn man auch tilgt - aber das scheinen beide Seiten nicht zu wollen, weil beide Seiten Vorteile davon haben.

Und was ist die Basis für die Zinsberechnungen? Die RKK hat immer noch Grundbesitz in Deutschland in der Größenordnung des Saarlandes. Das sollte doch Entschädigung genug sein. Nach 200! Jahren sollte mal endlich ein Schlußstrich gezogen werden. Daß die Kirche von sich aus kein Interesse daran hat, ist mir schon klar.
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#26 Re: Gott hat hohe Nebenkosten

Beitrag von closs » Sa 17. Jan 2015, 15:59

sven23 hat geschrieben:Und was ist die Basis für die Zinsberechnungen?
Da gibt es keine genaue Zahlen, aber Schätzungen in 2 bis 3-stelliger Milliarden-Höhe. - Zahlen um die 50 Milliarden wurden von den GRÜNEN genannt (wahrlich keine traditionell katholisch-freundliche Truppe), ca. 250 Milliarden von kirchen-freundlichen Gruppen.

Nimm mal als Arbeitsgrundlage 100 Milliarden - davon wären 4% Zinsen (das ist der notarielle Wert, wenn nicht anderes vereinbart ist) 4 Milliarden Euro pro Jahr. - Die sogenannten Dotationen sind weit, weit darunter.

sven23 hat geschrieben:Die RKK hat immer noch Grundbesitz in Deutschland in der Größenordnung des Saarlandes. Das sollte doch Entschädigung genug sein.
Offensichtlich haben die genannten Zahlen einvernehmlicher-weise (!!!) damit nichts zu tun.

sven23 hat geschrieben:Nach 200! Jahren sollte mal endlich ein Schlußstrich gezogen werden.
Dann muss man halt auch mal mit der Tilgung anfangen. :o

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#27 Re: Gott hat hohe Nebenkosten

Beitrag von sven23 » Sa 17. Jan 2015, 16:35

closs hat geschrieben:Dann muss man halt auch mal mit der Tilgung anfangen. :o

Da ist längst alles getilgt.
"2.) Zeitfaktor: Aufgrund dieser laufenden Zahlungen sind einstmals entstandene Verluste längst um ein x-faches überbezahlt. Würde man einmal addieren bzw. hochrechnen, was die Kirche seither an "Entschädigungen" bekommen hat, befände man sich im Billionenbereich."

Laut Verfassung der Weimarer Republik hätten die Zahlungen längst beendet sein müssen. Nach Ansicht mancher Rechtsexperten befindet man sich im Status eines fortgesetzten Verfassungsbruches.
Seltsamerweise beruft sich die Kirche auf Erfüllung eines Gesetzes aus dem Unrechtsstaat der Nazis.

"3.) Ablöse: Schon nach dem ersten Weltkrieg wurde in der Weimarer Verfassung festgelegt, dass der Staat verpflichtet wird, eine einheitliche rechtliche Grundlage für eine Ablöse - also Beendigung - dieser Dotationen zu schaffen. Das war 1919. Diese Verpflichtung wurde 1949 in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland übernommen. Geschehen ist bis heute – 95 Jahre später – nichts! Der augenblickliche Zustand ist andauernder Verfassungsbruch. Da jedoch die Kirchenlobby meist zu 100 % die jeweiligen Regierungen im Bund und in den Ländern stellt (z. B. das Kabinett der Großen Koalition aus CDU, CSU und SPD ab 2013), ist die Ignorierung der Verfassung quasi zum Privileg derer geworden, die ununterbrochen davon profitieren - auf Kosten aller Bürger."

Selbst Ratzinger sieht das kritisch:
"Kirche ... neigt ... dazu, einmal erworbenes Gut und erworbene Positionen zu verteidigen. Die Fähigkeit zu Selbstbescheidung und Selbstbeschneidung ist nicht in der richtigen Weise entwickelt."
(Joseph Kardinal Ratzinger in dem Buch "Salz der Erde", Stuttgart 1996, S. 185)
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#28 Re: Gott hat hohe Nebenkosten

Beitrag von sven23 » Sa 17. Jan 2015, 16:51

closs hat geschrieben:Ein klassisches Beispiel der Irreführung - es wird so getan, als würde der Staat die Kirche(n) subventionieren. - Die sogenannten "Dotationen" sind betriebswirtschaftlich gesagt nichts anderes als Zins-Ersatzleistungen, die niedriger als zu erwartende Zinsen sind. - Die Laufzeit kann nur dann verringert werden, wenn man auch tilgt - aber das scheinen beide Seiten nicht zu wollen, weil beide Seiten Vorteile davon haben.

Die Dotationen waren ursprünglich auf die Lebenszeit der Bischofsfürsten begrenzt. Daraus wurden dann 200 Jahre, ein kompletter Irrsinn.

"Im Säkularisationsbeschluss von 1803, als die letzten zwanzig geistlichen Territorien aufgehoben wurden - Gebiete in denen die (Fürst-)Bischöfe die geistliche und weltliche Macht in einer Person ausübten - wurden Dotationen lediglich für die restliche Lebenszeit der ihrer weltlichen Macht enthobenen Kirchenfürsten vorgesehen. Dass sich daraus ein über 200 Jahre andauernder Zahlungsautomatismus entwickeln konnte - inzwischen sogar ohne jede Zweckbindung und Kontrolle - kann höflich formuliert nur als finanzverfassungsrechtliches Unikum bezeichnet werden." (Alexander Tschierse, Veranstaltungsbericht zu dem Vortrag von Dr. Carsten Frerk am 21.10.2011 in Frankfurt am Main;)
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#29 Re: Gott hat hohe Nebenkosten

Beitrag von Lena » Sa 17. Jan 2015, 17:02

Christus spricht:

Aber weh euch, ihr Reichen! Ihr habt euren Anteil schon kassiert.
Luk. 6,24
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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#30 Re: Gott hat hohe Nebenkosten

Beitrag von closs » Sa 17. Jan 2015, 19:23

sven23 hat geschrieben:Da ist längst alles getilgt.
Das steht im Widerspruch zu Äußerungen der Parteien des Bundestags. - Wenn das nur die Union wäre, dürfte man misstrauisch sein - aber es sind auch SPD und die GRÜNEN.

sven23 hat geschrieben:Seltsamerweise beruft sich die Kirche auf Erfüllung eines Gesetzes aus dem Unrechtsstaat der Nazis.
Auch das ist eine Irreführung - es handelt sich dabei um einen Vertrag, der ausschließlich zur Zeit der Weimarer Republik verfasst wurde. - Dass Hitler ihn als eine seiner ersten Amtshandlungen unterzeichnet hat, ist historisch unglücklich, ändert aber nichts daran, dass dieser Vertrag (im wesentlichen) zwischen 1919 und 1932 erstellt wurde - die Genese und Ausarbeitung dieses Vertrags hat inhaltlich überhaupt nichts mit den Nazis zu tun, sondern mit der Weimarer Demokratie.

sven23 hat geschrieben: Schon nach dem ersten Weltkrieg wurde in der Weimarer Verfassung festgelegt, dass der Staat verpflichtet wird, eine einheitliche rechtliche Grundlage für eine Ablöse - also Beendigung - dieser Dotationen zu schaffen.
"Ablöse" ist etwas ganz anderes als "Beendigung" - das weist vielmehr darauf hin, dass man weg von Dotationen und hin zu einem ordentlichen Schuldenvertrag kommen wollte. - Das wäre auch mein Vorschlag.

sven23 hat geschrieben:Die Dotationen waren ursprünglich auf die Lebenszeit der Bischofsfürsten begrenzt.
Es geht nicht um die Dotationen selbst, sondern darum, dass der Schuldendienst von Dotationen (die als solche in der Tat schon längst abgelaufen sind) losgelöst wird und nicht hinter dem Begriff "Dotationen" versteckt wird. - Ärgert mich auch.

sven23 hat geschrieben:dass der Staat verpflichtet wird, eine einheitliche rechtliche Grundlage für eine Ablöse - also Beendigung - dieser Dotationen zu schaffen.
Die Regierung vermeidet das nicht deshalb, weil sie somit Probleme mit Lobbys bekommt (es gibt bischöfliche Stimmen, die das ausdrücklich ebenfalls wollen), sondern weil der jetztige Weg billiger und haushalts-freundlicher ist.

Stell Dir mal vor, Schäuble müsste (meinetwegen) 100 Milliarden Euro Schulden in den Haushalt einstellen, was dann los wäre: Erstens bekäme man Probleme mit den Maastricht-Kriterien, zweitens müsste man bei 1% Tilgung und 4% Zins (notarieller Standard-Satz) pro Jahr 5 Milliarden Euro mehr berappen - und das über schätzungsweise 30 Jahre - da ist man mit 500 - 800 Millionen pro Jahr, wie es heute ist, besser gestellt. - Allerdings ist mit letzterem keinen Tilgung verbunden - das ist wahr.

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