"Je suis Charlie"

Politik und Weltgeschehen
2Lena
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#61 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von 2Lena » Do 15. Jan 2015, 14:52

barbara hat geschrieben:in Paradies einen weiteren verkohlten Selbstmordattentäter kommen sehen und seufzen "auch dieser wird uns von unserer Jungfräulichkeit nicht erlösen können!"
Für was standen die "70 Jungfrauen"? Das fragt sich die Welt nie, sondern sie bleibt siegesgewiss beim Unverstand, nicht damit rechnend, dass die Nachricht Sinn macht.
Die Zahl ist in Hebräisch und in Arabisch ähnlich, auch mit Doppelwerten:
siebzig - sind zufrieden oder schwören dass.
Einen Kämpfer, der sich für Werte einsetzt, erwartet letztendlich die Zufriedenheit.

Wenn der Mensch etwas Wichtiges und Wertvolles kennt, der Witzereißer jedoch durch Blödsinn provoziert, so zeigt er nicht nur seine eigene Dummheit. Was noch schlimmer ist - auch die Dummheit seiner Befürworter nutzt der erstbeste Kriegstreiber, und alles schreit willig:
Noch ein Charlie, hopp und noch eine Ausgabe! An den Hintergrund denkt auch keiner.

ThomasM
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#62 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von ThomasM » Do 15. Jan 2015, 15:54

Janina hat geschrieben: Was ist eigentlich dein Vorwurf an die Presse?
Dass sie Geld verdient und dazu Rücksicht auf die Leser nimmt, oder dass sie wie Cahrlie Hebdo keine Rücksicht auf die Leser nimmt und damit Geld verdient? Klingt irgendwie verwirrt.
Mein Vorwurf an die Presse ist, dass es zu wenig kritisch, sachliche Berichterstattung gibt, die eine Vielfalt von Meinungen unterstützt (sieht man auch am Thema Pegida, wo die Mainstream Meinung "das sind alles Nazis" einfach nicht tot zu bekommen ist).
Auch das Hochloben von Charlie Hebdo ist so ein rein gefühlsmäßig und wenig sachlich begründeter Akt. Da will man Solidarität mit den Opfern zeigen (was ich unterstütze) und jubelt Satire als Mahnmal von Freiheit hoch (was ich nicht unterstütze).

Vielfalt ist das Mahnmal der Freiheit und das existiert bei uns immer weniger. Natürlich gehört dazu auch der Hohn und Spott einiger Satiremagazine und das letzte, was man tun sollte, ist, sich darüber aufzuregen (das treibt doch nur deren Verkaufszahlen in die Höhe).

Aber ICH nehme mir die Freiheit, nicht Charlie zu sein (ganz einfach weil alle anderen behaupten, es zu sein).

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Janina
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#63 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Janina » Do 15. Jan 2015, 16:08

Wie geil!
Sogar der Postillion machte jetzt ...-Karikaturen:

Terroristen haben gewonnen: Wir sagen nicht, welchem Propheten diese haarigen Arschbacken gehören


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http://www.der-postillon.com/2015/01/te ... sagen.html

:lol:

Martinus
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#64 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Martinus » Do 15. Jan 2015, 17:06

2Lena hat geschrieben: siebzig -
In der Bibel ganz einfach: Vollständigkeit
Angelas Zeugen wissen was!

closs
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#65 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » Do 15. Jan 2015, 18:08

barbara hat geschrieben:so war der Angriff einer auf die Pressefreiheit, und die betrifft uns alle.
Stimmt - und natürlich muss man das entschieden verurteilen. - Gleichzeitig wird die Pressefreiheit im Wissen um ihren hohen Rang als Freibrief verstanden, der jegliche Beleidigung deckt - und da käme halt wieder der unbequeme Begriff der Presse-Verantwortung ins Spiel.

Wenn "Charlie" Mumm hat und seine Linie konsequent durchzieht, müssen da auch mal Karikaturen zur Verhöhnung von KZ-Opfern kommen - Hitler im Bett mit Anne Frank beispielsweise - möglichst mit allen verfügbaren Geschlechtsteilen (eine Karikatur - allerdings ohne diese Teile -, die es tatsächlich im Rahmen der muslimischen Gegenoffensive gibt). - Aber nein - man wird Windungen finden, dass das dann doch nicht gehe .. stammel ... stammel.

Zur Klarstellung: Ich bin natürlich NICHT dafür - aber eben auch gegen Darstellungen des gleichen Kalibers bei anderen. - Hier wird ein falsches Spiel gespielt.

ThomasM hat geschrieben: Es existiert nur noch ein Wohlfühl-Journalismus, der die Mainstream-Gefühle bedient
Zustimmung - wobei Religions-Beleidigung zum Wohlfühl-Ambiente passt. - Man kann sich damit auf billigste Weise als "aufgeklärt" verstehen.

barbara hat geschrieben:Zum Beispiel wenn die siebzig Jungfrauen in Paradies einen weiteren verkohlten Selbstmordattentäter kommen sehen und seufzen "auch dieser wird uns von unserer Jungfräulichkeit nicht erlösen können!"
Finde ich witzig - weil diese Karikatur auch von einem frommen, gemäßigten Moslem stammen könnte.

Hemul
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#66 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Hemul » Do 15. Jan 2015, 18:17

-------------
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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Magdalena61
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#67 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Magdalena61 » Do 15. Jan 2015, 23:20

closs hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Sie nehmen es sich selbst, die Großen und die Kleinen. Sie dekorieren/ identifizieren sich in eigener Entscheidung mit dem Malzeichen.
"Aber sie wissen nicht, was sie tun", stimmt aber auch.
Sind Menschen, die mit der Masse mitlaufen und es nicht für nötig halten, sich umfassend zu informieren, bevor sie als wandelndes Bekenntnis herumlaufen, frei von Schuld?
Ich glaube nicht.

Ich bin nicht unbedingt der vorbildliche "Pegida"- Fan, aber was die Presse im Verein mit der Politik derzeit mit dem friedlichen Teil dieser Bewegung macht, ist ungerecht und demagogisch. Und DAS ist die "Pressefreiheit", die man mittels öffentlicher Meinungsäußerung per T-Shirt erhalten will?

Wenn man schon Stellung nimmt, dann reicht es nicht aus, auf einige Slogans abzufahren- das kann man vielleicht vor Bundestagswahlen so machen, aber hier geht es um mehr, hier geht es um eine grundsätzlich Positionierung mit weit reichenden Folgen, auch im geistlichen Bereich.
Magdalena61 hat geschrieben: Niemand zwingt sie dazu.
Das ist für mich noch die große Frage.
Wenn die Einreihung in die Gemeinde der Gottlosen mit der damit verbundenen Erlaubnis, Feinbilder legal zu bekämpfen, nicht nur ein Ventil für lange angestauten allgemeinen Frust ist: Die Sorge um ihr bequemes Leben zwingt sie dazu, sonst nichts. Haben die(se) Massen angesichts der Vertreibung und Ermordung Zigtausender Christen und Jesiden im Irak protestiert?

Wenn alleine die Juden in dem koscheren Supermarkt umgebracht worden wären... wären dann auch führende Politiker und eine Million Bürger auf die Straße gegangen?
Die Juden in Frankreich haben Angst. Zu Tausenden wandern sie aus in ein Land, dessen Sprache sie noch nicht einmal beherrschen. Sie lassen alles zurück, das ihnen lieb und vertraut ist und gehen in eine ungewisse Zukunft. Die (gemäßigten) Muslime in Frankreich werden sich eventuell ebenfalls warm anziehen müssen. Aber wohin sollen die denn auswandern? :?
LG
God bless you all for what you all have done for me.

barbara
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#68 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von barbara » Do 15. Jan 2015, 23:50

Magdalena61 hat geschrieben: Ich bin nicht unbedingt der vorbildliche "Pegida"- Fan, aber was die Presse im Verein mit der Politik derzeit mit dem friedlichen Teil dieser Bewegung macht, ist ungerecht und demagogisch. Und DAS ist die "Pressefreiheit", die man mittels öffentlicher Meinungsäußerung per T-Shirt erhalten will?

Grosse Teile der Presse haben sich im letzetn Jahr nicht grad mit Ruhm bekleckert. Ich hab da vor allem die Berichterstattung zur Ukraine verfolgt, die war sehr einseitig und parteiisch.

Aber bloss weil die real existierenden Medien mehr oder weniger offensichtlich korrupt sind, so heisst das ja noch lange nicht, dass die Idee der freien und unabhängigen (!) Presse aufgegeben werden soll. Ganz im Gegenteil, dann ist es umso wichtiger, diese Freiheit und Unabhängigkeit zum thema zu machen und Fehler zu korrigieren.

Dass es nur ein muslimischer Attentäter war, der genau dies veranlasste, nennt man wohl Ironie der Geschichte - oder mit Faust "die Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.*


Wenn alleine die Juden in dem koscheren Supermarkt umgebracht worden wären... wären dann auch führende Politiker und eine Million Bürger auf die Straße gegangen?

Vermutlich nicht. Der Schock war ja unter anderem darum so gross, weil die Zeichner bekannt waren. Ein paar Unbekannte in einem Supermarkt - egal welcher Religion, egal ob jüdisch, christlich oder sonst wie - hätten nicht diesen Effekt gehabt.


Die (gemäßigten) Muslime in Frankreich werden sich eventuell ebenfalls warm anziehen müssen. Aber wohin sollen die denn auswandern? :?


Sie könnten in ihre Ursprungsländer zurück kehren, viele sind ja Doppelbürger. Aber sie wollen's vermutlich nicht. Sie sind jetzt Teil der französischen Gesellschaft und die meisten sind auch hier geboren. Was die Banlieus und Sozialwohnungsbauten betrifft, da muss aber was verändert werden, die sind ziemlich ungesunde Umgebungen.

gruss, barbara

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Magdalena61
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#69 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Magdalena61 » Fr 16. Jan 2015, 00:20

Lena hat geschrieben:Missstände klar darzulegen ist wichtig und richtig. Leider genügt das nicht mehr. Es muss reisserisch rüberkommen. Nein, ich bin nicht Charlie. Ich will nicht andere bewusst provozieren und mich dann als Opfer wissen.

Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird,
Hebr. 12,14
closs hat geschrieben:
Lena hat geschrieben: Nein, ich bin nicht Charlie. Ich will nicht andere bewusst provozieren und mich dann als Opfer wissen.
Dafür kriegst Du jetzt eine Solidaritäts-Bekundung von mir. :thumbup:
Auch ich distanziere mich nachhaltig von "Je suis Charlie".
Ich bin NICHT Charlie.

Begründung (das habe ich heute schon einmal bei FB geschrieben... und rechne nicht mit begeisterten Kommentaren, aber wenn meine Zeitgenossen Farbe bekennen, werde ich mich ebenfalls dazu überwinden):

"Wer sich die Mühe macht, nach "Satire"/ Karikaturen über den Gott der CHRISTEN zu googeln, merkt vielleicht (endlich), bei wem er gelandet ist- egal, ob Charlie oder Titanic etc. --- Ps. 1... "Rat der Gottlosen"... "noch sitzt, wo die SPÖTTER sitzen..." --- mit "Journalisten"/ "Künstlern" dieser Sorte kann ich als bekennender Christ keinerlei Gemeinschaft haben.

Infame GOTTESLÄSTERUNG unter dem Deckmäntelchen des Rechts auf freie Meinungsäußerung ist dem Bemühen (der Absicht), im Rahmen der Meinungs- und Pressefreiheit ungute Entwicklungen aufzuzeigen und die Verantwortlichen zum Umdenken zu bewegen definitiv NICHT förderlich."

Den Gott der CHRISTEN führe ich deshalb an, weil ich, abseits der aktuellen Diskussion um Mohammed & Co.- einfach darstellen möchte, was für SCHMIERFINKEN das waren und sind, die jetzt als "Helden der Nationen" gefeiert werden.

Hier ist ein Beispiel ihrer Kunst- nein, das möchte ich nicht bildhaft im Forum sehen, und wenn jemand das als Bild posten sollte, werden wir es nicht stehen lassen, es ist einfach nur ABARTIG und hat mit gesunder Religionskritik nichts mehr zu tun, es ist Gotteslästerung PUR:

http://www.jeanmarcmorandini.com/sites/ ... aary_6.jpg

Wozu soll das gut sein?
:!:

Ich bin NICHT "Charlie".

Die Titanic steht "Charlie" keineswegs nach:
http://blog.latimera.net/wp-photos/2010 ... 0504-1.jpg
http://www.eyesaiditbefore.de/wp-conten ... -rolle.jpg

Und dafür... für diese Sorte von "Pressefreiheit", gehen die Leute auf die Straße? :?
:?:


Lassen wir, den Anschlag betreffend, besser den "ideologischen Hintergrund" weg, dann muß sich auch niemand mit diesen Lästerern und ihren Werken identifizieren.

Bleibt übrig: Die bestialische Hinrichtung so vieler Brüger Frankreichs, ohne dazu von der Obrigkeit, der diese Menschen unterstanden in irgendeiner Weise autorisiert worden zu sein, ist ein abscheuliches Kapitalverbrechen, welches hoffentlich von der zuständigen Obrigkeit schärfstens geahndet werden wird.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

closs
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#70 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » Fr 16. Jan 2015, 00:54

Magdalena61 hat geschrieben:Sind Menschen, die mit der Masse mitlaufen und es nicht für nötig halten, sich umfassend zu informieren, bevor sie als wandelndes Bekenntnis herumlaufen, frei von Schuld?
Das wäre eigentlich ein eigenes, theologisches Thema - nur soviel:

1) Gerade diejenigen, die meinen, umfassend informiert zu sein, machen oft den größten Scheiß. - Das ist doch gerade das Problem der "Aufklärung", dass man meint, "aufgeklärt" zu sein.
2) Unabhängig davon: Insgesamt glaube ich sehen zu können, dass viele Menschen besetzt sind - also tatsächlich nicht wissen, was sie tun. - Wie kann man sich da noch schuldig fühlen?

Magdalena61 hat geschrieben:Ich bin nicht unbedingt der vorbildliche "Pegida"- Fan, aber was die Presse im Verein mit der Politik derzeit mit dem friedlichen Teil dieser Bewegung macht, ist ungerecht und demagogisch.
Ich bin ebenfalls überhaupt kein Pegida-Fan - und stimme hier zu. - Hier schlägt wieder die säkulare Ersatz-Religion der Political Correctness zu - eine Schere im Kopf der Medien, die von den Betroffenen verdrängt wird.

Magdalena61 hat geschrieben:Die (gemäßigten) Muslime in Frankreich werden sich eventuell ebenfalls warm anziehen müssen. Aber wohin sollen die denn auswandern?
Das werden sie nicht tun - eher gibt es Bürgerkrieg. - Aber AUCH: Es kann auch ein Weckruf gewesen sein, sich der Notwendigkeit der Solidarität zwischen ALLEN gesetzestreu in Frankreich Lebenden zu besinnen. - Vielleicht hat es etwas genützt, dass einer der getöteten Polizisten ein Moslem war.

Magdalena61 hat geschrieben:, weil ich, abseits der aktuellen Diskussion um Mohammed & Co.- einfach darstellen möchte, was für SCHMIERFINKEN das waren und sind, die jetzt als "Helden der Nationen" gefeiert werden
Man will (zu Recht) die Pressefreiheit schützen und musste sich jetzt diejenigen als Testimonials dafür nehmen, die als Presseleute gestorben sind - so wird das eine mit dem anderen vermischt.

Magdalena61 hat geschrieben:Die Titanic steht "Charlie" keineswegs nach
Das ist halt das Problem: Die Trennung von Presse-Freiheit und Presse-Verantwortung, verbunden mit Werte-Desorientierung. - Unterm Strich glaube ich tatsächlich, dass es weniger scharf werden wird - durch das Attentat wird man (das gilt auch für die Titanic) bekannter. - Wird man aber bekannter, wird man zahmer. - Wenn jetzt "Charlie" in 3 Mio Auflage kommt, kann man solche Karikaturen nicht mehr machen, ohne einen Gegensturm zu provozieren - dann fühlen sich nämlich die Franzosen beleidigt, in der Welt kulturell damit verbunden werden. - Das ist der Unterschied zwischen Nischenblatt und großer Bühne.

Magdalena61 hat geschrieben: Die bestialische Hinrichtung so vieler Brüger Frankreichs, ohne dazu von der Obrigkeit, der diese Menschen unterstanden in irgendeiner Weise autorisiert worden zu sein
Auch MIT Autorisierung wäre es bestialisch.

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