Er verhindert es nicht. - Er hätte es verhindern können, indem er unmittelbar nach dem Sündenfall die Schotten dicht gemacht hätte und A+E bewusstlos belassen hätte - als Schafe auf der Weide (noch besser: den Baum erst gar nicht hingestellt hätte). - Aber bewusstlose Schafe scheint Gott auf Dauer nicht zu wollen - also bedarf es des dialektischen Raums von gut und böse - und da ist eben dann auch der Satan/das Satanische.sven23 hat geschrieben:, aber Gott will das so?
Der totalitäre Gott.
#351 Re: Der totalitäre Gott.
#352 Re: Der totalitäre Gott.
closs hat geschrieben:Er verhindert es nicht. - Er hätte es verhindern können, indem er unmittelbar nach dem Sündenfall die Schotten dicht gemacht hätte und A+E bewusstlos belassen hätte - als Schafe auf der Weide (noch besser: den Baum erst gar nicht hingestellt hätte). - Aber bewusstlose Schafe scheint Gott auf Dauer nicht zu wollen - also bedarf es des dialektischen Raums von gut und böse - und da ist eben dann auch der Satan/das Satanische.
Dann war das Paradies von Anfang an eine Fehlkonstruktion, man könnt auch salopp Verarschung sagen, nach dem Motto: das wär ihr Preis gewesen und dann gabs den Arschtritt.
Und dann läßt er auch noch den Teufel "verhindern" und hindert ihn trotz seiner Allmacht nicht.
Also wenn man sich das so anhört, dann sehe ich mich geneigt, mich Albert Einstein anzuschließen:
"Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger, aber doch reichlich primitiver Legenden .... Keine noch so feinsinnige Auslegung kann etwas daran ändern. Diese verfeinerten Auslegungen sind … höchst mannigfaltig und haben so gut wie nichts mit dem Urtext zu schaffen. ... Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie jede andere der Inbegriff des kindischsten Aberglaubens."
(Albert Einstein, Physiker,1879-1955)
Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.

Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell
#353 Re: Der totalitäre Gott.
Das Paradies ist ein Gleichnis für die naive Idylle, die es nie gab - die es aber in Form dessen, was manche "Visio Beatifica" nennen, in bewusst erkannter Gestalt (wieder-)geben soll.sven23 hat geschrieben:Dann war das Paradies von Anfang an eine Fehlkonstruktion
Wenn der dialektische Raum nötig ist, bedarf es auch des Teufels. - Wenn es dieses Raums NICHT bedarf, hätte es nie einen Urknall gegeben.sven23 hat geschrieben:Und dann läßt er auch noch den Teufel "verhindern"
Deskriptiv bin ich da gar nicht so weit weg. - Aber hier geht es um Inhalte.sven23 hat geschrieben:Also wenn man sich das so anhört, dann sehe ich mich geneigt, mich Albert Einstein anzuschließen
#354 Re: Der totalitäre Gott.
Hmm...closs hat geschrieben:Wenn der dialektische Raum nötig ist, bedarf es auch des Teufels. - Wenn es dieses Raums NICHT bedarf, hätte es nie einen Urknall gegeben.
Eine erstaunliche Mutmaßung. — Wie kommst du denn darauf?
der Teufel war an allem schuld?

Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#355 Re: Der totalitäre Gott.
closs hat geschrieben:Das Paradies ist ein Gleichnis für die naive Idylle, die es nie gab -
Häh, die gab es nie? Also erzählt die Bibel hier Märchen? Aber du bist aber sicher, daß es sie mal geben wird.

Tja, wie es aussieht, unterliegt dieser Gott also auch Sachzwängen. So ein Gott ist halt auch nur ein Mensch. Das spricht gegen seine Allmacht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell
#356 Re: Der totalitäre Gott.
Es gibt Christen, die die Genesis historisch verstehen - so lange es substantiell zum selben Ergebnis führt, soll es mir recht sein. - Ich sehe die Genesis NICHT als historisches Geschehen, sondern als menschen-gemachte Chiffre zur Offenbarung einer transzendenten Wahrheit - das kann man dann Mythos nennen.sven23 hat geschrieben: Also erzählt die Bibel hier Märchen?
Hatten wir auch schon - man kann sophistisch fragen, ob ein Gott, der Eigen-Bewusstsein des Menschen will, ihm dieses Eigen-Bewusstsein schenken kann, ohne dass der Mensch davon betroffen ist. - Ich meine NEIN, weil "eigen" gerade das ist, was man selber erwerben muss.sven23 hat geschrieben: Das spricht gegen seine Allmacht.
Mir kommt das so vor wie der Lord, der zu seinem Diener sagt "James, erbrechen Sie sich - mir ist schlecht" - geht nicht.
Sobald es Zeit und Materie gibt, gibt es Entwicklung und Dialektik (allein Proton und Neutron sind schon ein dialektisches Gebilde) - damit ist der rein geistige Raum verlassen (das, was man spirituell "Pax et Lux" oder "Visio Beatifica" oder auch "Gott" nennt).Pluto hat geschrieben:Eine erstaunliche Mutmaßung. — Wie kommst du denn darauf?
Überhaupt nicht - der Teufel ist Folge davon, dass es Dialektik geben soll/muss.Pluto hat geschrieben:der Teufel war an allem schuld?
#357 Re: Der totalitäre Gott.
Was? Den gabs doch schon vor der Erschaffung der Welt-also muss es Dialektik auch schon "davor" gegeben haben...Überhaupt nicht - der Teufel ist Folge davon, dass es Dialektik geben soll/muss.
Wo?
#358 Re: Der totalitäre Gott.
Das sind doch Chiffren. - Der Abfall des Licht (!)-Engels aus dem göttlichen Sein ist doch nichts anderes als die Blaupause für den Sündenfall beim Baum der Erkenntnis (Erkenntnis = Licht).Salome23 hat geschrieben: Den gabs doch schon vor der Erschaffung der Welt-also muss es Dialektik auch schon "davor" gegeben haben...
Sobald die Schöpfung (ob jetzt Engel oder Mensch) ein Potential zur Selbst-Reflexion hat, UND dieses Potenzial wird aktiviert, findet automatisch der "Sündenfall" statt, weil damit eine Gegenkraft zum Bisherigen (Einssein von Gott und Schöpfung/Mutter und Embryo) auf die Bühne kommt. - Gibt es aber zwei Orientierungs-Größen (Wurzel/Mutter/Gott contra Ich), haben wir automatisch unseren dialektischen Raum - gut und böse.
Diesen dialektischen Raum kann man entschärfen, indem man das eine ins andere integriert (besser "aufhebt" - natürlich im hegelschen Sinne

En vogue seit dem 20. Jh. ist das Gegenteil: Man versucht, alles ins Ich aufzuheben (auch Gott) - modern nennt man das "Aufklärung", biblisch nennt man es "Babel".





#359 Re: Der totalitäre Gott.
Du kannst doch nicht einfach die Paradiesstory, die sich nur auf die ersten beiden Menschen bezog , automatisch auf alle Menschen transferieren.Sobald die Schöpfung (ob jetzt Engel oder Mensch) ein Potential zur Selbst-Reflexion hat,
Da kommt dann nämlich diese katholisch erfundene "Erbsünde" bei raus.
Ich kann doch dich nicht die Scheisse ausbaden lassen, die eventuell dein Urururururururugrossvater begangen hat.
Eigentlich müsste jeder Mensch erst mal durch diesen "Garten Eden" durch (geht man von deiner Version aus)
Ist aber nicht so, denn wir werden schon so geboren, dass wir das Potenzial von Geburt an in uns tragen, sowohl richtig als auch falsch handeln zu können, ohne dass es uns unbedingt "bewusst" sein muss.
Und jetzt kommt Paulus und erklärt, warum das Gesetz gut ist-denn ohne Gesetz kann die Sünde nicht offenbar werden
Die beiden Schätzchen aus dem Paradies wussten aber nicht mal , was Sünde ist.Aber die Sünde erkannte ich nicht außer durchs Gesetz.
Nicht die Schlange, sondern die Begierde bringt zum Fall.Die Sünde aber nahm das Gebot zum Anlass und erregte in mir Begierden aller Art; denn ohne das Gesetz war die Sünde tot.
Upps...jetzt bin ich aber etwas ausgeschweift...
Diese Paradiesstory ist nicht mal als Chiffre nötig, denn Gott konnte sprechen und Adam und Eva erklären und erziehen, was Sache ist..wie Mr. Moses es tat
So einen Blödsinn mit Bäumen und sprechenden Schlangen kann sich nur ein Mensch ausgedacht haben.
#360 Re: Der totalitäre Gott.
Naja - A+E stehen da als Urbild für den Menschen an sich.Salome23 hat geschrieben:Du kannst doch nicht einfach die Paradiesstory, die sich nur auf die ersten beiden Menschen bezog , automatisch auf alle Menschen transferieren.
Natürlich.Salome23 hat geschrieben:Da kommt dann nämlich diese katholisch erfundene "Erbsünde" bei raus.
So ist es ja nicht. - Das ist einer dieser Irrtümer, den auch manche Glaubensgemeinschaften verbreiten - als hätten sich A+E einer persönlichen Schuld (im Sinne von bewusster Schuld) schuldig gemacht. - "Schuld" ist anders gemeint als es heute verstanden wird - es ist ein Attribut des Menschen, wie es ein Arm oder ein Bein auch ist - einfach da, muss man gar nichts selbst machen.Salome23 hat geschrieben:Ich kann doch dich nicht die Sch**** ausbaden lassen, die eventuell dein Urururururururugrossvater begangen hat.
Genau so ist es.Salome23 hat geschrieben: denn wir werden schon so geboren, dass wir das Potenzial von Geburt an in uns tragen, sowohl richtig als auch falsch handeln zu können, ohne dass es uns unbedingt "bewusst" sein muss.
Und jetzt kommt Paulus und erklärt, warum das Gesetz gut ist-denn ohne Gesetz kann die Sünde nicht offenbar werden
Stimmt - erst durch eine Kalibrierung (= Gesetz) wird ersichtlich, was links von Null und rechts von Null ist ("böse"/"gut").Salome23 hat geschrieben:Und jetzt kommt Paulus und erklärt, warum das Gesetz gut ist-denn ohne Gesetz kann die Sünde nicht offenbar werden
Wobei (siehe Röm. 2,14) mit "Gesetz" nicht notwendigerweise ein geschriebenes Gesetz gemeint sein muss - dieses kann nur der Versuch sein, das innere "Gesetz in mir" (Kant) zu formulieren. - "Gewissen" (gotisch: "mit-wizzei") ist das Mit-Wissen (Con-Scientia" = Bewusstsein) des Menschen an göttlichen Gesetzen - Gewissen ist gemeint als göttliche Exklave im Menschen.
Das sehen manche Glaubensgemeinschaften NICHT so, weil sie händeringend die Delikt-Fähigkeit des Menschen brauchen, um "Schuld" im heute gängigen Sinne des Wortes ("Selbstverantwortung" und Gedöns) verteilen zu können. - Ich stimme Dir jedoch hier ausdrücklich zu.Salome23 hat geschrieben:Die beiden Schätzchen aus dem Paradies wussten aber nicht mal , was Sünde ist.
Deshalb nochmals: Schuld ist ein Attribut, das man auch ohne Eigenanteil hat.
Die Schlange erregt die Begierde, die zu Fall bringt. - Da aber auch Begierde eine ich-orientierte Größe ist, platzt auch damit der Dualismus/die Dialektik auf - die Ich-Begierde ist in Konkurrenz zur Gott-Orientierung.Salome23 hat geschrieben:Nicht die Schlange, sondern die Begierde bringt zum Fall.
Erklär mal einem 3Jährigen, dass er nicht auf die Herdplatte langen darf - das nützt sogar dann nichts, wenn Du einen Rechtsanwalt als Verstärkung holst.Salome23 hat geschrieben: denn Gott konnte sprechen und Adam und Eva erklären und erziehen, was Sache ist

"Erwirb es, um es zu besitzen", sagt Goethe. - Erfahrung kann man nicht verordnet bekommen, sondern sich nur selber erwerben - oft über Leid.
Das sind halt Chiffren - Gleichnisse - Bilder ---- und als solche gut gemacht.Salome23 hat geschrieben:So einen Blödsinn mit Bäumen und sprechenden Schlangen kann sich nur ein Mensch ausgedacht haben.
Zuletzt geändert von closs am Di 30. Dez 2014, 00:34, insgesamt 1-mal geändert.