Neuzeitliche Exegese der Bibel

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Münek
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#111 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Münek » Mo 29. Dez 2014, 18:21

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wie kommen theologische Wissenschaftler dazu, einvernehmlich zu konstatieren, Jesus habe sich in seiner NAHERWARTUNG GEIRRT, wenn es diese Naherwartung Jesu NIE gegeben hat?
Karl Barth schreibt dazu (wik) :

Karl Barth beschäftigt sich in seiner Kirchlichen Dogmatik mit dem Thema der Parusie Christi an mehreren Stellen. Er unterscheidet dabei drei Gestalten der Parusie.[16]

Die erste Gestalt der Parusie Christi ist für ihn das Osterereignis, ist die Auferstehung Jesu Christi.
Die zweite Gestalt der Parusie, auch „die mittlere Gestalt“, ist „die Gabe des Heiligen Geistes“, ist das Pfingstereignis, die Ausgießung des Geistes an die Gemeinde und Kirche.
Die dritte Gestalt, „die letzte Form“, ist „das Herbeikommen Jesu Christi als des Zieles der Geschichte der Kirche, der Welt und jedes einzelnen Menschen.“ [17] So definiert Karl Barth den „Jüngsten Tag“. Es ist dies das „neue Kommen“ des zuvor Gekommenen, „das neue Bei-uns-Sein dessen, der bei uns war.“ [18]

Diese dreifache Gestalt der Parusie Christi darf nicht auseinandergerissen werden, sondern sie muss als Einheit verstanden werden.


Es gibt also ganz andere Sichtweisen - ganz sicher nicht als Einzelmeinung.

Glaubensvorstellungen, wie sie der Dogmatiker Karl Barth entwickelt hat, sind
NICHT Gegenstand der "historisch-kritischen Exegese"; sie können und dürfen es
nicht sein. In der wissenschaftlichen Forschung hat der Glauben außen vor zu blei-
ben - und tut es auch.

Was Barth persönlich glaubt (Auferstehung, Heiliger Geist etc.), ist in Bezug auf un-
ser Thema völlig ohne Belang.
.

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sven23
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#112 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von sven23 » Mo 29. Dez 2014, 18:32

Münek hat geschrieben: Was Barth persönlich glaubt (Auferstehung, Heiliger Geist etc.), ist in Bezug auf un-
ser Thema völlig ohne Belang.
.

Sehe ich ganz genau so.
Wenn man das nicht trennen kann, kann nichts Gescheites dabei rum kommen. Dann verharrt man in starren Glaubensdogmen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Münek
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#113 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Münek » Mo 29. Dez 2014, 18:50

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Hatten und haben diese Theologieprofessoren alle einen "Kolbenfresser"
Möglicherweise einen methodischen Kolbenfresser:

Klar, was denn sonst! 8-)

Sagen wir es doch deutlich: Die Ergebnisse der neutestamentlichen Forschung,
z.B. dass sich Jesus hinsichtlich des unmittelbar bevorstehenden Anbruchs der
Gottesherrschaft auf Erden geirrt hat, passen Dir einfach nicht in Dein Glau-
benskonzept
.

Deshalb Dein nicht nachlassendes Anrennen gegen die "Bastionen der theologi-
schen Wissenschaft
" - mit allerdings untauglichen Waffen. :P

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Münek
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#114 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Münek » Mo 29. Dez 2014, 19:17

Halman hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Hier ist die ergebnisoffen forschende theologische Wissenschaft am Zuge. Persönliche Glaubensüberzeugungen haben hier außen vor zu bleiben.
In diesem bunten Forum? Dieses Forum entstand doch in Opposition zum "fundamentalistischen" Dave-Forum mit einer recht bunt gemischten Gruppe von "eigenwilligen Rebellen". Hier werden wir halt damit leben müssen, dass Atheisten auf Kreationisten, Katholiken auf Jehovas Zeugen und Vertreter der Exegese auf bibeltreue Christen treffen. Da werden sicher nicht alle Deine respektable Meinung teilen, dass persönliche Glaubensüberzeugungen außen vor zu bleiben hätten. ;)
Und dass die theologische Wissenschaft ergebnisoffen forscht, ist eine kühne Behauptung, die ich stark anzweifle.

Da hast Du mich wohl gründlich missverstanden. Selbstverständlich darf und soll
hier jedermann seine Glaubensüberzeugungen ohne Einschränkung vertreten. Kei-
ne Frage! :thumbup:

Ich meinte es anders: Bei der Beantwortung historischer Fragen (Wissenschaft) sind
Glaubensargumente aus methodologischen Gründen fehl am Platz. Dasselbe gilt um-
gekehrt: In Glaubensfragen hat sich die Wissenschaft rauszuhalten.

Weshalb bezweifelst Du, dass die theologische Wissenschaft ergebnisoffen forscht?

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#115 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von closs » Mo 29. Dez 2014, 19:44

sven23 hat geschrieben:Wenn etwas als Realtität verkauft wird, sollte es sich auch überprüfen lassen.
Sollte, muss aber nicht. - Wie willst Du für den Fall, dass es Gott gibt, ihn im Dasein so nachweisen, dass Popper sein ok geben würde?

sven23 hat geschrieben:Nein, aber wer etwas behauptet, ist in der Beweispflicht.
Das sind methodische Rituale, die für das Sein/die Realität irrelevant sind. - Etwas ist oder ist nicht. - Oft wissen wir es nicht.

sven23 hat geschrieben:Wir können alles naturalistisch erklären.
Wenn Gott heute die Nordsee austrocknen würde, wäre auch das ein natürlicher Vorgang, weil es in der Natur geschieht. - Die Wissenschaft würde feststellen, dass die Nordsee leer ist und wüsste nicht, warum, und würde nach Erklärungen suchen. - Business as usual.

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#116 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von closs » Mo 29. Dez 2014, 19:53

Münek hat geschrieben:Glaubensvorstellungen, wie sie der Dogmatiker Karl Barth entwickelt hat, sind NICHT Gegenstand der "historisch-kritischen Exegese"
Meine Rede. - Ich drücke es nur anders aus: Die Substanz der Bibel lässt sich nicht mit Mitteln der historisch-kritischen Methode untersuchen.

Münek hat geschrieben: Die Ergebnisse der neutestamentlichen Forschung, z.B. dass sich Jesus hinsichtlich des unmittelbar bevorstehenden Anbruchs der Gottesherrschaft auf Erden geirrt hat, passen Dir einfach nicht in Dein Glau-
benskonzept.
Auch das. - Aber das ist nicht das Entscheidende. - Entscheidend ist, dass die historisch-kritische Wissenschaft gar nicht zu diesem Ergebnis kommen kann, wenn sie nicht selber weltanschaulich ausschert.

Denn die Argumente gegen dieses Ergebnis der historisch-kritischen Wissenschaft werden ja system-bedingt gar nicht zur Kenntnis genommen (Falsch-Übersetzung "Generation" statt "Volk" - Bezug auf Verklärung - andere Aussagen Jesu, die im Gegensatz zu einer kurzfristigen Lösung stehen - geistige Deutung wie bei Barth) - vielleicht weil sie system-bedingt nicht zur Kenntnis genommen werden KÖNNEN.

Wenn die historisch-kritische Wissenschaft zu diesem Ergebnis kommt, dann deshalb, weil es ihren Möglichkeiten entspricht - es hat nichts mit der Substanz dessen zu tun, was in der Bibel steht. - Das ist mein eigentliches Problem. - Und dies wäre nicht einmal ein Problem, wenn man sich nicht so weit herauslehnen würde.

Könnte man nicht sagen "Aus der Einzelprüfung von Zitaten, ohne Einbeziehung von Gesamt-Zusammenhängen und mit der Voraussetzung, dass diese Zitate von den Bibel-Schreibern richtig rezipiert wurden, gibt es Anzeichen, dass Jesus selbst an seine nahe Wiederkunft glaubte" ---???--- So aber wird so getan, als sei das sicher. - Ich bin echt fassungslos - das muss man doch selber merken.

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#117 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von sven23 » Mo 29. Dez 2014, 19:54

closs hat geschrieben:Sollte, muss aber nicht. - Wie willst Du für den Fall, dass es Gott gibt, ihn im Dasein so nachweisen, dass Popper sein ok geben würde?

Popper wäre sicher auch mit indirekten Beweisen zufrieden. In der Bibel gings doch auch am laufenden Band.

closs hat geschrieben: Das sind methodische Rituale, die für das Sein/die Realität irrelevant sind. -

Nö, wenn jemand behauptet, er habe übernatürliche Fähigkeiten, dann soll er es gefälligst beweisen oder die Klappe halten.


closs hat geschrieben: Wenn Gott heute die Nordsee austrocknen würde, wäre auch das ein natürlicher Vorgang, weil es in der Natur geschieht. - Die Wissenschaft würde feststellen, dass die Nordsee leer ist und wüsste nicht, warum, und würde nach Erklärungen suchen. - Business as usual.

Natürlich würde sie nach Erklärungen suchen, das ist doch normal. Früher hatte man eben keine wissenschaftlichen Erklärungen für Naturphänomene und sah hinter allem und jedem Götter. So entstanden Religionen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#118 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von sven23 » Mo 29. Dez 2014, 20:06

closs hat geschrieben: Könnte man nicht sagen "Aus der Einzelprüfung von Zitaten, ohne Einbeziehung von Gesamt-Zusammenhängen und mit der Voraussetzung, dass diese Zitate von den Bibel-Schreibern richtig rezipiert wurden, gibt es Anzeichen, dass Jesus selbst an seine nahe Wiederkunft glaubte" ---???--- So aber wird so getan, als sei das sicher. - Ich bin echt fassungslos - das muss man doch selber merken.

Das ergibt sich schon allein aus den verschiedenen Kulten und Mythen, aus denen das Christentum zusammengebastelt wurde, die auch die Naherwartung kannten.
Heidnische Gemeinden verehrten Mithras, der am 25. Dezember von einer Jungfrau als Sohn Gottes geboren wurde, er fährt in den Himmel auf und verspricht seine Wiederkunft zum jüngsten Gericht. So gibt es noch unendlich viele Parallelen zu anderen Kulten. Alles Zufall?



Wenn du noch Fragen hast, wende dich doch mal ernsthaft an Dr. Kubitza.
Ich habe doch auch deinen Rat befolgt.
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#119 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von closs » Mo 29. Dez 2014, 20:24

sven23 hat geschrieben:wenn jemand behauptet, er habe übernatürliche Fähigkeiten
Ging es um übernatürliche Fähigkeiten, die der eine oder andere sich zuschreibt?

sven23 hat geschrieben:Natürlich würde sie nach Erklärungen suchen, das ist doch normal.
Eben.

sven23 hat geschrieben: Früher hatte man eben keine wissenschaftlichen Erklärungen für Naturphänomene und sah hinter allem und jedem Götter. So entstanden Religionen.
Oder umgekehrt: Früher sah man die Natur als Gottes Werk und hat sich dafür interessiert, wie das im Einzelnen funktioniert. - Immer wieder das Spiel mit Henne und Ei.

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#120 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von sven23 » Mo 29. Dez 2014, 20:31

closs hat geschrieben:Ging es um übernatürliche Fähigkeiten, die der eine oder andere sich zuschreibt?

Ja sicher, für natürliche Fähigkeiten brauchen wir keine Wundererklärung. :roll:

Was hälst du übrigens von den Forschungserbnissen zum Mithraskult. Klingelt da was?
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