Pluto hat geschrieben: Der Kontext wird vom Gehirn selbst hinzu "konstruiert", obwohl er gar nicht vorhanden ist.
Ein Phänomen wird um einen Kontext ergänzt, damit sich ein Sinn daraus ergibt. - Das KANN schiefgehen, ist aber in der Regel eine kognitive Leistung, die der reduktiven Wahrnehmung überlegen ist.
Pluto hat geschrieben: in diesem Fall ist es keine Täuschung!
Schon verstanden - es ging hier darum, dass - 5° Celsius in einem Fall etwas anderes bedeuten als im anderen - eine reduktiv verengte Sichtweise reicht hier also nicht aus.
Pluto hat geschrieben:Es gibt keinerlei Garantie dafür, dass es sich dabei nicht um eine Täuschung handelt.
Aber meistens funktioniert's halt. - Der lebenserprobte Mensch weiss ganz einfach, dass er bei - 5° nicht rausgeht, wenn es windet, weil er weiss, dass es dann sehr viel gefährlicher ist als bei Windstille und denselben - 5°. - Er überlegt nicht, ob es sich dabei um eine Täuschung handelt - er weiss es ganz einfach aus Erfahrung, auch wenn er nicht Physiker ist.
Pluto hat geschrieben: In der Psychologie nennt man das was da abläuft nicht umsonst eine "Sinnestäuschung".
Zu negativ, zu einseitig. - Ohne Wertung würde man sagen: "Das Gehirn macht den Job, für den es da ist: Es verarbeitet Sinneseindrücke situativ, also im Kontext". - Wenn der Kontext nahelegt, die beiden Quadrate unterschiedlich hell erscheinen zu lassen, kann es auch einen guten, überlegenen Grund haben.
Pluto hat geschrieben:Dieser ist offenbar weniger anfällig auf "Bestechung" als die Verarbeitung (Konstruktion) im Gehirn.
Dieser Zugang ist aber auch von Natur aus doof - man darf Messungen nicht zum Herrn, sondern muss sie zum Diener des Urteils machen.
Pluto hat geschrieben:Nur wenn du Gefühle als Fakten definierst
Interessante Frage: Wenn Menschen glaubwürdig (gar intersubjektiv) sagen, dass es die Realität des Wärme-Spürens oder Kälte-Spürens bei derselben Temperatur 10° gibt: Wie nennt man das? - "Gefühl" ist mir zu wenig - "Gefühl" klingt zu sehr nach: "Ich bin in Olga aus dem Nachbarhaus verliebt".
Pluto hat geschrieben:Wenn du in einem Gedankenexperiment Vorgaben zur Realität machst, dann muss man sich für das Experiment daran halten.
Das stimmt, wenn man "Realität" als das definiert, was reduktiv messbar ist - altes Thema.
Pluto hat geschrieben:Das Gehirn (der Geist) erfindet offenbar den Bezug zur Situation. Es konstruiert falsch.
Nein - es erkennt den Bezug und konstruiert deshalb richtig. - Das ist die Regel - die Ausnahme kann sein, dass sich das Gehirn aufgrund ein gängigen Analogie hinters Licht führen lässt. - Aber im Normalfall ist die Bezugs-Verarbeitung eine anspruchsvollere Wahrnehmungs-Form als die Messung.
Pluto hat geschrieben:Dem Betrachter wird also etwas suggeriert was gar nicht in den Punkten auf der Leinwand vorhanden ist.
OK - und eine Person, die auf diesem Weg suggeriert wird, wird intersubjektiv wahrgenommen. - Der Mensch ist also in der Lage, intersubjektiv aus unvollständigen, angedeuteten Mustern (dazu gehört auch der "lila Kreis") einen Sinn zu erkennen. - Wie siehst Du eigentlich Karikaturen: 5 oder 8 Linien - und schon erkennst Du Helmut Schmitt oder Angela Merkel. - Sinnestäuschung?
Pluto hat geschrieben:Meistens ist diese Verarbeitung sinnvoll, machmal aber völlig falsch — dann spricht man von Täuschungen.
Genau so. - Warum wäre es dann eine Täuschung, wenn er in dem "lila Kreis" einen Kreis erkennt? Wenn die Pixel so angelegt sind, dass dies naheliegt, ist es doch keine Täuschung. - Noch weiter: Auch eine mit dem Bleistift gezeichneter Kreis besteht mikroskopisch aus Pixeln? Täuschung, wenn man darin einen Kreis erkennt?
Pluto hat geschrieben: In manchen Fällen läuft eben die Interpretation in die falsche Richtung.
Das kann schon sein: Aber würdest Du - eine biblische Analogie - Dein "Erstgeburtsrecht" der geistigen Urteilskraft eintauschen gegen das "Pflaumengericht" der bewusstlosen Messbarkeit?
Pluto hat geschrieben:Darum lohnt es sich immer, reduktiv zu arbeiten. Es hilft dann die holistische Sicht besser zu verstehen.
Da sind wir uns einig: Zwei Perspektiven schaden nicht vor einer eindgültigen Entscheidung.