Der totalitäre Gott.

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#321 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von sven23 » So 21. Dez 2014, 07:00

closs hat geschrieben:Alter Fehler - die menschliche Wahrnehmung macht der göttlichen Realität Vorschriften. :lol:

Du lachst, aber wie sehr auch Gott von menschlichem Handeln abhängig ist, zeigte sich doch, als er einen Sohn zeugen wollte. Da die Menschen ihm seine Gefährtin Aschera weggenommen hatten, war er nun auf menschliche Hilfe in Form der Jungfrau Maria (eine Jungfrau muß es schon sein) angewiesen.
Man sieht also, daß es mit Gottes Allmacht auch nicht so weit her sein kann, wenn er sich von Menschen seine Gefährtin wegnehmen lassen muß. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#322 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Salome23 » So 21. Dez 2014, 07:20

sven23 hat geschrieben: Sollte sich das Christentum als eine auf Sand gebaute Fantasie erweisen, wirds auch für Gott eng.
Aber das macht doch nichts, der Zweck heiligt die Mittel...

closs hat geschrieben:Alter Fehler - die menschliche Wahrnehmung macht der göttlichen Realität Vorschriften. :lol:
Die menschliche Wahrnehmung macht der koboldischen Realität Vorschriften....
Wie lächerlich :roll: -als ob die realen Kobolde von menschlicher Wahrnehmung abhängig wären ,tz tz :geek:

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#323 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von sven23 » So 21. Dez 2014, 08:10

closs hat geschrieben: Würde die historisch-kritische Methode (wider Erwarten) nachweisen, dass es Jesus nicht in der vom Christentum geglaubten Weise gäbe, würde mein Puls normal bleiben. - Dann wäre die phylogenetische Heilsgeschichte halt (wie bei den Juden) noch im AT - trotzdem wäre ich selber schon im NT.

Wie könntest du dann im NT sein ohne den Heilsbringer Jesus? Bist du ideologisch so verhärtet?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#324 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » So 21. Dez 2014, 09:18

sven23 hat geschrieben:Gott wirds schon richten. Es kam aber wie es kommen mußte: Gott hat überhaupt nichts gerichtet
Das ist halt wieder mal das ewige Motiv: ALLES kann göttlich oder diabolisch interpretiert werden. - Einerseits soll man sich nach Kräften bemühen, andererseits soll man geistig und existentiell unabhängig davon sein, ob es klappt oder nicht - so ist es eigentlich gemeint. - Dass es dann wieder irgendwelche Simpel gibt, die frühs in die Spielhalle statt zur Arbeit gehen, weil es Gott eh richtet, lässt sich nicht vermeiden.

Hier steckt übrigens auch ein Stück Kleingläubigkeit bei den Kirchen: "Wir predigen das mal NICHT, weil die Menschen sonst denken könnten, dass ...." - gilt auch bei der Alleversöhnung. - Als würde der Mensch völlig durchdrehen, wenn er wüsste, dass er letztlich gerettet ist.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#325 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von sven23 » So 21. Dez 2014, 17:52

closs hat geschrieben:- Als würde der Mensch völlig durchdrehen, wenn er wüsste, dass er letztlich gerettet ist.

Was nach dem Tod sein soll, ist eh Spekulation. Hier ging es ja eher darum, daß Gläubige meinen, von einem imaginären Freund (Gott) durchs Leben geleitet zu werden. Aber eins ist doch gewiss: wer sich allein darauf verläßt, der ist verlassen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#326 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » So 21. Dez 2014, 19:09

sven23 hat geschrieben:. Hier ging es ja eher darum, daß Gläubige meinen, von einem imaginären Freund (Gott) durchs Leben geleitet zu werden.
Ja - ich kenne auch die Typen, die im Supermarkt nach Persil suchen und dann, wenn sie es gefunden haben, sagen, Gott hätte es ihnen gezeigt. :devil: - Aus meiner Sicht spürt der Christ eine Sicherheit über das Dasein hinaus, die ihn befähigt, im Dasein stressfrei aktiv zu sein - Daseins-Scheitern ist dann zwar auch noch bescheuert, aber nicht existentiell bedrohlich.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#327 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von sven23 » Mo 29. Dez 2014, 10:17

Dr. Kubitza untersucht nicht nur die Rolle Jesu, sondern nimmt auch seinen vermeintlichen Vater unter die Lupe.
Warum viele Menschen die Bibel als positiv empfinden liegt auch an der sehr selektiven Wahrnehmung und Herangehensweise.

"Dabei sind die biblischen Schriften in ihrem Gottes- und Menschenbild mit humanen und freiheitlichen Grundsätzen nicht zur Deckung zu bringen. Das vermeintlich positive Bild der Bibel rührt vor allem daher, dass sie nur bruchstückhaft zur Kenntnis genommen wird. Den Gläubigen wird von den Kirchen eine entschärfte Version angeboten, eine Textauswahl, die nur die Stellen den Gläubigen meint anbieten zu können, die gut verdaulich sind. Ein saftiger Braten wird wegen seiner Gemüsedekoration den Gläubigen so als vegetarisches Gericht verkauft. Es ist die Steinbruchmethode, die aber nicht nur die Kirchen bewusst, sondern die auch private Bibelleser unbewusst anwenden, das Heraussuchen von erbaulichen und positiven Stellen und das Weglassen und Herausfiltern von allem, was diesem Schema nicht entspricht."

Der gewalttätige Kriegsgott:
"Die Zuwendung Gottes zu Israel zeigt sich vielfach im Krieg. Und dieser Gott Jahwe hat noch ein völlig unbefangenes Verhältnis zu Krieg und Mord. Angriffs- und Vernichtungskriege sind nicht nur erlaubt, sie werden sogar ausdrücklich von ihm gefordert. Ethische Skrupel scheint dieser Gott nicht zu kennen, vornehme Zurückhaltung ist seine Sache nicht. Gott ist der Herr Zebaoth, der Gott der Heerscharen, mit denen die Kirchen (das Herr Zebaoth wird in den Kirchen immer noch verwendet) heute gerne „himmlische Heerscharen“ meinen, die aber in ihrer Ursprungsbedeutung eine Kriegerschar bezeichneten. Jahwe war ein Kriegsgott.
Die Kriege, zu denen Jahwe aufruft, sind dann natürlich heilige Kriege, die Schlachterfolge, die Israel erzielt, sind Zeichen seiner Macht."


Es ist ein weiter Bogen vom totalitären Kriegsgott zur Bergpredigt. Trotzdem will man uns weismachen, dieser Gott habe sich nicht geändert, weil er sich ja laut Bibel nicht ändern kann.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#328 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Mo 29. Dez 2014, 10:30

sven23 hat geschrieben:Es ist ein weiter Bogen vom totalitären Kriegsgott zur Bergpredigt. Trotzdem will man uns weismachen, dieser Gott habe sich nicht geändert
Hier schlägt wieder einmal der unausrottbare Irrtum druch, dass "Gott" und "Gottes-Wahrnehmung" zwei kategorial vollkommen unterschiedliche Größen sind. - Dazu kommt noch, dass "Selbst-Offenbarungen" (also wenn eine Wahrnehmung sich auf eine geistige Realität bezieht) unterschiedlich sind im Verlauf der Heilsgeschichte.

Kubitza hat auf seiner Ebene (vermutlich) recht - die Ebene selbst ist aber nicht sinnvoll, wenn man den christlichen Gott verstehen will (soweit es ein Mensch kann).

Theologie macht substantiell nur Sinn, wenn man VORHER verstanden hat, worüber man eigentlich spricht. - Bottom-up macht nur Sinn, wenn man top-down kapiert hat - alles andere ist sinnloses Gestochere.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#329 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von sven23 » Mo 29. Dez 2014, 10:49

closs hat geschrieben:Hier schlägt wieder einmal der unausrottbare Irrtum druch, dass "Gott" und "Gottes-Wahrnehmung" zwei kategorial vollkommen unterschiedliche Größen sind. - Dazu kommt noch, dass "Selbst-Offenbarungen" (also wenn eine Wahrnehmung sich auf eine geistige Realität bezieht) unterschiedlich sind im Verlauf der Heilsgeschichte.

Dann wäre der Begriff "Selbst-Offenbarung" eine irreführender, denn er suggeriert ja, daß Gott sich selbst offenbart.
Warum sollte er sich also immer wieder anders offenbaren, als er eigentlich ist? Er offenbart sich im AT als grausamer Kriegsgott, will aber eigentlich, daß man seine Feinde liebt. Irrwitziger geht doch wohl nicht.

Richter zu closs: Sie haben als Zeuge nicht die Wahrheit gesagt
Closs zum Richter: Doch, ich hatte nur eine andere Wahrnehmung von der Wahrheit. :lol:



closs hat geschrieben: Theologie macht substantiell nur Sinn, wenn man VORHER verstanden hat, worüber man eigentlich spricht. - Bottom-up macht nur Sinn, wenn man top-down kapiert hat - alles andere ist sinnloses Gestochere.

Das ist doch Quatsch. Wieso sollte sich ein Suchender auf die Suche machen, wenn er das Gesuchte schon gefunden hat. :roll:
Wenn man nicht ergebnisoffen an eine Sache herangeht, kann man sich das Ganze auch gleich schenken.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#330 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Mo 29. Dez 2014, 14:30

sven23 hat geschrieben:Dann wäre der Begriff "Selbst-Offenbarung" eine irreführender, denn er suggeriert ja, daß Gott sich selbst offenbart.
Das stimmt ja auch - deshalb habe ich doch "Selbst-Offenbarung" extra betont. - "Selbst-Offenbarung" ist eine Teilmenge von "Gottes-Wahrnehmung" - nur kann man/nicht jeder untescheiden zwischen "Gottes-Wahrnehmung" einer eigenen Projektion unf einer echten Gottes-Offenbarung.

sven23 hat geschrieben: Doch, ich hatte nur eine andere Wahrnehmung von der Wahrheit.
Das klingt eher nach Ausrede, kann aber stimmen. - Hier liegt der entscheidende Punkt darin, dass ein (säkulares) Gericht Dinge objektiv festlegen muss (ob sie stimmen oder nicht), damit es überhaupt funktionieren kann. - Weltliche Gerichte sind eine Ordnungs-Größe und keine Einrichtung dafür, was im Menschen wirklich der Fall ist.

sven23 hat geschrieben:Wieso sollte sich ein Suchender auf die Suche machen, wenn er das Gesuchte schon gefunden hat.
Das nicht. Aber es muss ein geistiger Instinkt aktiviert sein, der eine qualitative Suche überhaupt ermöglicht - Beispiel: "Ich spüre irgendwie, dass es Gott gibt - ich schau mal, ob mich die Bibel diesbezüglich weiterbringt".

Wenn einer NICHT irendwie spürt, dass es Gott gibt, kann er die Bibel nur so lesen, wie man Donald Duck liest ("Spannend, interessant - mal schaun wie's ausgeht").

sven23 hat geschrieben:Wenn man nicht ergebnisoffen an eine Sache herangeht, kann man sich das Ganze auch gleich schenken.
"Ergebnisoffen" heisst hier: "Beißt etwas in mir an oder nicht" - das ist vorher wirklich offen.

Ansonsten würde ich es eher andersrum sagen: "Wenn man keinen aktivierten geistigen Instinkt hat, kann man sich das Ganze auch gleich schenken - es sei denn, man tut es aus rein literarisch-wissenschaftlichen Gründen". - Literatur Vorderasiens in der Antike - oder so.

Antworten