Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Philosophisches zum Nachdenken
Salome23
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#471 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Salome23 » Mi 10. Dez 2014, 23:36

Pluto hat geschrieben:Das Höchste ist und bleibt für mich Glückseligkeit.
Diese ist nur selten erreichbar, und sie überrascht mich immer wieder wenn ich sie erleben darf.
Bedeutungen:
- im landläufigen Sinne: sehr glücklich; meist auf äußere Einflüsse zurückzuführen
- eine innere Zufriedenheit verspürend


Also ich verspüre jedesmal Glückseligkeit, wenn mein Dienst zu Ende ist und ich in mein gemütliches Zuhause heimkehren kann-wenn ich grosse Müdigkeit verspüre und mich in mein kuscheliges Bett begeben kann-am Ende des Monats mein Gehalt von der Bank abheben kann oder aber auch....naja alles verrate ich hier nicht ;)

Pluto
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#472 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Mi 10. Dez 2014, 23:43

Salome23 hat geschrieben:Also ich verspüre jedesmal Glückseligkeit, wenn mein Dienst zu Ende ist und ich in mein gemütliches Zuhause heimkehren kann-wenn ich grosse Müdigkeit verspüre und mich in mein kuscheliges Bett begeben kann-am Ende des Monats mein Gehalt von der Bank abheben kann oder aber auch....naja alles verrate ich hier nicht ;)
Dann bist du ein selten zufriedener Mensch. :thumbup:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#473 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » Do 11. Dez 2014, 00:39

Pluto hat geschrieben:Ich sagte "wir", weil diese Gefahr für uns real existiert. Vor allem dann, wenn die innere Kraft fehlt, nicht im "Morast" der Beliebigkeit zu versinken.
Aber andere kann man deswegen nicht gängeln. Man kann von außen nicht beurteilen, ob jemand den Weg der "Beliebigkeit" geht, oder ob er "von innen geführt" wird. Womit ich meine: man muss diesen Weg gehen, man kann nicht anders. Wie heißt es doch so schön? "Wenn ich mich irre, irre ich mir."

Auf gut Deutsch: Mein Irrtum ist mein Recht.
Anders als closs sehe ich auch den Irrtum als Weg zur Erkenntnis und zum Verstehen. Manches muss ich erst falsch machen, um deutlicher zu begreifen, was etwas taugt und was nicht. Ich denke da nicht dualistisch.

Pluto hat geschrieben:Ich gebe gerne auch zu, eine gewisse "Angst" vor dem Einfluss der Willkür zu haben. Vielleicht weiß ich dann am Ende nicht mehr was "Sache" ist, und was nicht? Spirituelles ist sehr leicht mit Beliebigkeit zu verwechseln.
Auch wenn ich im Moment nicht greifen kann, was Du mit "Beliebigkeit" meinst: Warum nicht die Zuversicht haben, dass der Mensch aus einem Irrtum auch wieder herausfindet? Warum ihm sein Fragen nicht mehr erlauben, wenn dieses Fragen doch aus seiner innersten Existenz kommt?

Was einen selbst betrifft, und das meintest Du vielleicht:
Es muss einen selbst drängen, sich ein neues Gebiet zu erschließen, um einen Schmerz oder Ähnliches zu lindern. Dann erschließt man sich das, ganz instinktiv. Aber was davon man in sein eigenes Leben nimmt - jedenfalls geht es mir so -, wird auf der Basis meiner Ich-Substanz entschieden. Es ist ein vorsichtiges Erweitern meiner Ich-Vorstellung. ->

Wenn der Selbstmord eines geliebten Neunzehnjährigen mich als Achtzehnjährige aus der Bahn wirft und ich 13 Jahre später durch das Klavierspiel einer begnadeten Pianistin wieder in meine eigene Bahn katapultiert werde, binnen weniger Minuten, dann WEISS ich etwas über das Wesen der Wirkung von Musik. Das ist kein Glaube, sondern eine Erfahrung, die mich radikal in die Glücksfähigkeit geschossen hat.

Wenn ich dann Erfahrensberichte auch von anderen Musikern lese, wie sie durch andere Musiker begriffen haben, was Kunst und was Leben in ihrer Tiefendimension in einem auslösen können - dann sehe ich mich darin bestätigt.
Da ist keine Beliebigkeit, keine Willkür. Und vor allem auch keine bewusste Entscheidung.

Pluto hat geschrieben:Man muss schon eine ganz spezielle Gabe haben um hier zielgenau die Klippen zu umschiffen. Ich gebe unumwunden zu, ich habe sie nicht.

Aber ist es wirklich "Angst"? Oder ist es nicht vielmehr die Rationalität, die mich zurückhält?
Ich habe irgendwann einmal an mir kapiert - da war ich um die 30, glaube ich -, dass ich darum eine so starke Rationalität entwickelt hatte, weil ich Angst hatte, die Grenzen des Verstandes zu verlieren. Ich konnte nicht einmal einen Sonnenaufgang genießen, weil der Verstand mich da blockierte. Ich konnte mich nicht fallen lassen.
Und das lag offenbar daran, dass ich, wenn ich mich fallen gelassen hätte, vermutlich versunken wäre, mein Ich verloren hätte. Die ratio war mein Schutz.

Aber irgendwann wurde genau diese ratio zu meinem Gefängnis. Der Tod hatte mir neue Fragen vor die Füße geschmissen, die ich nicht gewählt habe. Die Musik erzählte mir etwas, das mir Erleichterung verschaffte. Das war keine Erkenntnis durch die ratio, sondern ein Verstehen, das auf einer anderen Ebene lag, aber einem Menschen zugänglich war.

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Was ich eigentlich nur sagen wollte: ich staune über diese so starke Abwehr bei neuen Gedankengängen, die man doch riskieren muss, wenn man nicht in einem Kerker ersticken will.
Du meinst, nicht alles zu glauben, sei ein Kerker?
Aber nein! Entschuldigung, ich hab ungenau geschrieben.
Ich sprach von mir. Ich musste neue Gedankengänge riskieren, um nicht in meinem Kerker - der reinen ratio - zu ersticken.

Pluto hat geschrieben:Jedem das Seine, aber ich betrachte Wissen als das zweithöchste geistige Gut was wir anstreben können. Das Höchste ist und bleibt für mich Glückseligkeit. Diese ist nur selten erreichbar, und sie überrascht mich immer wieder wenn ich sie erleben darf.
Vielleicht meinen wir hier sogar Ähnliches.

closs
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#474 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Do 11. Dez 2014, 06:47

Savonlinna hat geschrieben:Anders als closs sehe ich auch den Irrtum als Weg zur Erkenntnis und zum Verstehen
Das ist überall so, ändert aber nichts am grundsätzlichen Dualismus zwischen Wahrnehmung und Sein/Realität. - Das eine steht unter psychologischen, das andere unter philosophischen Gesichtspunkten im Vordergrund.

Lena
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#475 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Lena » Do 11. Dez 2014, 10:28

Salome23 hat geschrieben: Also ich verspüre jedesmal Glückseligkeit, wenn mein Dienst zu Ende ist und ich in mein gemütliches Zuhause heimkehren kann-wenn ich grosse Müdigkeit verspüre und mich in mein kuscheliges Bett begeben kann-am Ende des Monats mein Gehalt von der Bank abheben kann oder aber auch....naja alles verrate ich hier nicht ;)

Wenn ich so was lese - verspüre ich ein gutes Gefühl :).
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
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Savonlinna
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#476 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » Do 11. Dez 2014, 10:31

closs hat geschrieben:ändert aber nichts am grundsätzlichen Dualismus zwischen Wahrnehmung und Sein/Realität.
Klar ändert das was. Dieser Dualismus ist nur eine private Doktrin, ein persönliches Glaubenssystem.
Egal, wie oft man das als unanfechtbare Wahrheit behauptet.

Pluto
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#477 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Do 11. Dez 2014, 11:09

Savonlinna hat geschrieben:
closs hat geschrieben:ändert aber nichts am grundsätzlichen Dualismus zwischen Wahrnehmung und Sein/Realität.
Klar ändert das was. Dieser Dualismus ist nur eine private Doktrin, ein persönliches Glaubenssystem.
Egal, wie oft man das als unanfechtbare Wahrheit behauptet.
Ohne Zweifel gibt es eine leichte Abweichung zwischen Wahrgenommenem und Realität. Aber ob das genügt, um daraus ein Sein zu postulieren, ist äußerst fraglich.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#478 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Salome23 » Do 11. Dez 2014, 11:17

Lena hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben: Also ich verspüre jedesmal Glückseligkeit, wenn mein Dienst zu Ende ist und ich in mein gemütliches Zuhause heimkehren kann-wenn ich grosse Müdigkeit verspüre und mich in mein kuscheliges Bett begeben kann-am Ende des Monats mein Gehalt von der Bank abheben kann oder aber auch....naja alles verrate ich hier nicht ;)

Wenn ich so was lese - verspüre ich ein gutes Gefühl :).
In letzter Zeit war es in Wien wettermäßig nicht so toll: kalt, windig, Nieselregen und ständig trüb :?
Doch am Dienstag "brach" endlich die Sonne durch; ich war mit dem Auto unterwegs und kaufte mir im Laden etwas zu essen, setzte mich wieder ins Auto um dort genüßlich meine Leberkässsemmel zu essen bevor ich zu einer Bekannten fuhr.
Draussen war es kalt, aber im Auto angenehm warm, da die Sonne dafür sorgte, dass es im Wageninneren warm ist.
Die Sonne schien mir durch die Scheiben aufs Gesicht, ich schloss die Augen und mich überkam so eine Glückseligkeit, es tat so wohl.
Solche Gefühle können einem auch beim anhören eines Liedes überkommen usw.
Pluto hat Recht, wenn er meint, der Mensch sehnt sich nach Glückseligkeit-ich teile nur nicht seine Ansicht, das diese Momente nur selten erreichbar sind.... ;)

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#479 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » Do 11. Dez 2014, 11:18

Pluto hat geschrieben:Ohne Zweifel gibt es [...]
Ihr immer mit eurem "ohne Zweifel gibt es" - und dann wird immer nur eine ganz persönliche Sichtweise formuliert. :shock:
Der Zweifel wäre der Anfang, aus einem festgefügten Denkgebäude herauszukommen.

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Savonlinna
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#480 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » Do 11. Dez 2014, 11:35

Salome23 hat geschrieben:Pluto hat Recht, wenn er meint, der Mensch sehnt sich nach Glückseligkeit-ich teile nur nicht seine Ansicht, das diese Momente nur selten erreichbar sind.... ;)
Es gibt sicher verschiedene Stufen von Glückseligkeit. Vielleicht spricht man hier von unterschiedlichen Stufen?

Diese Glückseligkeit, wenn man das eigene Heim betritt, wenn die Sonne plötzlich scheint, wenn man einen geliebten Menschen sieht usw. - die kenne ich auch. Würde ich diese Momente zusammenzählen bezüglich meines ganzen Lebens, käme ich wahrscheinlich zu abertausenden.

Die Momente aber, wo man ein ganz anderes Verstehen des Lebens bekommt, so radikal, dass man denkt: "jetzt hab' ich's", die sind in meinem ganzen Leben wohl eher weniger als fünf.

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