Der totalitäre Gott.

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Pluto
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#141 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Pluto » Di 9. Dez 2014, 17:23

closs hat geschrieben:Man erzählt doch nicht einfach so Geschichten - oder?
Meiner Erfahrung nach schon. Besonders gilt das am Stammtisch oder am Lagerfeuer.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Damit wir was zum Spekulieren haben.
Für mich wäre die Frage: Warum spekuliert der Mensch (hat also das Bedürfnis, über das Naturalistische hinauszuschauen)?
Spekulation ist das Elixir des Geistes.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Hemul
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#142 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Hemul » Di 9. Dez 2014, 17:38

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Man erzählt doch nicht einfach so Geschichten - oder?
Meiner Erfahrung nach schon. Besonders gilt das am Stammtisch oder am Lagerfeuer.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Damit wir was zum Spekulieren haben.
Für mich wäre die Frage: Warum spekuliert der Mensch (hat also das Bedürfnis, über das Naturalistische hinauszuschauen)?
Spekulation ist das Elixir des Geistes.

An der Börse aber Gift für das Herz. :wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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sven23
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#143 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von sven23 » Mi 10. Dez 2014, 07:00

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Damit wir was zum Spekulieren haben.
Für mich wäre die Frage: Warum spekuliert der Mensch (hat also das Bedürfnis, über das Naturalistische hinauszuschauen)? - Man erzählt doch nicht einfach so Geschichten - oder?

Doch, genau das tut der Mensch, und früher ohne TV und andere Zerstreuungsmedien und ohne Zugang zu Büchern war das Geschichtenerzählen die einzige Anregung für den Geist. Phantasievoll wurden Geschichten ausgeschmückt und weitererzählt. Nach dem System der stillen Post wurden daraus teils monströse Mythen und Legenden, die dann teilweise auch für relilgiöse Texte adapiert wurden.
So läßt sich jedenfalls plausibel erklären, daß die Bibel Geschichten enthält, die so nie stattgefunden haben können. Dumm ist nur, daß das manche bis heute nicht kapieren.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#144 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Mi 10. Dez 2014, 08:53

sven23 hat geschrieben:Phantasievoll wurden Geschichten ausgeschmückt und weitererzählt.
Natürlich - das macht meine Frau bei den Nachtgeschichten (meinen Enkeln gegenüber, nicht mir gegenüber :lol: ) auch. - Aber das erklärt doch nicht die Inhalte dieser Geschichten.

Es ist doch ein Unterschied, ob man von einem Eichhörnchen erzählt, das nachts mit einem Uhu Polka tanzt, oder von Dingen mit geistigen Hintergrund, die überall in der Welt substantiell verstandenh werden.

sven23 hat geschrieben:, und früher ohne TV und andere Zerstreuungsmedien und ohne Zugang zu Büchern war das Geschichtenerzählen die einzige Anregung für den Geist
O je - willst Du damit sagen, dass TV und Zerstreuungsmedien Anregung für den GEIST sind?

sven23 hat geschrieben: Dumm ist nur, daß das manche bis heute nicht kapieren.
Was nicht kapiert wird, ist, das Historische vom Gleichnishaften zu trennen - allerdings hätte auch Historisches in der Bibel nichts zu suchen, wenn es nicht gleichnishaften Charakter hätte. - Die Bibel ist ein geistiges Buch - erkennt man das nicht, ist es so, als wollte man mit dem Korkenzieher Bananen schälen.

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Savonlinna
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#145 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Savonlinna » Mi 10. Dez 2014, 10:25

Lena hat geschrieben:Warum hätte ein Mensch sich diese Flut ausdenken sollen?
Wir hatten im Religionsunterricht schon gesagt bekommen, dass im "Gilgamesh-Epos" die älteste Sintflut-Erzählung vorliegt, und wir hatten die dann auch gelesen. Es soll auch noch weitere Sintflut-Erzählungen geben, wurde uns gesagt.

Und später las ich - was aber bis heute offenbar nicht nachgewiesen werden konnte -, dass es möglicherweise tatsächlich eine große Flut gegeben haben soll, die in den verschiedenen Völkern dann zu einer Sage wurde, die sich immer weitererzählt und auch ausgeschmückt wurde.

Im "Wissenschaftlichen Bibellexikon" wird deshalb zusammenfassend folgendermaßen argumentiert:

Bibellexikon hat geschrieben:6. Historisches Ereignis oder literarisches Motiv

Ein historisches Interesse wollte die große Flut in den Epen und in der Genesis auf ein Überschwemmungsereignis zurückführen.
Die Theorien in der Forschung variieren: Man dachte an archäologisch nachgewiesene Überflutungen in und um Ur (4. Jahrtausend v. Chr.), Schuruppak (ca. 2800 v. Chr.) oder Kisch (ca. 2600 v. Chr.). Gegenwärtig wird breit die sog. Schwarzmeerflutung diskutiert (ca. 5600 v. Chr. oder früher).
Doch keine Theorie hat Verbindungslinien zur Überlieferung des Sintflutstoffes, geschweige denn zu den erhaltenen Texten nachweisen können.
Selbst die zurückhaltende Annahme, dass irgendeine lokale Flut das andauernde Erzählen über eine Flut initiiert hat und dabei zu einem globalen Ereignis hochstilisiert wurde, bleibt im Bereich der Spekulationen.
Man kann gegenwärtig nur soviel annehmen, dass Erfahrungen mit Überflutungen nichts anderes als ein Anschauungsmaterial lieferten, das in das mythische und schöpfungstheologische Erzählen einfloss.
http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex ... eb2f69540/
Der letzte, von mir gefettete, Satz bezieht sich auf etwas, das vorher im Artikel gesagt wurde:
dass die Sintfluterzählung in Zusammenhang mit der Schöpfungsgeschichte stehe. Dass man empfunden habe, dass es noch nicht genüge, zu erklären, warum alles da sei - Schöpfung -, sondern dass auch noch versichert werden musste, dass das Leben gesichert sei:

da Gott nach der Sintflut ja einen Bund mit den Menschen gemacht habe, dass solche Totalkatastrophen nicht wieder vorkommen würden.

Zu diesem Punkt stand noch weiter vorne im Artikel, dass nach der Sinflut sich eigentlich nicht der Mensch gewandelt habe - denn er habe danach noch immer gesündigt -, sondern JAHWE.
Er sei es gewesen, der sich geändert habe: er wolle seine eigene Schöpfung nicht erneut platt machen.

Das bestätigt für mich - wie ich schon einmal bezüglich Isaaks Opferung zitiert hatte -, dass solche überlieferten Erzählungen einen Wandel des Gottesbildes dokumentierten.

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#146 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Mi 10. Dez 2014, 10:32

Savonlinna hat geschrieben: dass solche überlieferten Erzählungen einen Wandel des Gottesbildes dokumentierten.
Zustimmung - wobei der Mensch gelegentlich beliebt, es so darzustellen, als hätte sich Gott selbst verändert.

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sven23
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#147 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von sven23 » Mi 10. Dez 2014, 10:34

closs hat geschrieben:Natürlich - das macht meine Frau bei den Nachtgeschichten (meinen Enkeln gegenüber, nicht mir gegenüber :lol: ) auch. - Aber das erklärt doch nicht die Inhalte dieser Geschichten..

Doch, Geschichten sind scheinbar umso interessanter, je phantasievoller sie ausgestaltet werden. Die Realität ist den meisten zu langweilig.

closs hat geschrieben: Es ist doch ein Unterschied, ob man von einem Eichhörnchen erzählt, das nachts mit einem Uhu Polka tanzt, oder von Dingen mit geistigen Hintergrund, die überall in der Welt substantiell verstandenh werden...

Eichhörnchen versteht man auch weltweit. Und ein Eskimo wird mit deinem AT Gott auch nicht viel anfangen können.


closs hat geschrieben: O je - willst Du damit sagen, dass TV und Zerstreuungsmedien Anregung für den GEIST sind?...

Kommt immer darauf an, wie man sie nutzt.
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George Orwell

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#148 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Janina » Mi 10. Dez 2014, 10:34

Savonlinna hat geschrieben:
Lena hat geschrieben:Warum hätte ein Mensch sich diese Flut ausdenken sollen?
Wir hatten im Religionsunterricht schon gesagt bekommen, dass im "Gilgamesh-Epos" die älteste Sintflut-Erzählung vorliegt, und wir hatten die dann auch gelesen. Es soll auch noch weitere Sintflut-Erzählungen geben, wurde uns gesagt.
Viel interessanter wäre die Gegenfrage: Wieso sollte man auf die Idee kommen, dass eine Flut, die es sicher immer mal irgendwo gab, auf der ganzen Welt stattgefunden haben sollte?
Wo wir doch auf der ganzen Welt immer noch Neues und bisher Unbekanntes entdecken.

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Savonlinna
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#149 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Savonlinna » Mi 10. Dez 2014, 10:36

sven23 hat geschrieben:Doch, genau das tut der Mensch, und früher ohne TV und andere Zerstreuungsmedien und ohne Zugang zu Büchern war das Geschichtenerzählen die einzige Anregung für den Geist. Phantasievoll wurden Geschichten ausgeschmückt und weitererzählt. Nach dem System der stillen Post wurden daraus teils monströse Mythen und Legenden, die dann teilweise auch für relilgiöse Texte adapiert wurden.
So läßt sich jedenfalls plausibel erklären, daß die Bibel Geschichten enthält, die so nie stattgefunden haben können. Dumm ist nur, daß das manche bis heute nicht kapieren.
Das könnte stimmen. Und genauso dumm wäre, nicht zu kapieren, dass diese Geschichten nicht nur aus Langeweile erzählt wurden.
Auch die überlieferten germanischen Mythen und Sagen enthalten eine philosophische Seite; Menschen sind ja nun nicht alle einfach nur platt in ihrem Denken, sondern haben angesichts des Todes und der Geburt und menschlicher Katastrophen und ihrer eigenen mythischen Erlebnisse jede Menge Fragen an das Leben - und auch Antworten.

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#150 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Mi 10. Dez 2014, 10:43

sven23 hat geschrieben: Und ein Eskimo wird mit deinem AT Gott auch nicht viel anfangen können.
Er wird aber verstehen, wofür er steht, und es somit wieder erkennen.

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