sven23 hat geschrieben:Aber nur, weil sie die Gewaltstellen im Koran weglassen. Das trauen sie sich aber offiziell nicht zu sagen, deshalb der altbekannte Eiertanz, ähnlich wie bei der Bibel.
Die Ähnlichkeit ist nur scheinbar, aber dies nur nebenbei.
Der Qur'an gilt Wort für Wort als verbalinspiriertes ewiges Wort AllÄhs. In dem Buch
"DER ISLAM - 1400 Jahre Glaube, Krieg und Kultur" vom SPIEGEL-Buchverlag wird auf den Seiten 17-18 festgestellt:
In der islamischen Welt wird dem Werk meist bedinglunslose Verehrung entgegengebracht. "Al-Koran al-karim", der "ehrwürdige", der "kostbare" Koran ist die übliche Bezeichnung der Gläubigen. Denn den Muslimen gilt nicht nur der Inhalt, sondern auch das Buch, der Gegenstand an sich, als heilig. Wer aus ihm rezitiert, wer seinen Worte lauscht, so heißt es, könne den Allmächtigen hören und spüren. Religonswissenschaftler vergleichen die Bedeutung des Koran für die Muslime mit dem Stellenwert, der Jesus unter den Christen zukommt. Bei den einen verkörpere sich Gott in einem Menschen, bei den anderen in einem Buch.
Daher ist die Infragestellung von Koranversen aus islamischer Sicht wohl indiskutabel.
Wobei die größere Problematik nach meiner bescheidenen Meinung mehr in einigen
Hathiten (â€ØØ¯ÙŠØ«â€Ž) und der klassischen Koranexegese durch anerkannte islamische Koranexegeten begründet ist:
Al-Tabary (839 – 923 n. Chr.), Al-Qortoby (1214 – 1273 n. Chr.) und Ibn Kathir (1301–1373 n. Chr.)
Zitatquelle:
http://www.islam-analyse.com/index.php/ ... -vers-8-60
sven23 hat geschrieben:Selbst liberale Gläubige wollen sich nicht von der Gewalt in der Bibel trennen. Fundamentale verteidigen sie sogar.
Keine Wunder, daß die Feindesliebe in den letzten 2000 Jahren kein Erfolgsmodell war.
Dies ist m. E. eine Folge von Fehlinterpretation. Die Bibel sollte man nicht als verbalinspiriertes Wort Gottes missverstehen. Sie ist
"Gottes inspiriertes* Wort in Menschen Schrift". Darauf folgt, dass sich die menschliche Komponente selbstverständlich in der Bibel niederschlug.
Laut dem Bibelexegeten Prof. Erich Zenger bildet die Bibel keine systemmatische Einheit, sondern einen dramatischen Zusammenhang. Dadurch, dass sie sich gewissermaßen selbst ins Wort fällt, relativiert sie sich selbst. Zudem sind nicht alle Bibelverse gleich bedeutsam. Der Dekalog und die jesuanische Bergpredigt/Feldrede bilden Kernstücke christlicher Ethik, an denen man sich als bibeltreuer Christ nicht vorbeimogeln darf. Ich lese den Tanach (AT)
durch das NT.
Dies könnte man mit einem Zoll vergleichen, welcher Fehlinterpretationen, die dem Gesamtkontext und den vorrangigen Kernstücken biblischer Ethik widersprechen, nicht durchlässt.
Zudem ist die z.T. sehr befremdliche Gewalt in der Bibel geografisch und zeitlich begrenzt und bezieht sich überwiegend auf spezielle Fälle im vorexilischen Israel. Damals musste sich das kleine Richter- und später Königreich gegen aggressive Nachbarvölker behaupten. Dies gehört zu den Schilderungen in den Büchern der Vergangenheit, aus denen keine Handlungsanleitungen für spätere Zeiten abgeleitet werden können/dürfen.
Der innerbiblische Gesamtkontext sowie der historische Kontext relativieren hier vieles. So kann die Landnahme Kanaans aus historisch-kritischer Sicht als ein innerer Wandel, als eine religiös-ethische Evolution der in Kanaan ansässigen Stämme, angesehen werden. Diese Abkehr vom Polytheismus mit grausamen Menschenopfern hin zum Monotheismus mit einem höheren moralischen Standard kann aus historisch-exegetischer Sicht durch die "Vertreibung der bösen Völker" symbolisiert sein.
Dies wäre in etwa so, als würden wir davon sprechen, die Nazis vertrieben zu haben. Tatsächlich haben die Deutschen die Nazis nicht vertrieben, sondern sich mehrheitlich gewandelt und von dem "Bösen" abgewandt.
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gehauchtes