Theologische Sicht HS/ Lebenspartnerschaften

Rund um Bibel und Glaube
ThomasM
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#21 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von ThomasM » Do 4. Dez 2014, 10:02

Samantha hat geschrieben: Ja, aber wenn ich ein Homo wäre, würde ich nicht kirchlich heiraten wollen, denn in der Bibel wird Homosexualität verurteilt. Dann müsste man doch erstmal die Bibel verändern und nicht erwarten, dass die Kirche die Bibel verleugnet. ;)
Vermutlich würde ich auch so reagieren, wenn ich Homo wäre. Ich weiß, es gibt eine Homosexuellen Bewegung in kirchlichen Kreisen (nur sichtbar in der evangelischen Kirche), aber die Leute haben es schwer.
Ich persönlich halte mich bedeckt. Ich bin nicht homosexuell und auch keiner, der mir nahe steht. Aber ich weiß von einer Mutter in unserer Gemeinde, deren Sohn homosexuell ist und sie musste lange mit sich kämpfen, bevor sie eine positive Haltung gegenüber ihrem Sohn einnehmen konnte. Meine prinzipielle Meinung ist, dass ich keine Verletzung des Liebesgebotes sehe, wenn ein Homo einen Partner hat, zu dem er treu steht. Und daher habe ich auch Probleme, die Worte der Bibel als Verbot zu akzeptieren. Ich bin eben kein halte-Gebote-blind-ein Typ.

Letztlich zeigt das, dass gerade die Sexualität sehr tief in uns hineingeht und wir immer Schwierigkeiten haben werden, Menschen zu akzeptieren, die nicht in unserem Sinn "normal" sind. Das gilt unabhängig vom Glauben und ist ein menschlich-gesellschaftliches Phänomen. Das sieht man z.B. daran, dass gerade in den atheistischen Gesellschaft des Kommunismus oder Faschismus "unnormale" Verhaltensweisen bekämpft werden. Die Ablehnung hat also gar nichts mit Gott oder dem Glauben zu tun.

Gruß
Thomas
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Rembremerding
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#22 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von Rembremerding » Do 4. Dez 2014, 10:06

Eine Ehe ist nicht etwas über das der Mensch zu verfügen hat. Die Ehe ist eine Ordnung Gottes zum Wohlergehen des Menschen. So mögen Menschen zwar die Ehe anders definieren und symbolhaft Ehe praktizieren wollen, aber es ist dann keine Ehe im Sinne Gottes, also im eigentlichen Sinn.
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ThomasM
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#23 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von ThomasM » Do 4. Dez 2014, 10:48

Rembremerding hat geschrieben:Eine Ehe ist nicht etwas über das der Mensch zu verfügen hat. Die Ehe ist eine Ordnung Gottes zum Wohlergehen des Menschen. So mögen Menschen zwar die Ehe anders definieren und symbolhaft Ehe praktizieren wollen, aber es ist dann keine Ehe im Sinne Gottes, also im eigentlichen Sinn.
Sorry Rembremerding

Das, was du schreibst, ist nicht biblisch. In der Bibel steht, dass Mann und Frau zusammengehören, dass der Mann damit seine eigene Familie gründet (also Vater und Mutter verlässt) und dass der Bund durch Sexualität vertieft wird (ein Fleisch sein).

Über Ehe steht da nichts.
Über Ehe als kirchlich durchzuführendes Ritual schon gar nicht.
Über die Symbole, die eine Ehe definieren, steht da auch nichts. Insbesondere steht nirgend, dass eine Ehe eines formalen Aktes bedarf, um sie zu schließen.
Und dass eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft nicht wie eine Ehe zählen darf, ist auch nur sehr indirekt aus der Bibel zu erschliessen.

Insofern sind deine Worte zwar ein Ausdruck einer gewissen gesellschaftlichen und und kirchengeschichtlich begründeten Tradition, aber nicht der Ausdruck einer gewissenhaften Exegese.

Gruß
Thomas
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closs
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#24 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von closs » Do 4. Dez 2014, 11:13

ThomasM hat geschrieben:Aber ich weiß von einer Mutter in unserer Gemeinde, deren Sohn homosexuell ist und sie musste lange mit sich kämpfen, bevor sie eine positive Haltung gegenüber ihrem Sohn einnehmen konnte.
Und deshalb ist das eine Herausforderung an die Gemeinden, sich christlich zu verhalten - das heisst: Ein Homosexueller darf nicht aus Großzügigkeitsgeste angenommen werden, sondern aus Selbstverständlichkeit.

Trotzdem hat Rem recht. - Wir haben hier das häufig erscheinende Problem, dass fundamental-theologische/-geistige und pastorale/seelsorgerische Dinge durcheinander gebracht werden. - Dazu kommt, dass man in der Praxis selektiv ist - konkret: Das DINKY-Paar (Double Income, no Kids - also doppeltes Gehalt, aber keine Kinder) müsste ähnlich behandelt werden wie ein Homo-Paar - nämlich: "Wisst Ihr eigentlich, dass Ihr gegen die "Ordnung Gottes" (so nennt es Rem) lebt?". - Oder: Das Gemeinde-Mitglied, das Aktien der Rüstungs-Industrie hat - "Weißt Du eigentlich, dass Du gegen die Ordnung Gottes lebst?".

Natürlich kann es nicht darum gehen, dass man die Menschen einzeln ausfragt - aber man kann es von der Kanzel herab so sagen. - Folge davon wäre, dass man Homos eingliedert in etwas Normales - nämlich die alltägliche Sündigkeit des Menschen.

Das nächste wäre, dass man Sündigkeit nicht als Folge persönlicher Entscheidung darstellt, sondern als Attribut des Menschen an sich. - Aber das führt jetzt vielleicht zu weit, wäre aber aus meiner Sicht dringend geboten, um überhaupt erst einmal die richtigen Koordinaten zu haben.

closs
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#25 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von closs » Do 4. Dez 2014, 11:19

ThomasM hat geschrieben:Und dass eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft nicht wie eine Ehe zählen darf, ist auch nur sehr indirekt aus der Bibel zu erschliessen.
Da gibt es schon sehr deutliche Zitate. - Unabhängig davon: Das Entscheidende ist, dass das Ein-Fleisch-Werden im Kontext der orgiastischen Wiederschöpfung (= Kinderwunsch) gesehen wird - nach christlichem Verständnis ist Sexualität nicht eine bilateriale Veranstaltung, sondern potentiell (!) immer eine Sache von drei Parteien - Vater, Mutter, Kind. - Das heisst nicht, dass jeder Schuss ein Treffer sein muss, aber sehr wohl, dass man die Übereinstimmung von Vermehrungs- und Sexualitäts-Organen nicht als zufällige Koinzidenz, sondern wesensmäßig versteht.

Das muss NICHT heissen, dass man auf Verhütung verzichten muss - entscheidend ist nach meinem Verständnis, dass der ehrliche Familienwunsch vorhanden ist oder war.

Abischai
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#26 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von Abischai » Do 4. Dez 2014, 11:37

closs hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Aber ich weiß von einer Mutter in unserer Gemeinde, deren Sohn homosexuell ist und sie musste lange mit sich kämpfen, bevor sie eine positive Haltung gegenüber ihrem Sohn einnehmen konnte.
Und deshalb ist das eine Herausforderung an die Gemeinden, sich christlich zu verhalten - das heisst: Ein Homosexueller darf nicht aus Großzügigkeitsgeste angenommen werden, sondern aus Selbstverständlichkeit...
Paulus hat mal klar hervorgehoben, wie es sich mit dem Denken, Fühlen und dem Kultivieren von "Neigungen" verhält. 1. Kor. 6;9-11
9 Wisst ihr denn nicht, dass ungerechte Menschen keinen Platz im Reich Gottes haben werden? Täuscht euch nicht: Menschen, die in sexueller Unmoral leben, Götzen anbeten oder die Ehe brechen, Lustknaben und Knabenschänder, 10 Diebe oder Habsüchtige, Trinker, Lästerer oder Räuber werden keinen Platz im Reich Gottes haben. 11 Und das sind manche von euch gewesen. Aber durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes seid ihr reingewaschen, seid ihr geheiligt, seid ihr gerecht gesprochen worden.
Haltet euch von sexuellen Sünden fern!
Es geht nicht darum, wo jemand herkommt und welchen Reifegrad er jetzt hat, es geht um den Trend, der von jedem selbst gewollt ist. Wenn nicht das die grundsätzliche Zielrichtung ist, wirklich heil zu werden, wenn man die Bedürftigkeit, einer Sache (hier z.B.: HS) heil zu werden verneint und der Schaden schöngeredet wird - und darum geht es - haben wir es mit geliebter und gelebter Lüge zu tun.
Nur mal zur Erinnerung: im Himmel wird es keinen Homosexuellen geben, sicher wird es da unzählige ehemalige HS geben, ausnahmslos aber solche, die sich nicht unter Beibehaltung der Unreinheit in den Himmel hineinmogeln wollten.
Viele Christen hier auf Erden lassen sich von der Flut der Argumente in die Ecke reden, Gott nicht, und dann müssen wir das auch nicht.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

ThomasM
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#27 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von ThomasM » Do 4. Dez 2014, 13:23

closs hat geschrieben: Da gibt es schon sehr deutliche Zitate.
Es gibt kein einziges Zitat, das den Zusammenhang von gleichgeschlechtlichen und ehelichen Partnerschaften thematisiert. Im Gegenteil. Die Beziehung zwischen David und Jonathan wäre in der heutigen Zeit mit Christen wie dir gar nicht mehr möglich.

closs hat geschrieben: Das Entscheidende ist, dass das Ein-Fleisch-Werden im Kontext der orgiastischen Wiederschöpfung (= Kinderwunsch) gesehen wird
Eine bekannte katholische Einstellung, die aber nur leider nirgendwo in der Bibel seinen Niederschlag findet.
Also eine rein menschliche Erfindung katholischer Tradition.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

ThomasM
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#28 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von ThomasM » Do 4. Dez 2014, 13:25

Abischai hat geschrieben: Nur mal zur Erinnerung: im Himmel wird es keinen Homosexuellen geben,
Zur Erinnerung: Im Himmel wird es gar keine Sexualität mehr geben
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

michaelit
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#29 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von michaelit » Do 4. Dez 2014, 14:02

Ich weiß nicht was an HS ein Greuel sein soll, solange wir von vernünftiger HS reden, also nicht von Lustknaben und Kinderschändern. Zwischen Erwachsenen ist es doch etwas normales daß manche Menschen homosexuell empfinden. Das fängt bei denen ja schon in der Jugend an. Du kannst sie ja nicht dazu zwingen "normal" zu sein, also auf Frauen zu fliegen und so. Irgendeinen gesegneten Weg muß es auch für solche Menschen geben.

closs
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#30 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von closs » Do 4. Dez 2014, 14:10

Abischai hat geschrieben:im Himmel wird es keinen Homosexuellen geben, sicher wird es da unzählige ehemalige HS geben
Gut - es wird auch nur ehemalige Hetero-Sexuelle geben. - Im "Himmel" ist die Dialektik der Geschlechtlichkeit aufgehoben (in meinen Worten :oops: ).

ThomasM hat geschrieben:Die Beziehung zwischen David und Jonathan wäre in der heutigen Zeit mit Christen wie dir gar nicht mehr möglich.
Das war aber in einer Zeit, aus der der Satz stammt "Der Mann soll nicht beim Manne liegen". - Dementsprechend wird deren Beziehung nicht sexuell interpretiert (ob es stimmt oder nicht).

ThomasM hat geschrieben:Also eine rein menschliche Erfindung katholischer Tradition.
Glaube ich nicht. - Aus meiner Sicht ergibt sich das alles logisch (bin kein Katholik, finde dort aber am meisten geistige Komplexität).

Um das zu diskutieren, müsste man in die Genesis hineingehen:
1) Ist Adam vor Eva ein Mann oder wird er es erst durch die Dialektik/den Dualismus von Mann und Frau, also mit dem Erscheinen Evas?
2) Warum sind Geschlechtsorgane sowohl für Vermehrung als auch für Orgasmus zuständig, wenn es problemlos ganz anders geschaffen sein könnte?
3) etc.

ThomasM hat geschrieben:Es gibt kein einziges Zitat, das den Zusammenhang von gleichgeschlechtlichen und ehelichen Partnerschaften thematisiert.
Ob beides gegenübergestellt ist, weiß ich gerade auch nicht. - Aber der Unterschied heterosexellen und homosexuellen Beischlafs wird schon deutlich gemacht.

Es geht hier nicht um HS-Bashing (wir haben in unserem Bekanntenkreis auch einige HS) - es geht um fundamental-geistige Koordinaten.

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