Theologische Sicht HS/ Lebenspartnerschaften

Rund um Bibel und Glaube
piscator
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#11 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von piscator » Mi 3. Dez 2014, 16:23

Rembremerding hat geschrieben: Ein weiterer Schritt der Christenverfolgung in Europa wird beginnen, wenn Abtreibung und Euthanasie zu einem Menschenrecht werden. Die öffentlichen Diskussionen laufen bereits. Dann sind jene, die friedlich am "Marsch für das Leben" teilnehmen, Verbrecher.
Abtreibung und Euthanasie betreffen auch Nichtchristen, das ist kein Thema, wo Christen die alleinige Deutungshoheit haben. mir persönlich sind diese Themen zu wichtig, als dass man sie alleine den Religiösen überlassen sollte. Und Leute, die beim "Marsch fürs Leben" mitmarschieren, sind keine Verbrecher, höchstens die braun gefärbten Mitläufer, die versuchen, ihre menschenverachtende Ideologie auf diese Weise den Christen schmackhaft zu machen.
Dem gleich sind die sogenannten "Hassgesetze", die etwa verbieten, Homosexualität als sündhaft zu bezeichnen. Hier wird weder die Meinungsfreiheit noch die Religionsfreiheit mehr greifen, sondern als Christ wird man bei solchen Aussagen lt. Gesetz verurteilt.
Kein Mensch hindert dich daran, Homosexualität als sündhaft zu bezeichnen. Allerdings hast du kein Recht darauf, dass deine persönliche Meinung nur aufgrund deiner religiösen Überzeugung als allgemeingültige Maxime gelten muss. Übrigens schützen diese "Hassgesetzte" im Bedarfsfall auch dich als Christen, wenn deine Religion diffamiert werden sollte. Und nein: wenn man Christen nicht automatisch sofort recht gibt, ist das keine Beleidigung und wenn man Christen offen widerspricht, ist das auch keine Christenverfolgung. :mrgreen:
Gerade die Gender-Ideologie macht genau das, was andere lebensfeindliche Ideologien oder Sekten in der Geschichte auch getan haben: Sie will die Deutungshoheit über Begriffe und sie will den Wortschatz prägen und auf diese Weise das Denken des Menschen.
Ob dass im Sinne der "Erfinder" des Gender-Ideologie ist, kann ich nicht sagen. allerdings wird das Problem meiner Meinung nach in gewissen Kreisen zu sehr hochstilisiert. Es wäre weitaus besser, wenn man die Politiker lauthals auslachen würde, wenn diese mal wieder von "Bürgerinnern und Bürgern oder Autofahrerinnen und Autofahrern" faseln.

Auf mich wirken selbst gestandene Mannsbilder aus der bayrischen Landespolitik wie Freigänger aus dem Beklopptenheim, wenn sie von Mitgliederinnen in der CSU [d]lallen[/d] sprechen. :mrgreen:

Versuche, über die Sprache das Denken der Menschen zu ändern hat es schon immer gegeben und in der Regel waren die nie erfolgreich.
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Abischai
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#12 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von Abischai » Mi 3. Dez 2014, 16:59

Unsere Sprache korrespondiert mit unserem Wesen. Das kann man zwar nicht erzwingen, aber steter Tropfen höhlt den Stein, und irgendwann hat man sich an die Unsprache gewöhnt und spricht so. Und dann wird man auch so.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

michaelit
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#13 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von michaelit » Mi 3. Dez 2014, 17:08

Gott graut sich vor etwas, also hat Angst vor etwas?

closs
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#14 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von closs » Mi 3. Dez 2014, 17:15

Im Grunde wird doch hier deutlich, dass säkulare und christliche Maßstäbe unterschiedlich sind - das, was Gottes ist, ist etwas anderes als das, was des Kaisers ist.

Insofern würde ich als christlicher Abgeordneter im Bundestag für jede Form von Lebensgemeinschaften stimmen, wenn diese mit Pflichten und Rechten verbunden sind. Allerdings würde ich auch für die Abschaffung des Ehegattensplittings stimmen, weil heterosexuelle Paare ohne Kinder-WUNSCH (!) (wie HS-Paare) ebenfalls keine christliche Gemeinschaft darstellen, mithin vom Staat nicht unter Berufung auf den besonderen Schutz der Ehe alimentiert werden dürften - das geht nur bei der Familie. - Bei der Abtreibung ist es anders, weil dies gesetzliche Regelungen bezüglich des Werts des menschlichen Lebens betrifft - hier scheint mir die momentane Regelung halbwegs passabel, dass Abtreibung nicht erlaubt, aber straffrei ist.

Im Grunde besteht der Skandal nicht in der Entwicklung der säkularen Gesellschaft, sondern in der Anbiederung christlicher Gruppierungen. - Wenn zum Beispiel die evangelische Kirche HS-Priestern gestattet, im Pfarrhaus zusammen zu wohnen, wenn sie auf staatlichem Weg eine Lebensgemeinschaft unterzeichnet haben, ist das Verwirrung pur - als würden christliche Grundhaltungen beeinflussbar sein können durch staatlichen Papierkram.

Der Umgang der Kirche(n) mit Homosexuellen findet auf seelsorgerischer Ebene statt - also auf einer Ebene, die uns nichts angeht. Offiziell als fundamental-theologisch integrierter Bestandteil des Christentums ist logisch nicht möglich.

Die hier besprochenen Themen und viele andere mehr können nach meiner Ansicht nur dann erfolgreich in Angriff genommen werden, wenn allen Christen bewusst ist, dass geistige Gesetze und staatliche Gesetze vollkommen unterschiedlich normiert sind - beide Seiten dürfen sich nicht gegenseitig einvernehmen. - Allerdings wird dieses Ziel nicht erreichbar sein, wie man in den USA sieht, wo sich Realpolitik des Christentums als Öl im Getriebe verwendet. - Genau das ist satanisch.

Catholic
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#15 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von Catholic » Mi 3. Dez 2014, 17:24

closs hat geschrieben: Allerdings würde ich auch für die Abschaffung des Ehegattensplittings stimmen, weil heterosexuelle Paare ohne Kinder-WUNSCH (!) (wie HS-Paare) ebenfalls keine christliche Gemeinschaft darstellen, mithin vom Staat nicht unter Berufung auf den besonderen Schutz der Ehe alimentiert werden dürften - das geht nur bei der Familie.

Genau das habe ich öfters in Diskussionen mit nichtkatholischen Kollegen und Bekannten aus dem privaten Umfeld angebracht und bekam regelmässig ein
"Ihr Katholiken seid doch intolerant!"
oder dergleichen als Reaktion.
Übrigens gibt es für mich auch keine "Schwulenehe" (in Bezug auf "Wir möchten auch kirchlich heiraten!") weil die sakramentale Ehe mehr ist als ein juristischer Vertrag.

closs
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#16 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von closs » Mi 3. Dez 2014, 23:17

Catholic hat geschrieben:Übrigens gibt es für mich auch keine "Schwulenehe" (in Bezug auf "Wir möchten auch kirchlich heiraten!") weil die sakramentale Ehe mehr ist als ein juristischer Vertrag.
Genau so - es ist objektiv so und wird es auch bleiben, weil man Sakramente nicht einfach abschaffen kann.

Um so mehr: Mehr Trennung von säkularen und christlichen Gesetzen - es muss deutlicher gemacht werden - man muss ja nicht zustimmen, aber sehr wohl die Chance haben, unterscheiden zu können oder zu dürfen.

michaelit
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#17 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von michaelit » Do 4. Dez 2014, 06:37

Inwieweit ist denn die Ehe ein reguliertes Sakrament wie etwa Taufe oder Abendmahl? In den Evangelien spricht Jesus nirgendwo von einer Eheordnung außer daß Mann und Frau, wenn sie sich vereinigen, ein Fleisch werden durch Gottes Handeln an ihnen und daß sie nicht auseinander gehen sollen. Das kann man doch auch auf Homos anwenden. Auch sie sind ein Fleisch im Bett. Da können sie doch auch heiraten, auch in der Kirche. Zumindest einsegnen sollte man sie.

Samantha

#18 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von Samantha » Do 4. Dez 2014, 09:05

michaelit hat geschrieben:Inwieweit ist denn die Ehe ein reguliertes Sakrament wie etwa Taufe oder Abendmahl? In den Evangelien spricht Jesus nirgendwo von einer Eheordnung außer daß Mann und Frau, wenn sie sich vereinigen, ein Fleisch werden durch Gottes Handeln an ihnen und daß sie nicht auseinander gehen sollen. Das kann man doch auch auf Homos anwenden. Auch sie sind ein Fleisch im Bett. Da können sie doch auch heiraten, auch in der Kirche. Zumindest einsegnen sollte man sie.
Die Ehe ist doch eher eine religiöse Erfindung. Warum sollte man innerhalb einer Religion heiraten, die Homos ablehnt?

ThomasM
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#19 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von ThomasM » Do 4. Dez 2014, 09:26

Samantha hat geschrieben: Warum sollte man innerhalb einer Religion heiraten, die Homos ablehnt?
Weil eine Ehe bessere Chancen auf Gelingen hat, wenn sie unter dem Segen Gottes steht.
Und es sind Leute wie Abischai, die Homos ablehnen.
Gott lehnt keine Menschen ab, sondern verbietet lediglich das Praktizieren von bestimmten Handlungen. Es ist ein Problem des Bodenpersonals, dass dieser Grundsatz auf die Ablehnung der Menschen ausgedehnt wird.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Samantha

#20 Re: Christen in Europa im Schlafzustand

Beitrag von Samantha » Do 4. Dez 2014, 09:36

ThomasM hat geschrieben:Gott lehnt keine Menschen ab, sondern verbietet lediglich das Praktizieren von bestimmten Handlungen.
Ja, aber wenn ich ein Homo wäre, würde ich nicht kirchlich heiraten wollen, denn in der Bibel wird Homosexualität verurteilt. Dann müsste man doch erstmal die Bibel verändern und nicht erwarten, dass die Kirche die Bibel verleugnet. ;)

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