JackSparrow hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Bloß gibt es unentwickelte Wahrnehmungsorgane und mehr entwickelte.
Der Entwicklungsstand eines Organs lässt sich belegen.
Na klar lässt er sich belegen. Sage ich das denn nicht die ganze Zeit? Nur wirst jetzt zum Beispiel Du wahrscheinlich nicht fähig sein - genausowenig wie ich -, angehende Dirigenten daraufhin zu testen, ob sie Anlagen zur Weltklasse haben oder nicht.
Dieses Wahrnehmungsorgan haben wir beide nicht entwickelt, nehme ich an, andere aber ja. Woran erkennt man das? An der späteren Entwicklung dieser jungen Dirigenten. Denn dann zeigt es sich, ob die Prognose richtig war.
Herbert von Karajan zum Beispiel hat viele "Talente" entdeckt, die heute zu den besten Solisten der Welt gehören. Darum kann man sagen, dass er dieses Wahrnehmungsorgan entwickelt hatte.
JackSparrow hat geschrieben:Um die Existenz von der Wahrnehmung unabhängiger Dinge belegen zu können, müsste man zuerst die Existenz des Sinnesorgans belegen, mit welchem man solche Dinge wahrgenommen haben will.
Das Organ ist belegt, wenn es funktioniert. Spekulieren lässt sich darüber nicht.
Wenn ein Cello-Spieler in einem riesigen Orchester mal einen falschen Ton spielt, dann würde ich das möglicherweise bei diesen vielen Instrumenten, die alle gleichzeitig spielen, nicht hören.
Ein geschulter Dirigent aber hört das und guckt den Falschspieler an, lässt ihn vielleicht noch mal spielen.
Also ist die Existenz dieses Wahrnehmungsorgans belegt.
Was meinst Du mit "Wahrnehmung unabhängiger Dinge"?
JackSparrow hat geschrieben:In meiner Sprache heißt es Wirklichkeit oder Realität. Ich halte es für unnötig, dafür noch neue Wörter zu erfinden.
Das ist dann so ähnlich wie mit dem Wort "Schnee". Einigen reicht das eine Wort Schnee. Andere differenzieren nach "Matsch-Schnee", "Pulverschnee" etc.
Aber wer diese Differenzierungen nicht braucht, dem genügt ein einziger Begriff.
Für Leute, die mit dem Auto fahren oder Ski fahren, sind Differenzierungen mitunter lebenswichtig. Sie müssen feiner wahrnehmen als die, denen eine grobe Wahrnehmung ausreicht.
Ebenso beim Kunstmaler. Wo ich nur "grau" sehe, sieht er jede Menge Schattierungen dazwischen. Und für jede Schattierung erfindet er einen Namen. Wie sonst soll er mit anderen Kunstmalern kommunizieren können?
Auch Psychotherapeuten oder überhaupt Psychologen kommen nicht wirklich mit einem einzigen Begriff aus, bezüglich Realität oder Wirklichkeit. Beide Begriffe sind für mich auch nicht dasselbe. Das eine beinhaltet das Wort "wirken" - das, was auf etwas einwirkt, ist Wirklichkeit. Das andere beinhaltet das nicht, sagt also etwas anderes aus.
Ich zum Beispiel habe vor dem Schlafengehen, wenn ich schon so langsam rüberdämmere, viele inneren Bilder, auch Szenen vor Augen. Diese Bilder sind oft von solcher Schönheit, dass ich vor Schreck manchmal wieder hellwach werde.

Mitunter sind es Gesichter, manchmal Menschen in unglaublichen Kostümen, die ich in unserer Alltagsrealttät nie gesehen habe, teilweise auch dort nie werde auffinden können, weil allein schon die Farben in unserer Realität nicht vorkommen.
Wo kommen diese Bilder und Szenen her? Es sind keine Nachäffungen von bekannten Dingen, sondern haben eine ganz eigene Qualität.
Da nicht nur ich dergleichen kenne, halte ich es für eine intersubjektiv erfahrbare Realität, die einen anderen Begriff schon rechtfertigen würde, um der Kommunikation willen. "Geistige Realität" reicht mir da auch nicht, schon darum nicht, weil da hundert verschiedene Sachen damit assoziiert werden, teilweise spekulativer Natur.